Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

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Pluto
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#141 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jan 2015, 21:11

Halman hat geschrieben:Laut der Intelinear-Übersetzung heißt es im Griechischem Grundtext:
Zitat aus Mat 19,26:
26 εμβλεψας δε ο ιησους ειπεν αυτοις παρα ανθρωποις τουτο αδυνατον εστιν παρα δε θεω παντα δυνατα εστιν
Ich muss gestehen, lieber Halman, solche Argumente übersteigen bei weitem meine Bibelkenntnisse.

Halman hat geschrieben:In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine interessante Aussage aus Wikipedia aufmerksam machen:
Zitat aus Kritik am Begriff der Allmacht:
Dies führt allerdings dazu, dass ein solcher Gott nicht mehr (differenziert) erkannt und verstanden werden kann, und sich letztlich in einem leeren Begriff erschöpft, über den keine weiteren vernünftigen Aussagen mehr möglich sind. Aus einem so verstandenen Begriff folgen nicht nur beliebige Möglichkeiten (eine Unmöglichkeit gäbe es nicht mehr); auch die Aussage, dass nichts unmöglich sei, wäre sinnlos, da es sich dabei selbst um eine logische Folgerung handelt (und gerade für die Ungültigkeit der Logik steht ja in diesem Sinne die absolute Allmacht).
Mein Fazit:
Alle Begriffe die wir hier diskutieren scheitern an der Unmöglichkeit Gott genau zu beschreiben. Deshalb entstehen in unseren menschlichen Verständnis von Allmacht und Allwissenheit oder auch Überzeitlichkeit die erwähnten Paradoxien.

Ich finde in diesem Zusammehang die Aussage des schottischen Philosophen David Hume sehr relevant:
Wenn wir Wunder beobachten, dann sollten wir uns immer fragen ob es wahrscheinlicher ist, dass die Naturgesetze gerade ausgesetzt wurden, oder dass wir Opfer einer Täuschung oder Illusion geworden sind.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#142 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Do 22. Jan 2015, 21:16

Halman hat geschrieben: dass alles, was geschieht und geschehen wird, durch die Vorbedinungen eindeutig bestimmt ist
Genau das ist ja gerade NICHT der Fall - es ist nicht vorher bestimmt, sondern "vorher" gewusst.

Halman hat geschrieben: Bedeutet dies aber nicht, dass Veränderung eine Illusion ist, da in Wirklichkeit alles bereits festliegt und Teil des unveränderlichen Seienden ist?
Auf unserer Zeit-Ebene liegt es ja nicht fest - nur über-zeitlich liegt es fest, da aus dieser Sicht alle Zeit "gleichzeitige" Gegenwart ist. - Man sieht von da, wie sich alles un-determiniert entwickelt - dadurch. dass man es weiss, wird es nicht determiniert.

Halman hat geschrieben:Meinst Du es so?
Genau weiss ich das nicht - aber der Spur nach passt das. - Wobei ich die -x/x-Linie als Ende der Zukunft setzen würde ("Omega") - geht das in Deinem Modell? - Stelle Dir einen Trichter vor, innerhalb dessen das Herunterfallende frei wählen kann, ob es rechts oder links rum oder in Kreißeln nach unten fällt ("Wahlfreiheit"), aber ganz unten im ins Selbe fällt. - Dann wäre das Ende determiniert, aber nicht der selbst-gewählte Weg dorthin - das könnte passen. - Damit wäre auch ein mögliches Modell für "Fügung".

closs
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#143 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Do 22. Jan 2015, 21:19

Pluto hat geschrieben:Mein Fazit: Alle Begriffe die wir hier diskutieren scheitern an der Unmöglichkeit Gott genau zu beschreiben. Deshalb entstehen in unseren menschlichen Verständnis von Allmacht und Allwissenheit oder auch Überzeitlichkeit die erwähnten Paradoxien.
Das ist durchaus passend. - Es "ist" etwas, was jenseits des Erkenntnis-Horizonts des Menschen ist - der Mensch versucht sich dem in Modellen anzunähern und verheddert sich dabei regelmäßig.

Pluto hat geschrieben:Wenn wir Wunder beobachten, dann sollten wir uns immer fragen ob es wahrscheinlicher ist, dass die Naturgesetze gerade ausgesetzt wurden, oder dass wir Opfer einer Täuschung oder Illusion geworden sind.
Kann sein - nur muss klar bleiben, dass das nicht das Problem dessen ist, was hinter dem Erkenntnis-Horizont ist, sondern dessen, der versucht zu erkennen.

closs
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#144 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Do 22. Jan 2015, 21:38

Pluto hat geschrieben: Was willst du denn an den Setzungen verändern?
Wenn man "Allmacht" definiert als absolute Macht über das, was ist bzw. schaffbar ist, und das Nicht-Sein bzw. Nicht-Schaffbar-Sein (man kann "nichts" nicht schaffen) als solches benennt, fallen schon mal sophistische Überlegungen wie über den bewussten "Stein" weg.

Wenn man weiterhin das, wovon unsere Zeit eine Ableitung ist, für Gott setzt, gibt es auch keine logischen Probleme mit Begriffen wie "Allwissen" und "Fügung".

Pluto hat geschrieben:Weil es nach menschlichen Regeln keine "Überzeitlichkeit" gibt.
Wir müssen uns aber in göttliche Regeln eindenken - hilfreich ist dabei, wenn man etwas denkt, aus dem unsere Zeit eine Ableitung denkt (also eine abhängige Größe) - dies ist modellhaft mit der Ableitung im Sinne der Differential-/Integral-Rechnung möglich wie auch mit der hegelschen Dialektik. - Auf gut deutsch: Wenn man die Zeit als Kreisfläche abbilden würde: Was wäre die Über-Zeit, so wie die Kugel eine Über-Kreisfläche ist - also eine Fläche in höherer Dimension. - Das ist ein Verständnisbild: Denke Zeit in Über-Zeit hoch wie man eine Kreisfläche in eine Kugel hochdenken kann - das wäre ein Weg, wie man sich auf ganz bescheidene Weise in göttliche Dimension eindenken könnte - nur, dass überhaupt mal ein Ansatz des Weges da ist.

Pluto hat geschrieben:Dann zeige mir ein christliches Wörterbich wo was anderes drin steht.
Das beste Synonym für christliche Fügung wäre "Vorsehung". - Diesbezüglich steht in wiki durchaus Erhellendes:

"Die Vorsehung ist der allmächtige und allwissende Gott, insofern er den Verlauf des Welt- und Heilsgeschehens ordnet und schon im Voraus weiß. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen: gemäß den Naturgesetzen, durch Wunder, durch zuvorkommende Gnade, durch Mitwirkung mit dem freien Willen vernunftbegabter Geschöpfe oder durch Zulassung der Sünde, die aber jedes Mitwirken ausschließt".

"Das arabische Wort Qadar wird normalerweise mit den Wörtern Schicksal oder Bestimmung übersetzt. Trotzdem hat der Mensch nach Ansicht der Mehrheit der Gelehrten einen freien Willen. ... Gott ist laut islamischer Auffassung allmächtig. Er ist völlig unabhängig (vgl. Koran 112:2). Damit hat er auch die Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen. Er weiß bereits, dass ein Ereignis eintreten wird, bevor es überhaupt passiert. Als die Schöpfung des Menschen begann, wurden alle zukünftigen Geschehnisse bereits in einem Buch niedergeschrieben. So heißt es im Koran:

Kein Unglück trifft ein auf der Erde oder bei euch selbst, ohne dass es in einem Buch stünde, bevor Wir es erschaffen. (Sure 57, Vers 22)

Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Mensch keinen freien Willen besitzt".


Pluto hat geschrieben:Das mag sein, aber wir können sie nicht bechreiben.
Davon abgesehen, dass es vielleicht gar nicht nötig ist, eine göttliche Logik zu bemühen: Es kann sie geben und wird dann nicht von uns beschreibbar sein - unsere Logik wäre dann eine Ableitung davon (siehe obiges Modell).
Zuletzt geändert von closs am Do 22. Jan 2015, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.

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#145 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jan 2015, 21:38

closs hat geschrieben:... es ist nicht vorher bestimmt, sondern "vorher" gewusst.
Wo ist da der faktische Unterschied? Wenn alles gewusst ist, ist es auch unveränderbar.

closs hat geschrieben:Auf unserer Zeit-Ebene liegt es ja nicht fest - nur über-zeitlich liegt es fest, da aus dieser Sicht alle Zeit "gleichzeitige" Gegenwart ist. - Man sieht von da, wie sich alles un-determiniert entwickelt - dadurch.
Schon wieder versuchst mit einem menschlichen Gott zu beschreiben: Überzeitlichkeit gibt es nicht. Zumindest nicht für uns.
dass man es weiss, wird es nicht determiniert.
Doch. Nach unserem Verständnis eben schon, und etwas anderes kannst du nur vermuten.

closs hat geschrieben:Dann wäre das Ende determiniert, aber nicht der selbst-gewählte Weg dorthin - das könnte passen. - Damit wäre auch ein mögliches Modell für "Fügung".
Wenn alles gefügt ist, bricht das Trichtermodell zusammen. Wenn nur ein Teil gefügt ist, warum meinst du dass es sich um das Ende handelt? Vielleicht weil nur so dein Modell aufgeht — so was ist reine Willkür oder Fantasie.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#146 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Do 22. Jan 2015, 21:44

Pluto hat geschrieben:Wenn alles gewusst ist, ist es auch unveränderbar.
Wenn Du Deine eigene Vergangenheit betrachtest, wirst Du feststellen, dass Du möglicherweise manches anders machen würdest, es jetzt aber nicht mehr kannst. - Würdest Du daraus schließen, dass Deine Vergangheit determiniert ist?

Pluto hat geschrieben: Überzeitlichkeit gibt es nicht. Zumindest nicht für uns.
Richtig - es geht hier ja auch nicht darum, was es für uns gibt, sondern was es (mutmaßlich) für Gott gibt.

Pluto hat geschrieben:Wenn alles gefügt ist, bricht das Trichtermodell zusammen.
Warum? - Wenn determiniert ist, dass jeder Mensch oben in den Trichter geworfen wird und unten rauskommt, ist noch lange nicht determiniert, ob der Mensch auf der Autobahn, auf Feldwegen oder durch Morast laufend dort ankommt. - Das Ziel ist determiniert - der Weg dorthin obliegt der Wahlfreiheit ("freie Entscheidung") des Menschen.

Pluto
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#147 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jan 2015, 22:05

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Was willst du denn an den Setzungen verändern?
Wenn man "Allmacht" definiert als absolute Macht über das, was ist bzw. schaffbar ist, und das Nicht-Sein bzw. Nicht-Schaffbar-Sein (man kann "nichts" nicht schaffen) als solches benennt, fallen schon mal sophistische Überlegungen wie über den bewussten "Stein" weg.
Geht leider nicht, denn deine Definition von dem was Schaffbar ist erstens nebulös und zweitens willkürlich.

closs hat geschrieben:Wenn man weiterhin das, wovon unsere Zeit eine Ableitung ist
Auch hier: Wenn du nicht weißt wovon unsere Zeit eine Ableitung ist, ist die Zeit nicht definierbar. Die Annahme, dass es sich dabei um die gesuchte Überzeitlichkeit handelt ist reine Willkür.

closs hat geschrieben:Wir müssen uns aber in göttliche Regeln eindenken
Was sind die göttlichen Regeln?
Genau daran scheitert doch das Anliegen bereits. Wir können uns nicht in göttliche Regeln eindenken, wenn wir sie nicht kennen.

closs hat geschrieben:Trotzdem hat der Mensch nach Ansicht der Mehrheit der Gelehrten einen freien Willen. ...
Das stimmt. Die meisten modernen Philosophen und Neurobiologen lehnen den Freien Willen aus guten Gründen ab.
Dass Theologen aller Religionen am Freien Willen festhalten, ist vermutlich auf die Notwendigkeit ihres Glaubens zurückzuführen.
Eine klare petitio principii also.

closs hat geschrieben:Davon abgesehen, dass es vielleicht gar nicht nötig ist, eine göttliche Logik zu bemühen: Es kann sie geben und wird dann nicht von uns beschreibbar sein - unsere Logik wäre dann eine Ableitung davon (siehe obiges Modell).
Nee, nee...
Etwas bekanntes (die menschliche Logik) von etwas Unbekanntem ableiten geht leider nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#148 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Do 22. Jan 2015, 22:26

Pluto hat geschrieben:Geht leider nicht
Wir müssen bei solchen Diskussionen immer wieder im Auge behalten, dass es nicht wir sind, die entscheiden, was geht und was nicht geht. Es geht ausschließlich darum, dem näher zu kommen, was (unbekannterweise) "ist".

Pluto hat geschrieben:Auch hier
Dito. - Wir müssen uns entscheiden, ob wir eigene (!) Denksysteme zum Maßstab machen oder göttliches Sein zum Maßstab machen - das kann man auch unbekannterweise. - Dementsprechend wäre eine Ansage:

Wer Gott als Wesen spürt bzw.gedanklich als plausibel erkennt, muss so lange eigene Denksysteme suchen, bis eines am nächsten an das rankommt, was das Wesen Gottes (Allmacht, Allwissen, Liebe, Aufhebung der Dialektik, Monimsus) plausiblerweise beinhaltet.

Pluto hat geschrieben: Wir können uns nicht in göttliche Regeln eindenken, wenn wir sie nicht kennen.
Wir können uns nur annähern (Hermeneutik).

Pluto hat geschrieben: Die meisten modernen Philosophen und Neurobiologen lehnen den Freien Willen aus guten Gründen ab.
Das ist übrigens ein Fortschritt gegenüber dem gesellschaftlichen Status.

Pluto hat geschrieben:Eine klare petitio principii also.
Da ist leider was dran - das Christentum hat sich diesbezüglich zu sehr an Menschenbilder der Aufklärung angelehnt. - Trotzdem: Mit freiem Willen meint das Christentum, dass der Weg des Menschen nicht determiniert ist - der von Dir favorisierte Ausdruck "Wahlfreiheit" wäre in der Tat besser.

Pluto hat geschrieben:Etwas bekanntes (die menschliche Logik) von etwas Unbekanntem ableiten geht leider nicht.
Woher willst Du DAS wissen?

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#149 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Halman » Do 22. Jan 2015, 23:10

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Laut der Intelinear-Übersetzung heißt es im Griechischem Grundtext:
Zitat aus Mat 19,26:
26 εμβλεψας δε ο ιησους ειπεν αυτοις παρα ανθρωποις τουτο αδυνατον εστιν παρα δε θεω παντα δυνατα εστιν
Ich muss gestehen, lieber Halman, solche Argumente übersteigen bei weitem meine Bibelkenntnisse.
Nun, ich kann ja auch kein Griechisch. Lass uns davon ausgehen, dass Jesus sagte: "... bei Gott aber sind alle Dinge möglich." Dieser Übersetzung scheint mir ja nicht falsch zu sein. Wollte Jesus damit aussagen, dass auch logisch Unmögliches möglich ist? So kann man dies verstehen, allerdings halte ich diese Interpretation nicht für zwingend.

Handelt es sich bei Jesu Aussage um eine logische Aussage, wie die Ausage, dass nichts unmöglich ist? Oder begehe ich hier einen Logik-Fehler?
Zitat aus Wikipedia:
Aus einem so verstandenen Begriff folgen nicht nur beliebige Möglichkeiten (eine Unmöglichkeit gäbe es nicht mehr); auch die Aussage, dass nichts unmöglich sei, wäre sinnlos, da es sich dabei selbst um eine logische Folgerung handelt (und gerade für die Ungültigkeit der Logik steht ja in diesem Sinne die absolute Allmacht).

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine interessante Aussage aus Wikipedia aufmerksam machen:
Zitat aus Kritik am Begriff der Allmacht:
Dies führt allerdings dazu, dass ein solcher Gott nicht mehr (differenziert) erkannt und verstanden werden kann, und sich letztlich in einem leeren Begriff erschöpft, über den keine weiteren vernünftigen Aussagen mehr möglich sind. Aus einem so verstandenen Begriff folgen nicht nur beliebige Möglichkeiten (eine Unmöglichkeit gäbe es nicht mehr); auch die Aussage, dass nichts unmöglich sei, wäre sinnlos, da es sich dabei selbst um eine logische Folgerung handelt (und gerade für die Ungültigkeit der Logik steht ja in diesem Sinne die absolute Allmacht).
Mein Fazit:
Alle Begriffe die wir hier diskutieren scheitern an der Unmöglichkeit Gott genau zu beschreiben. Deshalb entstehen in unseren menschlichen Verständnis von Allmacht und Allwissenheit oder auch Überzeitlichkeit die erwähnten Paradoxien.
Ich denke schon, dass die Paradoxien mit Hilfe der Vernunft vermieden werden können. Nun lasse ich mal die Katze aus dem Sack und verlinke hier das 20seitige PDF-Dokument Allmacht und Omnipotenz, in der Gijsbert van den Brink m. E. sehr logisch argumentiert. Zur Frage, ob Gott einen Stein schaffen kann, der so schwer ist, dass selbst ER ihn nicht heben kann, führt Brink messerscharf aus:
Zitat von Gijsbert van den Brink:
Der Begriff „Kreis" z.B.mbeinhaltetmessentiell den Begriff „eckenlos", und wenn ich ihn also in dem Satz: „einen viereckigen Kreis machen" mit dem Adjektiv „viereckig" versehe, verneine ich, was ich soeben bejaht habe. Deshalb gelingt es mir überhaupt nicht, zu einer verständlichen Aussage zu kommen, ich rede ja nur Unsinn. Und diese Sachlage ändert sich natürlich nicht, wenn ich diesem Satz vorhergehen lasse: „Gott kann". Bedeutungslose Wortkombinationen bleiben bedeutungslos, sogar wenn sie auf Gott bezogen werden.
Hat er nicht recht?

Ich glaube nicht, dass Jesus bedeutungslose Wortkombinationen im Sinn hatte, als er davon sprach, dass Gott alle Dinge möglich sind. Stimmt der Autor nicht @closs mit folgenden Worten zu?
Zitat von Gijsbert van den Brink:
Können wir also nicht kohärent sagen, daß ihm wirklich alle Dinge möglich sind, weil logisch unmögliche Dinge ihm nicht möglich sind? Das wäre eine unrichtige Folgerung. Denn logisch unmögliche Dinge gibt es nicht:
logisch unmögliche Dinge sind nämlich gar keine Dinge, sondern Non-Entitäten, sie können also auf keinerlei Weise ein Hindernis für Gottes Macht bilden 26. Wir können also Gott sehr wohl allmächtig heißen und gleichzeitig abstreiten, daß er viereckige Kreise, zwei plus zwei fünf, oder irgendwelchen folge - widrigen Nonsens machen kann. Gott allmächtig heißen bedeutet dann, ihm alle logisch möglichen Fähigkeiten zuschreiben.
Und in diesem Sinne halte ich es für sinnvoll, von Allmacht zu sprechen, denn diese logische Argumentation entlarv das Allmachtsparadoxon als Nonsens.

Viele vertreten die Ansicht, dass Gottes Allmacht essentiell ist, also eine zwingend notwendige Eigenschaft darstellt. Diese Auffassung ist aber keinesfalls logisch zwingend, denn es ist logisch möglich, dass Gott seine Allmacht abgibt. Für mich ist die Argumentation von Brink logisch überzeugend und daher leite ich aus seiner Erörterung die kontingenter Allmacht ab, welche m. E. am ehesten dem biblischen Machtbegriff Gottes gerecht wird.

Dass Gott seine Allmacht nicht aufgeben kann, ist also nicht abstrakt logisch begründbar, erweist sich aber als theolgoisch notwendig.
Zitat von Gijsbert van den Brink:
Das bedeutet jedoch nicht, daß Gott seine Macht verlieren kann. Denn Gott ist allmächtig auf theologisch notwendige Weise. Das heißt: die Beständigkeit der Allmacht Gottes ist gegründet (nicht auf logische Notwendigkeiten, sondern) auf Gottes Natur.
Es liegt nach meinem bescheidenen Verständnis in Gottes Natur, weil Gott garantiert, dass uns nichts von seiner Liebe trennen kann. Dazu muss er seine allgewaltige Macht behalten.

Pluto hat geschrieben:Ich finde in diesem Zusammehang die Aussage des schottischen Philosophen David Hume sehr relevant:
Wenn wir Wunder beobachten, dann sollten wir uns immer fragen ob es wahrscheinlicher ist, dass die Naturgesetze gerade ausgesetzt wurden, oder dass wir Opfer einer Täuschung oder Illusion geworden sind.
Vielleicht ist es ja ein Wunder, dass die Naturgesetze so wunderbar perfekt funktionieren.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#150 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jan 2015, 23:18

closs hat geschrieben:Es geht ausschließlich darum, dem näher zu kommen, was (unbekannterweise) "ist".
Schon klar.
Aber meine Aufgabe besteht darin, dich auf dem richtigen Pfad zu halten. :mrgreen:

closs hat geschrieben:Wer Gott als Wesen spürt bzw.gedanklich als plausibel erkennt, muss so lange eigene Denksysteme suchen, bis eines am nächsten an das rankommt, was das Wesen Gottes (Allmacht, Allwissen, Liebe, Aufhebung der Dialektik, Monimsus) plausiblerweise beinhaltet.
dito... :mrgreen:

closs hat geschrieben:Wir können uns nur annähern (Hermeneutik).
Na dann mach mal. :mrgreen:

closs hat geschrieben:Trotzdem: Mit freiem Willen meint das Christentum, dass der Weg des Menschen nicht determiniert ist...
bzw. nicht gefügt. :mrgreen:

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Etwas bekanntes (die menschliche Logik) von etwas Unbekanntem ableiten geht leider nicht.
Woher willst Du DAS wissen?
Das weiß ich aus der Mathematik.
Versuchs doch mal. Hier haste was Unbekanntes ==>> ... <<== :mrgreen:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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