Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Rund um Bibel und Glaube
Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#421 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Münek » Do 17. Sep 2015, 20:04

Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Was meinst denn Du wer heute das "WAHRE CHRISTENTUM" vertritt? :roll: Sage es mir-ich
ziehe mir schon meine Turnschuhe an um ganz schnell zu deren Kirche zu flitzen. :lol:

Na, der Papst natürlich. Er ist der Stellverteter Christi auf Erden - und dazu noch unfehlbar.
Soweit ich weiß gilt dies nur eingeschränkt, wenn der Papst ex cathedra spricht. Allerdings fehlen mir die katholischen Kenntnisse, um genau eingrenzen zu können, wann dies der Fall ist.

Das ist korrekt.

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#422 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Hemul » Do 17. Sep 2015, 20:09

Münek hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sehr gute Frage. Die Theologie ist jedoch eine "Wissenschaft" ohne Gegenstand.
Dankeschön.

Es gibt Theologen, die klar ansprechen, dass sie keine wirkliche Lösung haben, um die Bedeutung des Begriffs „Gott“ festzulegen.

Allzu starke Konsequenzen ziehen sie aber nicht daraus.
Jedenfalls nicht öffentlich.
Nicht öffentlich? :roll: Hier werden Sie geholfen:
http://www.theologe.de/
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Samantha

#423 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Samantha » Do 17. Sep 2015, 20:53

Hemul hat geschrieben:Nicht öffentlich? :roll: Hier werden Sie geholfen:
http://www.theologe.de/
Liest sich interessant. Aber jede Vereinigung oder Gruppe wird irgendwann von Fehlern durchsetzt - spätestens wenn sie wichtig wird.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#424 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Novas » Do 17. Sep 2015, 21:04

Samantha hat geschrieben:Liest sich interessant. Aber jede Vereinigung oder Gruppe wird irgendwann von Fehlern durchsetzt - spätestens wenn sie wichtig wird.

Das dürfen sie. Aus Fehlern lernt man. Was andere tun, ist ihre Sache, wir müssen uns eigentlich nur auf uns konzentrieren. Das ist unsre Baustelle. ;) Bedenke wie viel allein Jesus bewirkt hat, weil er die Gegenwart der Liebe verkörperte. Ich glaube, wir sollten weniger auf die äußeren Umstände schauen und dafür mehr auf das, was in unsrem Bewusstsein los ist.
Zuletzt geändert von Novas am Do 17. Sep 2015, 21:10, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5147
Registriert: So 21. Apr 2013, 19:15

#425 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Andreas » Do 17. Sep 2015, 21:06

SilverBullet hat geschrieben:Die einzige Quelle kann also nur ich selbst sein, denn zu einem anderen Wahrnehmungssystem habe ich nur oberflächlichen Kontakt ...
Da wäre also zunächst die Selbstliebe, die jeder subjektiv aber evident "am eigenen Leib" erfahren kann. Selbst die kann man niemanden "auf den Tisch" legen, intersubjektiv be- oder nachweisen.

Was haben wir jetzt? Ein paar Hirnströme, Hormone, nicht näher präzisierte Bewusstseinsberechnungen, Duftstoffe, eine "magnetische" Polung (was immer das sein mag) in eine Richtung. Könnte auch auf den Humor passen, eine Fluchtreaktion, eine Phobie oder schlicht Hunger und Durst. Als eine Beschreibung des Phänomens der Liebe ist das etwas mager. Ihre Existenz ist kaum zu leugnen. Und nun?

SilverBullet hat geschrieben:... und die, in Wort und Bild beobachtete Liebe, ist eigentlich immer nur eine abstrakte Darstellung, aber nicht das Phänomen selbst.
Schriftsprache kann nicht mehr leisten, als dass der Leser Beschriebenes in sich wiedererkennt (mglw. eine Form der Resonanz) - und vielleicht im Sinne des Autors neu kombiniert.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#426 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Halman » Do 17. Sep 2015, 21:45

SilverBullet hat geschrieben:@Halman
Danke für die Links.
Ich werde mich gerne dort mal umsehen.
Gerne geschehen. Entschuldige bitte, dass ich Dich damit überflutet habe - mein christlicher Eifer hat mich gepackt. ;)

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten.
OK, kein Problem.
Alter Bücher verstehe ich in der Regel immer wie alte Texte.

Aber, das verändert nicht meine Fragen zu dem Thema.

Wenn es nach den (alten) Religionen geht, soll ich ja mein Leben an diesen Vorstellungen ausrichten (=> „Drum prüfe wer sich ewig bindet“).
Das ist vernünftig. Allerdings besteht grundstätzlich immer die Möglchkeit seine Weltaunschauung, auch wenn es sich um eine religiöse handelt, zu ändern.
Im Grunde genommen prüfe ich schon mein ganzes Leben (die frühen Jahre meiner Kindheit abgerechnet) und vertrete streng genommen immer nur ein "Zwischenergebnis".

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Was ist Geist? Wenn es darum geht dieser Frage im biblischem Sinne nachzugehen, halte ich Pauli Begriff vom Soma pneumatikos für hochinteressant.
In deinem Beitrag aus dem Link hast du geschrieben:
„Das Gasförmige, der Wind, waren damals nicht greifbar und die Begrifflichkeit meinte etwas nicht mit Händen greifbares“
Das ist der „Negativ-Definitionsversuch“, den ich schon angesprochen habe:
„das, was gesagt wird, soll es nicht sein“.
Negativ-Definition fallen mir leichter als positive. Zwar sind sie weniger aussagekräftig, aber besser eine Negativ-Defintion als gar keine. Sozusagen als Einstieg in die Thematik.

SilverBullet hat geschrieben:Ich denke auch, dass das Wort „Geist“ genauso wenig greifbar ist, wie das Wort „Gott“, somit ist es am Vernünftigsten auch hier zu fragen, was „es“ sein soll.

Wenn ich es richtig verstehe, macht die Bibel einen „unscharfen Vermutungsentwurf“ und kann die obige Frage nicht beantworten.
Es gibt keine konkrete/vollständige Vorstellung, die man prüfen könnte und die heutigen Forschungsergebnisse können auf die „biblisch vorhandenen“ Vermutungsteile nicht angewandt werden.

„Lebensgeist“, „Wind“, „Pneuma“ und „Seele“ sind schöne Wörter, aber sie helfen (zumindest mir) nicht wirklich weiter.
„Wesen“ ist auch ein beliebtes Wort – „was“ soll das sein?

„Lebenskraft“, sozusagen der „Wille“ hinter den Zellabläufen im Organismus, hilft auch nicht weiter, weil „Wille“ („mentaler Antrieb“ oder „mentaler Absicht“), Inhalte/Zusammenhänge aus unserer bewussten Wahrnehmung sind.
Damit kann man keine Zusammenhänge ausserhalb des Wahrnehmungssystems erklären. Man müsste dort zuerst ein anderes Wahrnehmungssystem „entdecken“ (oder konkrete Kräfte nachweisen)
Mit dem Wort „Lebensgeist“ wollte ich nicht auf einen „Willen“ hinter den Zellabläufen hinaus, sondern schlicht auf Prozesse, die ja nicht substanzieller Natur sind. Zwar basieren sie auf Materie, doch sind sie ebensowenig materiell wie der Prozess Feuer, das Strickmuster eines Pullovers oder die neurologischen Erregunsmuster im Gehirn.
Ich kombiniere meine sehr bescheidenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse mit meiner Bibelinterpretation und folgere, dass der Odem (Geist im Sinne von Lebenskraft) die Gesamtheit aller biologischen Prozesse umfasst, die einen lebendigen Leib von einen toten Körper unterscheiden. Neben der Atmung/Zellatmung gehören dazu auch der Herzschlag und die Hirnfunktionen.

Das Innenleben einer Zelle wird im Video der Harvard Universität anschaulich dargestellt.


In Gen 2:7 wird in biblischer Sprache die Erschaffung des Menschen beschrieben:
7 da bildete Gott, der HERR, den Menschen*, aus Staub vom Erdboden° und hauchte in seine Nase Atem des Lebens²; so wurde der Mensch eine lebende Seele³.
Ich habe mir mal die Freiheit genommen, diesen Vers mit Fussnoten zu versehen, doch zunächst zu den "offiziellen" Fussnoten aus zwei Bibelübersetzungen.

Die Fussnote der "Guten Nachricht" erklärt zu diesem Vers:
Wörtlich eine lebende nefesch. Das hebräische Wort nefesch wird herkömmlich mit »Seele« übersetzt. Gemeint ist damit ein Lebewesen wie Mensch oder Tier im Unterschied zu den Pflanzen
Die Nussnote der Einheitsübersetzung merkt an:
In H Wortspiel mit den Ausdrücken für Ackerboden (adamáh) und Mensch (adám).
Der Vers enthält also ein hebräisches Wortspiel. Adám (der Mensch) ist aus Adamáh (dem Erdboden) geformt.

Pflanzen nehmen über das Wasser die chemisch energiearmen Nährstoffe des Ackerboden auf und wandeln sie mithilfe des Sonnenlichts (Photosynthese) in energiereiche, organische Verbindungen um. Diese dienen uns als Nahrung (bzw. Tiere, welche sich von den Pflanzen ernährten) und so sind wir Menschen in der Tat aus den Stoffen des Erdbodens geformt.
Der menschliche Leib unterscheidet sich vom Staub der Erde durch seine Struktur (sein Strickmuster). Doch nun fehlen noch die biologischen Prozesse, die Dynamik des Lebens, die einen lebenden Menschen von einem toten Leib unterscheiden. Aufrechterhalten werden sie von der Atmung bzw. die Zellatmung.
Ein »Seele« (nefesch) ist der Mensch dadurch, dass der Leib lebendig ist: Zum menschlichen Leib geformte ganz gewöhnliche Materie + biologische Prozesse (»Odem«) = »Seele« (nefesch).

Nun zu meinen Fussnoten:
*Hier ist der menschliche Leib gemeint.

°Also aus ganz gewöhnlichen Elementen, im Wesendlichen Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff; der Erdboden verweist auf die Nahrungskette

²Hier steht das hebräische Wort רוח (rúach), welches auch mit Geist übersetzt wird. Der Begriff meint etwas nicht greifbares (Wind/Atem ist im Gegensatz zu einem Stein nicht mit Händen greifbar). Die hebräische Sprache ist meines Wissens eine bildhafte Sprache.
Der Begriff umfasst vier unterschiedliche Bedeutungen: Wind, Lebenskraft (Odem), Geist des Menschen (Hirnaktivität) und Geistwesen (Gott und Engel). Gemeinsam ist allen vier Varianten die Unsichtbarkeit (zumindest für menschliche Augen) einer beweglichen Kraft (Dynamik).
Ich denke, wir sollten uns auf die vierte Variante (Gott und Engel) konzentrieren.

³Hier steht das hebräische Wort nefesch, welches allgemein mit »Seele« übersetzt wird. Es meint den mit "Odem" erfüllten Leib, also den lebendigen (atmenden) Menschen oder das lebendige Tier (auch Fische).

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Theologe Karl Barth bezog sich auf den "unbekannten Gott" und beschrieb die Kraft Gottes folgendermaßen:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte, nicht mit ihnen zu verwechseln, nicht an sie anzureihen, nur mit äußerster Vorsicht mit ihnen zu vergleichen.
Na ja, „daneben“, „darüber“, „jenseits“, „vorsichtig vergleichen“ sind schöne Aussagen, aber besser wäre es, er würde sagen, „was“ es sein soll.
Ich denke, dass er genau das vermeiden wollte, da es sich (so wie ich Barth in diesem Punkt verstehe) um eine "unbekannte" Kraft handelt.

SilverBullet hat geschrieben:„Kraft Gottes“? – „Gott“ ist also „Etwas“, das eine „Kraft“ hat, die wir nicht kennen.

„Gott“ kennen wir nicht, die „Kraft“ kennen wir nicht, „Geist“ kennen wir nicht.

Durch keine der Aussagen verändert sich der anfänglich unvollständige Vermutungsstatus.
Die Kraft ist unsichbar und dynamisch. Wie der Wind, der menschliche Geist und der Odem kann sie sichtbare Auswirkungen haben.

In der Physik gibt es ein Beispiel für eine unsichtbare Kraft mit negativen Druck: Die Dunkle Energie (das soll keine Analogie sein).

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, mit "Substanz" zu glauben. Der Theologe Prof. Dr. Thomas Schwartz sprach mit Prof. Lesch mal über das "Experiment des Glaubens" und in meinem Thread über Das Lebens-Experiment des Glaubens hatte ich das Gespräch verlinkt
Zu „Beweisen“, wie sie in dem Link angesprochen werden, würde ich sagen:
Ein Beweis hat viel mehr Strahlkraft, wenn man auch dazusagen kann, „was“ er beweist.
(ohne das „was“, stellt sich die Frage wofür der „Beweis“ gut sein soll)

Wieso muss ein Theologe, also ein „Wissenschaftler von Gott“ ein „Lebens-Experiment“ vorschlagen?
Warum berichtet er nicht einfach die Resultate seiner täglichen Arbeit und sagt, wie jeder andere Wissenschaftler auch, „was“ das sein soll, worum sich seine Wissenschaft „kümmert“?
Das liegt daran, dass der "Gegenstand" seiner Geisteswissenschaft nicht so leicht greifbar ist wie z.B. die Erdschichten für einen Geologen. In der Theologie ist es normal, dass Dinge umschrieben und in der "Schwebe" belassen werden.

ENDE DES ERSTEN TEILS
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#427 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Halman » Do 17. Sep 2015, 21:52

BEGINN DES ZWEITEN TEILS

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wahrheit ohne Inhalt?
Das hängt davon ab, wie glaubwürdig die Glaubenszeugnisse sind
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind sie nicht sehr glaubwürdig bzw. realistisch:
Zitat: “Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten“
Die Apostel waren im Notfall sogar bereit, für ihre Überzeugung das Märtyrium zu erleiden. Einzelne könnten vielleicht übergeschnappt sein, aber ALLE? Das glaube ich nicht.
Petrus und Johannes waren bodenständige Fischer (einfacher Mittelstand), Paulus war zunächst ein Christenverfolger. Seine Christophanie auf dem Weg zu Damaskus muss sehr überzeugend gewesen sein.

Wenn Du magst, kannst Du in meinen vier Säulen des Glaubens reinschauen. (Heute würde ich eher von Quellen des Glaubens sprechen, da der Begriff der Säulen des Glaubens bereits besetzt ist, was ich damals bei der Thread-Erstellung nicht bedacht hatte.)
Ich meine, dass meine vier "Quellen" Hinweise für die Existenz Gottes liefern.

1. Die extrem fein abgestimmten Naturkonstanten können als Hinweis für einen "Feinabstimmer" interpretiert werden.

2. Thirring und Lesch stimmen darin überein, dass das größte bekannte Wunder im Universum der Mensch ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem "Urknall" rein zufällig der Mensch in Erscheinung tritt, liegt meiner Meinung nach nahe Null. Dass ein "Feinabstimmer" intelligentes und bewusstes Leben wie und Menschen geplant hat, halte ich durchaus für plausibel. - Dies interpretiere ich als zweiten Hinweis.

3. Diese beiden Hinweise genügen mir, um auf der Suche nach einer "göttlichen Offenbarung" zu gehen und ich meine diese in der Bibel gefunden zu haben. Insbesondere die Person Jesu ist für mich überzeugend. Dies deute ich als dritten Hinweis.

4. Im Idealfall machen Gläubige Erfahrungen, die sich religiös verstehen lassen, wie z.B. Gebetserfahrungen. Auch das erfolgreiche Wirken des christlichen Lebensentwurfes kann als Bewahrheitung des Glaubens verstanden werden. Dieser vierte Hinweis korreliert mit den drei vorausgehenden.
Das Gesamtbild liefert die "Substanz" des Glaubens.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Der biblische Hintergrund der Religion setzt wohl sehr stark darauf, dass sich Menschen, ohne Hinterfragen und ohne konkrete Analyse, auf die vermuteten Zusammenhänge einlassen.
Das mag so scheinen, doch ich denke nicht, dass es sich so verhält.
Naja, meine Frage wurde noch nicht wirklich beantwortet.
Warum sollte ich sie nicht mehr beachten?
Wenn die Frage noch offen ist, so solltest Du ihr natürlich weiter nachgehen. ;)

Im Thread Was ist Glaube? hatte ich versucht, den Begriff Glauben zu definieren.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der kürzlich verstorbene Physiker Prof. Walter Thirring glaubte auf sehr undogmatische Weise an Gott.
(auch „Thirring“ wiederholt nur die unvollständige Anfangsvermutung)

Vorschlag:
kürzen wir das Aufzählen von „grossen Persönlichkeiten“ ab und ziehen einfach eine konvexe Hülle:
„sämtliche Naturwissenschaftler und Genies glaubten/glauben an Gott“
(stimmt vermutlich nicht, ist aber egal).
Meines Wissen vertrat/vertritt nur eine Minderheit so eine Position. Einer von ihnen ist der theoretische Teilchenphysiker und Theologe Dr. John Polkinghorne.

SilverBullet hat geschrieben:Hat irgendeiner von diesen Personen festgelegt, „was“ „Gott“ sein soll?
Angenommen, es gibt diesen Schöpfergott, dann entzieht es sich unserer naturwissenschaftlichen Greifbarkeit. Doch seine Schöpfung können wir untersuchen.
Angenommen Du würdest nach einem großen Künstler fragen, der leider "unbekannt" ist - wir kennen nur sein Kunstwerk. Dann wäre es doch naheliegend eben dieses zu untersuchen und darauf auf den Künstler Rückschlüsse zu ziehen, z.B. dass er weise ist usw.
Von den Polkinghorne-Zitaten möchte ich mal eines herausgreifen:
„Der Gottesglaube, der mit der westlichen religiösen Tradition konform ist, impliziert die Erkenntnisse: Hinter Muster und Strukturen des Universums steht der Plan eines göttlichen Schöpfers. Hinter der sich entfaltenden Geschichte des Universums steht der Wille eines göttlichen Schöpfers. Es gibt Einen, der unserer Anbetung und unseres Gehorsams würdig ist. Es gibt Einen, dem wir als Grund unserer beständigen Hoffnung trauen dürfen.“
Walter Thirring formulierte da zurückhaltender:
Zitat von Walter Thirring:
"Die Gesetze, die uns die Physik lehrt, sind so wunderbar zusammengefügt, dass wir manchmal wähnen, sie seien der Saum eines Kleides, dahinter stehe eine allmächtige Intelligenz."
In diesem Beitrag habe ich ganz unten ein PDF-Dokument von Prof. Dr. Peter C. Hägele verlinkt.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Lass uns mal annehmen (wie ich es ja glaube), dass die Evangelisten die Wahrheit berichteten und die Jünger tatsächlich Erfahrungen mit Jesus machten, einschließlich der Auferstehung. Dann hätte sich Gott doch auf eine für diese einfachen Menschen verstehbare Weise offenbart.
Es ist schwer herauszufinden, was sich hinter den Texten der Bibelschreiber befindet.
Das hast du ja selbst geschrieben (siehe oben).

Vielleicht kamen die damaligen Menschen, auf Basis ihres Verständnisses, zu einer nachvollziehbaren „Schreibreaktion“.
Da ich deren Verständnis nicht kenne, sollte ich nicht urteilen.
Wenn man argumentiert, dass das „Bild der Bibel“ für die damaligen Leute war, dann muss man die Konsequenz ziehen und festlegen, dass uns die Bibel heute wohl eher nichts mehr sagt.
Nicht notwendigerweise. Wenn die Menschen damals über einen Zeitraum von mehr als Tausend Jahren (in denen die biblischen Schriften verfasst wurden) Glaubenserfahrungen hatten, dann sollte dies heute grundsätzlich auch möglich sein, sofern da was drann ist. Grundlegende Aussagen können zeitlos sein, zumal vieles in der Bibel in symbolischer Sprache ausgedrückt wurde und darin liegt ein großer Vorteil, wie ein Freund von mir dargelegte:
Zitat von Logan5:
Religion ist trotz aller sichtbaren Gemeinschaftlichkeit immer eine sehr persönliche, subjektive Sache. Zumindest bei den Gläubigen, die sich wirklich ernsthaft mit ihrer Religion auseinandersetzen und ihr nicht lediglich aus Tradition oder Denkfaulheit folgen (ich bestreite ja gar nicht, dass es das auch gibt). Jeder von ihnen macht seine eigenen Erfahrungen im Leben, die er religiös deutet. In den biblischen Schriften findet er einerseits Analogien zu seinen Erfahrungen, aber eben auch Symbole innerhalb derer sich religiöse Erlebnisse in Worte fassen lassen. Schriften und Eigenerfahrung verbinden sich gewissermaßen. Theologen sprechen dabei von Korrelation.

Deshalb sind religiöse Antworten keinesfalls starr vorgegebene Antworten, sondern gerade ihres wenig greifbaren Objektes wegen symbolisch und mythisch verpackt und damit individuell ausfüllbar.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Bibel appelliert dazu, die Welt zu betrachten. Jesaja und Paulus deuten sie als Schöpfung, "Salomo" und Paulus sehen im Menschen selbst Hinweise auf Gott. Ich denke, es geht um vernetztes Denken.
Genau, diese „Deutungen“ sind Anfangsvermutungen und mit dem neuronalen Netzdenken sollte ich versuchen, die Vermutung zu komplettieren, so dass ich eine sinnvolle Haltung bzgl. Existenz/Nicht-Existenz einnehmen kann.

Wenn ich das aktuell nicht kann, weil zuwenig Informationen vorliegen, dann bleibe ich einfach im „Zustand der Anfangsfrage“.
Das klingt nach schwachen Agnostizismus (schwach im Sinne von offen für eine Änderung des Weltbildes).

SilverBullet hat geschrieben:Das vernetzte Denken habe ich angewandt, indem ich, das „was-ich-bin“ in Bezug zu den Vermutungen in der Bibel setze.
Resultat: weitere Fragen.
Konnte ich Dir ein wenig weiterhelfen?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#428 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Münek » Do 17. Sep 2015, 22:08

Hemul hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Was meinst denn Du wer heute das "WAHRE CHRISTENTUM" vertritt? :roll: Sage es mir-ich
ziehe mir schon meine Turnschuhe an um ganz schnell zu deren Kirche zu flitzen. :lol:
Na, der Papst natürlich. Er ist der Stellverteter Christi auf Erden - und dazu noch unfehlbar.
Damit kann die Altherrenriege der "Leitenden Körperschaft" der WTG nicht konkurrieren. Diese hat sich
bekanntermaßen in all ihren apokalyptischen Endzeitterminen immer als fehlbar erwiesen.
Das ist Fakt. Damit musst Du leben...
Ich kann damit leben. Fakt ist, dass ich hier noch nie ein Endzeitdatum genannt habe-und Deinen Nonsens stets demaskiert habe. Das ärgert u. frustriert Dich-gelle? :wave:

Hemulchen, in der Tat hast Du hier im Forum (im Gegensatz zu Erwin) noch nie einen (ungefähren) Endzeittermin genannt.
Das hat auch niemand behauptet.

Denn solltest Du es wagen, "offiziell" einen Endzeittermin zu verkünden, drohte Dir der Rausschmiss, der sog. "Gemein-
schaftsentzug", aus dieser Glaubensgemeinschaft
.

Endzeittermine verkünden darf nur die "Leitende Körperschaft" - als die von Jehova (angeblich) eingesetzte Vertretung des "ein-
zig-wahren Christentums". Dass Eure Jungs sich dabei immer wieder geirrt haben, bestärkt mich in der Überzeugung, dass Jeho-
va ganz gewiss nicht hinter diesem selbsternannten "Sprachrohr Gottes" steht.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#429 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Savonlinna » Do 17. Sep 2015, 22:26

Münek hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wenn du möchtest, dass ich diesen Zusammenhang/Ablauf als „Gott“ ansehe, dann fällt mir das in so fern schwer, weil ich nicht verstehe, wie das ausserhalb eines Gehirns ablaufen soll und die Fähigkeit ein Universum zu erschaffen, kann ich damit nicht in Verbindung bringen.

Nach dem biblischen Schöpfungsmythos hat Gott NICHT das (damals völlig unbekannte) Universum geschaffen, sondern
die Erde mit dem sie umgebenden Himmelsgewölbe, an dem die Gestirne befestigt wurden, um auf die Erde zu leuchten.


Die als Wohnstatt des Menschen geschaffene Erde war der Mittelpunkt der "Welt". Gott "thronte" oberhalb der mit Fenstern
versehenen Himmelsfeste, die bei Bedarf geöffnet wurden (Wassermassen der Sintflut, Feuer und Schwefel auf Sodom und
Gomorra, Manna in der Wüste).

Dass Gott auch das unendliche Weltenall geschaffen haben soll, ist lediglich eine unbiblische Behauptung der Kirche...

Gutes Argument, Münek!

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#430 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Münek » Do 17. Sep 2015, 23:07

Halman hat geschrieben:Die Apostel waren im Notfall sogar bereit, für ihre Überzeugung das Märtyrium zu erleiden. Einzelne könnten vielleicht übergeschnappt sein, aber ALLE? Das glaube ich nicht.

ALLE? Wieso alle? Wo hast Du das denn her?

Stephanus war der erste christliche Märtyrer, der wegen seines christlichen Glaubens gesteinigt wurde (Apg. 7, 54-60).
Er war aber kein Apostel. Einer der zwölf Jünger Jesu, die gewaltsam starben, war Jakobus, der Bruder des Johan-
nes
, der nach Apg. 12, 1-2 unter der Herrschaft des Herodes Agrippa I. mit dem Schwert hingerichtet wurde.

Von einem Martyrium des Jakobus, also einem Sterben für den Glauben an Jesus, ist im Text allerdings keine Rede.
Er war das Opfer eines launisch-despotischen Königs, der lt. Apg. "einige aus der Gemeinde verhaften und misshandeln
ließ." Jakobus ließ er töten.

Über ein Martyrium der übrigen elf Jünger berichten die neutestamentlichen Schriften nichts. Dass sie "im Notfall" be-
reit gewesen wären, für ihren Glauben das Martyrium zu erleiden, kannst Du nicht wissen und ist eine reine Vermutung.
Zuletzt geändert von Münek am Do 17. Sep 2015, 23:38, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten