Halman hat geschrieben:Nun, ich bin mit Heiner Geißler aufgewachsen. Man sollte ihn wirklich nicht auf diesen einen Satz reduzieren, zumal er es ja später bedauerte. Jeder macht Fehler.
Es war halt eine bewusste, in sich boshafte Manipulation. Es war kein Versprecher, sondern zeugt für Skrupellosigkeit, wenn es darum geht, den politischen Gegner zu diskrditieren. Aber da er das später zugegeben hat, gehe ich mal davon aus, dass er es wirklich bedauert. In dubio pro reo.
Geißler ist auch ein bissiger Rhetoriker und ein wenig Wahrheit ist ja drann.
Das ist ja so perfide an dem Ausspruch. Aber lassen wir den mal links liegen...
Ich beziehe mich nicht auf eine 34 Jahre Aussage, sondern auf sein zwanzig Jahre später erschienends Buch "Was würde Jesus heute sagen".
Das Buch habe ich nicht gelesen, kann mich daher nicht darauf beziehen.
Heiner Geißler sagte: Das Kapital ist nicht schlecht. Aber das Kapital hat den Menschen zu dienen und darf nicht die Menschen beherrschen.
Das Kapital ist keine Ideologie.
Ich bezog mich auf dein Zitat - und da steht Kapitalismus. Wenn er aber in Wirklichkeit Kapital gesagt hat, dann ist der Sinn des Zitats ein völlig anderer. Ich hatte auch nur dein Zitat zur Hand und habe keinen Vortrag von ihm dazu gehört. Der war ja auch nicht verlinkt. Insofern ist dein "mehr Konzentration bitte" etwas unfair, da ich mich nur auf die von dir präsentierte Information bezogen hatte.
Geißler gehörte immer zum linken Flügel der CDU. In seinem oben erwähnten Buch beklagt er übrigens, dass viele Parteikollegen das "C" gerne streichen würden und im Grunde damit kaum mehr etwas anfangen können.
Hier in Bayern ist die CSU präsenter - das C erkenne ich (bis auf Brauchtum und Schein) auch da kaum. Geißler war - bis auf seine Aussetzer - für mich daher nur ein Randthema.
Der eigentliche Skandal ist der Abbau des Sozialstaates unter der SPD.
Du meinst Schröders Agenda? Nun, mir hat das auch nicht gefallen und ich stehe auch der SPD nicht nahe. Aber betrachte ich die Historie der BRD, so erkenne ich immer dann, wenn ein "C" allein oder quasi allein regieren durfte (die FDP war ja immer sehr bemüht, das Fähnchen in den Wind zu hängen), Stillstand in Bezug auf soziale Reformen. Ich bin aber vermutlich politisch deutlich linker als du. Ich gebe der SPD aber nicht die "Hauptschuld", weil unter Schröder die Sozis plötzlich wirtschaftsnah sein wollten. In den letzten Jahren musste alles, was irgednwie sozial war, gegen den erbitterten Widerstand der C-Parteien durchgesetzt werden.
... er differenziert ganz in Deinem Sinn.
Mag sein - wie gesagt, dein Zitat hat einen anderen Inhalt. Ich frage mich dann nur, warum er die Politik der Abkehr von der sozialen Marktwirtschaft mitgetragen hatte. Er hat auch das System Kohl (jenseits der Rechtsstaatlichkeit) mit getragen.
Ja, vermutlich.Tyrion hat geschrieben:Nachdem Geißler für seine Provokationen bekannt ist und da keine Grenzen kennt, möchte ich seine Kapitalismusaussage lieber nicht bewerten. Vermutlich würde ich ihm Unrecht tun.
Genau dies sagt er doch. Hast Du seinen Vortrag auch aufmerksam zugehört?Tyrion hat geschrieben:Er ist viel, aber nicht dumm. Daher frage ich mich, warum er nicht deutlich sagt: "Der reine Kapitalismus ist ein Irrweg (oder eine Todsünde), da er die menschliche Würde verletzt. Was wir brauchen, ist eine Wirtschaftsform im Dienste des Menschen und nicht umgekehrt."
Konnte ich nicht, da du den ja nicht verlinkt hattest (oder ich habe den Link übersehen).
Ich verstehe nicht, wie Du dergleichen in seinem Vortrag hineinhören konntest. Reden wir über den selben Vortrag?Tyrion hat geschrieben:So verklausuliert er es, bleibt aber strikt beim Kapitalismus. Warum gerade christliche Kreise so am Mammon hängen und Kapital über alles predigen, weiß ich nicht. Ich verstehe es nicht.
Nein, eben nicht - ich schrieb wie gesagt nur zu deinem Zitat.
Du entwirfst ein Zerbild von Geißler, was ihm nicht gerecht wird. Man-oh-man.
Hm, ich habe Geißler in den 80ern eben erlebt und bewusst wahrgenommen. Seine Aktivitäten in seinem Ruhestand habe ich hier in Bayern nicht wirklich mitbekommen. Geißler war damals für mich vollkommen unten durch und ich war froh, als er aus der aktiven Politik weg war. Es kann natürlich sein, dass er jetzt vernünftige Gedankengänge vertritt. Ich kann das aber nicht beurteilen.
Genau wie Heiner Geißler. Warum kritisiert Du eigentlich einen Mann, der Deiner Meinung ist. Dies ist nicht logisch.
Sollte jetzt aus meinen Ausfürungen klar sein.
Das ist in der Tat skandalös. Dies liegt daran, dass sie nicht wirklich christlich sind, sondern sich nur so nennen, so einfach ist das.
Ich denke schon, dass sich die Vertreter dieser Parteien als Christen ansehen. Ob es also wirklich so einfach ist? Auch die Politiker in den USA sehen sich als Christen an. Und auch Evangelikale, die die Todesstrafe wegen des AT für richtig empfinden, nennen sich Christen. Die Frage ist, wer festlegen darf, was noch unter "christlich" fällt.