closs hat geschrieben:
Das würde heißen: Der Mensch hat in klare Abgrenzung zum Tier die Anlage, Gott zu erkennen (Ebenbildlichkeit) - das hat die Giraffe nicht.
Unbedingt.
Im 1. Schöpfungsbericht wird das Verb "bara" in der Thora zur Beschreibung der Erschaffung des Menschen verwendet, es ist äußerst wichtig. Wenn ein Mensch die Natur und seine Beziehung zum Tierreich wahrnimmt, könnte er leicht daraus schließen, dass er im Grunde ein Teil des Tierreichs ist. Er mag fortgeschrittener oder weiter entwickelt sein als der ‚durchschnittliche Affe‘, aber biologisch unterscheidet er sich nicht von ihm. Aber die Verwendung des Verbs "bara" zur Beschreibung der göttlichen Erschaffung des Menschen sagt aus, dass der Mensch eine völlig neue Art in der Schöpfung darstellt, denn "bara" meint immer die Schöpfung ex-nihilo, die Erschaffung von etwas aus nichts. "bara" kommt dreimal vor. Es sind die Stellen, in der die Erschaffung jeder der grundlegenden Lebensformen beschrieben werden (Pflanzen, Tiere und Mensch).
Das mit dem Bewusstsein in Gott muss man so verstehen: Vor dem Sündenfall nahm der Mensch noch an der Dimension Gottes mit seinem Geist teil. Er war da genau das, was wir später, in erhöhter Form wieder sein werden: Zwar eigener Geist, aber veredelt in Gott. Adam erkannte in Gott Gott, aber nicht außerhalb von Gott Gott (oweh, was für philosophisches Gewschwurbel. Und das bleibt jetzt ewig im Netz? Was für eine Ressourcenverschwendung

) Mit Eva war Adam ein Fleisch, mit Gott ein Geist (wie Eva) und damit auch mit Eva ein Geist. Das Erkennen geht hier nur in der Dimension Gottes, in Gott.
closs hat geschrieben:Hat er aber zwei Bezugs-Punkte, ist das nicht "Alles in Eins", sondern Dialektik. - Umgekehrt formuliert: Diese Dialektik kann nur in ihre Synthese geführt ("aufgehoben") werden, wenn sich das "Cogito" erkennend (also frei-willig) aufheben lässt ("Dein Wille geschehe").
So ist es. Das "funktionierte" aber erst nach dem Sündenfall, wo sich eigener Wille vom Willen Gottes trennte.
Vor dem Sündenfall hat er noch den reinen Geist Gottes. Er erkennt in Gott, aber nicht wie: "da ich, dort du, da Tier, dort ich", sondern in einer vollkommen höheren Form: Er erkennt das Wesen von allem, nicht die äußere Form, er erkennt die Lebenskräfte in allem. Das hat nichts mit Erkenntnis im irdischen Sinn zu tun, von dem wir hier sprechen, diese Erkenntnis gab es noch nicht.
closs hat geschrieben: Das Wort "Wille" führt die Exegese ein, nicht die Bibel. - Im Text sind ausschließlich trieb-gesteuerte Motive erkennebar. - Es ist ein Reflex, keine Reflexion.
Richtig, wenn man aber einmal das Wesen des Willens verstanden hat, dann kann man auch verstehen, wie er sich des Leibes und der Seele bedient oder unterdrückt wird.
closs hat geschrieben:
a) Wie ist "menschliche Würde" (Dein Begriff - ich würde hier "Ebenbildlichkeit" sagen) ohne "Cogito" möglich?
c) Wie kann man "willentlich" "entscheiden", wenn man die Alternativen nicht erkennt?
a) Zuvor müsste man Menschenwürde definieren. Das Fass machen wir hier lieber nicht auf

Aber: Ebenbild bedeutet zunächst einmal alles was ist und das Sein, eben was Gott ist, nur geschaffen.
b) habe ich unterschlagen
c) indem man den Willen nicht ständig auf ein Ziel hin ausrichtet. Der Wille
ist.
closs hat geschrieben:Auch der Begriff "Verantwortung" ist eine menschliche Erfindung - sicherlich pragmatisch nachvollziehbar, aber doch nicht geistig relevant. - Blinkt da möglicherweise Menschenmaß gegen Gottesmaß durch?
Wieder ein neues Fass, trinken wir erst mal die Geöffneten leer.

Servus