Der Fluch des Christentums

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sven23
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#1 Der Fluch des Christentums

Beitrag von sven23 » Sa 13. Dez 2014, 12:50

Unter dieser Überschrift erschien ein Artikel in der "Zeit".

Analog zu den 7 Todsünden machte der Autor die 7 Geburtsfehler einer "alt gewordenen Weltreligion" aus, die da wären:

1. Die Erbsünde

2. Die Rechtfertigung als blutiger Rechtshandel

3. Der Missionsbefehl

4. Der christliche Antijudaismus

5. Die christliche Eschatologie

6. Der Import des Platonismus

7. Der Umgang mit der historischen Wahrheit



Zum Schluß stellt der Autor die Frage, was vom Christentum noch übrig bliebe, wenn es seine Geburtsfehler überwinden würde.

http://www.zeit.de/2000/20/200020.christentum_.xml
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

R.F.
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#2 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von R.F. » Sa 13. Dez 2014, 14:54

sven23 hat geschrieben: Unter dieser Überschrift erschien ein Artikel in der "Zeit".

Analog zu den 7 Todsünden machte der Autor die 7 Geburtsfehler einer "alt gewordenen Weltreligion" aus, die da wären:
Kopf einschalten, Sven. Deinen eigenen. Oder fühlst Du Dich dafür schon zu alt? Der Autor hat offenbar AT und NT nie vollständig gelesen. Vor allem hat er vieles nicht durchdacht.
sven23 hat geschrieben: 1. Die Erbsünde

Erbsünde ist ein vom Katholizismus geprägter Begriff. Dass wir alle früher oder später sterben müssen, ist eine unleugbare Tatsache. Wenn jemand glaubt, dies wäre anders ohne Einführung dieses Begriffs, fehlt’s dem an einer bestimmten Stelle...
sven23 hat geschrieben: 2. Die Rechtfertigung als blutiger Rechtshandel

Noch immer sehen nationale Strafgesetze bei gewissen Straftaten die Todesstrafe vor - was ist dagegen einzuwenden? Und sollte ein Gesetzgeber die stellvertretende Übernahme der Todesstrafe vorsehen (Die Bürgschaft): Auch das wäre eine einsehbare Regelung.
sven23 hat geschrieben: 3. Der Missionsbefehl

Verbiet’ mal einer Partei die Werbung um neue Mitglieder. Doch in diesem Fall geht es um weit mehr. Einfach mal nachlesen...
sven23 hat geschrieben: 4. Der christliche Antijudaismus

Christliche Antijudaismus? Damit meint der Autor u.a. die Lehren eines gewissen Herrn Luther. Dieser aber steht nicht für die wahre Gemeinde...
sven23 hat geschrieben: 5. Die christliche Eschatologie

Viele politische Parteien versprechen den Bürgern ein angenehme Zukunft - wie auch die Schrift. Vor den in der Offenbarung beschriebenen Ereignissen - sie sind an Dramatik nicht zu überbieten - müssen sich in erster Linie die Schweine unter den Menschen fürchten. Danach aber die Friedensperiode...
sven23 hat geschrieben: 6. Der Import des Platonismus

Dafür sind die “Christen” verantwortlich, nicht die Schrift, die derartige Vermischungen verbietet...
sven23 hat geschrieben: 7. Der Umgang mit der historischen Wahrheit
Die Zulässigkeit von Matthäus merkwürdig anmutenden Zitierweise erfuhr durch die bezeugten Ereignisse über das Leben Jesu ausreichend Bestätigung.
sven23 hat geschrieben: Zum Schluß stellt der Autor die Frage, was vom Christentum noch übrig bliebe, wenn es seine Geburtsfehler überwinden würde.

http://www.zeit.de/2000/20/200020.christentum_.xml
Anders herum: Würden die so genannte Christenheit den Völkern glaubwürdig vermitteln, dass Verbrechen wider die Menschlichkeit geahndet werden, aber auch die Geplagten und Geschundenen sicher sein dürfen, dass das ihnen angetane Unrecht gerächt wird: Die beiden Weltkriege hätten die bekannten Exzesse wohl kaum gezeigt, und ein mancher von der Gesellschaft Enttäuschter hätte von seinem Amoklauf abgesehen.

closs
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#3 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von closs » Sa 13. Dez 2014, 15:00

sven23 hat geschrieben:Analog zu den 7 Todsünden machte der Autor die 7 Geburtsfehler einer "alt gewordenen Weltreligion" aus
Die ZEIT ist eine super Zeitung und die einzige, die ich lese. - Allerdings hat sie in Sachen "Weltanschauungen" gelegentlich einen blinden Fleck - ich leide wöchentlich darunter.

Objektiv passiert hier folgendes: Die ZEIT beurteilt das Christentum vom Maßstab des humanistischen Materialismus aus - diese Maßstäblichkeit führt zu hoch-intelligenten Schlussfolgerungen (intelligent ist die ZEIT wahrhaftig), die aber (wie könnte es anders sein?) Folge ihrer eigenen Voraus-Setzungen sind. Allein die Erbsünde als "menschenverachtend" zu bezeichnen verrät ein Höchstmaß an Unverständnis, um was es wirklich geht. - Für mich ein Parade-Beispiel, wie Intelligenz durch mangelnde Reflexions-Bereitschaft gegenüber den eigenen Voraus-Setzungen in die Irre führt.

Pluto
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#4 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Pluto » Sa 13. Dez 2014, 15:53

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Analog zu den 7 Todsünden machte der Autor die 7 Geburtsfehler einer "alt gewordenen Weltreligion" aus
Die ZEIT ist eine super Zeitung und die einzige, die ich lese. - Allerdings hat sie in Sachen "Weltanschauungen" gelegentlich einen blinden Fleck - ich leide wöchentlich darunter.
Das ist einseitig ideologisch gedacht.
Was ist denn schmerzhafter? Das Leiden um den "Blinden Fleck" anderer, oder derjenige der eigenen Weltanschauung?

Objektiv passiert hier folgendes: Die ZEIT beurteilt das Christentum vom Maßstab des humanistischen Materialismus aus
Überlege mal: Ist es wirklich objektiv, andere Weltanschauungen zu diffamieren, während man seine eigenen hochhält (Mt. 7,5)?
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#5 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von closs » Sa 13. Dez 2014, 16:20

Pluto hat geschrieben:Ist es wirklich objektiv, andere Weltanschauungen zu diffamieren
Warum "diffamieren"? - Es ist eine Feststellung, dass die ZEIT diesen Weg geht.

Sie tut dies im übrigen unterm Strich höchst anspruchsvoll, wenn man die einzelnen Rubriken (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, etc.) durchgeht. - Nur am Ansatz ihrer eigenen Weltanschauung scheint sie parteiisch zu sein, was sie an dieser Stelle angreifbar macht.

Um es etwas platt zu sagen: Wenn die ZEIT über Christentum spricht, merkt man, dass die Redakteure in der Regel keine Ahnung davon haben - eben weil sie es unter dem Aspekt des eigenen humanistisch-materialistischen Ansatzes tun.

Wo siehst Du in solchen Feststellungen eine Diffamierung?

Pluto hat geschrieben:Was ist denn schmerzhafter? Das Leiden um den "Blinden Fleck" anderer, oder derjenige der eigenen Weltanschauung?
Eigentlich beides. - Christ-Sein ist schon immer etwas verbunden mit dem Nie-Genügen-Können - das macht einem schon ab und zu zu schaffen. - Das Nicht-Verständnis des Christentums durch die Gesellschaft macht einem ebenfalls ab und zu zu schaffen. - Aber wollen wir nicht übertreiben: Die wirklich Leidenden sind irgendwo meist unterkannt in der Welt und haben gar nicht die Muße, sich mit unserem Fragestellungen hier auf dem Forum zu befassen.

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#6 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Pluto » Sa 13. Dez 2014, 16:24

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ist es wirklich objektiv, andere Weltanschauungen zu diffamieren
Warum "diffamieren"? - Es ist eine Feststellung, dass die ZEIT diesen Weg geht.
Das ist keine Feststellung. Es ist höchsten deine ganz persönliche Meinung, die von deiner Anschauung (Ideologie?) gefärbt ist. Viele andere Leser haben eine andere Meinung zur Objektivität der ZEIT.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#7 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von closs » Sa 13. Dez 2014, 17:02

Pluto hat geschrieben: Es ist höchsten deine ganz persönliche Meinung
So gesehen ist so ziemlich alles eine Meinung - aber was hätte das mit "Diffamierung" zu tun? - Davon abgesehen: Die Selbstsicht der ZEIT wäre vermutlich nicht so sehr anders als meine Sicht - man würde es nur anders ausdrücken: "aufgeklärt", "konfessions-frei", "intellektuell", etc.

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#8 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Pluto » Sa 13. Dez 2014, 18:19

closs hat geschrieben:So gesehen ist so ziemlich alles eine Meinung
Dem würe ich widesprechen. Empirie ist keine bloße "Meinung".

Die Intepretation von Artikeln in einer Tageszeitung hingegen, hat nichts mit der Exaktheit der empirische Beobachtung zu tun, sondern ist bestenfalls persönliche Meinung, schlimmstenfalls ideologische Wertung.

closs hat geschrieben:aber was hätte das mit "Diffamierung" zu tun? -
Diffamierung ist eine Form der ideologischen Abwertung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von sven23 » Sa 13. Dez 2014, 18:29

R.F. hat geschrieben: Erbsünde ist ein vom Katholizismus geprägter Begriff. Dass wir alle früher oder später sterben müssen, ist eine unleugbare Tatsache. Wenn jemand glaubt, dies wäre anders ohne Einführung dieses Begriffs, fehlt’s dem an einer bestimmten Stelle...

Daß wir alle sterblich sind, hat doch niemand geleugnet. Das Konzept der unsterblichen Seele stammt doch von der Religion.


R.F. hat geschrieben: Noch immer sehen nationale Strafgesetze bei gewissen Straftaten die Todesstrafe vor - was ist dagegen einzuwenden?

Z. B. , daß man Justizirrtümer nicht wieder revidieren kann. Eine Gesellschaft kann sich ja weiter entwickeln als ein AT-Gott, der diese Möglichkeit laut Bibel ja nicht hat.


R.F. hat geschrieben: Verbiet’ mal einer Partei die Werbung um neue Mitglieder. Doch in diesem Fall geht es um weit mehr. Einfach mal nachlesen...

Ich weiß, vor allem geht es um das Seelenheil des Missionierers. Was glaubst du, warum Hemul
in seiner Freizeit Klinken putzen geht. :lol:


R.F. hat geschrieben: Christliche Antijudaismus? Damit meint der Autor u.a. die Lehren eines gewissen Herrn Luther. Dieser aber steht nicht für die wahre Gemeinde...

Nee, der begann schon viel früher mit den Evangelien, die den Juden die Hauptschuld am Kreuzestod des Gottessohns gaben. Ein ziemlich skrupelloser Pilatus, der schon tausende hatte kreuzigen lassen, durfte sagen: ich wasche meine Hände in Unschuld. Damit war die Schuldverteilung klar.
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#10 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von sven23 » Sa 13. Dez 2014, 18:38

closs hat geschrieben:Für mich ein Parade-Beispiel, wie Intelligenz durch mangelnde Reflexions-Bereitschaft gegenüber den eigenen Voraus-Setzungen in die Irre führt.

Oder eine Paradebeispiel dafür, wie das Phantom der kollektiven Erbsünde den Menschen zu demütiger Unterwürfigkeit gegenüber Gott zwingt, weil der Mensch angeblich nicht aus eigener Kraft dagegen ankommt. Eine paulinische Erfindung, für die auch gleich die Lösung in Form des Gekreuzigten präsentiert wird. Das Judentum sah das völlig anders.
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