ThomasM hat geschrieben:, hast du denn eine Alternative?
Zum Kapitalismus (im Sinne von "Marktwirtschaft") gibt es aus meiner Sicht KEINE Alternative, die besser wäre. - Allerdings müsste die Marktwirtschaft gesellschaftlich beherrschbar gemacht werden - in unseren Nordländern scheint sie das zu sein, obwohl man SChweden & Co nicht unterwerfen kann, sie seien postkommunistische Planwirtschaftler. - Auch Deutschland ist diesbezüglich leidlich gut aufgestellt. - Das Problem ist die grenzenlose internationale Wirtschaftswelt, die es erlaubt, Länder mit schwacher sozialer Struktur auszu nehmen wie eine Weihnachtsganz - nochmal das Beispielt Griechenland:
Würden alle reichen Griechen ihr Geld im Ausland zurückholen und (samt Straf-Geldern) versteuern wie auch ihren inner-griechischen Besitz angemessen versteuern, gäbe es keine Griechenland-Krise - die Staatsschulden wären statt bei ca. 500 Milliarden sofort oder in wenigen Jahren bei Null - es gäbe keine verreckenden Menschen, weil die Apotheken nur gegen Bares Medikamente ausgeben können. - Das kommt davon, wenn man dem Kapitalismus keine starke Gesellschaft (also entsprechende Gesetze des Souveräns entgegensetzen kann bzw. wenn die Welt-Gemeinschaft nicht an einem Strang zieht - der Kapitalismus ist an sich ein zügelloses Tier, das nur durch Domestizierung zum Nutztier wird.
ThomasM hat geschrieben:Warum ist in unserer Gesellschaft das Bild "reich ist schlecht" so weit verbreitet?
Weil "reich" mit "erschlichen" gleichgesetzt wird bzw. "auf Kosten der Allgemeinheit" - ein Beispiel: In Deutschland darf man sich als Besserverdienender aus der Sozialverantwortung herausstehlen, indem man keine Sozialabgaben zahlen muss - die rumedum 100 Milliarden Folgekosten der deutschen Einheit (verpackt in Rentenzuschuss & Co) muss "das Volk" allein bezahlen. - Gäbe es eine sogenannte "Bürgerversicherung", die auch Besserverdienende oder wohlhabende Privatiers hinzuzieht, würde das Bild des "bösen Reichen" schlagartig besser werden.
Zum Ende ein positives Beispiel: Wir kennen die Inhaberin eines großen mittelständischen Betriebs mit einigen 100 Millionen Euro Umsatz pa. - Diese Frau ist auch alleinige Geschäftsführerin und macht folgendes:
* übertarifliche Bezahlung - in Erwartung freiwilliger Flexibilität, wenn_s nötig ist
* eigene KiTa in der Firma mit Fachpersonal - damit bewährte Mitarbeiter/innen möglichst schnell re-integriert werden können
* Anerkenntnis von Kinderkrankheiten als Krankheitstage des Mitarbeiters
* Sport-Events wie "Firmen-Marathon" und Trainings-Einheiten während der Arbeitszeit - damit hat sie fittere Mitarbeiter
Das hat überhaupt nichts mit Tätschelei zu tun, sondern ist auf kluge Weise kalkuliert: Die Leute bleiben motiviert, sind gesündern, kontrollieren sich gegenseitig ("was, Du machst blau?") - das Unternehmen hat sehr wenig Fehltage und keine Streiks - das Unternehmen ist sehr erfolgreich und inzwischen europäischer Marktführer.
Ist diese Frau "Kapitalistin"? - Ja - denn: Ihr gehört der Betrieb, sie ist CEO, sie entscheidet, sie ist reich, sie hat zwei ziemlich heftige Luxus-Autos. - Wird sie als "Kapitalistin" vom Volk angesehen? Nein - eher als Matriarchin.
Würden Verantwortungs-Träger der Wirtschaft und des Finanzwesens durchschnittlich soviel Anstand und Moral zeigen wie diese Frau unter dem Fingernagel hat,
* hätte der Kapitalismus einen besseren Ruf,
* es gäbe viel, viel weniger Arme,
* es gäbe noch genug Leute, die reich genug sind
Der Kapitalismus muss nur weltweit seine Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen, und wir haben einen Paradigmenwechsel. - Den kriegen wir aber nicht, weil Dir jeder CEO sagen wird: "Ich bin nicht dem Unternehmen, sondern den Aktionären verpflichtet". - Und wenn man ihm dann sagt "Das ist aber eine Schweinerei", dann wird er Dir antworten "Dann müsst Ihr mich mit Gesetzen dazu zwingen - ohne das DARF ich es nicht" (Fast-Original-Ton von Gesprächen, die ich bei entsprechenden gesellschaftlichen Anlässen im halb-privaten Umfeld führen konnte).