Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
Punch
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#641 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Mo 4. Nov 2019, 10:35

Spice hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:04
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 09:39
Wer ist es denn nun, der einzig wahre Gott? Hier wäre es dann an der Zeit, den absoluten Gottesbeweis anzutreten, nur ist das noch keinem Menschen wirklich gelungen.

Für alle tief erkennenden Menschen ist der Tod das Problem. 

Ein Problem? Eher eine Tatsache, dazu braucht es wohl keine tieferen Erkenntnisse. Ich würde da Epikur beipflichten:

"Der Tod geht uns nichts an. Denn solange wir sind, ist der Tod nicht da, und sobald er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich geht er weder die Lebenden an noch die Toten, denn die einen betrifft er nicht, und die anderen sind nicht mehr." 

Man kann aber auch mit dem Tod das wohl erfolgreichste Geschäfts-Modell der Menschheitsgeschichte machen. 

PeB
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#642 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von PeB » Mo 4. Nov 2019, 10:44

lovetrail hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 11:05
PeB hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 09:35

Hier gebe ich dir ja auch recht. Böser Geist, unreiner Geist und Dämon kann auch synonym verwendet werden. Aber nicht mit "gefallener Engel". Darum geht es mir.

Ja, das ist ne andere Gattung. Aber inwiefern ist das für dich von Wichtigkeit?

LG

Für mich nicht. Aber Helmuth hatte beide gleichgesetzt.

closs
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#643 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 4. Nov 2019, 11:06

Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:24

Und die Frage ist damit nicht beantwortet, denn die Gläubigen aller religiösen Sparten schnitten sich durch die Jahrhunderte sehr irdisch und mit gläubiger Hingabe die Gurgeln durch zu metaphysischen Fragestellungen, und das immer im Namen des jeweils diensthabenden Gottes.
Da darf man "Bote" mit "Botschaft" nicht verwechseln. ---- Wenn Stalin einerseits sagt "Gott ist die Liebe" und andererseits 5 Minuten später 100.000 Leute in den Gulag schickt, muss der Satz "Gott ist die Liebe" nicht DESHALB falsch sein, weil der Verfasser dieses Satzes ein Verbrecher ist.

Letztlich läuft das hinaus auf den Begriff "Fürstentum der Welt". - Denn auch die Kirche ist Teil dessen, was aus christlicher Sicht unter der Macht des Satans steht. --- Irgendwo (Matth. 23,3ff steht:
3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen's zwar, tun's aber nicht.
4 Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür rühren.
5 Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß.
6 Sie sitzen gern obenan beim Gastmahl und in den Synagogen
7 und haben's gern, dass sie auf dem Markt gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt werden.

 
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:24
Oder versucht er es wie closs, gutmeinend und human, aber mit sehr "dehnbaren" und nicht immer wirklich plausiblen Vernunftgründen.
Das wäre ein weites Feld - da müsste man Grundlagenfragen klären - bspw. "Was ist überhaupt 'Vernunft'?" - Und noch viel mehr.
 

Spice
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#644 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Spice » Mo 4. Nov 2019, 12:34

Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:35
Spice hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:04
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 09:39
Wer ist es denn nun, der einzig wahre Gott? Hier wäre es dann an der Zeit, den absoluten Gottesbeweis anzutreten, nur ist das noch keinem Menschen wirklich gelungen.

Für alle tief erkennenden Menschen ist der Tod das Problem. 

Ein Problem? Eher eine Tatsache, dazu braucht es wohl keine tieferen Erkenntnisse. Ich würde da Epikur beipflichten:

"Der Tod geht uns nichts an. Denn solange wir sind, ist der Tod nicht da, und sobald er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich geht er weder die Lebenden an noch die Toten, denn die einen betrifft er nicht, und die anderen sind nicht mehr." 

Man kann aber auch mit dem Tod das wohl erfolgreichste Geschäfts-Modell der Menschheitsgeschichte machen. 
Nein, Epikur ist da völlig untauglich. Denn man ist ja tatsächlich nach dem physischen Tod immer noch lebendig. Diese Kurzsichtigkeit mit dem Tod sei alles aus, ist es ja die allen Egoismus mit seinen negativen Folgen bewirkt. 
 

Punch
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#645 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Mo 4. Nov 2019, 13:48

closs hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 11:06
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:24

Und die Frage ist damit nicht beantwortet, denn die Gläubigen aller religiösen Sparten schnitten sich durch die Jahrhunderte sehr irdisch und mit gläubiger Hingabe die Gurgeln durch zu metaphysischen Fragestellungen, und das immer im Namen des jeweils diensthabenden Gottes.
Da darf man "Bote" mit "Botschaft" nicht verwechseln. ---- Wenn Stalin einerseits sagt "Gott ist die Liebe" und andererseits 5 Minuten später 100.000 Leute in den Gulag schickt, muss der Satz "Gott ist die Liebe" nicht DESHALB falsch sein, weil der Verfasser dieses Satzes ein Verbrecher ist.

Ich würde sagen, da da die 100.000 etwas sehr, sehr anders denken als du, wenn sie dann den Gulag überlebten. Dabei hat die Bezugnahme von Stalin zur Gottesliebe hin immer ein so gewisses etwas in sich. Wobei der Unterscheid zwischen Stalins Gulag und der christlichen Hölle der wäre, das die sozusagen Eingulagierten die Gnade des Sterbens hatten, diese "Gnade" wird den Insassen der Hölle verwehrt.

Aber egal, der fundamentale Christ braucht das himmlische Strafgesetzbuch ebenso zur Überzeugug von Gottes Liebe zu den Menschen, wie einst Robespierre seine geliebte Guillotine.
Trotzdem komme ich nicht umhin, wenn mir hier einige Leute etwas von der Liebe Gottes verklickern wollen, automatisch an das Märchen vom Rotkäppchen und den Wolf zu denken.

Also dann, auf das die Rotkäppchens dieser Welt von den Wölfen verschont bleiben mögen 

Punch
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#646 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Mo 4. Nov 2019, 14:03

closs hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 11:06
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:24
 
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:24
Oder versucht er es wie closs, gutmeinend und human, aber mit sehr "dehnbaren" und nicht immer wirklich plausiblen Vernunftgründen.
Das wäre ein weites Feld - da müsste man Grundlagenfragen klären - bspw. "Was ist überhaupt 'Vernunft'?" - Und noch viel mehr.

Das sind dann so Dinge, die sich in einem Forum der weltanschaulichen Gegenfüßler wohl niemals wirklich klären lassen. Vernunft, Wahrheit, freier Wille, das sind dann so Begriffe die vielleicht nach zehn Jahren und 10.000 Beiträgen nur noch an Konfusionen gewinnen, als das da eine Klärung der Dinge in Sicht wäre.

Meinst du nicht auch, aber vielleicht ist in 10 Jahren schon Jesussen eingetroffen und alles klärt sich auf in eitel Wohlgefallen. Woraus du erkennen kannst, das ich ein durch und durch positiv denkender Mensch bin, sozuagen ein Nahwerwartler außerhalb des christlichen Totemismus.

closs
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#647 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 4. Nov 2019, 14:52

Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 13:48
Ich würde sagen, da da die 100.000 etwas sehr, sehr anders denken als du, wenn sie dann den Gulag überlebten.
Die wirklich spirituell Geformten werden da NICHT anders denken. - Aber auch das wäre ein weites Feld. ---- Hier ging es erstmal um die kategoriale Unterscheidung von "Bote" und "Botschaft".

Diese Unterscheidung fällt heute schwer, weil man sich in der Regel seine Meinung nicht erarbeitet, sondern sie vertritt (so wie ein Anwalt seinen Mandanten vertritt). - Praktisch äußerst sich dies dadurch, dass man sich zu Meinungen Testimonials sucht - wenn diese einen großen Ruf haben und glaubwürdig sind, vertritt man deren Meinung, weil da nichts schief gehen kann. - Logisch, dass man dann die kategoriale Unterscheidung von Bote und Botschaft aufbrechen muss.
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 14:03
Das sind dann so Dinge, die sich in einem Forum der weltanschaulichen Gegenfüßler wohl niemals wirklich klären lassen.
Doch - schon. --- Man muss nur definieren, was man damit meint - bspw. "Vernunft sensu Naturalismus" vs. "Vernunft vs. Christentum". (Das ist EIN beliebiges Beispiel). - Das scheitert aber meistens daran, dass man selber überhaupt nicht definiert, weil viele denken "Wieso? Das ist doch klar". :lol:
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 14:03
Vernunft, Wahrheit, freier Wille, das sind dann so Begriffe die vielleicht nach zehn Jahren und 10.000 Beiträgen nur noch an Konfusionen gewinnen, als das da eine Klärung der Dinge in Sicht wäre.
Wie gesagt: Bei intellektueller Redlichkeit und Disziplin ist das leicht per Definitionen machbar - jederzeit. ---- Bei dieser Gelegenheit wäre auch darüber zu sprechen, was eigentlich Sprache ist. - Der eine versteht sie als Sinn-Geber, der andere als Sinn-Vermittler - großer Unterschied.
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 14:03
Meinst du nicht auch, aber vielleicht ist in 10 Jahren schon Jesussen eingetroffen und alles klärt sich auf in eitel Wohlgefallen.
Ooch - dazu muss nicht Jesus kommen - der eigene Tod reicht dafür. - Denn nach christlichem Verständnis erkennt man dann, wie man erkannt ist. - Dann gilt das, was Jesus irgendwo so ähnlich sagt wie: "Wenn ich Euch auf Eure Frage antworte, versteht Ihr die Antwort nicht. Und wenn Ihr verstanden habt, werdet Ihr nicht mehr fragen". (Weiß jemand, wo diese Stelle ist?)



 

Tree of life
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#648 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Tree of life » Mo 4. Nov 2019, 15:03

Spice hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 10:04
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 09:39
Wer ist es denn nun, der einzig wahre Gott? Hier wäre es dann an der Zeit, den absoluten Gottesbeweis anzutreten, nur ist das noch keinem Menschen wirklich gelungen.

Die Frage ist eher, wie tief und umfassend benennen die Religionen das Grundproblem des Menschen und was haben sie zur Lösung dieses Problems anzubieten? -
Für alle tief erkennenden Menschen ist der Tod das Problem. 
Da hat Jesus Christus mit der Auferstehung die finale Antwort gegeben. Aber leider ist der Weg, wie jeder einzelne Mensch ebenfalls zur Auferstehung gelangen kann durch ein fürchterliches Gedankengestrüpp überwuchert, so dass man ihn kaum entdecken, geschweige begehen kann.
Ganz anders im ursprünglichen Buddhismus. Da ist der Weg klar sichtbar! Buddha sagt, Leben und damit meint er die Abhängigkeit von äußeren Bedingungen, ist Leiden und kann auch nichts anderes sein. Denn der Mensch befindet sich da in einem ständigen Widerspruch zwischen dem, was er will und der Außenwelt, die sich überhaupt nicht um seinen Willen schert. Also ist die logische Folge: Gib alle Anhaftungen an das Äußere auf, lass los! Damit erlangst Du völlige Freiheit, die Glückseligkeit des Nirvana.

Einen anderen Weg kann es auch nicht geben. Deshalb lehrt diesen Weg auch das Christentum, nur mit anderen Worten. Die fleischlichen Begierden, die wir nach ihm aufgeben sollen, ist das gleiche, was Buddha mit dem "Durst nach Leben" meint. Also auch im Christentum geht es um die Loslösung von der Welt.
Während das aber dem Buddhisten relativ mühelos gelingt, bereitet das dem Christen allein durch die Vorstellung, man könne nichts aus eigener Kraft tun enorme Schwierigkeiten. Er wartet deshalb bildlich gesprochen darauf, dass ihn Jesus auf dem Weg ständig im Kinderwagen vorwärtsschiebt. Aber Jesus oder der Hl. Geist tun das eben nicht. Und so verbringen Christen ihre Leben im Jammern über die Macht der Sünde und in allerlei Bibelgeschwätz, anstatt den "Weg des Lebens" wirklich zu beschreiten.
Konsequenterweise hat man da die Erlösung auf das Leben nach dem Tod verschoben und damit das ursprüngliche Christentum von den Füssen auf den Kopf gestellt. Das Leben nach dem Tod gab es schon immer. Das ist noch nie die Lösung gewesen. Dazu hätte nicht Jesus sterben müssen.

 
:)

Punch
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#649 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Mo 4. Nov 2019, 15:43

closs hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 14:52
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 13:48
 
Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 14:03
Vernunft, Wahrheit, freier Wille, das sind dann so Begriffe die vielleicht nach zehn Jahren und 10.000 Beiträgen nur noch an Konfusionen gewinnen, als das da eine Klärung der Dinge in Sicht wäre.
Wie gesagt: Bei intellektueller Redlichkeit und Disziplin ist das leicht per Definitionen machbar - jederzeit. ---- Bei dieser Gelegenheit wäre auch darüber zu sprechen, was eigentlich Sprache ist. - Der eine versteht sie als Sinn-Geber, der andere als Sinn-Vermittler - großer Unterschied.

Nein, es ist nicht machbar. Denn soweit ich mich erinnere, so haben selbst die Philosophen zum Wahrheitsbegriff keinen einheitlichen Konsens, müssen sie ja auch nicht, aber wenigstens die Religiösen könnten es, wollen es aber nicht, auch die Christen könnten es, dürfen aber nicht wollen, denn dann?

Du könntest jetzt, zum Beispiel, eine für alle gültige und annehmbare Defintion des Wahrheitsbegriffes vorgeben, dem wirst du dich entweder heftigst entschlagen, oder uns im phänotypischen closs'schen Wortbrei ersticken lassen.

Intellektuelle Redlichkeit um den Begriff des wahren Gottes zwischen den Angehörigen der verschiedensten Weltreligionen? Wo sich schon die Christen der verschiedensten Konfessionen untereinander wie Hund und Katze verhalten.

Manchmal möchte man denken, du seist Vorarbeiter in einem großen Gestüt und erzählst aus diesem Grunde so gerne von Pferden.

closs
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#650 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 4. Nov 2019, 16:14

Punch hat geschrieben:
Mo 4. Nov 2019, 15:43
Du könntest jetzt, zum Beispiel, eine für alle gültige und annehmbare Defintion des Wahrheitsbegriffes vorgeben
No problem: Alles, was der Fall ist, ist in seiner Existenz wahr. --- Punkt.

Alles andere sind Bewertungen, die immer Folge von Vorverständnissen sind. - Insofern wäre Wahrnehmungs-Wahrheit, wenn man sich bewusst ist, dass es keine Bewertung eines Phänomens gibt, ohne dass davor die hermeneutische Horizont-Verschmelzung von Subjekt und Objekt stattfindet.

Alles andere ist Mumpitz.
 

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