Beweise

Philosophisches zum Nachdenken
Rembremerding
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#61 Re: Beweise

Beitrag von Rembremerding » Fr 28. Okt 2016, 16:16

Novalis hat geschrieben:
Ja, Jesus Christus (Joh 14,6) ist im Zeitalter des Relativismus sehr anstößig. Mich würde interessieren, wie Du die beiden Aussagen, die bei Markus „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.“ (Markus 10,17f), die sehr demütig und bescheiden ist, und die majestätisch-deklarative des Johannes-Evangeliums unter einen Hut bringst? „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ ist da schon eine ganz andere Aussage.

Bei Johannes spricht die göttliche Natur des Herrn und man erkennt, dass Jesus keine filigranartig gebaute Systematik hinterlassen hat. Kein Jude der Antike wäre konsequent im Sinne eines Systems gewesen. Johannes schrieb sein Evangelium auch gegen jene, die griechisch-philosophisches Denken und die Gnosis ins Evangelium tragen wollten. Denkt man nur abstrakt-konsistent, dann ist Jesus nicht eindeutig zu fassen. Was ihm aber an Systematik fehlt, ersetzt Jesus durch die Eindeutigkeit seiner Person. Er war als Mensch vollständig durchsichtig für die klare Wirklichkeit Gottes, weil er diese natürlich auch in sich trug.

Wahrheit in der Hl. Schrift ist nicht wahr oder falsch, das wäre neuzeitliches Denken - sondern sich zeigende Kraft.
In Joh 8:33 ist Wahrheit keine kausale Erweisbarkeit, sondern die rettende Wirkung. Hier ist kein kurzfristiger Nachweis oder Beweis tauglich. So kann man sich die Wahrheit aneignen, wenn man Jesus nachfolgt. Wahrheit ist also keine Sache, sondern eine Person, Gott selbst. Wahrheit ist in der Bibel keine Erkenntnistheorie, keine Moral, sondern Macht, Dynamik, Potenz. Wenn also Jesus hier von der Wahrheit spricht, meldet er den Anspruch auf die Macht Gottes an.

In Joh 3:21 sagt uns Jesus auch, dass wir die Wahrheit tun sollen, es geht also nicht nur um gedankliche Richtigkeit. Wer die Wahrheit tut, baut auf die Verlässlichkeit Gottes auf und will selbst verlässlich handeln. In der Bibel meint Wahrheit immer die Wahrheit Gottes im Sinne seiner über den Tod erhabenen Macht. Wäre Jesus auslöschbar oder jemals geschaffen worden, dann wäre auch die Wahrheit ohne ihn nicht präsent. Für Jesus gibt es keine vorausgehenden Maßstäbe, in ihm gibt es keine "Entwicklung", er hat ein inneres Leben, in dem er Menschensohn und Sohn Gottes zugleich ist. So wird uns einzig Christus zum Maßstab.

Joh 8:58 und Joh 17:5 zeigt uns ein Bild Christi von Weltgröße. Hier ist er nicht nur Lehrer der Wahrheit, Führer eines Weges oder Verkünder einer Ordnung. Sie zeigen erst die ganze Tragweite von Joh 14:6. Jesus kann alles in sich ziehen, die ganze Welt hat Raum in Christus. Aber nicht Raum im größten Geist, sondern als wirkliche Welt in der alles umspannenden Überwirklichkeit Gottes, denn alles weltliche west schließlich in ihm.



In Mk 10:17 kam einer aufgeregt daher, der zuvor die Güte des Herrn sah, wir er die Kinder aufgenommen hat. Das ist ihm übers Herz gegangen. An dieser Reinheit und Gottesnähe will er teilhaben. Jesus antwortet auf das "guter Meister" mit einer Zurückweisung. Er leugnet hier nicht aus "Demut" ab, denn wer und was er tatsächlich ist, sagt er uns klar in Joh 8:46. Was er bei dem Fragesteller hörte, war wohl eine gewisse Sentimentalität, oder ein sich-heften ans sichtbar-menschliche. Deshalb weist ihn der Herr hinauf zum unsichtbaren, heiligen Gott, dorthin soll er seinen Sinn wenden. So wird auch der Aufruf in Mt 19:17 verständlich: "Halte die Gebote!".

Jesus sieht, dass der Jüngling sich wirklich Mühe gegeben hat, die Weisungen Gottes zu halten, nach Höherem drängt, eine Sehnsucht in dem Bereich über dem Gebot besitzt. Dieses Verlangen sieht der Blick, mit dem Jesus ihn ermutigend "ansieht". Das ist die Antwort seiner Liebe, seinem göttlichen Wesen, die wiederum Antwort auf die bereits auf den Jüngling einwirkende göttliche Gnade ist.

Niemand ist gut, außer Gott, so spricht zum Jüngling der Menschensohn, der auf den Vater hinweist, lässt den Jüngliing aber nicht frustriert zurück. Denn gleichzeitig zieht Gottes Sohn den Jüngling in sich, in die Wahrheit, damit er ihm nachfolge. Jene Wahrheit, die Johannes als handelnd und wirkende Macht Gottes beschreibt. Der Jüngling hätte also dieses Gut erkennen müssen, um ein Leben in Wahrheit führen zu können und nicht nur das äußerlich-menschlich Gute.

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Novas
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#62 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Fr 28. Okt 2016, 16:20

ThomasM hat geschrieben:Nur als Beispiel: Die Bohr-Einstein Debatte über die Interpretation der Quantenmechanik war (und ist) eine zutiefst philosophische Debatte, wurde aber (zwangsläufig) von Physikern geführt, weil nämlich die allermeisten Philosophen (auch heute noch) nicht verstanden haben, worum es in dieser Debatte überhaupt geht. Das Problem gibt es immer wieder. Um konkrete Impulse setzen zu können, müsste sich die Philosophie aus ihrer Sphärenhaften Allgemeinheit lösen, aber das KnowHow, das zu tun, besitzen die Philosophen nicht. Und die Wissenschaftler, die das KnowHow haben, sind zu sehr damit beschäftigt, ihre Methode anzuwenden, um sich um solche Fragen zu kümmern.

Du hast vollkommen Recht, das ist auch mein Eindruck. Welche guten Bücher kannst Du mir zu diesem Thema empfehlen? Ich habe nie Philosophie studiert (aber immerhin beschäftige ich mich so exzessiv damit und rede zuweilen auch so, dass ich von manchen als „Philosoph“ angesprochen werde), aber die Wahrheit ist: ich strebe nur selbstständig nach Wahrheit, wie es jeder mündige Mensch tun sollte. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie sogenannte „Experten“ sehr widersprüchliche Dinge sagen oder auf einer rein menschlichen Ebene scheitern, sodass ich zu der Schlussfolgerung komme, dass ich mich letztlich auf meine eigene autonome Vernunft und Erfahrung verlassen muss.
Diese führte mich immer wieder zu Jesus Christus. Brennan Manning, den ich sehr schätze (der Autor des Buches The Ragamuffin Gospel: Good News for the Bedraggled, Beat-Up, and Burnt Out) sagte es ganz gut:

Bild

In the end it is the only thing you can hang unto.

Denn unsre Gelehrsamkeit, unsre Studienabschlüsse, unsre Nobelpreise, unser Bankkonto oder die besseren Argumente in einer Diskussion schützen uns nicht vor dem Tod. Was gibt uns die Garantie, dass dies nicht unser letzter Tag ist? Gar nichts.
Entweder ist die Liebe Christi hier und jetzt wahr und verlässlich in allen Herausforderungen des Lebens und im Moment des Todes (und dann habe ich nichts zu befürchten) oder wir sind alle genau so schutzlos ins Nichts geworfen. Was ich glaube steht jedenfalls schon fest. Meine liebsten Worte aus der Bibel sind darum diese hier:

„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

Römer 8,38-39


Was ist der „Beweis“ dafür? Lediglich die innere Resonanz, die das menschliche Herz verspürt, wenn es die Wahrheit dieser Worte liest, um dann im gläubigen Vertrauen, Hingabe und Dankbarkeit, die den ganzen Menschen erfüllt, in Berührung bringt mit der Fülle des Lebens, Antwort zu geben. Entweder ist die Liebe Christi das Einzige, woran wir uns halten können oder wir können uns an gar nichts halten. Dann haben die Atheisten Recht. Ich glaube jedoch

„an Christus, so wie ich glaube, dass die Sonne aufgegangen ist, nicht nur, weil ich sie sehe, sondern weil ich durch sie alles andere sehen kann.“ – C. S. Lewis


Christus ist, aus dieser Perspektive gesehen, der beste aller Beweise, vergleichbar der Sonne, durch die wir alles andere im Licht der Hoffnung sehen können. Manchmal ist es besser, wenn man die ganze Komplexität der weltlichen Diskussionen auf das Einfache zurück führt und – mit einem schönen Wort von Meister Eckhart gesprochen - „einfältig“ wird. Die Einfältigen, die wie die Kinder geworden sind, werden das Himmelreich erben und beginnen schon jetzt in ihm zu leben :wave:

Novas
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#63 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Fr 28. Okt 2016, 17:18

Rembremerding hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Ja, Jesus Christus (Joh 14,6) ist im Zeitalter des Relativismus sehr anstößig. Mich würde interessieren, wie Du die beiden Aussagen, die bei Markus „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.“ (Markus 10,17f), die sehr demütig und bescheiden ist, und die majestätisch-deklarative des Johannes-Evangeliums unter einen Hut bringst? „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ ist da schon eine ganz andere Aussage.

Bei Johannes spricht die göttliche Natur des Herrn und man erkennt, dass Jesus keine filigranartig gebaute Systematik hinterlassen hat. Kein Jude der Antike wäre konsequent im Sinne eines Systems gewesen. Johannes schrieb sein Evangelium auch gegen jene, die griechisch-philosophisches Denken und die Gnosis ins Evangelium tragen wollten. Denkt man nur abstrakt-konsistent, dann ist Jesus nicht eindeutig zu fassen. Was ihm aber an Systematik fehlt, ersetzt Jesus durch die Eindeutigkeit seiner Person. Er war als Mensch vollständig durchsichtig für die klare Wirklichkeit Gottes, weil er diese natürlich auch in sich trug.

Wahrheit in der Hl. Schrift ist nicht wahr oder falsch, das wäre neuzeitliches Denken - sondern sich zeigende Kraft.
In Joh 8:33 ist Wahrheit keine kausale Erweisbarkeit, sondern die rettende Wirkung. Hier ist kein kurzfristiger Nachweis oder Beweis tauglich. So kann man sich die Wahrheit aneignen, wenn man Jesus nachfolgt. Wahrheit ist also keine Sache, sondern eine Person, Gott selbst. Wahrheit ist in der Bibel keine Erkenntnistheorie, keine Moral, sondern Macht, Dynamik, Potenz. Wenn also Jesus hier von der Wahrheit spricht, meldet er den Anspruch auf die Macht Gottes an.

In Joh 3:21 sagt uns Jesus auch, dass wir die Wahrheit tun sollen, es geht also nicht nur um gedankliche Richtigkeit. Wer die Wahrheit tut, baut auf die Verlässlichkeit Gottes auf und will selbst verlässlich handeln. In der Bibel meint Wahrheit immer die Wahrheit Gottes im Sinne seiner über den Tod erhabenen Macht. Wäre Jesus auslöschbar oder jemals geschaffen worden, dann wäre auch die Wahrheit ohne ihn nicht präsent. Für Jesus gibt es keine vorausgehenden Maßstäbe, in ihm gibt es keine "Entwicklung", er hat ein inneres Leben, in dem er Menschensohn und Sohn Gottes zugleich ist. So wird uns einzig Christus zum Maßstab.

Joh 8:58 und Joh 17:5 zeigt uns ein Bild Christi von Weltgröße. Hier ist er nicht nur Lehrer der Wahrheit, Führer eines Weges oder Verkünder einer Ordnung. Sie zeigen erst die ganze Tragweite von Joh 14:6. Jesus kann alles in sich ziehen, die ganze Welt hat Raum in Christus. Aber nicht Raum im größten Geist, sondern als wirkliche Welt in der alles umspannenden Überwirklichkeit Gottes, denn alles weltliche west schließlich in ihm.



In Mk 10:17 kam einer aufgeregt daher, der zuvor die Güte des Herrn sah, wir er die Kinder aufgenommen hat. Das ist ihm übers Herz gegangen. An dieser Reinheit und Gottesnähe will er teilhaben. Jesus antwortet auf das "guter Meister" mit einer Zurückweisung. Er leugnet hier nicht aus "Demut" ab, denn wer und was er tatsächlich ist, sagt er uns klar in Joh 8:46. Was er bei dem Fragesteller hörte, war wohl eine gewisse Sentimentalität, oder ein sich-heften ans sichtbar-menschliche. Deshalb weist ihn der Herr hinauf zum unsichtbaren, heiligen Gott, dorthin soll er seinen Sinn wenden. So wird auch der Aufruf in Mt 19:17 verständlich: "Halte die Gebote!".

Jesus sieht, dass der Jüngling sich wirklich Mühe gegeben hat, die Weisungen Gottes zu halten, nach Höherem drängt, eine Sehnsucht in dem Bereich über dem Gebot besitzt. Dieses Verlangen sieht der Blick, mit dem Jesus ihn ermutigend "ansieht". Das ist die Antwort seiner Liebe, seinem göttlichen Wesen, die wiederum Antwort auf die bereits auf den Jüngling einwirkende göttliche Gnade ist.

Niemand ist gut, außer Gott, so spricht zum Jüngling der Menschensohn, der auf den Vater hinweist, lässt den Jüngliing aber nicht frustriert zurück. Denn gleichzeitig zieht Gottes Sohn den Jüngling in sich, in die Wahrheit, damit er ihm nachfolge. Jene Wahrheit, die Johannes als handelnd und wirkende Macht Gottes beschreibt. Der Jüngling hätte also dieses Gut erkennen müssen, um ein Leben in Wahrheit führen zu können und nicht nur das äußerlich-menschlich Gute.

Servus :wave:



Das ist eine sehr gute Antwort :thumbup: in der letzten Zeit sind mir immer wieder katholische Christen begegnet, die ihren Glauben auf eine entwaffnend überzeugende Weise leben und kommunizieren, sodass es mich etwas beschämt, was ich früher über sie gesagt habe, wobei ich formal selbst Mitglied dieses Vereins bin (vielleicht ist das ja kein Zufall :D ). „Katholisch“ würde ich mich im ursprünglichen Sinne nennen: denn dieses Wort bedeutet ja übersetzt „allumfassend“ und ich beziehe das eher auf den ganzen (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) umfassenden Leib Christi, der auf keine menschliche Institution (oder schlimmer noch: irgendeine Sekte) reduziert werden kann. Vorallem diese Worte hier finde ich sehr wichtig:

Rembremerding hat geschrieben:Wahrheit in der Hl. Schrift ist nicht wahr oder falsch, das wäre neuzeitliches Denken - sondern sich zeigende Kraft. In Joh 8:33 ist Wahrheit keine kausale Erweisbarkeit, sondern die rettende Wirkung. Hier ist kein kurzfristiger Nachweis oder Beweis tauglich. So kann man sich die Wahrheit aneignen, wenn man Jesus nachfolgt. Wahrheit ist also keine Sache, sondern eine Person, Gott selbst. Wahrheit ist in der Bibel keine Erkenntnistheorie, keine Moral, sondern Macht, Dynamik, Potenz. Wenn also Jesus hier von der Wahrheit spricht, meldet er den Anspruch auf die Macht Gottes an.

Jesus beginnt ja auch mit der Aussage „Ich bin der Weg“ - warum? - „weil ich die Wahrheit bin“ - und diese Wahrheit gibt sich zu erkennen, wenn wir den Weg gehen, sie ist nicht zu trennen von der gelebten Nachfolge. Eine bloße Theorie vom Glauben ist nutzlos, weil Christsein eine Lebensform und Existenzmitteilung ist. Andererseits wäre es fatal, wenn Christen glauben, dass sie diese Wahrheit besitzen, denn niemand kann sie besitzen. Sie kann nur bezeugt werden.

Oder eben verneint, wie bei Pontius Pilatus.

Pluto
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#64 Re: Beweise

Beitrag von Pluto » Fr 28. Okt 2016, 17:37

Novalis hat geschrieben:In the end it is the only thing you can hang unto.

Denn unsre Gelehrsamkeit, unsre Studienabschlüsse, unsre Nobelpreise, unser Bankkonto oder die besseren Argumente in einer Diskussion schützen uns nicht vor dem Tod. Was gibt uns die Garantie, dass dies nicht unser letzter Tag ist? Gar nichts.
Ja, so ist es.
Auch das "Hängen" an den Glauben schützt nicht vor dem Tod.

Novalis hat geschrieben:Entweder ist die Liebe Christi hier und jetzt wahr und verlässlich in allen Herausforderungen des Lebens und im Moment des Todes (und dann habe ich nichts zu befürchten) oder wir sind alle genau so schutzlos ins Nichts geworfen.
Mit oder ohne Jesus Christus, sind wir gleichermaßen schutzlos der Natur ausgesetzt.

Richard Dawkins sagte ein mal, wir sind alle weitaus länger tot als lebendig.
Und ich füge hinzu: Nicht der Tod ist das Problem, sondern das Leben, weil es so süß ist, dass wir nicht loslassen mögen.
Die Vorstellung, dass alles was man getan hat, alles was man sich erkämpft hat im kurzen Leben, nun plötzlich dahin ist, treibt viele Leute in die Arme derer die ihnen das ewige Leben verkaufen wollen. Als Gegenleistung brauchst man nur ein guter Mensch sein und ihnen den Glauben schenken.

Sorry, aber ein "Guter Mensch" kann ich auch ohne die Stütze des Glaubens sein. Es gibt nichts außer dem Glauben was uns davon überzeugt, durch Jesus erlange man ewiges Leben.
Versteht man man die moderne Quantenfeldtheorie, so gibt es nichts, kein Elementarteilchen und auch kein Kraftfeld, auf dem der Geist nach dem Tod des Körpers entfliehen könnte.

Wo genau soll der Ort sein, wo das Leben ewig weitergeht?
Stellt man diese Frage, so fangen die Religionsverkäufer an von anderen Dimensionen und vom Sein zu schwadronieren (siehe Martin Heidegger). Doch eine richtig gute Antwort habe ich bisher von ihnen nicht gehört.

Novalis hat geschrieben:Was ist der „Beweis“ dafür? Lediglich die innere Resonanz, die das menschliche Herz verspürt, wenn es die Wahrheit dieser Worte liest, um dann im gläubigen Vertrauen, Hingabe und Dankbarkeit, die den ganzen Menschen erfüllt, in Berührung bringt mit der Fülle des Lebens, Antwort zu geben. Entweder ist die Liebe Christi das Einzige, woran wir uns halten können oder wir können uns an gar nichts halten. Dann haben die Atheisten Recht.
Das ist kein Beweis, sondern bestenfalls ein tröstender Gedanke mit dem man Leichtgläubige ködert. Dieses Festhalten am Leben ist das nicht Loslassen wollen vom ach so süßen Leben, was uns so wundervoll vorkommt.

Mir kommt es vor wie die Flucht vor der Wirklichkeit des Lebens, in eine Welt der Träume.
Dabei ist angesichts der Unwägbarkeiten des Lebens, das Loslassen das Einzige was wir angesichts des Todes tun können (du sagtest völlig zu recht, heute könnte unser letzter Tag sein), — nicht das Festklammern an Versprechungen der Religionen, die falsch sein könnten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#65 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Fr 28. Okt 2016, 17:54

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:In the end it is the only thing you can hang unto.

Denn unsre Gelehrsamkeit, unsre Studienabschlüsse, unsre Nobelpreise, unser Bankkonto oder die besseren Argumente in einer Diskussion schützen uns nicht vor dem Tod. Was gibt uns die Garantie, dass dies nicht unser letzter Tag ist? Gar nichts.
Ja, so ist es.
Auch das "Hängen" an den Glauben schützt nicht vor dem Tod


Stimmt. Mit Jesus Christus glaube ich jedoch an das Leben und nicht an den Tod. Für den Christen ist der Tod nur die Dunkelheit vor dem Anbruch des neuen Morgens, die rauhe eisige Winterluft vor der frischen wärmenden Frühlingsbrise, die das Leben erneuert, nicht ein Ende, sondern ein Übergang in ein größeres Leben. Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heisst. Es ist die Begegnung mit der Liebe des VATERS (ABBA), die uns auffängt und umarmt in dem Moment, da wir die ganze Welt hinter uns lassen. In dem Moment, da jeder Halt, den die Welt anzubieten hatte, haltlos wird, sich als Illusion erweist, und nur noch dieser eine Halt übrig bleibt.

Pluto hat geschrieben:Mit oder ohne Jesus Christus, sind wir gleichermaßen schutzlos der Natur ausgesetzt

Das ist nun dein Glaube: Du glaubst an den Tod. Ich an die Auferstehung. Der Christ lebt nicht vom Leben zum Tod, sondern von Leben zu Leben.

Richard Dawkins sagte ein mal, wir sind alle weitaus länger tot als lebendig. Und ich füge hinzu: Nicht der Tod ist das Problem, sondern das Leben, weil es so süß ist, dass wir nicht loslassen mögen

Da kontere ich und sage: das Leben ist kein Problem, welches wir lösen müssen, sondern ein Geheimnis und ein göttliches Geschenk, welches es zu erfahren gilt. Ein Geschenk, welches ich durch ein gläubiges Herz beantworte. Ein Glaube an das Leben, der eben nicht nur die paar Jahrzehnte auf Erden umfasst, sondern auch den Tod. Der Tod, so sagen alle Mystiker und Propheten, ist nicht das Ende des Lebens: er ist selbst eine Offenbarung des Lebens, weil er der Übergang der Zeit in die Ewigkeit ist, mit anderen Worten: die Wegkreuzung, wo wir eingehen in das ewige Leben, in die Gegenwart des Herrn. Die Welle, die ich bin, als diese einzigartige Person, kann aus dem Ozean göttlichen Lebens nicht heraus fallen.

Sorry, aber ein "Guter Mensch" kann ich auch ohne die Stütze des Glaubens sein. Es gibt nichts außer dem Glauben was uns davon überzeugt, durch Jesus erlange man ewiges Leben

C.S. Lewis sagte mal ganz provokant und passend (sinngemäß aus meiner Erinnerung): wenn Du bei der Frage stehen bleibst ob Du auch ohne Jesus ein guter Mensch sein kannst, dann weißt Du nicht, was wahres Leben ist. Selbstverständlich kannst Du als Atheist ein guter Mensch sein, aber Christsein ist viel mehr, als nur der Versuch ein guter Mensch zu sein.

Das ist ein Missverständnis.

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#66 Re: Beweise

Beitrag von fin » Fr 28. Okt 2016, 18:41

ThomasM hat geschrieben:
fin hat geschrieben: Wissenschaft (für sich alleine) wird/muß in methodischer Betriebsamkeit enden, die sich selbst instrumentalisiert.

Wissenschaft ohne Philosophie ist kein blindes Huhn, keine Spielerei, kein Tyrannosaurus,
mehr Tierversuch, mehr intelligente Perversion, die an monströser Gewalt alles übertreffen wird,
was sich ein Hirn auszudenken vermag, um letztendlich auch den Menschen in Stücke zu schneiden
und ihn so einzuverleiben, daß er am Ende selbst zur Erscheinung ihrer Vorgänge wird.
Hallo fin

Auch wenn ich dir prinzipiell Recht gebe, so musst du aber auch sehen, dass diese Sicht die Philosophie durchaus romantisiert.

Philosophie ist heutzutage ziemlich zerrissen und orientierungslos. Von dem Ideal-Träumer, der in irgendwelchen himmlischen Sphären schwebt, bis zum Methodenorientierten Pragmatiker, der sich genauso in Betriebsamkeit verliert, wie andere Wissenschaftler, gibt es in dem Gebiet alles. Das ist auch der Grund, warum es aus diesem Gebiet kaum noch wesentliche Impulse gibt.

Dem stimme ich zu. Du besprichst hier einen Riß, den es zu erörtern gilt, um die Umstände besser zu verstehen, die zu dieser Misere beigetragen haben. Ich glaube, daß jeder ein wahrer Philosoph werden kann, dazu braucht es keinen Berechtigungsschein einer staatlich anerkannten Universität. Im Gegenteil, diejenigen, die sich von Etiketten und Diplomen abhängig machen, laufen Gefahr, fremdbestimmt zu werden ...

Das ist ein komplexes Thema, was es zu vertiefen gilt, meine ich.

Grüße
fin
Zuletzt geändert von fin am Fr 28. Okt 2016, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.

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#67 Re: Beweise

Beitrag von fin » Fr 28. Okt 2016, 18:43

Hallo Halman,

Halman hat geschrieben: vielleicht interessieren Dich meine Beträge im Thread Wie entstand das Leben? ...

vielen Dank für deinen Hinweis - ist vorgemerkt.

Grüße
fin

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#68 Re: Beweise

Beitrag von Pluto » Fr 28. Okt 2016, 19:23

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mit oder ohne Jesus Christus, sind wir gleichermaßen schutzlos der Natur ausgesetzt
Das ist nun dein Glaube: Du glaubst an den Tod. Ich an die Auferstehung.
Nein. Ich glaube an nichts.
Du glaubst an die Auferstehung. Wo soll es das geben? Du bist den Verführungen der "Verkäufer" des ewigen Lebens auf den Leim gegangen. Weißt du denn was du mit der Ewigkeit anfangen wirst?
Auch ich möchte nicht loslassen vom Leben... möchte noch hundert oder 200 Jahre anhängen, aber die Ewigkeit ist nix für mich, denn irgendwann wird man selbst des schönsten Lebens müde.

Novalis hat geschrieben:Der Christ lebt nicht vom Leben zum Tod, sondern von Leben zu Leben.
Aha!?
Wie stellst du es dir eigentlich vor, das ewige Leben? Wo soll das sein, und wie sieht es dort aus?
Wenn du keine klaren Vorstelllungen hast unterstelle ich, dass ist nichts weiter als eine Behauptung, ein Versprechen der Religions-Makler, der ziemlich sicher nicht in Erfüllung gehen wird.

Novalis hat geschrieben:
Richard Dawkins sagte ein mal, wir sind alle weitaus länger tot als lebendig. Und ich füge hinzu: Nicht der Tod ist das Problem, sondern das Leben, weil es so süß ist, dass wir nicht loslassen mögen
Da kontere ich und sage: das Leben ist kein Problem, welches wir lösen müssen, sondern ein Geheimnis und ein göttliches Geschenk, welches es zu erfahren gilt.
Die Frage ist, was hoffst du zu erfahren, und vor allem wo?
Von Dante hat jeder eine gutte Vorstellung von der Hölle, Aber wie sieht es im Himmel aus?

Novalis hat geschrieben:Ein Geschenk, welches ich durch ein gläubiges Herz beantworte.
Du bist ein Träumer, Novalis...
Geschenke gibt es nicht im richtigen Leben, wie dieses Bild so wunderschön karikiert...

Bild
[Quelle]

Alles im Leben hat seinen Preis.
Dein Preis ist der Glaube an die Worte der Mystiker und andere Religions-Makler die dir ein Weiterleben versprechen, ohne zu wissen was es überhaupt ist. Etwas, was es mit ziemlicher Sicherheit nicht gibt.

Unser ganzes Leben ist Loslassen... Loslassen von den Eltern, dann Loslassen von den Kindern die man einst gezeugt hat, damit sie ihr eigenes Leben finden; im Alter loslassen von der Vorstellung, alles könne einfach so weitergehen wie bisher. Und am Ende das ultimative Loslassen des Lebens.
Manche Menschen lernen dieses Loslassen nie. Schau dir bloß die vielen kaputten Menschen an, die ihr Leben ihren Eltern oder Kindern geopfert haben. Am Ende dankt ihnen Keiner dafür.

Novalis hat geschrieben:Ein Glaube an das Leben, der eben nicht nur die paar Jahrzehnte auf Erden umfasst, sondern auch den Tod. Der Tod, so sagen alle Mystiker und Propheten, ist nicht das Ende des Lebens...
Woher willst du wissen, ob sie dir die Wahrheit erzählen? Oder sind es nur geschickte Verkäufer von der Sorte, die einem Glatzkopf einen Kamm verkaufen können?

Novalis hat geschrieben:C.S. Lewis sagte mal ganz provokant und passend (sinngemäß aus meiner Erinnerung): wenn Du bei der Frage stehen bleibst ob Du auch ohne Jesus ein guter Mensch sein kannst, dann weißt Du nicht, was wahres Leben ist.
Naja... Lewis war bekannt für seine markigen Sprüche und Versprechen, die er selbst nur erahnen konnte. Er war selbst ein sehr erfolgreicher Makler des Christentums.

Wie Mark Twain einst Huckleberry Finn so treffend in den Mund legte:
Faith is believin' what you know ain't true. — Glaube ist das wovon du weißt, dass es nicht wahr ist. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#69 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Fr 28. Okt 2016, 20:12

Pluto hat geschrieben:Ich glaube an nichts. Du glaubst an die Auferstehung

Damit ist eigentlich schon alles gesagt :)

Wie stellst du es dir eigentlich vor, das ewige Leben? Wo soll das sein, und wie sieht es dort aus? Wenn du keine klaren Vorstelllungen hast unterstelle ich, dass ist nichts weiter als eine Behauptung, ein Versprechen der Religions-Makler, der ziemlich sicher nicht in Erfüllung gehen wird.

Das Problem ist, dass für Dich christlicher Glaube nur eine graue Theorie ist, die Du nie praktisch kennengelernt hast, das erschwert das Gespräch; allerdings könntest Du mit Christen offen reden, dann wüsstest Du durch sie, welchen Unterschied das in einem Leben wirklich machen kann. Wie ich zuvor in einem Beitrag sagte: eine Freundin von mir hatte als junges Mädchen eine Essstörung. Sie wäre daran beinahe gestorben. Der Glaube war die rettende Kraft in ihrem Leben. Nun lebt sie ihren Traum und ist Schauspielern. Sie sagt: Jesus hat sie gerettet, ob Du das nun glaubst spielt keine Rolle.

„Auferstehung“ bezieht sich also nicht nur auf ein Leben nach dem Tod, sondern bereits auf das Leben im Hier und Jetzt. Wenn gebrochene Menschen Heilung erleben, wenn Menschen die verloren und in Angst gefangen waren, Befreiung erleben. Wenn Menschen die liebesunfähig waren plötzlich liebesfähig werden. Wenn Menschen, die unter ihren Möglichkeiten gelebt haben, beginnen ihre Träume zu leben, weil sie Mut und Vertrauen zurück gewinnen, dann ist Glaube eben nicht nur eine „Stütze“, wie Du fälschlich meinst. Glaube ist eine ganz reale Kraft, die nachweisbar wirkt.


Was deine Frage angeht: ich brauche keine konkrete Vorstellung vom ewigen Leben, um daran zu glauben. Wie es sein wird, können wir mit unsren begrenzten Worten kaum sagen. Entscheidend ist: wir sterben nicht in ein Nichts hinein, sondern in ein größeres Leben, an dem wir schon jetzt Anteil haben.

Novas
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#70 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Fr 28. Okt 2016, 20:20

Pluto hat geschrieben:Wie Mark Twain einst Huckleberry Finn so treffend in den Mund legte:
Faith is believin' what you know ain't true. — Glaube ist das wovon du weißt, dass es nicht wahr ist. ;)

Weißt Du das wirklich oder glaubst Du nur, dass du es weißt? :lol: Der Unglaube ist eben auch ein Glaube. Es gibt sogar ungläubige Missionare mit eigenen Foren. Oder Atheisten die am Straßenrand stehen und gegen Religion aufklären wollen. Überlege Dir das mal: ein Atheist glaubt daran, dass die Lebenszeit sehr begrenzt ist, wäre es da nicht sinnvoller, wenn man sie lustvoller investieren würde?
Zum Beispiel in der Gesellschat einer schönen Frau. Entweder ist das Christentum wahr oder Epikur hat Recht: dann müssten wir alle danach streben mit dem Weinglas in der Hand und in der warmen Badewanne sitzend zu sterben, und jeden Moment auskosten, weil wir nie genug Zeit haben, um alles auszukosten. Dann rennt uns buchstäblich die Zeit davon. Der christliche Glaube sagt: entspanne Dich. Denn jeder Schritt ist ein Schritt weiter in das ewige Leben hinein. Stress Dich nicht rein. Genieße, lebe intensiv, aber stress Dich nicht rein.

Diese Entspannung ist außerdem gesund und erhöht nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Qualität und Bewusstheit mit der ich lebe. Das Memento Mori (Bedenke, dass Du sterblich bist) und Carpe Diem (Nutze den Tag) fließen im christlichen Leben zusammen in eine Hoffnung darüber hinaus. Das nenne ich angewandte Lebenskunst.
Zuletzt geändert von Novas am Fr 28. Okt 2016, 20:41, insgesamt 1-mal geändert.

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