Novalis hat geschrieben:Wie kann Materie überhaupt Ideen hervor bringen?
OK, das hört sich nach einem relativ handfesten Beispiel für eine Frage rund um das menschliche Wahrnehmungssystem an.
Die Frage ist allerdings bereits auf eine bestimmte Weise gestellt, so dass darin Entscheidungen vorweggenommen werden.
„Ideen“ sollen etwas sein, das vorhanden ist und deshalb wird gefragt, ob Materie „so etwas hervorbringen kann“
An dieser Stelle muss man natürlich sofort intervenieren und fragen:
Ist es tatsächlich der Fall, dass eine Idee als „ein Etwas“ vorliegt?
Angenommen ein Mensch hat eine konkrete Idee (egal, um was es dabei geht), dann kann man diesen Menschen beauftragen, mal alles zu erforschen, was auch nur irgendwie erkennbar mit dieser Idee zu tun hat.
Das Ergebnis:
Alles, was er über die Idee herausquetschen kann, sind Zusammenhänge um eine, in der Vergangenheit „aufgetretene Idee“.
Die Frage lautet dann,
ist die „Idee“ jetzt (also danach) noch etwas, und
was war die Idee „beim Auftreten“?
Ich verrate mal das Ergebnis:
Dieser Mensch wird keinerlei Angaben zu einer Art „Idee-Objekt“ oder einem „Idee-Phänomen“ machen können, denn ansonsten hätte er bereits Zusammenhänge geliefert.
Alles, was er beschreiben wird, ist „seine Situation“
vor der Idee und „seine Situation“
nach der Idee – der Zeitpunkt „mit“ der Idee, kann von dem Menschen gar nicht festgehalten und untersucht werden.
Der Moment, in dem die Idee ein „Etwas“ sein könnte, ist für den Menschen gar nicht feststellbar, nicht fassbar.
=>
Die Anfangsfrage ist somit keine sinnvolle Frage, weil sie zu einer Situation gestellt wird, die gar nicht vorliegt.
Nun kann man einwenden, dass Menschen ja am laufenden Band „Ideen haben“.
Korrekt, nur lautet dafür die entsprechende Frage:
Was wird als „das Haben einer Idee“ bezeichnet?
Ganz einfach:
=> eine neue Kombination von Zusammenhängen (z.B. als Lösung für eine Problemstellung)
=> ein Wechsel innerhalb der „aktuell erreichbaren Zusammenhänge“
Und wer hätte es gedacht, schon sind wir wieder bei den zentralen Fragen, wobei ich mich hier auf die erste beschränke:
=> Wie stellt man Zusammenhänge her?
Kann das Gehirn Zusammenhänge herstellen?
Kann es Verbindungen aufbauen und über Aktivität selektiv durchlaufen?
Kann es „unerwartete“ bzw. neue Verbindungen aufbauen, durch die sich viele Folgeabläufe ändern können?
Naja, man müsste wohl eher fragen: „Kann das Gehirn eigentlich irgendetwas anderes?“
=> Das Gehirn ist zu nichts anderem zu gebrauchen, als zu dem Aufbauen von Zusammenhängen. Hierfür wird sogar eine enorme Menge an Körper-Energie verwendet.
Das Gehirn verwaltet dabei eine Detailauflösung an Zusammenhängen und Verbindungen, die dem jeweiligen Menschen nicht zur Verfügung steht.
Die „menschlichen Sprachen“ und die „menschlich feststellbaren Bedeutungen“ sind im Umfang ein „kurzer Schluck Wasser“ gegenüber der gigantischen Menge an Zusammenhängen, die das Gehirn
ständig aufbaut.
(damit kann man auch gleich den philosophischen Witzansatz, dass Sprache die Basis für „das Denken“ sein soll, getrost vergessen – kein Philosoph weiss, wie man „das Denken“ herstellt)
Nochmal die Ausgangsfrage:
„Wie kann Materie überhaupt Ideen hervorbringen?“
Antwort:
Über selektive Schaltaktivität. (allgemein: „Reaktion“ – modern: „Datenverarbeitung“)
Jetzt wird der Einwand kommen, „wenn man sich das Gehirn ansieht, dann sieht man keine Ideen“.
Das ist richtig, aber der „obige Mensch“ musste beim Analysieren einer Idee ja auch feststellen:
„
Ideen werden nie gesehen“
(jetzt bin ich gespannt, wie lange es dauert, bis der Begriff „Qualia“ genannt wird)
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PS:
Das waghalsige Ausrufen „eines Bereichs der Materie“
und „eines Bereichs des Geistes(?)“ ist nicht angebracht.