JackSparrow hat geschrieben:Hemul hat geschrieben:Gott kann nicht wie Menschen einer Sucht erliegen
Ungefähr so, wie er auch keine Reue empfinden kann.
da es den HERRN reute, dass er Saul zum König über Israel gemacht hatte 1Sam15:35
Hierbei sollte man die
Differenzen gegenüber dem deutschen Sprachgebrauch berücksichtigen. Anders als im Deutschen kann
× ×—× (
nâchám) auch prospektiv verwendet werden und drückt ein
Bedauern / leid sein aus.
In der Buber-Übersetzung wird 1Sam15:35 mit viel Gefühl für die alte hebräische Sprach-Dynamik folgendermaßen wiedergegeben:
Zitat aus
1Sam15:35:
35 Und nicht sah Schmuel Schaul wieder, bis zum Tag seines Tods, denn Schmuel trauerte um Schaul, da ER es sich wollte leidsein lassen, daß er Schaul über Jissrael gekönigt hatte.
Die Bibel wurde dafür geschrieben, das "Herz" anzusprechen, den "inneren Menschen", darum auch diese lebendige Sprache, welche für den nahen Osten typisch ist. Die Schriften des Tanach sollte von Hirten, Bauern und Tagelöhnern verstanden werden.
Übgrigens, man kann Texte auch "kaput-analysieren". So kann man in der Lyrik Gedichte nüchtern analysieren, ob bspw. ein Sonett mit Quartetten und Terzettenm vorliegt usw. und dabei völlig vergessen, das Gedicht auf sich "wirken" zu lassen.
Einige
kritische Betrachtungen zu den (leider noch) gängigen Übersetzungen von Exodus 20,5f und 34,6f:
Von hier aus ist auch der Halbsatz in Ex 20,5 zu verstehen, über den Joseph Scharbert, ein Theologe in der Übersetzungskommission der Einheitsübersetzung bemerkte, daß wenige Verse so falsch übersetzt worden sie wie dieser2. Hier verkündet Gott nicht, daß er Kinder um der Sünden ihrer Väter willen über Generationen hinweg schlägt oder bestraft (so die Gute(?) Nachricht!), auch nicht heimsucht im klassisch gewordenen Sinne. Nach namhaften Lexika3 bedeutet die Wurzel dem hebräischen Zeitwort zugrundeliegende Wurzel pkd "vermissen, sich kümmern um", "mit Sorge/mit Interesse auf/nach etwas schauen", "Nachschau halten, sich eingehend um etwas kümmern, eine eingehende Kontrolle vornehmen", "auf-/besuchen" oder "anordnen". Pinchas Lapide übersetzt daher freier: "etwas genau nachprüfen, in Augenschein nehmen, einer Sache genau nachgehen"
Was jedenfalls wichtig ist und klar trotz der vielfältigen Bedeutungsschattierungen: die hier beschriebene Handlung Gottes ist wertneutral; der Ausgang ist nicht im voraus bekannt, sie verbaut nicht das Leben der künftigen Generationen, eben weil alles - wirklich alles - von dem Leben der Kinder selbst abhängt.
[...]
Zu der verwandten Stelle in Ex 34,6 schreibt Joseph Scharbert: "Jahwe bezeichnet sich darin als den gnädigen, langmütigen und treuen Gott, der denen, die ihm die Treue halten, über tausend Generationen hinweg - so ist der Text gemeint -, und das heißt für immer, sein Wohlwollen bewahrt; er ist auch bereit Sünden zu vergeben, spricht aber den Sünder nicht einfach frei und prüft an den Nachkommen bis in die vierte Generation hinein nach, ob sie an den Sünden ihrer Väter festhalten oder nicht, damit andeutend, daß er zwar lange zuschauen kann, aber eines Tages doch strafend dreinfährt [...]. Die Formel, die sich ähnlich noch in Ex 205f, Num 14,17f, Dt 5,9f, teilweise auch in Jer 30,11 und 46,18 findet, darf nicht im Sinn kollektiver Bestrafung unschuldiger Nachkommen mißverstanden werden." So auch Martin Buber: "[V]on einer Strafe an den Nachkommen über die Lebenszeit des Sündigen hinaus ist nicht die Rede."
Abschließend nochmals mit Pinchas Lapide: "beobachtet, ob die Sünde der Väter auch noch bei ihren Kindern und Enkeln nachwirkt, indem sie im Sinn des bösen Beispiels Nachahmer findet oder ob sich die Nachkommen von den Sünden ihrer Väter distanzieren. Erst dann, und nur dann, wenn die Nachkommen ebenso sündigen, wie ihre Väter es getan haben, greift Gott strafend ein."
JackSparrow hat geschrieben:closs hat geschrieben:Wir hatten dasselbe Thema schon mal mit dem Wort "hassen", das zwar wörtlich richtig übersetzt hat, aber inzwischen in unserer Sprache einen semantischen Shift durchgemacht hat
Das hieß auch damals schon "hassen".
ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden Mt10:22
Irrtum, JackSparrow, die Bedeutungschattierungen von ×©×‚× × (
śânê') sind vielfälltiger als vom deutschen Wort „hassen“.
Zitat aus
Bibelwissenschaft:
Dementsprechend kann „Hass“ im Hebräischen, anders als im Deutschen, in verschiedenen Härtegraden zum Ausdruck kommen: Während das Wort „hassen“ im Deutschen ein sehr massiver Ausdruck ist, wird ×©×‚× × Å›n’ „hassen“ im Hebräischen auch als bloße Zurückweisung, als Gegenteil von Bevorzugung, als Widerwillen, aber auch als deutliche Feindschaft mit boshaften Absichten verwendet (vgl. Dietrich, 49).
Der Bedeutungsspielraum reicht vom „weniger geliebt / ungeliebt“ (vgl.
Dtn 21:15) bis hin zum
hassen im deutschen Sinn.
Rembremerding hatte sich vor über einem Jahr in einem meiner Meinung nach sehr guten Beitrag bereits zum Verb ×©×‚× × (
Å›n’) „hassen“ und dem Substantiv ×©Ö´×‚× Ö°×ָה (
sin’Äh) „Hass“ gehäußert.
Prof. Erich Zenger
mahnte ... einen sorgfältigen Umgang mit der Bibel als dem Wort Gottes an.
Zitat von Prof. E. Zenger:
Vielmehr müsse man den Gläubigen klar machen, was Menschen in alttestamentlicher Zeit unter „Hass“ verstanden. Hier habe sich nämlich eine Bedeutungsverschiebung ergeben: Hass meine nicht wie heute ein blindes, irrationales Gefühl gegenüber jemandem. „Die beste Übersetzung für Hass, wie ihn die Bibel versteht, wäre: Mit Leidenschaft gegen das Böse in der Welt kämpfen“, erklärte Zenger.