Erwischt. - Diese tatsächliche Wirklichkeit gibt es selbstverständlich, weil sie mit unserer Wahrnehmung nichts zu tun hat - sie "ist". - Deine Begründung: WEIL wir es nicht beobachten können, gibt es ein "Sein"/eine "Realität" nicht, ist im Grunde der Ober-Hammer. - Ich sehe schon Gott, wie er fingernägel-kauend auf seinem Hintern rumrutscht und um sein Leben fürchtet, weil er ja nicht mehr "ist", wenn er nicht beobachtet werden kann.Thaddäus hat geschrieben:Diese tatsächliche Wirklichkeit, die du hier postulierst, gibt es nicht und zwar deshalb nicht, weil wir eben gerade nicht in eine Zeitmaschine steigen können, um zu beobachten, was tatsächlich geschehen ist!
Du unterstreichst genau meinen Kritik-Punkt. - Dazu gab es hier einen Thread "Sein und Wahrnehmung", der nach gut 250 Seiten ohne Ergebnis versandet ist. - Es scheint tatsächlich tief im Denken des 20./21. Jh. verankert zu sein, dass "Realität" von UNSERER Wahrnehmung (incl. Wissenschaft) abhängig sei. - Genau das ist ein spirituelles No-Go.
Wenn man es sauber macht, stimme ich Dir sogar zu, solange sich die HKM auf Historie beschränkt.Thaddäus hat geschrieben:Das einzige, was es gibt, ist die historisch-kritische Rekonstruktion durch die historisch-kritischen Methoden!
Unter "sauber" verstehe ich, dass man sich immer bewusst ist, dass man über die jeweilige Quelle (also die Information, die einem vorliegt - Textquelle)) spricht und nicht direkt über das Objekt der Untersuchung (Jesus) spricht. - Unter "sauber" verstehe ich weiterhin, dass man über Beobachten und Beschreiben hinaus nur innerhalb des historisch-kritischen Kontextes interpretiert, also keine geistigen Aussagen macht. - Weiterhin verstehe ich unter "sauber", dass auch der historisch-kritische Ansatz selbst bei besten Bedingungen nur einen Ausschnitt dessen liefern kann, was er im Rahmen seines Mandats untersucht.
Nein - ich schreibe in erster Linie, dass das, was "wirklich gewesen ist", unveränderlich "ist". - Zweitens geht es mir darum, dass eine geistige Rekonstruktion authentischer dazu sein kann als ein historisch-kritischer Zugang.Thaddäus hat geschrieben:Du schreibst so, als ob du wissen könntest, was die tatsächliche Wirklichkeitgewesen sei
Aus meiner Sicht kann man mit der HKM (in Bezug auf die Bibel) den Spatz in der Hand schaffen ("Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen") - zu einem größeren Vogel KANN es gar nicht reichen. Trotzdem ist HKM wichtig für Theologie, aber eben ausschließlich als Basis für historisch Relevantes - BEVOR es "richtig los geht" mit Fragen: Was bedeutet das eigentlich? - Wenn es um die historische Einschätzung von der "Emser Depesche" von Bismarck geht, sind die Voraussetzungen ganz andere - dann ist die HKM uneingeschränktes "Mittel der Wahl".
Damit möchte ich die HKM überhaupt nicht diskreditieren - aber man diskreditiert doch auch nicht ein Seepferdchen, wenn man ihm sagt: "Du bist zum Reiten ungeeignet".
Du drückst Deinen Denkfehler gerade zu vorbildich aus.Thaddäus hat geschrieben:Es existiert keine tatsächliche Wirklichkeit, die du gegen die HKM in Anschlag bringen könntest, denn wie - bitteschön - solltest du von ihr wissen, - es sei denn, du bedienst dich der HKM um zu rekonstruieren, was historisch geschehen sein muss?
1) Die tatsächliche Wirklichkeit existiert selbstverständlich.
2) 1) gilt völlig unabhängig davon, was ich oder andere von dieser tatsächlichen Wirklichkeit wissen oder nicht wissen.
3) HKM ist eine Methodik, um unsere Wahrnehmung und die tatsächliche Wirklichkeit (die unveränderlich DA ist) möglischst gut in Kooinzidenz zu bringen.
Nicht ICH verzapfe hier Schwachsinn, sondern Du hörst fälschlich Schwachsinn.Thaddäus hat geschrieben:Es ist kollossaler Unsinn von dir, hier zu schreiben, du wüsstest von der tatsächlichen Wirklichkeit, an der du die Ergebnisse der HKM messen könntest. Ich möcjhte solchen Schwachsinn hier von dir nicht mehr hören!
1) Ja - ich weiss von der tatsächlichen Wirklichkeit, aber ich kenne sie nicht.
2) Diese tatsächliche Wirklichkeit ist der Maßstab für ALLES - sowohl für geistige als auch für historisch-kritische Annäherung durch unsere Wahrnehmungs-Systeme/Methoden.
3) Dieser Maßstab ist uns nie bekannt, sondern nur über unseren jeweiligen Approach annäherbar. - im Grunde ist das Hermeneutik im obigen Sinne - UND diese Hermeneutik muss sich immer bewusst sein, dass sie nur EINEN/IHRENAspekt dieser tatsächlichen Wirklichkeit erfassen kann - hier: historisch-kritisch.
Also muss man seinen Erkenntnis-Horizont erweitern, um auf jeweils höherer Ebene Gewinner ist - auch das ist schon wieder "Hermeneutik" (im obigen Sinne).Thaddäus hat geschrieben:Verlierer ist man ohnehin nur, wenn man wider die bessere Einsicht zu argumentieren versucht.
Konkret:
Die HKM kann sagen, dass gemäß der vorliegenden Quellen und deren Verfassern (bei richtigem Verständnis!!!) historisch-kritisch alles darauf hinweist, dass die fokussierte Person, hier Jesus, eine apokalyptische Naherwartung hatte. - Das ist voll ok. - Wenn sich aber die HKM nicht weltanschaulich kontaminieren will, darf sie NICHT sagen: "Es ist eine Tatsache, dass der wirkliche Jesus eine apokalyptische Naherwartung hatte".
Da muss sie es als Teil ihrer Professionalität verstehen, geistige Zugänge zur selben Fragestellung zuzulassen (NT-Paradigmen-Wechsel, Motiv des "Und sie verstanden ihn nicht" (übrigens Motive, die sehr wohl gesamt-biblisch leichtest nachweisbar sind, wenn man will). - Die HKM muss also im Rahmen IHRER Professionalität sagen können: "Wir wissen, dass unser Quellen-Zugang diese Frage nicht beantworten kann, weshalb wir bei unseren Leisten bleiben". - Hier sehe ich große Defizite, legt man das zugrunde, was hier gelegentlich als HKM-Ergebnisse apodiktisch vorgesetzt wird.