Ruth hat geschrieben: ↑Di 20. Apr 2021, 12:09
Naqual hat geschrieben: ↑Di 20. Apr 2021, 10:55
Eigentlich ist es unstrittig, dass man Vorstellungen und Bilder von Gott hat und auch haben muss. M.E. auch aus Sicht der Bibel. Wie soll man Gott über alles lieben und wertschätzen, wenn man keine Vorstellung davon hat was man da so zu lieben glaubt.
Eben schrieb ich noch in meinem Beitrag an Eusebius, dass ich keine Bilder von Gott brauche. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf: ich habe selbst ein Bild in den Beitrag eingefügt. Wie passt das zusammen?
Du wechselt unbewusst die Bedeutung des Begriffs "Bild" im Absatz ohne Bild (das Wort nur verwendet) und dann im Absatz mit Bild. Ich sehe mehr den Zusammenhang dabei: Im ersten Absatz ist es für Dich der Umstand, dass Du kein Bild als Beweis noch als MIttel brauchst um an Gott zu glauben. Also kein von außen vorgegebens Bild. Dem stellst du die innere Erfahrung gegenüber (die dann allerdings eine Vorstellung oder "Bild" schafft). Und schließlich verwendest Du das im Beitrag verwendete Bild, dass dieses einen Teilaspekt Gottes innerlich erfahrbar macht, nur quasi durch ganzheitliche (gefühlsmäßige/verstandesmäßige) Fokussierung auf das "Symbol". Das stimmt ja auch so.
Interessant finde ich hier, dass du schreibst: „…...WAS man da zu lieben glaubt“. Du schreibst nicht: „WEN man zu lieben glaubt“.
Das hat mich jetzt irritiert, weil ich die Formulierungen an diesem Punkt nicht durchdacht hatte. Tatsächlich meint das "Was" bei mir eine ziemliche Herabwertung. Bei Gott geht es immer um ein "Wen" (Subjekt), wenn jemand ohne eine Vorstellung von Gott an diesen glauben will, bleibt eigentlich nichts übrig. Also da kann man nicht einmal mit "wer" danach fragen, selbst als "was" würde da nichts übrigbleiben.
Hat das, was die Beziehung zu Gott ausmacht also nicht mit dem Wesen oder der Gestalt zu tun, die man hinter dem „Bild“ sieht ?
"Bild" hat tatsächliche einige Nachteile. Zum einen es ist nur ein Bild und kein Film. LoL. Nein, ich meine ein Bild hat die Gefahr, in uns "fest" zu werden unabänderlich, das wird dann aber Gott nicht gerecht, weil hier müsste m.E. das Verständnis eigentlich dymnamisch sein. Und wir können nur immer neue Seiten Gottes lernen. Also nicht Steckenbleiben in der Vorstellung, dass Gott der alte Mann mit dem weißen Bart ist.
Es gibt ein schönes Bild: "nur eine leere Schale kann man füllen". Ich liebe die Orientalen und ihre Vergleiche !
Denn das drückts eigentlich aus. Will ich etwas über Gott wissen, müsste ich (im Idealfall) ganz leer sein, weil dann passt mehr Neues in die Schale. Das was dann aber vermittelt wird, ist wieder eine Vorstellung/Bild. Eigentlich ist es so, als wenn man ein Bild sieht, es abzieht und wieder ein neues Bild sieht. Immer wieder. Das müsste eigentlich bescheiden machen und hat nichts mit der platten Vorstellung zu tun, man "habe" den Hl. Geist. Vor allem nicht als entweder-oder. Es ist immer nur graduell ("ein wenig oder ein wenig mehr") und im guten Fall eine nicht unterbrochene Entwicklung.
Deswegen ist für mich die Vorstellung, die Bibel ist verbalinspiriert so abgrundtief verkehrt. Denn die damals hatten als ganze Gesellschaft und religiöse Kultur bestimmte Vorstellungen und Bilder, die sich Gott nur näheren können. So wie ein einzelner dazulernen kann, so gilt dies auch für ganze Gesellschaften und Kulturen. Religionen neigen dazu, sich in das erste Bild zu verlieben und dann stehenzubleiben. Und manche bleiben dann auf dem Stand vor tausenden von Jahren stecken und sind stolz darauf.
Gott ist aber kein Buch, das man "hat", sondern ein Prozess im Selbst. (Wenn "auch nur ein Bild"). Eher die Überlappung von zwei Bewusstseinszuständen zu einem. Das ist das innerlich Erfahrbare. Einem anderen mag vielleicht ein anderes Bild liegen und unwissentlich produziert er gedanklich eine Vision, im Extremfall sogar außerhalb seiner selbst. Ich finde, das ist schon eine irre unterschiedliche Erfahrbarkeit Gottes je nach dem einzelnen den dies betrifft. Wobei das mit der "Überlappung von zwei Bewusstseinszuständen" bereits im NT gelehrt wird. Die hatten bloß diese Begriffe nicht. Bei denen hieß das: "und lasset sie eins sein mit Christus, so wie dieser eins ist mit Gottvater". Innerliches eins sein ist aber genau das!