luett-matten hat geschrieben: ↑Sa 17. Nov 2018, 20:42
Wie kam es eigentlich, dass man von diesem Tal vor den Toren Jerusalems auf die jenseitige Hölle schloss?
Ich meine, da muss man ja auch erstmal darauf kommen.
Diese Verbindung geht im wesentlichen wohl auf Origenes Schrift Contra Celsum zurück, der behauptet, dass die Juden den Begriff Gehenna verwenden. Im Talmud wird für Tal Hinnoms auch die Kurzform ×’×™×”× × verwendet. Die englische Wikipedia nennt da einige Stellen.
Was die deutsche Wikipedia sagt erscheint mit hanebüchen
Im griechischen Text des Neuen Testaments erscheint das Wort in der Form „gehenna“ (γÎεννα), dem das aramäische gêhinnam zugrunde liegt, mit Wegfall des auslautenden -m, wie es schon in der Septuaginta gelegentlich durch die Transkription γαιεννα (Jos 18,16 Unziale B) belegt und auch aus der Entwicklung des Namens Mirjam zu ΜαÏια „Maria“ bekannt ist
https://de.wikipedia.org/wiki/Gehinnom
Die Transkription des aramäischen Ü“Ü—Ü¢Ü wäre ghna. Der wegfallende Auslaut ist eher typisch für die Gräzisierung, aber eher nicht für das Aramäische. Wie man aber sieht, fehlt ein m schon im Aramäischen. Zumindest in der rückübersetzten Peshitta. Die Übersetzer hatten entweder keinerlei Ahnung von einem Zusammenhang mit dem Tale Hinnoms, oder sie übertrugen einfach die griechischen Buchstaben ins Aramäische, ohne zu wissen, was genau das Wort bedeuten soll. Oder ... beides !?!? In Jakobus 3,6 haben sie es auch koooooooomischerweise ausgelassen.
Ich finde es nicht nachvollziehbar, wie man von ×’×™×”× × auf γÎεννα kommen soll. Wenn ich mich recht erinner, war es Klaus Bieberstein (bei Wikipedia in den Quellen genannt), der den Schreibern des NT unterstellt, dass sie einen bestimmten Volksmythos (er verweist u.a. auf das äthiopische Henochbuch
Kapitel 26-27), der sogar über das Judentum hinaus ginge, aufgriff und nicht einzig anhand des AT zu erklären wäre. Nach der HKM werden als Schreiber des NT ja ein anonymes Autoren-Kollektiv unterstellt. Für Jesus wäre der Rückgriff auf so einen Volksmythos aber nicht seine Art. Seine Argumentationsführung war immer biblisch fundiert und zeichnete sich gerade dadurch insbesondere aus. Der sogenannte Mythos im vermeintlichen Zusammenhang mit dem Tal Hinnoms erklärt aber auch nicht, was das mit Herodes oder der Zunge zu tun haben soll.