Ruth hat geschrieben: ↑So 18. Apr 2021, 13:44
- Braucht es für dich ein Bild von Gott, um deinen Glauben zu festzulegen ?
- Kannst du mit Gott im Alltag leben, ohne eine Festlegung, wie er denn sei … und woran orientierst du dich dann?
- Was denkst du über Gottesbilder von Menschen, die ihr eigenes „Gemälde“ als einzig brauchbare Vorlage für Gott darstellen ?
- Gibt es für dich noch weitere Fragen zu diesem Thema, worüber du gerne austauschen würdest ?
Wie auch Du denke ich natürlich (Wer nicht?), dass Gott nicht in einem Bild dargestellt werden kann. Gott ist so unfassbar, so groß, was ist ein Bild dagegen? Es ist weniger als nichts. Es dürfte nichteimal nichts genannt werden.
Die Frage, wer Gott ist, wie er ist, halte ich für sehr wichtig, für einen selbst, um eine persönliche Beziehung zu ihm aufzubauen. Wie soll man Gott anbeten, wenn man ihn nicht kennt? Nicht wahrnehmen kann? Wir sehen ihn nicht, hören ihn nicht. Es ist so, als gäbe es ihn nicht. Wir lesen es in Büchern, es wird darüber geredet, aber nur wenige Menschen behaupten von sich, eine echte Begegnung oder Annäherung an Gott erlebt zu haben. Damit sind jetzt nicht solche Menschen gemeint, die erklären, der Heilige Geist würde durch sie sprechen, wie es sie in sehr großer Zahl heute gibt, die alle möglichen Dinge erzählen, wo ich zwar respektiere aber schon den Eindruck habe, dass etwas nicht stimmt. Ich meine Menschen wie Heilige, wie Mystiker, die von "Gotteserfahrungen" sprechen. Oder Menschen, die unheimlich viel beten, Gutes tun für Gott und mehr und die dann eben Dinge erleben, wahrnehmen, die mehr sind als nur Eingebungen.
Also irgendwie muss es möglich sein, sich Gott anzunähern. Wenn es ihn gibt. Für mich ist das so. Für Dich wohl auch?
Dazu gibt es Beschreibungen, die einem helfen, sich ihm anzunähern. Ganz simpel: Liebevoll. Gütig. Großzügig. Licht. Weise. Mächtig. Verständnisvoll. Hilfsbereit. Einfach wundervoll. Ein wundervolles Wesen. Ein Wesen, das so wunderbar ist, dass man unbedingt bei ihm sein will. Das sind nur Gedanken. Irgendjemand hat mal gesagt: "Gott ist ein Gedanke. Denke an ihn und schon ist er da. An ihn zu denken, ist leicht." Ich würde das zwar nicht so sehen, aber es hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Da ist was dran, glaube ich.
Worte haben eine Bedeutung. Und die Bedeutung kann mich einer Sache näher bringen. Was sind Bilder? Auch Bilder haben Bedeutungen. Gott ist kein Wort und kein Bild aber er bedeutet etwas. Er hat bestimmte Eigenschaften. Vielleicht ist er ja auch so flexibel, dass er für uns die Eigenschaften annimmt, die wir ihm zusprechen? Wer weiß? Vielleicht liebt er uns so sehr, dass er einfach nur das für uns sein will, was wir uns wünschen? Auch das sind Gedanken um Gott. Und Gedanken um Gott - das ist meine Überzeugung - bringen uns ihm näher. Denn wenn Gott Gott ist, dann sieht er alles, versteht alles, weiß alles. Dann weiß er genau, wie hilflos wir sind, wenn es darum geht, uns ihm zuzuwenden. Und er wird es erkennen, wenn jemand nach ihm sucht und ihm dann auch dabei helfen. Ganz egal, ob sein Gottesbild nun "richtig oder falsch" ist. Er wird den Menschen dann berühren und der Mensch wird zu Einsichten und Erkenntnissen kommen. Ohne zu wissen oder verstehen, warum und woher das kommt.
Also um die Bedeutung geht es. Darum kann ein Bild einen Menschen in seinen Bemühungen um Gottesnähe auf jeden Fall hilfreich sein, denke ich, glaube ich. Ich habe zB eine Weile schwarze, kreisrunde Punkte in der Wohnung verteilt. Und habe diesen Punkten die Bedeutung verliehen, dass sie das Auge Gottes darstellen. Es klingt verrückt. Ich weiß, dass das nur schwarze Klebepunkte sind. Aber das ist egal. Wichtig ist, dass ich daran glaube, dass ich das Auge Gottes sehe. Das ist eine Projektion. Projektionen sind wirksam auf psychischer, seelischer Ebene. Sie bringen uns einer Sache näher. Sie erinnern uns an etwas, sie schaffen eine Verbindung und das macht sich auch bemerkbar. Vielleicht nur sehr subtil, aber ich bin überzeugt davon, eine Wirkung ist da.
Zum Schluss noch ein "Gottesbild" das mir sehr gut gefällt. Man sieht Gott und darunter eine betende Frau. Diese Frau symbolisiert aber die Seele, den göttlichen Anteil des Menschen. Ich finde dieses Bild wundervoll. Wenn ich sehe, fühle ich mich Gott näher. Ich weiß, es ist eine Projektion. Aber da ist etwas. Man könnte es auch eine Methode nennen.
Titelbild des Buches: The Ocean of Love: The Anurag Sagar of Kabir (English Edition)
Noch zu Deinen Fragen: Brauchen, nein. Aber auch Dinge, die man nicht unbedingt braucht, können sehr wertvoll und nützlich sein. Nein, ich brauche etwas, woran ich mich orientieren und festhalten kann. Wie erklärt. Also Gedanken, aber auch Bilder oder Symbole. Das Kreuz ist für mich so ein Symbol, das wichtige Eigenschaften Gottes - meines Gottesbildes - darstellt. Ich habe immer Verständnis dafür, wenn Menschen Hilfsmittel nutzen, um sich Gott anzunähern. Ich bin voll dafür, Hilfsmittel aller Art in Anspruch zu nehmen. Ich denke, Gott ist nicht engstirnig. Er sieht in die Herzen. Das ist es, was zählt. Nicht die Form sondern der Inhalt ist entscheidend. Wenn ein Mensch ein Gottesbild hat, und es ihn wirklich an Gott erinnert, ihm dabei hilft, an Gott zu denken, was kann daran falsch sein? Ein Austausch. Ich bin da schon recht klar in der Sache. Aber wie Du siehst, hat ein Austausch schon stattgefunden. Und dazulernen kann man eigentlich immer. Insofern....
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Edit: Bildquelle nachträglich vermerkt von SamuelB