Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Rund um Bibel und Glaube
Antworten
Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#1 Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von Rembremerding » Sa 16. Nov 2013, 15:08

Einen schönen Sabbat an alle Foristen. :)

Quasi als Nebenprodukt einiger Studien ergab sich ein fragmentarisches Bild über Bücher und Schreiber in altestamentlicher Zeit. Für Interessierte hier gekürzt einige Ergebnisse mit der Hoffnung nicht als "Wichtigtuer" betrachtet zu werden. Vielleicht können einige Foristen noch mit weiteren Erkenntnissen aus diesem Themenbereich beitragen.


Gerade der Prophet Jeremia gibt uns einen guten Eindruck davon, wie ein Buch in altestamentlicher Zeit entstand und zeigt wesentliche Elemente der Buchherstellung auf.
Wir lesen: Gott befahl, eine Buchrolle zu nehmen und darauf alle Worte, die er dem Propheten gab, niederzuschreiben. Jeremia rief daraufhin seinen Sekretär und Schreiber Baruch und diktierte ihm die Botschaften, die er empfangen hat.
Jer 36,4; HSK
Da berief Jeremias den Baruch, den Sohn Nerijas, und Baruch schrieb nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm gesprochen hatte, in eine Buchrolle.
Baruch las den Inhalt im Tempel vor und teilte auch mit, mit was der Text aufgeschrieben wurde, nämlich mit Tinte.
Jer 36,18; HSK
Baruch erwiderte ihnen: »Jeremias hat mir mündlich alle diese Worte gesagt, und ich schrieb sie mit Tinte in die Buchrolle.«
Die Buchrolle war wohl aus Papyrus, denn sie brannte vorzüglich.
Jer 36,22-23; HSK
Der König bewohnte damals das Winterhaus, da es der neunte Monat war, und das Feuer des Kohlenbeckens brannte vor ihm. Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt er sie mit dem Schreibermesser ab und warf sie auf das Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens verschwunden war.

Baruch war ein Schreiber, ein eigenständiger Beruf im Altertum. Da die Mehrheit der Menschen Analphabeten waren, kann man die Kunst des Schreibens als Monopol betrachten. Schreiber waren in Kult, Verwaltung und Wirtschaft tätig. Israelische Schreiber lernten ihren Beruf wohl in Sippen (hebr. Schreiber = sofer, sepher)
1Chr 2,55; HSK
Die Geschlechter von Sepher, die Bewohner von Jabez, waren Tiratiter, Schimatiter, Suchatiter; das sind die Kiniter, die von Chamat abstammen, dem Vater von Betrechab.
Ein Schreiber musste nicht nur mit der eigenen Sprache und Schrift vertraut sein, sondern auch mit Sprachen und Schriften benachbarter Völker. In nachexilischer Zeit erfuhr der Begriff Schreiber dann einen Bedeutungswandel, da er nun auch als Autorität in Hinblick auf Auslegung des Gesetzes und der Gebote betrachtet wurde. Esra ist dafür ein gutes Beispiel.
Esr 7,6; HSK
Dieser Esra zog nun von Babel herauf. Er war Schriftgelehrter, erfahren im Gesetz des Moses, das der Herr, der Gott Israels, erlassen hatte. Der König gewährte ihm alle seine Wünsche, da die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war.
Im NT begegnet man im Schriftgelehrten dem ehemaligen Schreiber.

Als Beschreibmaterial nahm man in ältester Zeit Ton (Keilschrift). Für Hebräisch war Ton nicht gebräuchlich, da er für die Schriftform ungeeignet ist. Ton wird im AT als Beschreibmaterial deshalb nicht erwähnt.
Anders aber Stein. Zwar gab es in Hebräisch keine geeignete Lapidarschrift (schmucklose Großbuchstaben), doch wurden anscheinend doch Steininschriften angefertigt, wie einige Stellen im AT belegen.
Job 19,24; HSK
mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer eingehauen in den Fels!
Auf Stein konnte man aber auch schreiben, wenn man ihn mit einer Kalkschicht bedeckte, auf die man die Schrift dann auftrug. So geschehen wohl hier:
Dtn 27,1-8; HSK
Moses aber und die Ältesten Israels gaben dem Volke folgenden Befehl: »Befolgt alle Gebote, die ich euch heute gebe! Wenn ihr über den Jordan in das Land hinübergekommen seid, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, dann richte dir große Steine auf und bestreiche sie mit Kalk! Schreibe auf sie anläßlich deines Einzuges alle Worte dieses Gesetzes, damit du hineinkommst in das Land, das der Herr, dein Gott, dir verleiht, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen. Habt ihr den Jordan überschritten, so errichtet diese Steine, um derentwillen ich euch heute Befehl erteile, auf dem Berge Garizim, und du sollst sie mit Kalk übertünchen! Ferner sollst du dort dem Herrn, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar aus Steinen, die du mit keinem Eisenwerkzeug bearbeitet hast. Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, errichten und darauf dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer darbringen. Ebenso sollst du dort Friedopfer schlachten und ein fröhliches Opfermahl vor dem Herrn, deinem Gott, halten. Schreibe auf die Steine alle Worte dieses Gesetzes deutlich und genau!«
Jos 8,32; HSK
Dann schrieb er dort auf Steine eine Abschrift des Gesetzes des Moses, das er vor den Israeliten niedergeschrieben hatte.

Holz beschrieb man meist durch Einritzen oder mit Tinte. Im AT kann man möglicherweise an 4 Stellen das Beschriften von Holz herauslesen, wo von „Tafeln“, luach, die Rede ist, vielleicht ein zuvor bearbeitetes Brett zum Einritzen.
Is 30,8; HSK
Komm nun, schreibe es vor ihnen auf eine Tafel und lege es schriftlich fest; es sei für spätere Zeiten zum ewigen Zeugnis!
Hab 2,2; HSK
Der Herr gab mir Antwort und sprach: »Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie auf Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen kann!
Bei Ez 37,16 wir auch von Schreiben auf Holz gesprochen, hier kann es sich aber auch um einen Holzstock handeln.
HSK
»Du aber, Menschensohn, nimm dir ein Stück Holz und schreibe darauf: ›Juda und die mit ihm verbündeten Söhne Israels‹; dann nimm ein anderes Holzstück und schreibe darauf: ›Joseph, Holzstab Ephraims, und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel‹!
Schließlich Is 8,1, wo von „Tafel“, gilayon, die Rede ist, wobei unklar ist, ob diese aus Holz war.
HSK
Der Herr sprach zu mir: »Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf in gewöhnlicher Schrift: ›Eilebeute-Raubebald‹!

Metall war nur für kurze Texte geeignet, denn es war zu hart und zu schwer. Inschriften gibt es meist nur auf Waffen.
Das Notizpapier des Altertums waren Tongefäßscherben (Ostraka), die mittels Tinte oder Einritzen beschriftet wurden. Im AT werden Ostraka, so weit ich feststellen konnte, nicht erwähnt.

Tierhäute, zu Leder gegerbt, und in Rollenform sind ebenfalls ältestes Beschreibmaterial. Die Jesaja-Rolle, welche in Qumran gefunden wurde, hat eine Länge von 7 Meter und kann im „Schrein des Buches“ in Jerusalem besichtigt werden.

Die gebräuchlichste Form von Beschreibmaterial war aber Papyrus. Es wird aus Stängel der Papyrusstaude zu einzelnen Blättern hergestellt, die man zu Rollen zusammenklebte. Produziert wurden sie in der Antike ausschließlich in Ägypten und vor allem in der phönizischen Hafenstadt Gebal (griech. Byblos!) gehandelt. Im hebräischen Text des AT wird Papyrus (gome) mehrfach erwähnt, allerdings nicht als Beschreibmaterial.

Wenn Interesse besteht: Das nächste mal mehr über die Begriffe Buch/Rolle, den Schreibutensilien und der Schrift im AT im Allgemeinen.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#2 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von closs » Sa 16. Nov 2013, 16:07

Sehr interessant und detail-reich. - Es ist schwer, darauf zu entgegnen, weil es nicht kontrovers ist. - Aber Du sollst zur Kenntnis nehmen, dass Deine Arbeit hochgeschätzt wird. :thumbup:

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#3 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von Rembremerding » Mi 20. Nov 2013, 10:23

Einen schönen Tag an alle Foristen! :)

Danke, @closs

Hier weiter zum Begriff „Buch“.
Zu beachten ist nämlich, dass dieser Begriff erst viel später erfunden wurde und in Gebrauch kam. In deutschen Bibelübersetzungen wird das hebräische „sefer“ mit „Buch“ wiedergegeben.
„Sefer“ wird im AT aber für unterschiedliche Inhalte verwendet. So für eine Kaufurkunde:
Jer 32,10; HSK
Ich schrieb den Kaufbrief, siegelte ihn und ließ es durch Zeugen beglaubigen; dann wog ich das Silber auf der Waage dar, alles nach Gesetz und Recht.
Oder für einen Scheidebrief:
Dtn 24,1; HSK
Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt, sie ihm aber später nicht mehr gefällt, weil er an ihr etwas Widerliches entdeckt, so soll er ihr einen Scheidebrief schreiben, diesen ihr aushändigen und sie aus seinem Hause entlassen.
Auch für eine Anklageschrift:
Job 31,35; HSK
0 daß doch einer mich hören möchte! Ja, dies ist mein Begehren, daß mir der Allmächtige Antwort gäbe und mein Gegner im Streit eine Klageschrift schriebe!
Man kann also sagen, dass „sefer“ ursprünglich einfach ein Schriftstück bezeichnete, unabhängig von Form und Inhalt.
Fasste man mehrere Schriftstücke zusammen, kann man dann durchaus den Sinn von „Buch“ erkennen. So geschehen in einer Gedichtsammlung:
Num 21,14; HSK
Daher heißt es im Buch der Kriege des Herrn: »Waheb in Supha und die Bachtäler, ...
genealogische Listen:
Gen 5,1; HSK
Dies ist das Buch des Stammbaumes Adams. Am Tage, da Gott Adam schuf, formte er ihn nach Gottes Ebenbild.
Chroniken:
1Kön 14,19; HSK
Die übrige Geschichte Jerobeams, wie er Kriege führte und als König regierte, steht geschrieben in der Chronik der Könige von Israel.
Oder Gesetzessammlungen:
Ex 24,7; HSK
Er nahm das Buch des Bundes und las es dem Volke vor. Es sagte: »Alles, was der Herr gesprochen, wollen wir gern befolgen!«
Der Plural „sefarim“ bei Dan 9,13 meinte damit die Bücher des AT:
Dan 9,13; HSK
Wie es im Gesetz des Moses geschrieben steht, ist all dies Unheil über uns gekommen...

Im AT wird auch noch das hebräische Wort „megilla“ verwendet, was „Rolle“ bedeutet. Man verwendete es häufig für beschriebene Leder- und Papyrusrollen. Diese Bedeutung wird in der hebräischen Wortkonstruktion „megillat-sefer“ ersichtlich, wie sie bei Jer 36,2.4 erscheint:
Jer 36, 2.4; HSK
»Nimm dir eine Schriftrolle und schreibe darauf alle Worte, ... und Baruch schrieb nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm gesprochen hatte, in eine Buchrolle.
Im AT ist also immer von einem Schriftstück in Form einer Rolle die Rede, niemals von einem „Buch“ in unserem heutigen Sinn.
Diese Schriftrollen waren meist aus Papyrus. Die Länge einer solchen Rolle bestimmte die Länge des Textes, die sie zu beinhalten hatte, überschritt aber, der Handlichkeit wegen, nie mehr als 20 aneinandergeklebte Blätter.
Die Blattgröße betrug meist 30 cm Höhe und 20 cm Breite, womit eine Rolle um 4 bis 4,5 Meter Länge haben konnte. Umfangreiche Texte benötigten mehrere Rollen. Die Enden der Rollen wurden mit Holzstäben fixiert, um das Auf-und Abrollen zu erleichtern. Geschlossen hielt man sie mit Schnüren oder Riemen zusammen. Die Thora in jüdischen Synagogen sind ein anschauliches Bild solcher Rollen.
Die Rollen beschrieb man von rechts nach links. Wegen des geringeren Schreibwiderstands nur auf der Innenseite (recto). Dort verlaufen die Fasern horizontal. Selten beschrieb man auch die Außenseite (verso), geschah es doch, nannte man beidseitig beschriebene Rollen Opisthograph. Im AT gibt es dafür, so weit ich erkennen konnte, nur ein Beispiel:
Ez 2,9-10; HSK
Ich schaute, und siehe, eine Hand war gegen mich ausgestreckt, und in ihr lag eine Buchrolle. 10 Er breitete sie vor meinen Augen aus, und sie war auf der Vorder- und Rückseite beschrieben; verzeichnet standen darauf Klagen, Seufzen und Wehe.
Den Text schrieb man in Spalten mit ca. 5-7 cm Breite und einheitlicher Zeilenzahl:
Jer 36,23; HSK
Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte,...
Das erste Blatt der Rolle blieb grundsätzlich unbeschrieben und diente als Schutzhülle (protokollon).
Wenn man in der Rolle las, öffnete man sie in einer Breite von ein oder zwei Spalten. Texterschließung war äußerst schwer, weil etwa Seitenzahlen und Inhaltsverzeichnis fehlten. Nur der Titel des Buches (der Rolle) wurde am Ende des Textes angegeben.
Schriftrollen wurden in Tongefäße aufbewahrt, meist mit Deckel als Schutz vor Licht und Staub, ähnlich den Qumran-Rollen.
Jer 32,14; HSK
[›So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels:] Nimm diese Urkunden, diesen versiegelten Kaufbrief und den offenen, und lege sie in ein Tongefäß, damit sie lange erhalten bleiben!

Danke für das Lesen bis hierher und euer Interesse, ihr seid echt geduldig.
Wen es interessiert: später zum Schluß noch etwas kürzeres über die Schreibutensilien und die Schrift.
Servus! :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#4 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von closs » Mi 20. Nov 2013, 14:13

Rembremerding hat geschrieben:Wen es interessiert:
Das tut es - aber man kann eben schlecht darauf antworten, weil es pure und interessante Information ist - aber nicht "streitfähig" ist. :thumbup:

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#5 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von Pluto » Mi 20. Nov 2013, 20:23

closs hat geschrieben: aber nicht "streitfähig" ist. :thumbup:
Dass du aber auch immer streiten willst...? :mrgreen:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Abischai
Beiträge: 3190
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

#6 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von Abischai » Mi 20. Nov 2013, 23:11

Mein historisch gewachsenes Wissen zu diesem Thema ist nicht so tiefgründig recherchiert, aber vielleicht ergänzend.

"Buchstaben" ist der Ursprung dessen, was bei uns als Buch gilt. Und das hat mit Stäben (Holzleisten) zu tun. Ob die von Buchenholz waren? Sicher hat "Buch" in "Buchstaben" einen anderen Ursprung. Aber die Ursprachen waren sehr einfach und korrekt.

Die mir bekannten antiken Datenträger waren folgende:

- Der "Papyrus", woher unser "Papier" abgeleitet ist, ein damaliges Geflecht aus dünnsten Papyrusschilfstreifen, die flach ineinander verflochten, und trockengepreßt eine reißfeste Schreibfläche ergaben. Diese Blätter wurden einzeln beschrieben und in Stapeln gefügt, meiner Kenntnis nach aber nicht "gebunden", sondern als Paket verschnürt.

- Die Tontafel, postkartengroße, cm-starke Tonscheibe, feucht, weich, in die mit einem schraubenzieherartigen Griffel, ähnlich einer Kalligraphiefeder, Zeichen eingedrückt wurden. Dabei entstanden stets drachenviereckige, keilförmige (schräge) Vertiefungen; die Keilschrift. Diese Tonsubstrate konnten einfach durch einstampfen und erneutes Kneten recycled werden. Was wichtig war, wurde luftgetrocknet und was dauerhaft sein sollte, wurde später gebrannt, was Jahrtausende überdauert hat.

- Das Pergament, eine Höchstleistung der Gerberkunst, bei der ursprünglich Eselshaut zum Einsatz kam. Erfunden und erstmalig weltweit vermarktet wurde das Pergament in Pergamon, woher es seinen Namen hat. Die hauchdünne Haut war transparent und als Zeichen- oder Schreibsubstrat bestens geeignet. Zudem ließ sich das Pergament, entgegen dem Papyrus, leicht rollen.

- einfachere Formen, ähnlich dem Pergament: die "Kuhhaut". Da sich auf Leder generell gut schreiben und zeichnen läßt, war das Leder von Tieren immer und überall ein teures, aber gutes Schreib- "papier".

- Metallbleche, Kupfer oder Zink oder Silber, einige Funde aus Qumran sind beschriebene Blechrollen.

Die heutige Schrift hat sich in der ägyptischen Zeit Israels entwickelt. Schriften gab es schon immer, aber nicht einheitlich, und nicht in der Form von "Buchstaben", also symbolischen Schriftzeichen, die aus den Hieroglyphen (Pictogramme mit Silbencharakter) hin zu Symbolen für Vokale und Konsonanten wurden.

Die Phönizier waren wohl die ersten, die eine Buchstabenschrift hatten, anders als die Ägypter. Und diese Buchstaben waren leichter zu schreiben und zu lesen als die zwar schöne aber umständliche Bilderschrift vom Nil.
Eng verwandt, also wahrscheinlich daraus entstanden, ist die althäbräische Schrift.

Und zu einem Gesamtwerk gefügt wurden einzelne Schriftstücke auch bei den Phöniziern. Den genauen Hergang weiß ich jetzt nicht, aber das griechische Wort "biblios" für "Buch" ist der phönizischen Stadt "Byblos" entlehnt. "Bibel" kommt also auch daher.

Für das Wort Gottes ist es aber wichtig, daß hier immer ein besonderer Artikel davor steht. Es ist "Die Bibel", also nicht irgendein Buch, sondern "DAS Buch".
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#7 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von Rembremerding » Fr 22. Nov 2013, 09:17

Einen schönen und segensreichen Tag an alle Foristen! :)
Vielen, vielen Dank @Abischai für deine Ergänzungen/Ausführungen.
@closs, unser „Streithansel“. :lol: Da muss ich dir wohl mal wieder den freien Willen anempfehlen und du mir die ewige Verdammnis ausreden, dann können wir uns wieder so richtig kultiviert „zoffen“. :mrgreen:

Aber zum Thema noch etwas über die Schreibutensilien und die Schrift in alttestamentlicher Zeit.
Die Schreiber benützten ein Schreibrohr (hebr. et sofer) aus Schilf, der „Griffel des hurtigen Schreibers“.
Ps 45,2; HSK
Mein Herz schlägt höher zum Festgedicht, ich singe dem König mein hehres Lied. Meine Zunge ist gleich dem Griffel des hurtigen Schreibers.
Mit diesem Schreibrohr trug man die Tinte auf Papyrus, Leder oder Ostraka auf. Das Schreibrohr zerquetschte man wohl an der Spitze oder zerkaute es, um eine weiche Faser zu erlangen, wie einen Pinsel. Erst später wurde die Spitze schräg zugeschnitten, wie bei einer Schreibfeder.
Die Tinte (hebr. deyo) wird im AT nur hier erwähnt:
Jer 36,18; HSK
Baruch erwiderte ihnen: »Jeremias hat mir mündlich alle diese Worte gesagt, und ich schrieb sie mit Tinte in die Buchrolle.«
Sie bestand damals aus Ruß von Olivenöllampen und einer Gummilösung oder Öl, auch aus Galläpfel und Vitriol. Die Tinte drang nicht tief ins Beschreibmaterial ein und konnte leicht mit einem Schwamm weggewischt werden. So konnte man Schriftrollen wiederbeschreiben, die man dann Palimpsest nennt.
Bei Jeremia wird auch ein Schreibermesser (hebr. ta’ar hasofer) erwähnt:
Jer 36,23; HSK
Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt er sie mit dem Schreibermesser ab und warf sie auf das Feuer im Kohlenbecken, ...
Das Messer diente dazu den Papyrus zurecht zu schneiden, das Schreibrohr anzuspitzen und manchmal Schreibfehler auszubessern.
Aus anderen Quellen weiß man, dass Schreiber noch ein Lineal und einen Glättstein besaßen, um den Papyrus vor dem Beschreiben zu bearbeiten. Im AT sind diese Utensilien, so weit ich erkennen kann, nicht erwähnt.
Das gesamte Schreibzeug (hebr. keset), bestehend wahrscheinlich nur aus Schreibrohr und Tinte, trug der Schreiber am Gürtel:
Ez 9,2-3; HSK
Da erschienen sechs Männer aus der Richtung des oberen Tores, das nach Norden schaut; ein jeder hatte seine Zerstörungswaffe in seiner Hand. In ihrer Mitte befand sich ein Mann, der in linnene Gewänder gekleidet war und ein Schreibzeug an seinen Hüften trug. Sie kamen und stellten sich neben dem ehernen Altar auf. Die Herrlichkeit des Gottes Israels hatte sich von den Kerubim, über denen sie gethront hatte, nach der Tempelschwelle hin erhoben. Er rief den Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug.
Ez 9,11; HSK
Und siehe da, der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug, erstattete Bericht und sprach: »Ich habe deinen Befehl ausgeführt.«

Aus Jer 36,1 erfährt man, dass die niedergeschriebenen Ereignisse 605/604 v. Chr. stattfanden, das war:
HSK
Im vierten Jahre Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremias:
Aus vergleichenden Schriftfunden (z.B. die 21 Lachisch-Ostraka und Papyrusfragmente von Wadi Murabba’at) jener Zeit kann man feststellen, dass Baruch das Diktat des Jeremia in einer schon sehr weit fortentwickelten kursiven Form des Althebräischen niederschrieb. Die Buchstaben lassen noch erkennen, wie @Abischai schon anmerkte, dass sie auf das phönizische Alphabet zurückgehen. Die heute allgemein gebräuchliche hebräische Quadrat- und Kursivschrift hat mit der Schrift des Baruch keinerlei Ähnlichkeit.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Abischai
Beiträge: 3190
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

#8 Re: Buch und Schrift in alttestamentlicher Zeit

Beitrag von Abischai » So 24. Nov 2013, 02:50

Mit der einfachen Verifikation anhand eines Bibelwortes wäre ich vorsichtig. Daß der Schreiber in der Vision bei Hesekiel das Schreibzeug am Gürtel trug, wird extra erwähnt und könnte daher auch eine Besonderheit sein. Am Gürtel trägt man die Waffen und das Geld. Vielleicht ist das also ein prophetischer Hinweis auf die Gewalt des Schreibers, könnte ja auch sein...

Und das "Schreibermesser" ist vielleicht auch kein Schreibuntensil, sondern ein Statussymbol des Schreibers, der im Staat einer der hochrangigsten Männer war. Der Schreiber hatte ein Messer, nicht jeder hatte eins.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Antworten