Wurde die Bibel etwa nicht von Gottes Geist "gehaucht"? Das glaube ich doch, denn damals wirkte noch der Heilige Geist in der Urchristengemeinde auf besondere Weisen. Der Apostel Paulus führte die damals bekannten Geistesgaben gegenüber den Korinthern an:
Zitat aus
1Kor 12:8-11:
8 Denn dem einen wird durch den Geist das Wort der
Weisheit gegeben; einem anderen aber das Wort der
Erkenntnis nach demselben Geist; 9 einem anderen aber Glauben in demselben Geist; einem anderen aber
Gnadengaben*
der Heilungen in dem einen Geist; 10 einem anderen aber Wunderwirkungen²; einem anderen aber Weissagung³, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen verschiedene Arten von Sprachen°; einem anderen aber Auslegung der Sprachen. 11 Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist und teilt jedem besonders aus, wie er will.
*
griech. charisma
²
o. Machtwirkungen
³
o. Prophetengabe
°
o. Zungen
Doch dann prophezeite er Folgendes, indem er die vermutlich typischen Geistesgaben stellvertrend für alle Gnadengaben anführt:
Zitat aus
1Kor 13:8:
Die Liebe vergeht niemals; seien es aber
Weissagungen`³, sie werden weggetan werden; seien es
Sprachen`°, sie werden aufhören; sei es
Erkenntnis, sie wird weggetan werden.
`³
o. Prophetengabe
`°
o. Zungen
Wann genau die geistlichen Gnadengaben weggetan wurden, kann ich nicht bestimmen, aber ich denke, sie versiegten mit dem Schwinden des Urchristentums im frühen zweiten Jahrhundert. Zurzeit der Apostelväter mag er noch gewirkt haben, doch als diese Quelle der Prophetengabe und Erkenntnis schwand, wurde dieses Vakuum von den Kirchenvätern mit der hellenistischen Philosophie ausgefühlt und führte zu einer katholischen Ausformung der Theologie. Daraus schöpften sowohl die Trinitarier, wie auch die monarchianische Strömungen (darunter der Adoptianismus und der Modalismus und später der Sabellianismus), sowie der Doketismus und später die Gnostiker.
Zwar hielten sich noch Strömungen, wie die
Antiochenische Exegetenschule und die
Arianer, welche meiner Meinung nach den apostolischen Lehren näher standen. Die Anfänge der
Antiochenischen Schule reichen in die Mitte des zweiten Jahrhunderts zurück, doch leider wurde sie später von der
Alexandrinischen Schule verdrängt und so setzte sich die katholische Theologie der Alten Kirche durch. Davon ist die Christenheit bis heute durchdrungen.
Ich glaube allerdings, dass die Bibel noch unter dem Einfluss des Heiligen Geistes geschrieben wurde und wir hier noch Worte lesen können, die "Solus Spiritus" in "Scriptura" vermitteln. Daraus will ich schöpfen und darum interessiere ich mich mehr für die pränicänische Epoche als für die postnicänische Theologie.
Aus welchen Quellen schöpfst ihr religiöse Erkenntis, außer der Bibel? Woraus sollte ich sonst noch Erkenntis gewinnen? Aus der Beobachtung der Welt? Natürlich! Aus der Selbstbetrachtung und der Betrachtung des Menschen? Da fällt mir der Zugang schon schwerer, obgleich ich erahne, dass auch dies ein Zugang ist. Und natürlich aus der Offenbarung Gottes und Jesu Christie im gewirkten Glauben. Dieser Zugang, der für tiefgläubige Christen so selbstverständlich erscheint (zumindest in sog. Sondergemeinschaften) fällt mir noch schwerer. Dies hängt auch damit zusammen, dass meiner Meinung nach viele Menschen Unsinn erzählen. Schaut euch nur mal in dem YouTube-Videos zur
charismatische Bewegung - Wahrheit oder Irrlehre? rein.
Echte Glaubens- und Gebetserfahrungen sind nach meiner subjektiven Erfahrung etwas sehr seltenes und Grundverschieden von der charismatischen Verführung.
Vor vielen Jahren, als ich sehr aufgewühlt war und für mich alleine des Nachts zu dem Gott der Bibel im Namen Jesu Christie betete, spürte ich instantan die machtvolle Wirkung des Heiligen Geistes.
Stellt euch vor, ihr hättet allerlei Gedanken im Kopf, chaotisch und kompliziert, ja unfrieden. Man könnte diesen Zustand vielleicht mit Störgeräuschen vergleichen, den man nur unbewusst hört, die aber die Harmonie zerstören. Und dann, wenn ihr betet, kommt die Harmonie nicht etwa wie mit einem Dimmer, sondern plötzlich! Instantan ist der Unfrieden hinweggetan und ihr spürt Frieden und Freiheit!
Der Heilige Geist befreit und erlaubte mir mich rein und unverstellt wahrzunehmen.
Ich hörte keine Stimme, auch sah ich kein Licht. Wäre ein Mensch anwesend gewesen, so hätte er nur einen Betenen vorgefunden, aber einen, der von einem Moment zum anderen plötzlich innerlich ruhig ist.
Leider bin ich kein Poet, auch kein Bibelschreiber, welche ihre Glaubenserlebnisse so schön in Worte zu gießen vermochten. Aber ich will es dennoch versuchen.
Wie soll ich also den Geist Gottes beschreiben, den ich nicht mit irgendeinen meiner fünf Sinne wahrgenommen habe, sondern in meinem geistigen Sinn spürte? Nun, wenn ich ihn mit Licht vergleiche, so strahlt dieses Licht machtvoller als die Sonne, so dass die Sonne daneben wie der Mond verblassen würde. Aber sanfter als der Mond und reiner als das Sternenlicht.
Welche Erkenntnisse kann ich daraus ziehen? Nun, zum einen die, dass Gott wirklich existiert und er der Hörer des Gebetes ist. Zum anderen, dass er mein Gebet erhörte, welches ich an den Gott der Bibel im Namen Jesu Christie richtete.
Übrigens gebrauchte ich in meinem Gebet den Gottesnamen, vermutlich mit falscher Vokalisation — doch Gott hörte in meinen Gebeten auf diesen Namen!
Daraus entnehme ich, dass die Bibel etwas mit Gott zu tun hat. Und wenn Gott mir zweifelnden Sünder diese Gnade schenkte, wieviel mehr den Aposteln, Bibelschreibern und Urchristen im ersten Jahrhundert, als die Geistesgaben noch wirksam waren?
Was erkenne ich noch: Das Gott wirklich absolut GUT im biblischem Sinne ist und dass er mich liebt. Ja, er lässt das Leid zu, doch erhörte er zumindest ein paar meiner Gebete.
Doch darauf vermag ich keine Erkenntis abzuleiten, welche mich in der Lage versetzen würde, die Bibelschreiber zu korrigieren. Sowas kommt mir nicht in den Sinn.
Standart sind solche Erfahrungen nicht, sondern die Ausnahme der Ausnahme. Es gibt kein Rezept, der wie ein Zauberspruch funktionieren würde; Gott handelt wie er will.
Paulus bat den Herrn drei mal um Erlösung vom "Dorn " (
1Kor 12:7-9) und erfuhr über den Geist:
"Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung." Hätte er nur zweimal gebetet, so hätte er gar nichts erfahren und er schrieb viele Bibelbücher.
Eine Gebetserfahrung, in der man eine spürbare Antwort von Gott wahrnimmt, ist die absolute Ausnahme und nur wenige werden sehr selten damit gesegnet, denke ich. Ein Mensch kann sich glücklich schätzen, wenn er so was mal erlebt. Sonst bleiben mir nur die Beobachtung der Welt und die Bibel. Ist doch so.