Fragen an den (die) Experten: Koinzidenz

[Magdalena61]

Das halte ich für gewagt, aus einer Koinzidenz eine Kausalität zu machen.

Aus was, bitte?

"Kausalität" ist zwar einfacher, aber die Bedeutung derselben könntet ihr, wenn ihr eh gerade schon dabei seid, auch gleich erklären.
LG

[Janina]

Das halte ich für gewagt, aus einer Koinzidenz eine Kausalität zu machen.

Aus was, bitte?

https://de.wikipedia.org/wiki/Koinzidenz
Wenn zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten, muss das nicht heißen, dass eines das andere verursacht hat. Es können beide auf eine andere Ursache zurückgehen, oder es gibt möglicherweise gar keinen kausalen Zusammenhang.
Die Bevölkerung Deutschlands nimmt ab, die Population der Störche geht zurück - logisch, der Storch bringt ja die Kinder.
Das wäre eine unzulässige Annahme einer Kausalität bei beobachteter Koinzidenz.

[closs]

"Koinzidenz" ist, wenn etwas zeitlich oder räumlich oder inhaltlich zusammenfällt - Beispiele:
a) Du spielst zuhause Klavier und ich zum selben Zeitpunkt auch.
b) Man trifft einen alten Bekannten, weil beide zur selben Zeit am selben Ort sind.
c) Man tritt in einen Nagel und stellt danach fest, dass Freitag der 13. ist.
Alle diese drei Beispiele haben gemeinsam, dass sie "zufällig" und nicht in "kausalem" Bezug zueinander stehen.

Man kann aber auch Gründe dafür hinein-interpretieren (kausal):
ad a) Du spielst zuhause Klavier, WEIL (kausal) ich auch gerade spiele.
ad b) Du gehst auf den Marktplatz, WEIL Du den alten Bekannten treffen willst.
ad c) Du trittst in den Nagel, WEIL Freitag der 13. ist.

Das klingt einfach (ist auch einfach) wird aber theoretisch und praktisch oft vermischt - denn man kann interpretieren:
ad a) Eine innere Bindung zwischen Dir und mir lässt uns gleichzeitig Klavier spielen (*schmacht*) - also weil es SOO ist, spielen wir gleichzeitig.
ad b) Die zwei Bekannten haben in letzter Zeit oft an alte Zeiten gedacht - es ist also dieser gedankliche Gleichklang, der sie zusammenführt.
ad c) Man ist so aufgeregt, weil Freitag, der 13. ist, dass man nicht aufpasst, wo man hintritt.

Etwas verkürzt gesagt: "Koinzidenz" ist, wenn zwei Sachen zufällig passieren. - "Kausal" ist, wenn sie in irgendeiner Form geplant waren, bevor sie stattgefunden haben.

Um ins Geistige zu wenden: Gott ist die einzige Instanz, bei der "Koinzidenz" und "Kausalität" identisch sind - man nennt das "Fügung".

Menschen neigen dazu, Nicht-Verstandenes (also auch "Fügung") zu erklären, also zu begründen - und "begründen" ist immer "weil". - Dieses "weil" ist typisch für das europäische Denken, NICHT aber für das hebräische Denken. - Man merkt das daran, dass a) das AT extrem wenig intellektuell begründet, sondern einfach nur darstellt, was "ist", UND daran, dass b) deshalb "normale" Bibelübersetzungen überall, wo sie nur können, logische Zusammenhänge in den Text bauen, wo die urtextnahe Übersetzung beim Phänomen bleibt - im Sinne von "Es-ist-so --- punkt".

Das Thema "Koinzidenz", "Kausalität" und "Fügung" ist ungeheuer wichtig für die Bibel-Exegese . bzw.: wäre es.

[Magdalena61]

Dachte ich mir's doch.... dass das ein interessantes Thema ist.

Wenn zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten, muss das nicht heißen, dass eines das andere verursacht hat.

Danke .
Nein, muß es nicht.
"Koinzidenz" heißt also: Wenn sich (zufällig) mehrere Dinge zur selben Zeit ereignen, müssen diese nicht unbedingt miteinander in einem Zusammenhang stehen.

ad a) Eine innere Bindung zwischen Dir und mir lässt uns gleichzeitig Klavier spielen (*schmacht*) - also weil es SOO ist, spielen wir gleichzeitig.

Und was hast du heute Abend gespielt?
Ich habe mal wieder die Pathétique vorgekramt, und dann noch aus "Russische Klaviermusik", Variationen in g-moll (Kayser).

Dieses "weil" ist typisch für das europäische Denken, NICHT aber für das hebräische Denken. - Man merkt das daran, dass a) das AT extrem wenig intellektuell begründet, sondern einfach nur darstellt, was "ist",

Womit du Recht hast. Aber-- ist es im NT anders? Nicht wesentlich, meine ich.

Wenn man versucht, (exotisch anmutende Entscheidungen) Gott(es) zu erklären und/ oder sein Handeln zu rechtfertigen, muß man im Kopf behalten, dass es vielen der kritischen Zeitgenossen gar nicht darum geht, brauchbare Antworten zu finden oder ihren Horizont zu erweitern/ ihr Wissen zu vermehren, sondern darum, Gott, die Bibel und den Glauben in Frage zu stellen/ zu negieren.
Deswegen sollte man nicht zu entgegenkommend sein oder werden und sich auch nicht auf sinnlose, unproduktive Wortgefechte festnageln lassen.
"Die Bibel sagt das, Punkt, fertig, aus".
LG

[closs]

"Die Bibel sagt das, Punkt, fertig, aus".

Stimmt - AAAAAAAABER: Genau dieses "punkt-fertig-aus" wird oft als "punkt-fertig-aus" für die eigene (!!) Interpretation ("weil") verwendet - also exakt das Gegenteil!!!!!!!

Mir ist eines aufgefallen: Man muss nur gängige Meinungen um 180° auf den Kopf stellen - und dann stimmen sie meistens (mit der Bibel überein). - SEHR oft wird aus der Bibel EXAKT das Gegenteil von dem interpretiert, was dasteht. - Das Diabolische ("dia" - durch(einander) - bolei" - werfen) ist wirklich ungeheuer real.

Aber-- ist es im NT anders?

Nein - da ist es genauso. - Aber auch hier gilt: Das geistige Phänomen steht da - die menschliche Deutung ("weil") wird gemacht. - Unsere Zeit ist immer noch nicht über das hinaus, was Hiob bemerkt hat. Unsere Zeit ist auf einem Level von Hiobs Freunden geblieben. - Unglaublich.

"Russische Klaviermusik", Variationen in g-moll (Kayser).

Kenne ich leider nicht.

Ich habe mal wieder die Pathétique vorgekramt

Ja - zum Aufwärmen den 2. Satz und die erste Seite des 1.Satzes - ansonsten wird's flott. - Schönes Stück!!

Ich spiele relativ oft die Harfen-Etude von Chopin - und mein Lieblingsstück: J.S.Bach, Präludium und Fuge, Nr. 24, Band 1, h-Moll - ja - auch einige Nocturnes von Chopin. - Wie schön, dass es das gibt.

[Lamarck]

Hi closs!

Das Thema "Koinzidenz", "Kausalität" und "Fügung" ist ungeheuer wichtig für die Bibel-Exegese . bzw.: wäre es.

Und erst recht für die Kaffeedomantie ... .




Cheers,

Lamarck

[Janina]

"Koinzidenz" heißt also: Wenn sich (zufällig) mehrere Dinge zur selben Zeit ereignen...

Genau genommen ist dabei nicht bekannt, ob ein kausaler Zusammenhang besteht. Ob oder ob nicht ist beides möglich.

[sven23]

Das halte ich für gewagt, aus einer Koinzidenz eine Kausalität zu machen.

Aus was, bitte?

"Kausalität" ist zwar einfacher, aber die Bedeutung derselben könntet ihr, wenn ihr eh gerade schon dabei seid, auch gleich erklären.
LG

Ein Beispiel:
Jemand begibt sich wegen eines Schnupfens in homöopatische Behandlung. Nach 8-10 Tagen bemerkt er eine deutliche Verbesserung der Symptome und lobt seinen Homöopathen ob seiner tollen Therapie.
Wenn man weiß, daß ein Schnupfen auch ohne Behandlung in 8-10 Tagen in der Regel verschwindet, ist der Heilerfolg also keine wirkliche Überraschung.
Hier koinzidierte die Heilung mit der zufälligen Behandlung des Homöopathen.

[closs]

Ein Beispiel:

Ich weiß auch was:

Jemand begibt sich wegen eines Schnupfens in allopathische Behandlung. Nach 8-10 Tagen bemerkt er eine deutliche Verbesserung der Symptome und lobt seinen Allopathen ob seiner tollen Therapie.
Wenn man weiß, daß ein Schnupfen auch ohne Behandlung in 8-10 Tagen in der Regel verschwindet, ist der Heilerfolg also keine wirkliche Überraschung.
Hier koinzidierte die Heilung mit der zufälligen Behandlung des Allopathen.

[Pluto]

Ich finde diese Geschichten vedeutlichen sehr schön den Unterschied zwischen Koinzidenz un Kausalität.

Jemand begibt sich wegen eines Schnupfens in homöopatische Behandlung. Nach 8-10 Tagen bemerkt er eine deutliche Verbesserung der Symptome und lobt seinen Homöopathen ob seiner tollen Therapie.
Wenn man weiß, daß ein Schnupfen auch ohne Behandlung in 8-10 Tagen in der Regel verschwindet, ist der Heilerfolg also keine wirkliche Überraschung.

Jemand begibt sich wegen eines Schnupfens in allopathische Behandlung. Nach 8-10 Tagen bemerkt er eine deutliche Verbesserung der Symptome und lobt seinen Allopathen ob seiner tollen Therapie.
Wenn man weiß, daß ein Schnupfen auch ohne Behandlung in 8-10 Tagen in der Regel verschwindet, ist der Heilerfolg also keine wirkliche Überraschung.

Nun dürft ihr raten welche Geschichte zu welchem "Fremdwort" passt.