Tree of life hat geschrieben: ↑Oft spricht man davon, dass Liebe Menschen verbindet, also zusammen führt.
Ist hier Liebe etwas, das "eigenständig" für Verbindung sorgt?
Meiner Ansicht nach wird damit etwas verdreht, denn eine ganz bestimmte Art von Verbindung nennen wir "Liebe" (sprich: Liebe ist Verbindung).
Mit "Liebe verbindet" läge damit eine fehlerhafte Formulierung vor, denn "Liebe" ist kein "Nagel, der zwei Bretter verbindet".
Hast du ein Weltbild, in dem Liebe ein freies Objekt ist, das auf Menschen einwirkt?
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JackSparrow hat geschrieben: ↑Solange Newtons Axiome und die Hauptsätze der Thermodynamik gültig sind, kann es keine andere Erklärung geben.
Wir haben leider keine Überblicksposition, wodurch jegliche Aussagen à la "es gibt nur..." immer in Ontologie und damit Philosophie enden.
Viel gewichtiger sehe ich da das Argument, dass eine Aktivität auf Basis von Nervenimpulsen, wenn sie "von aussen" gesteuert sein soll, schon auch irgendetwas mit Nervenimpulsen zu tun haben müsste und hierzu kann wohl eher nichts geliefert werden. Der Körper selbst, als Organismus (aus Zellen), ist jedoch ein guter Kandidaten für eine Erklärung.
JackSparrow hat geschrieben:Wieso nicht "Behandle deinen Nächsten so, wie er es von dir fordert."
Ganz einfach, weil es viele Situationen gibt, in denen man den anderen Menschen nicht fragt bzw. nicht fragen kann.
JackSparrow hat geschrieben:Darf der Nächste nicht selbst entscheiden, wie er behandelt werden will?
Selbstverständlich, aber es geht halt nicht in allen Fällen - weshalb vorab ausformulierte Gesetze nicht schlecht sind.
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Ruth hat geschrieben: ↑Gott will Liebe GEBEN. Und wenn jemand diese Liebe empfängt und spürt, dann ist die Liebe zu Gott eine Reaktion darauf, dass er uns zuerst geliebt hat.
Siehst du dann "Liebe deinen Nächsten" als Aufforderung an, Gott in jegliche Beziehungsaufnahme einzuschliessen?
Ruth hat geschrieben:Ich denke, man kann etwas „Liebe“ nennen, wenn man den Menschen im Fokus hat, und nicht (nur) das, was dieser Mensch redet oder tut … und ihn als Reaktion darauf behandelt.
OK, ich würde da maximal von "Freundlichkeit/Höflichkeit/Wohlwollen" vielleicht von "Sympathie" sprechen und "Liebe" als eine grundsätzliche Wahrnehmungsveränderung in Bezug auf (z.B.) einen anderen Menschen einordnen.
Ruth hat geschrieben:Wenn man also auf einen Menschen trifft, oder ihn auch nur sieht, und dieser etwas hat, von dem man glaubt, dass dies einem selbst fehlt, zumindest aber (vielleicht unbewusst) danach sucht, dann denke ich setzt das Gefühle in Bewegung, die anziehend wirken.
Genau, da kommen Gefühle auf, eine Reaktion kommt in Gang -> aber wodurch kommt es in Bewegung?
Das Erkennen, dass ein anderer Mensch "passt", läuft in meinem Fall nicht bewusst ab, d.h. es sind eher keine Gedanken, die eine Veränderung steuern.
Das "In Bewegung kommen" kann man an der Ausschüttung von Stoffen direkt nachforschen/messen.
"Ausschüttung von Stoffen" bedeutet "Regelung" - meiner Ansicht nach ist es das Gehirn, das Nervensystem, das hier reagiert.
Ruth hat geschrieben:Es sind die Gefühle und die Umstände, die etwas bewegen … es wird auch „Schicksal“ genannt. Verantwortlich für das auslösen der Gefühle ist eigentlich keiner von beiden.
Auch in meinem Weltbild sind "Gefühle" Umstände, die beeinflussend wirken, aber für mich sind "Gefühle" das Verständnis der Körpersituation und diese Situation wiederum "kommt zustande", wodurch "Gefühle" nicht der Ausgangspunkt sind.
Wenn keiner der beiden Menschen für die Auslösung von Gefühlen verantwortlich ist, wer ist es dann?
Interessant ist, dass "Liebe deinen Nächsten" durchaus den Menschen verantwortlich macht.
Aus diesen ganzen Unklarheiten heraus, ergibt sich mein Eindruck, dass ein eigenartiges Konzept von Liebe in den alten Texten vorliegt - es ist nicht "sauber auf den Punkt gebracht".
Ruth hat geschrieben:Niemand kann Liebe geben, wo er selbst keine empfängt. Also liegt es auch in gewissem Maß an der Selbstliebe, ob man jemand anders lieben kann. Wenn ich mich selbst hasse, weil ich an irgendeiner Stelle immer versage, dann kann ich ganz bestimmt auch keinen Menschen lieben, dessen Versagen auch deutlich an der gleichen Stelle liegt
Ich stimme zu, wobei dann die Frage aufkommt, ob unserer gesuchter Ausgangspunkt rein im jeweiligen Menschen liegt, ohne dass er es weiss, wodurch "Liebe deinen Nächsten" irgendwie eine komische Anweisung ist.
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Anthros hat geschrieben: ↑Unsere Worte haben eine Mehrfachbedeutung. Liebe und Liebe ist unterschiedlich und doch gleich. Mag sie körperlich sein, so gibt es eine Ebene im Menschen, wo sie es nicht mehr ist, sie ist frei vom Körperlichen.
Nun, ich habe die Wörter "Freundlichkeit/Höflichkeit/Wohlwollen/Sympathie" angegeben, d.h. aus meiner Sicht muss der Begriff "Liebe" nicht derart unendlich grosszügig eingesetzt werden, dass man letztlich danach fragen muss, was er denn gerade bedeuten soll.
Du stellst die Hypothese einer Nicht-Körperlichkeit von Liebe auf -> was hast du dabei im Auge, wie kommst du darauf?