SilverBullet hat geschrieben:@Halman
Danke für die Links.
Ich werde mich gerne dort mal umsehen.
Gerne geschehen. Entschuldige bitte, dass ich Dich damit überflutet habe - mein christlicher Eifer hat mich gepackt.
SilverBullet hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten.
OK, kein Problem.
Alter Bücher verstehe ich in der Regel immer wie alte Texte.
Aber, das verändert nicht meine Fragen zu dem Thema.
Wenn es nach den (alten) Religionen geht, soll ich ja mein Leben an diesen Vorstellungen ausrichten (=> „Drum prüfe wer sich ewig bindet“).
Das ist vernünftig. Allerdings besteht grundstätzlich immer die Möglchkeit seine Weltaunschauung, auch wenn es sich um eine religiöse handelt, zu ändern.
Im Grunde genommen prüfe ich schon mein ganzes Leben (die frühen Jahre meiner Kindheit abgerechnet) und vertrete streng genommen immer nur ein "Zwischenergebnis".
SilverBullet hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Was ist Geist? Wenn es darum geht dieser Frage im biblischem Sinne nachzugehen, halte ich Pauli Begriff vom Soma pneumatikos für hochinteressant.
In deinem Beitrag aus dem Link hast du geschrieben:
„Das Gasförmige, der Wind, waren damals nicht greifbar und die Begrifflichkeit meinte etwas nicht mit Händen greifbares“
Das ist der „Negativ-Definitionsversuch“, den ich schon angesprochen habe:
„das, was gesagt wird, soll es nicht sein“.
Negativ-Definition fallen mir leichter als positive. Zwar sind sie weniger aussagekräftig, aber besser eine Negativ-Defintion als gar keine. Sozusagen als Einstieg in die Thematik.
SilverBullet hat geschrieben:Ich denke auch, dass das Wort „Geist“ genauso wenig greifbar ist, wie das Wort „Gott“, somit ist es am Vernünftigsten auch hier zu fragen, was „es“ sein soll.
Wenn ich es richtig verstehe, macht die Bibel einen „unscharfen Vermutungsentwurf“ und kann die obige Frage nicht beantworten.
Es gibt keine konkrete/vollständige Vorstellung, die man prüfen könnte und die heutigen Forschungsergebnisse können auf die „biblisch vorhandenen“ Vermutungsteile nicht angewandt werden.
„Lebensgeist“, „Wind“, „Pneuma“ und „Seele“ sind schöne Wörter, aber sie helfen (zumindest mir) nicht wirklich weiter.
„Wesen“ ist auch ein beliebtes Wort – „was“ soll das sein?
„Lebenskraft“, sozusagen der „Wille“ hinter den Zellabläufen im Organismus, hilft auch nicht weiter, weil „Wille“ („mentaler Antrieb“ oder „mentaler Absicht“), Inhalte/Zusammenhänge aus unserer bewussten Wahrnehmung sind.
Damit kann man keine Zusammenhänge ausserhalb des Wahrnehmungssystems erklären. Man müsste dort zuerst ein anderes Wahrnehmungssystem „entdecken“ (oder konkrete Kräfte nachweisen)
Mit dem Wort „Lebensgeist“ wollte ich nicht auf einen „Willen“ hinter den Zellabläufen hinaus, sondern schlicht auf Prozesse, die ja nicht substanzieller Natur sind. Zwar basieren sie auf Materie, doch sind sie ebensowenig materiell wie der Prozess Feuer, das Strickmuster eines Pullovers oder die neurologischen Erregunsmuster im Gehirn.
Ich kombiniere meine sehr bescheidenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse mit meiner Bibelinterpretation und folgere, dass der
Odem (
Geist im Sinne von Lebenskraft) die Gesamtheit aller biologischen Prozesse umfasst, die einen lebendigen Leib von einen toten Körper unterscheiden. Neben der Atmung/Zellatmung gehören dazu auch der Herzschlag und die Hirnfunktionen.
Das Innenleben einer Zelle wird im Video der Harvard Universität anschaulich dargestellt.
In
Gen 2:7 wird in biblischer Sprache die Erschaffung des Menschen beschrieben:
7 da bildete Gott, der HERR, den Menschen*, aus Staub vom Erdboden° und hauchte in seine Nase Atem des Lebens²; so wurde der Mensch eine lebende Seele³.
Ich habe mir mal die Freiheit genommen, diesen Vers mit Fussnoten zu versehen, doch zunächst zu den "offiziellen" Fussnoten aus zwei Bibelübersetzungen.
Die Fussnote der
"Guten Nachricht" erklärt zu diesem Vers:
Wörtlich eine lebende nefesch. Das hebräische Wort nefesch wird herkömmlich mit »Seele« übersetzt. Gemeint ist damit ein Lebewesen wie Mensch oder Tier im Unterschied zu den Pflanzen
Die Nussnote der
Einheitsübersetzung merkt an:
In H Wortspiel mit den Ausdrücken für Ackerboden (adamáh) und Mensch (adám).
Der Vers enthält also ein hebräisches Wortspiel.
Adám (der Mensch) ist aus
Adamáh (dem Erdboden) geformt.
Pflanzen nehmen über das Wasser die chemisch energiearmen Nährstoffe des Ackerboden auf und wandeln sie mithilfe des Sonnenlichts (Photosynthese) in energiereiche, organische Verbindungen um. Diese dienen uns als Nahrung (bzw. Tiere, welche sich von den Pflanzen ernährten) und so sind wir Menschen in der Tat aus den Stoffen des Erdbodens geformt.
Der menschliche Leib unterscheidet sich vom Staub der Erde durch seine Struktur (sein Strickmuster). Doch nun fehlen noch die biologischen Prozesse, die Dynamik des Lebens, die einen lebenden Menschen von einem toten Leib unterscheiden. Aufrechterhalten werden sie von der Atmung bzw. die Zellatmung.
Ein »Seele« (
nefesch) ist der Mensch dadurch, dass der Leib lebendig ist: Zum menschlichen Leib geformte ganz gewöhnliche Materie + biologische Prozesse (»Odem«) = »Seele« (
nefesch).
Nun zu meinen Fussnoten:
*Hier ist der menschliche Leib gemeint.
°Also aus ganz gewöhnlichen Elementen, im Wesendlichen Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff; der Erdboden verweist auf die Nahrungskette
²Hier steht das hebräische Wort רוח (
rúach), welches auch mit
Geist übersetzt wird. Der Begriff meint etwas nicht greifbares (
Wind/Atem ist im Gegensatz zu einem Stein nicht mit Händen greifbar). Die hebräische Sprache ist meines Wissens eine bildhafte Sprache.
Der Begriff umfasst vier unterschiedliche Bedeutungen:
Wind, Lebenskraft (
Odem),
Geist des Menschen (Hirnaktivität) und
Geistwesen (Gott und Engel). Gemeinsam ist allen vier Varianten die
Unsichtbarkeit (zumindest für menschliche Augen) einer
beweglichen Kraft (Dynamik).
Ich denke, wir sollten uns auf die vierte Variante (Gott und Engel) konzentrieren.
³Hier steht das hebräische Wort
nefesch, welches allgemein mit »Seele« übersetzt wird. Es meint den mit "Odem" erfüllten Leib, also den lebendigen (atmenden) Menschen oder das lebendige Tier (auch Fische).
SilverBullet hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Der Theologe Karl Barth bezog sich auf den "unbekannten Gott" und beschrieb die Kraft Gottes folgendermaßen:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte, nicht mit ihnen zu verwechseln, nicht an sie anzureihen, nur mit äußerster Vorsicht mit ihnen zu vergleichen.
Na ja, „daneben“, „darüber“, „jenseits“, „vorsichtig vergleichen“ sind schöne Aussagen, aber besser wäre es, er würde sagen, „was“ es sein soll.
Ich denke, dass er genau das vermeiden wollte, da es sich (so wie ich Barth in diesem Punkt verstehe) um eine "unbekannte" Kraft handelt.
SilverBullet hat geschrieben:„Kraft Gottes“? – „Gott“ ist also „Etwas“, das eine „Kraft“ hat, die wir nicht kennen.
„Gott“ kennen wir nicht, die „Kraft“ kennen wir nicht, „Geist“ kennen wir nicht.
Durch keine der Aussagen verändert sich der anfänglich unvollständige Vermutungsstatus.
Die Kraft ist unsichbar und dynamisch. Wie der Wind, der menschliche Geist und der Odem kann sie sichtbare Auswirkungen haben.
In der Physik gibt es ein Beispiel für eine unsichtbare Kraft mit negativen Druck: Die Dunkle Energie (das soll keine Analogie sein).
SilverBullet hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, mit "Substanz" zu glauben. Der Theologe Prof. Dr. Thomas Schwartz sprach mit Prof. Lesch mal über das "Experiment des Glaubens" und in meinem Thread über Das Lebens-Experiment des Glaubens hatte ich das Gespräch verlinkt
Zu „Beweisen“, wie sie in dem Link angesprochen werden, würde ich sagen:
Ein Beweis hat viel mehr Strahlkraft, wenn man auch dazusagen kann, „was“ er beweist.
(ohne das „was“, stellt sich die Frage wofür der „Beweis“ gut sein soll)
Wieso muss ein Theologe, also ein „Wissenschaftler von Gott“ ein „Lebens-Experiment“ vorschlagen?
Warum berichtet er nicht einfach die Resultate seiner täglichen Arbeit und sagt, wie jeder andere Wissenschaftler auch, „was“ das sein soll, worum sich seine Wissenschaft „kümmert“?
Das liegt daran, dass der "Gegenstand" seiner Geisteswissenschaft nicht so leicht greifbar ist wie z.B. die Erdschichten für einen Geologen. In der Theologie ist es normal, dass Dinge umschrieben und in der "Schwebe" belassen werden.
ENDE DES ERSTEN TEILS