-- Verhaltensweisen --
Tyrion hat geschrieben:Sachlichkeit ist für viele sehr schwierig, wenn es um Religion geht. Man fühlt den eigenen Glauben wohl sehr schnell angegriffen. Nicht umsons unterscheidet man ja gerne zwischen Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinschaft (Mitbrüder, -schwestern) und den "Anderen". Religion kann auf diese Weise ausgrenzen, sie kann Menschen in rechtgläubig und falschgläubig klassifizieren. Nur wer entscheidet, wer rechtgläubig ist? Das ist eben so ein Problem. Und da der Gläubige gerne dieses Recht für sich pachtet, wird es schnell emotional.
Pflanzenfreak hat geschrieben: ... nun, dies steht im Zusammenhang damit, daß mir Jemanden meinen Glauben abspricht und mich ungläubig betitelt, weil ich nicht seine Theorie vertrete. Dann empfinde ich es abwertend.
Ruth hat geschrieben:Ich finde es auch manchmal heftig, wie Menschen im Namen Gottes Dinge verkündigen und tun, die absolut nichts mit Gott zu tun haben. sondern nur das eigene Machtbedürfnis untermauern. Weil man selbst nicht mit seinen Ansprüchen an andere durchkommt, muss man sich eben auf jemand Stärkeren berufen. Am Besten ist natürlich dann jemand, dessen Stärke alle anderen Menschen übertrifft. Und wenn ich den dann noch für meine eigenen Gesetze vereinnahme, dann kann ich seine Stärke für mich selbst nutzen, ohne wirklich angreifbar zu sein.
Was aber ist die eigentliche Ursache?
Wurde der Grundstein für dieses Verhalten nicht durch den/die Ansprüche der abrahamitischen Religionszweige selbst gelegt? Wenn man die jeweiligen Schriften genau betrachtet, dann lassen sich diese Verhaltensweisen bis auf das Wort der jeweiligen Texte zurückführen - das sollte man nicht außer Acht lassen und schon gar nicht unterschätzen.
Die jüdische Gemeinschaft folgt ihren Rabbis, die sich auf den Talmud beziehen. Hier wird ganz klar zwischen Juden und dem Rest (Goyim) unterschieden, wobei Kanaiter und Ameliker abgrundtief verhasst sind und ... Die meisten Christen haben überhaupt keine Ahnung, was die jüdische Kultur treibt, weil sie deren Schriften und Bräuche nicht einsehen. Man braucht nur einen Blick auf Israel zu werfen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie stark Nationalismus, jüdischer Antisemitismus und Rassismus (etc.) dort ausgeprägt sind - und wie diese Ideologien von Kindesbeinen an eingetrichtert werden.
Die Christen beziehen ihren Glauben ebenfalls aus ihren Schriften und beziehen sich dabei nicht nur auf das NT. Wer diese Texte näher untersucht wird feststellen, daß letztlich auch hier mit Angst und Schrecken operiert werden kann. Wer nicht den rechten Glauben besitzt, der ist für immer verworfen. Keiner kann wirklich sicher sein, ob er im Buch des Lebens steht oder vielleicht doch ausgestrichen wird. Es gibt hier keine großen Spielräume ...
Diese Problematik wurde durch den Koran und den Islam nicht aufgehoben. Ganz im Gegenteil, der Koran hat das abrahamitische Erbe in eine noch größere Schieflage gebracht, weil es nun drei Pole gibt, die sich gegenseitig ausschließen. Diese Differenzen brachte/bringt nicht der Mensch ins Spiel, sondern sie sind den jeweiligen Gottesoffenbarungen geschuldet!
In diesem religiösen Bermudadreieck befindet sich der kleine Mensch, der eigentlich eine zuverlässige Orientierung (Autorität) sucht und im guten Glauben seinen Eltern, der Familie, Kultur, Tradition, Religion ... folgt. Man darf nicht vergessen, wie tief diese Prägungen sitzen und wie schwer es den Menschen fällt, all diese Dinge (Identität) zu hinterfragen!?
Wer kann/will schon Gott in Frage stellen?