Hiob, Gott und Teufel

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Yusuke
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#291 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Yusuke » Mi 12. Nov 2014, 21:56

Hemul hat geschrieben:Wäre es möglich, dass du uns das ein wenig näher erklärst ?

Gott hat es genauso vorhergesehen, wie Gott auch die Tat Kains vorhergesehen hat:

1. Mose 4,9;NEÜ hat geschrieben:Da sagte Jahwe zu Kain: "Wo ist Abel, dein Bruder?"
Der entgegnete: "Ich weiß nicht. Bin ich etwa sein Aufpasser?" -
"Was hast du da getan!", erwiderte Gott,
Woher hat Gott wohl vorher gewusst, dass Abel tot ist (Kain hat es ihm laut Bibeltext nicht gesagt)?

Hemul
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#292 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Hemul » Mi 12. Nov 2014, 22:01

Hemul hat geschrieben:was der Fall Hiob mit dem Fall Abrahams zu tun hat?
closs hat geschrieben:Nichts, was mir spontan einfallen würde - "Abraham" war eine Erinnerung Dir gegenüber.
Und warum sollte ich mich an Abraham erinnern? :roll:
Hemul hat geschrieben:Wäre es möglich, dass du uns das ein wenig näher erklärst ?
closs hat geschrieben:Schon wieder?
Wieso schon wieder? Habe ich dich hier angesprochen? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Hemul
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#293 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Hemul » Mi 12. Nov 2014, 22:07

Yusuke hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Wäre es möglich, dass du uns das ein wenig näher erklärst ?

Gott hat es genauso vorhergesehen, wie Gott auch die Tat Kains vorhergesehen hat:

1. Mose 4,9;NEÜ hat geschrieben:Da sagte Jahwe zu Kain: "Wo ist Abel, dein Bruder?"
Der entgegnete: "Ich weiß nicht. Bin ich etwa sein Aufpasser?" -
"Was hast du da getan!", erwiderte Gott,
Woher hat Gott wohl vorher gewusst, dass Abel tot ist (Kain hat es ihm laut Bibeltext nicht gesagt)?
Sag einmal willste uns ver....n? :o Dein Vergleich hinkt-aber ganz gewaltig. :thumbdown: Woher Gott wusste, dass Abel tot war? :roll: Er hat doch mit eigenen Augen gesehen wie Kain seinen Bruder Abel umbrachte. Das Blut Abels schrie diese Tatsache gem. 1.Mose 4:10 sofort nach dem Mord Gott doch lauthals entgegen:
9 Da sagte Jahwe zu Kain: "Wo ist Abel, dein Bruder?" Der entgegnete: "Ich weiß nicht. Bin ich etwa sein Aufpasser?" - "Was hast du da getan!", erwiderte Gott, 10 "Hörst du nicht das Blut deines Bruders aus dem Ackerboden zu mir schreien?
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Halman
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#294 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Halman » Do 13. Nov 2014, 00:03

Da hier die Prädestination diskutiert wird, möchte ich hierzu meine bescheidenen Gedanken beitragen. Es mag die Frage gestellt werden: Sieht Gott alles vorher und bestimmt somit auch alles im voraus, oder hat er keine Kenntnis von der Zukunft und bestimmt nichts im voraus? Eine so gestellte Frage impliziert irrigerweise eine Dichotomie, also ein falsches Dilemma. Denn es ist logisch sehr wohl möglich, dass Gott gewisse Dinge vorhersieht und andere nicht.

Wäre Gott im absolutem Sinne allwissend, dann müsste die Welt aus göttlicher Sicht totaldeterminert erscheinen, einschließlich unserer "freien" Willensentscheidungen. Auch wüsste er, wie er reagieren wird und wäre damit selbst vollkommen determiniert. Ein solch absoluter Laplacescher Dämon birgt also eine Problematik in sich, die mir schwertlich mit den Glauben an den lebendigen Gott der Bibel vereinbar erscheint.
Allerdings denke ich, dass so eine Form der totalen Allwissenheit, wie sie der Calvinismus lehrt, in die Bibel gar nicht beschriegen wird. Die darin gerühmte unermessliche Weisheit Gottes fasse ich nicht als Synonym für absolutes Allwissen über jedes künftige Detail auf.
Soweit ich weiß, gibt es im Christentum hierzu verschiedene Ansichten, so die von Augustinus von Hippo. Gemäß seiner Prädestinationslehre wurde bereits alles von Gott genau vorherbestimmt - insbesondere wer „erwählt“ wurde und wer nicht. Noch stärker tritt die Negation der Willensfreiheit im Calvinismus zum Vorschein.
Die Prädestination unterscheidet sich von physikalischer Festlegung durch den Determinismus dadurch, dass demnach eine bewusste, planerische Vorherbestimmung durch Gott vorliegt.
Bereites die Essener vertraten so eine Position, die Sadduzäer waren hingegen gegenteiliger Auffassung. Diesbezüglich verweise ich auf die Juden in der Antike. Willensfreiheit und Unsterblichkeit. Ein Zitat daraus lautet:
Während die Essener die allmächtige Gewalt des Schicksals (heimarmenë) lehren, gegen die der Mensch nichts auszurichten vermag, und die Sadduzäer im Gegensatz dazu das Schicksal gänzlich ablehnen und alles dem menschlichen Willen anheimgeben, vertreten die Pharisäer das Zusammenwirken von Schicksal und menschlicher Vernunft.
Der goldene Mittelweg der Pharisäer scheint mir aus biblischer Sicht der Richtige zu sein. Zwar lassen sich gewisse Bibelstellen durchaus im Sinne der Prädestinationslehre (oder gar dem Calvinismus) deuten; fraglich ist nur, ob dies im Hinblick auf dem Gesamtkontext naheliegend ist.

Sicher ist gem. der Bibel, dass der biblische Gott imstande ist die Zukunft vorherzusehen, denn in Rö 4:17 äußert Paulus den Gedanken, dass Gott "das Nichtseiende wie Seiendes ruft".
Dies wird in Jes 46:10 bestätigt:
der ich von Anfang an den Ausgang verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist, - der ich spreche: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, führe ich aus,
Würde es Gott wohl gefallen, sich selbst total zu determinieren? Wenn nicht, würde er dies vermeiden.

Gott gefiel es, Moses zu prophezeien:
19 Ich weiß aber, daß der König von Ägypten euch nicht wird ziehen lassen, wenn er nicht durch eine starke Hand dazu gezwungen wird. 20 Darum werde ich dann meine Hand ausstrecken und das Ägyptervolk mit all meinen Wundertaten schlagen, die ich in seiner Mitte verrichten werde; daraufhin wird er euch ziehen lassen.
Ex 3, Menge-Bibel
(Der Link enthält übrigens eine beachtliche Fundgrube an Bibelübersetzungen, darunter die Buber-Rosenzweig-Übersetzung (1929). :)

Gottes Worte an Mose verstehe ich so, dass er Pharaos Herz nicht durch irgendeinen empathischen Trick verstockt, oder gar durch telepathischen Einfluss, sondern er sah einfach voraus, wir der Herrscher reagieren würde und als die Froschplage überstanden war, heißt es gem. Ex 8:11 über ihn:
Als aber der Pharao sah, dass die versprochene Erleichterung eingetreten war, da verstockte er sein Herz, und er hörte nicht auf sie, wie der HERR geredet hatte.
Und in Ex 8:28 steht:
28 Aber der Pharao verstockte sein Herz auch diesmal und ließ das Volk nicht ziehen.

Die Rotherham's Emphasized Bible (1902) gibt Ex 4:21 so wieder:
And Yahweh said unto Moses, When thou goest to return to Egypt, see as touching all the wonders which I have put in thy hand, that thou do them before Pharaoh—but, I, will let his heart wax bold, and he will not suffer the people to go.
Dies lässt sich so deuten, dass Gott zuliest, dass der Pharao sein Herz "hart machte" - er ließ es "hart werden" und somit offenbarte sich dessen ihm innewohnende Hartherzigkeit.

Auf diesen dahinterliegenen Gedanken nimmt Paulus in Rö 9:18-19 gem. der Einheitsübersetzung bezug:
18 Er erbarmt sich also, wessen er will, und macht verstockt, wen er will. 19 Nun wirst du einwenden: Wie kann er dann noch anklagen, wenn niemand seinem Willen zu widerstehen vermag?*
In der Fussnote der Einheitsübersetzung steht hierzu:
19-24: Bei dem aus der alttestamentlichen Prophetie aufgegriffenen Töpfergleichnis geht es Paulus vor allem um die Langmut Gottes mit den «Gefäßen des Zorns», die zur Umkehr führen soll (2,4). Es handelt sich also nicht um eine Vorherbestimmung (Prädestination) in dem Sinn, dass ihr der Mensch völlig willenlos ausgesetzt wäre.

In Rö 2:4 fragt Paulus:
Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?
Mit Buße ist hier eine Herzensumkehr gemeint, denn im altgriechischen Grundtext steht das Wort μετάνοια (metanoia).

Diesen Gedanken unterstütz auch der Apostel Petrus in seinem 2. Brief (2Pe 3:9):
Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.
Auch hier steht wieder metanoia.

Die Töpfer-Analogie unterstreicht den Gedanken, dass Gott - ähnlich einem Töpfer - alles ausführt, was ihm gefällt. Wenn er will, kann er voraussehen, wie ein Mensch reagieren wird. Dies bedeutet aber nicht, dass Gott zwangweise alles voraussieht und er hier keinerlei Wahlmöglichkeit hätte. Der Gesamtkontext spricht dafür, dass Gott völlige Freiheit darin hat, in welcher Weise er von seiner Macht gebraucht macht. Dies schließt auch die Fähigkeit ein, die Zukunft zu prophezeien.

Die Appelle in der Bibel sprechen dafür, dass sowohl der göttliche Wille wie auch das Geschick des einzelnen Individiums offen ist. Bereits in Dtn 30:19-20 riet JHWH, auf ihn zu hören und den Segen zu wählen. In diesem Sinne appelliert auch der Prophet Hesekiel und mahnt in Hes 18:23 u. 30-32 zur Umkehr.
Gott überlässt uns die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie aus dem Appell in Off 22:17 hervorgeht:
Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme! Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!

Bezüglich der Prädestinationslehre stützte sich Augustinus von Hippo soweit ich weiß darauf, dass in den apostolischen Briefen von den Auserwählten die Rede ist.
Daraus lässt sich m. E. aber im Gesamtkontext schwerlich herleiten, dass damit das Geschick jedes Einzelnen vorherbestimmt wäre. Dies wird deutlich, wenn man folgenden Rat Petri
2Pe 1 betrachtet:
10 Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen! Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln. 11 Denn so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus.

Daher gebrauchte Paulus in 1. Korinther 9 auch die Analogie mit einem Läufer, der alles gibt, um den Siegespreis zu erlangen:
Zitat aus 1Kor 9:26-27:
26 Ich laufe nun so, nicht wie ins Ungewisse; ich kämpfe so, nicht wie einer, der in die Luft schlägt; 27 sondern ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde.
Der Apostel betrachtete sich also noch nicht als gerettet. Dazu passt auch der Gedanke aus Php 3:13
Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben; eines aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist,
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#295 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Pluto » Do 13. Nov 2014, 00:25

Halman hat geschrieben:Da hier die Prädestination diskutiert wird, möchte ich hierzu meine bescheidenen Gedanken beitragen. Es mag die Frage gestellt werden: Sieht Gott alles vorher und bestimmt somit auch alles im voraus, oder hat er keine Kenntnis von der Zukunft und bestimmt nichts im voraus? Eine so gestellte Frage impliziert irrigerweise eine Dichotomie, also ein falsches Dilemma. Denn es ist logisch sehr wohl möglich, dass Gott gewisse Dinge vorhersieht und andere nicht.
Ja. Dem muss ich zustimmen.
Aber wenn Gott gewisse Dinge nicht vorhersieht... Warum? Weil er nicht will, oder weil er nicht kann?

Wäre Gott im absolutem Sinne allwissend, dann müsste die Welt aus göttlicher Sicht totaldeterminert erscheinen, einschließlich unserer "freien" Willensentscheidungen. Auch wüsste er, wie er reagieren wird und wäre damit selbst vollkommen determiniert. Ein solch absoluter Laplacescher Dämon birgt also eine Problematik in sich, die mir schwertlich mit den Glauben an den lebendigen Gott der Bibel vereinbar erscheint.
Ja, das führt zu einem Widersprüche zwischen Allmacht und Allwissenheit (Paradoxon des Steins).

Der goldene Mittelweg der Pharisäer scheint mir aus biblischer Sicht der Richtige zu sein.
Klingt auf den ersten Blick logisch.
Aber was trifft wann zu? Wann trifft die Prädetermination zu, wann die Vernunft? Und wer entscheidet das?

Würde es Gott wohl gefallen, sich selbst total zu determinieren? Wenn nicht, würde er dies vermeiden.
Deswegen glaube ich, dass Gott (wenn es ihn gibt) entweder allwissend oder allmächtig ist, aber nicht Beides zugleich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#296 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Hemul » Do 13. Nov 2014, 00:32

Halman hat geschrieben: Die Töpfer-Analogie unterstreicht den Gedanken, dass Gott - ähnlich einem Töpfer - alles ausführt, was ihm gefällt. Wenn er will, kann er voraussehen, wie ein Mensch reagieren wird. Dies bedeutet aber nicht, dass Gott zwangweise alles voraussieht und er hier keinerlei Wahlmöglichkeit hätte. Der Gesamtkontext spricht dafür, dass Gott völlige Freiheit darin hat, in welcher Weise er von seiner Macht gebraucht macht. Dies schließt auch die Fähigkeit ein, die Zukunft zu prophezeien.
:thumbup:
Sach ich doch die ganze Zeit. :clap:
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Hemul
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#297 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Hemul » Do 13. Nov 2014, 00:46

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Da hier die Prädestination diskutiert wird, möchte ich hierzu meine bescheidenen Gedanken beitragen. Es mag die Frage gestellt werden: Sieht Gott alles vorher und bestimmt somit auch alles im voraus, oder hat er keine Kenntnis von der Zukunft und bestimmt nichts im voraus? Eine so gestellte Frage impliziert irrigerweise eine Dichotomie, also ein falsches Dilemma. Denn es ist logisch sehr wohl möglich, dass Gott gewisse Dinge vorhersieht und andere nicht.
Ja. Dem muss ich zustimmen.
Aber wenn Gott gewisse Dinge nicht vorhersieht... Warum? Weil er nicht will, oder weil er nicht kann?
Werter Pluto!
Ich habe dir schon zig mal erklärt, dass Gott uns Menschen mit dem freien Willen ausgestattet hat. Und diesen freien Willen vergewaltigt er nicht zu seinen Gunsten-sondern er respektiert ihn ohne wenn und aber.
:wave:
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2Lena
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#298 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von 2Lena » Do 13. Nov 2014, 02:50

Danke Halman für deine ausführlichen Erläuterungen. Sie klingen gut, aber schlau wird einer nicht daraus. Das ist ein Stil vieler gelehrter Werke, die dann immer komplizierter werden, je mehr Leute die Bibelstellen, Zitierer und Meinungen versuchen zu einem schrägen Thema - in eine Linie zu bekommen.

Kein Einziges deiner Zitate ist in den vergangenen Jahrhunderten gründlich erforscht worden. Auschnitte von Bibelstellen sind nie passend. Es müsste erst das übergeordnete Thema klar sein. Zum Beispiel - was ist Hiob, was ist Kain und Abel in Genesis 4. Oder eben die von dir zitierten Jesaja und Römerbriefe. Da fehlt sogar, dass man üblicherweise nicht mal weiß, was das heißt.

Yusuke: Woher hat Gott wohl vorher gewusst, dass Abel tot ist (Kain hat es ihm laut Bibeltext nicht gesagt)?
Das ist gut gedacht, aber die typisch "schräge" Frage, bringt eine Menge "schräger" Antworten - weil das Thema nicht erkannt ist. Kain und Abel beschreibt Gesetze der Menschheitsentwicklung. Die "Gesetze" muss man erst einmal verstehen - um dann aus dem übergeordneten Aspekt (übrigens auch ein Teil der Kain und Abel Geschichte) - Möglichkeiten für Vorhersagen zu sehen.

Kain (wird erklärt in den ersten Sätzen) kommt von [kaniti] "ich gewann". Abel hat drei Bedeutungen, Hauch, Nichtigkeit, Idol. Wenn das Gewonnene neue Idole umbringt, kann das gut oder schlecht sein. Das gilt es eben zu berechnen. Dafür sind die vielen Gegebenheiten in der Geschichte beschrieben. Deren ganz frühen echten historischen Werte sind nicht mehr überliefert. Nur in der chaldäischen Sagenwelt kommen sie noch vor. Als Gesetz jedoch - haben wir es immer noch mit den gleichen Problemen zu tun. Wir könnten darüber hinweg kommen, wenn wir diese Gesetze lernen....

(.... und ... das Lernen klappt nicht mit einer Prädestinastionslehre ....)
Ganz simpel, das kann ich mir vorstellen:
Wo soll die Erfahrung greifen, was regeln, wo anpassen ...
Deshalb sind die biblischen Geschichten auch so einfach geschrieben, dass sie jedes Kind versteht.

P.S. Schaut mal wie einfach die Bibel erklärt:
Pharao Herz wurde verstockt. Das [kaved] ist ein "Teekesselchen", schwer oder wert. Sein Herz war viel wert. (Es wird heute noch vom Volk verehrt.) Die Bibel zeigt zwei Richtungen - was verstockt, aber auch was geschätzt wird.

Hemul
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#299 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Hemul » Do 13. Nov 2014, 09:25

2Lena hat geschrieben:Danke Halman für deine ausführlichen Erläuterungen. Sie klingen gut, aber schlau wird einer nicht daraus. Das ist ein Stil vieler gelehrter Werke, die dann immer komplizierter werden, je mehr Leute die Bibelstellen, Zitierer und Meinungen versuchen zu einem schrägen Thema - in eine Linie zu bekommen.

Kein Einziges deiner Zitate ist in den vergangenen Jahrhunderten gründlich erforscht worden. Auschnitte von Bibelstellen sind nie passend. Es müsste erst das übergeordnete Thema klar sein. Zum Beispiel - was ist Hiob, was ist Kain und Abel in Genesis 4. Oder eben die von dir zitierten Jesaja und Römerbriefe. Da fehlt sogar, dass man üblicherweise nicht mal weiß, was das heißt.

Yusuke: Woher hat Gott wohl vorher gewusst, dass Abel tot ist (Kain hat es ihm laut Bibeltext nicht gesagt)?
Das ist gut gedacht, aber die typisch "schräge" Frage, bringt eine Menge "schräger" Antworten - weil das Thema nicht erkannt ist. Kain und Abel beschreibt Gesetze der Menschheitsentwicklung. Die "Gesetze" muss man erst einmal verstehen - um dann aus dem übergeordneten Aspekt (übrigens auch ein Teil der Kain und Abel Geschichte) - Möglichkeiten für Vorhersagen zu sehen.

Kain (wird erklärt in den ersten Sätzen) kommt von [kaniti] "ich gewann". Abel hat drei Bedeutungen, Hauch, Nichtigkeit, Idol. Wenn das Gewonnene neue Idole umbringt, kann das gut oder schlecht sein. Das gilt es eben zu berechnen. Dafür sind die vielen Gegebenheiten in der Geschichte beschrieben. Deren ganz frühen echten historischen Werte sind nicht mehr überliefert. Nur in der chaldäischen Sagenwelt kommen sie noch vor. Als Gesetz jedoch - haben wir es immer noch mit den gleichen Problemen zu tun. Wir könnten darüber hinweg kommen, wenn wir diese Gesetze lernen....

(.... und ... das Lernen klappt nicht mit einer Prädestinastionslehre ....)
Ganz simpel, das kann ich mir vorstellen:
Wo soll die Erfahrung greifen, was regeln, wo anpassen ...


Deshalb sind die biblischen Geschichten auch so einfach geschrieben, dass sie jedes Kind versteht
:clap:
Genau wie deine wunderbar einfachen Erklärungen-gell? ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#300 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Halman » Do 13. Nov 2014, 19:31

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Da hier die Prädestination diskutiert wird, möchte ich hierzu meine bescheidenen Gedanken beitragen. Es mag die Frage gestellt werden: Sieht Gott alles vorher und bestimmt somit auch alles im voraus, oder hat er keine Kenntnis von der Zukunft und bestimmt nichts im voraus? Eine so gestellte Frage impliziert irrigerweise eine Dichotomie, also ein falsches Dilemma. Denn es ist logisch sehr wohl möglich, dass Gott gewisse Dinge vorhersieht und andere nicht.
Ja. Dem muss ich zustimmen.
Aber wenn Gott gewisse Dinge nicht vorhersieht... Warum? Weil er nicht will, oder weil er nicht kann?
Ich glaube, weil Gott es nicht will. In Jes 46:10 verkündet Gott durch seinen Propheten, dass ER alles ausführt, was IHM gefällt. Als er sprach: "Es werde Licht!", veranlasste er, was er wollte, nicht was er musste, denn welchem Zwang hätte dem Schöpfergott Elohim, El Schaddaj, der Allgewaltige, unterliegen können?

Pluto hat geschrieben:
Wäre Gott im absolutem Sinne allwissend, dann müsste die Welt aus göttlicher Sicht totaldeterminert erscheinen, einschließlich unserer "freien" Willensentscheidungen. Auch wüsste er, wie er reagieren wird und wäre damit selbst vollkommen determiniert. Ein solch absoluter Laplacescher Dämon birgt also eine Problematik in sich, die mir schwertlich mit den Glauben an den lebendigen Gott der Bibel vereinbar erscheint.
Ja, das führt zu einem Widersprüche zwischen Allmacht und Allwissenheit (Paradoxon des Steins).
Bezieht sich dies auf einen der Kritikpunkte, welche Dawkins aufgriff?
Zitat von Richard Dawkins:
Übrigens ist es der Aufmerksamkeit der Logiker nicht entgangen, dass Allwissenheit und Allmacht unvereinbar sind. Wenn Gott allwissend ist, muss er bereits wissen, wie er mit seiner Allmacht eingreifen und den Lauf der Geschichte verändern wird."
Da Gott alle Weisheit besitzt, muss ich glauben, dass ihm diese Problematik sehr wohl bewusst ist. - Natürlich kann man argumentieren, dass dies ein logisches Problem sei und diese bei Gott nicht greift, weil er absolut allmächtig ist. Der abstrakte Begriff der absoluten Allmacht erschöpft sich allerdings in einem leeren Begriff, da dieser das Allmachtsparadoxon dadurch umgeht, indem Logik negiert wird. Eine leere Phrase kann aber niemals Gegenstand einer kohärenten Lehre sein.
Mag sein, dass Aurelius Augustinus den Anstoß dazu gab, als er den Allmachtsbegriff auf Basis des lateinischen Wortes omnipotens ausformte. Im altgriechischen Grundtext steht der Begriff παντοκράτωρ (Pantokrator), welcher Allherrscher bedeutet.
Die ursprüngliche hebräische Form Schaddaj wird von Buber mit Gewaltigen übersetzt. Nachdem ich mich gründlich mit dem Begriff beschäftigt habe (soweit es mir als Non-Hebraist möglich ist :oops: @2Lena :D ), würde ich sogar dazu tendieren, in mit Allgewaltiger zu übersetzen.
Mein Eindruck ist, dass sich mit der theologischen Ausformung i.V.m. der Übersetzung ins Lateinische eine Bedeutungsverschiebung konkreter biblischer Begriffe in bibelferne Abstrationen vollzog.
Martin Luther hatte mal gesagt:
„... Die Ebräer trinken aus der Bornquelle; die Griechen aber aus den Wässerlin, die aus der Quelle fließen; die Lateinischen aber aus der Pfützen.“
In einem anderem Forum diskutierte ich auch über die kniffliche Frage, was denn Allmacht ist, oder ob Gott denn allmächtig sei. Hierzu habe ich eine 20seitige Erörterung - PDF-Dokument von Gijsbert van den Brink rausgesucht, in der er Allmacht und Omnipotenz thematisiert. Darin heißt es u.a.:
Zitat von Gijsbert van den Brink:
Der Begriff „Kreis" z.B.mbeinhaltetmessentiell den Begriff „eckenlos", und wenn ich ihn also in dem Satz: „einen viereckigen Kreis machen" mit dem Adjektiv „viereckig" versehe, verneine ich, was ich soeben bejaht habe. Deshalb gelingt es mir überhaupt nicht, zu einer verständlichen Aussage zu kommen, ich rede ja nur Unsinn. Und diese Sachlage ändert sich natürlich nicht, wenn ich diesem Satz vorhergehen lasse: „Gott kann". Bedeutungslose Wortkombinationen bleiben bedeutungslos, sogar wenn sie auf Gott bezogen werden.
...
Können wir also nicht kohärent sagen, daß ihm wirklich alle Dinge möglich sind, weil logisch unmögliche Dinge ihm nicht möglich sind? Das wäre eine unrichtige Folgerung. Denn logisch unmögliche Dinge gibt es nicht:
logisch unmögliche Dinge sind nämlich gar keine Dinge, sondern Non-Entitäten, sie können also auf keinerlei Weise ein Hindernis für Gottes Macht bilden 26. Wir können also Gott sehr wohl allmächtig heißen und gleichzeitig abstreiten, daß er viereckige Kreise, zwei plus zwei fünf, oder irgendwelchen folge - widrigen Nonsens machen kann. Gott allmächtig heißen bedeutet dann, ihm alle logisch möglichen Fähigkeiten zuschreiben.
Dies halte ich für eine wichtige Feststellung, entlarv sie das hier beschriebene Paradoxon doch als Nonsens.

Viele vertreten die Ansicht, dass Gottes Allmacht essentiell sei, also eine zwingend notwendige Eigenschaft darstellt. Diese Auffassung ist aber keinesfalls logisch zwingend, denn es ist logisch möglich, dass Gott seine Allmacht abgibt (abdingbare Allmacht).
Zitat von Gijsbert van den Brink:
Das bedeutet jedoch nicht, daß Gott seine Macht verlieren kann. Denn Gott ist allmächtig auf theologisch notwendige Weise. Das heißt: die Beständigkeit der Allmacht Gottes ist gegründet (nicht auf logische Notwendigkeiten, sondern) auf Gottes Natur.
Dieser Argumenation schließe ich mich an und werde fortan von kontingenter Allmacht sprechen, weil diese von Brink definierte Allmacht nach meiner Rezeption der biblischen Beschreibung von allherrschener Allgewalt am nähesten kommt.

Pluto hat geschrieben:
Der goldene Mittelweg der Pharisäer scheint mir aus biblischer Sicht der Richtige zu sein.
Klingt auf den ersten Blick logisch.
Aber was trifft wann zu? Wann trifft die Prädetermination zu, wann die Vernunft? Und wer entscheidet das?
GOTT! Wir können also genaugenommen nicht wissen, was Gott prädestiniert und was er offen lässt, denn dazu müssten wir seine Gedanken kennen, die viel höher als unsere sind.
Aus christlicher Sicht bietet die Bibel hier eine gewisse Hilfe, da in dieser "kleinen Bibliothek" beides dargestellt wird: Zwar wird vieles prophezeit, aber nicht alles wird vorhergesehen (pharisäische Deutung). Gott erscheint in der Bibel als souveräner Planer, der was er will seit Grundlegung der Welt vorherbestimmt, um seine großen Vorsätze zu verwirklichen; doch dazu muss er nicht jede individuelle Willenseintscheidung prädestinieren.

Pluto hat geschrieben:
Würde es Gott wohl gefallen, sich selbst total zu determinieren? Wenn nicht, würde er dies vermeiden.
Deswegen glaube ich, dass Gott (wenn es ihn gibt) entweder allwissend oder allmächtig ist, aber nicht Beides zugleich.
Die Fähigkeit oder die Macht zu besitzen, alles Zukünftige in Erfahrung zu bringen, zwingt Gott doch nicht dazu, dies auch zu tun - er ist doch frei.
Wenn eine Frau schwanger wird, so kann sie in Erfahrung bringen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Doch sie kann sich auch überraschen lassen. Dies schränkt sie nicht ein - das Gegenteil ist der Fall.
So fasste Gott gem. Ex 19:6 den Vorsatz, eine heilige Nation aus königlichen Priestern zu gründen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der 5. Vers:
5 Und nun, wenn ihr willig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr aus allen Völkern mein Eigentum sein; denn mir gehört die ganze Erde. 6 Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Söhnen Israel reden sollst.
Sein Vorsatz ließ offenbar Freiraum für individuelle Willenseintscheidungen. Wenn also Petrus in 1Per 2:9 darauf Bezug nimmt, so will er nach meiner Rezeption mit der Festellung, "Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht ..." nicht zum Ausdruck bringen, dass jede Einzelperson schon bei Moses auserwählt worden wäre. Vielmehr lädt Gott durch Jesus Christus dazu ein, sich selbst frei für die Auserwählten zu entscheiden.
Dies könnte man mit einem großen Fest vergleichen, bei dem Gäste vorgesehen sind. Doch wer sich persönlich dafür entscheidet, zu diesen Gästen zu gehören, ist dessen Entscheidung und nicht die des Gastgebers.

Da der allgewaltige GOTT Liebe ist, stellst sich natürlich die Frage: Wie kann Gott das Leid zulassen? (Jahresarbeit Religion GK - Jahrgangsstufe 12, PDF-Dokument). Dies wurde hier auch anhand des poetisch-philosophischen Hiob-Buches diskutiert. Ich denke, dass Theodizee eine knifflige Angelegenheit ist und mein Erklärungsversucht keinesfalls zufriedenstellen muss, aber es ist derzeit die Beste, die ich geben kann.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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