Das ist objektiv falsch. - Naturwissenschaft funktioniert nur deshalb, weil man (offensichtlich unbewusst) voraussetzt, dass die eigene Wahrnehmung (damit meine ich auch Messungen) mit Realität korrespondiert.Pluto hat geschrieben:aber Naturwissenschaft beginnt NICHT mit einer Setzung, sondern mit einer Bobachtung.
Gegenbeispiel: Ich kenne einige Fachkräfte aus dem psychologischen/psychiatrischen Bereich. - Es wäre ein Leichtes, (kranke) Menschen zu finden, deren Wahrnehmung komplett von der Realität abgekoppelt ist - solche Menschen würden auch in ihrer "Phantasie" Messreihen machen, die alle stimmen.
Der entscheidende Punkt: Rein erkenntnis-theoretisch können weder diese Leute noch Pluto noch Closs entscheiden, ob ihre Wahrnehmung (auch Messungen) mit der Realität in Verbindung stehen. - Ich kann zum Beispiel NICHT entscheiden, ob ich Pluto eine Mail schicke und er mir antwortet, oder ob ich mir einbilde, dass ich ihm eine Mail schreibe und er mir antwortet. Ich könnte (als kranker Mensch) Dich sogar besuchen, um mich zu vergewissern, dass es Dich gibt - und könnte nicht sicher sein, ob dieser Besuch nicht auch eine Wahnhandlung ist. - Da kommt keiner raus - KEINER kann das für sich entscheiden.
In der Praxis löst man das so, dass man setzt, dass man selber nicht bescheuert ist (was aber Wahnkranke AUCH tun) und somit objektive Wahrnehmung mit Realität korrespondiert - und ab diesem Moment hast Du recht.
Warum reden wir überhaupt über das Thema? - Weil es ständig Streit gibt über naturwissenschaftliche und geistige Wahrnehmung - als sei das etwas GANZ Unterschiedliches. - Es ist unterschiedlich, hat aber beides seine Setzung: Die naturalistische Setzung hast Du gerade gehört - die geistige Setzung besteht darin, dass man von einem Sein über dem Dasein ausgeht.
Der Naturalist begründet seine Setzung damit, dass seine Beobachtungen schlüssig erscheinen und er selbst glaubt, dass seine Beobachtungen keine Wahnvorstellungen sind. - Der spirituelle Mensch begründet seine Setzung damit, dass seine geistigen (oder auch Herzens-) Erkenntnisse nur schlüssig mit dieser Setzung sind.
Beide können NICHT ihre Setzung verifizieren/beweisen - das kann nur die Realität selbst - dazu nochmal die Definition von "Ding an sich": Das, was unabhängig von der Tatsache existiert, dass es durch ein Subjekt wahrgenommen wird und somit für dieses zum Objekt würde". - Und dieses "DAS" würde ich gleichsetzen mit Realität.
Sowohl der Baum im Garten als auch Gott sind dementsprechend dann real, wenn sie unabhängig davon existieren, dass sie durch ein Subjekt (Mensch) wahrgenommen werden - also nicht erst dann existieren, wenn sie Objekt eines Subjekts sind.
Da wir (Subjekt) aber (siehe oben) NICHT entscheiden können, ob wir reell beobachten/messen oder im Traum, ist unsere Objektivierung NICHT entscheidend für die Realität unseres Objekts. Entscheidend dagegen ist, dass unsere Setzung stimmt - was wir aber nicht entscheiden können.
Somit ist die Grundlage jeglicher Objektivität ein Glaube - nämlich dass unsere Setzung selbst real ist. - Insofern sind Naturalisten extrem glaubensstark, weil sie ihre Setzung erst gar nicht in Frage stellen. - Und dasselbe passiert bei vielen Menschen in Bezug auf Gott.