Novalis hat geschrieben:Früher war dies oft mit Gewalt und Zwangsbekehrung verbunden; davon ist die Kirche mittlerweile meilenweit entfernt. Der christliche Missionsauftrag von heute kann nur so erfüllt werden, dass sich Menschen von einem überzeugend gelebten Glauben ansprechen lassen
http://www.katholisch.de/video/12246-wa ... et-mission
Das ist eine klare Distanzierung. Oder passt Dir das auch nicht?
Natürlich passt mir das und ich weiß das auch (ich war ja früher selbst Katholik). Ich habe auch nicht behauptet, Franziskus wolle mit dem Schwert den Glauben verbreiten. Ich empfinde aktive Mission aber als übegriffig. Das wollte ich ausdrücken. Wer seinen Glauben lebt und so zum Vorbild wird - gerne! Wenn dieser dann angesprochen wird, gefragt wird, dann hat er auch das Recht, dem Gegenüber den Glauben zu erklären und Werbung dafür zu machen.
Dieses aktiv andere mit den eigenen Glaubensinhalten zu belästgien, finde ich einfach verkehrt.
Du gehst mit dem Anspruch an die Sache, dass dein Glaube der einzig wahre ist. Ich sehe das nicht so und denke an alle Religionen. Was wäre, wenn jede Religion Missionare losschicken würde. Wir wären auf einem Bazar der Religionen und man würde wie in der Fußgängerzone von Verkäufern jetzt von Werbefiguren für den einen oder anderen Glauben verfolgt werden. Nein danke!
Ich finde auch die Aktionen der ZJ, an allen möglichen Haustüren zu läuten, übergriffig. Ich weiß, wor Himmelreichsäle sind, ich kann dahin gehen, wenn ich neugierig bin. Ich kann im Netz Seiten der unterschiedlichen Gruppen aufrufen und mich informieren.
Und jetzt zur Drohung:
Glaubst du im ernst, wirklich ganz ehrlich, dass Missionare im Ausland (sagen wir mal in Zentalafrika oder im Amazonasbecken in Südamerika) nicht mit der Hölle drohen? Es ist so simpel: Zuckerbrot und Peitsche. Man verspricht Erlösung und Heil, kann aber keines zweifelfrei bieten. Also verstärkt man die Botschaft mit der Drohung des Unheils, der Verdammung.
Ganz konkretes Beispiel:
Namibia, die sog. Buschmänner (eine Ethnie, die sozial benachteiligt ist). Natürlich laufen Buschmänner nicht mehr im Lendenschurz durch die Kalahari (das tun sie nur für Touristen), sondern suchen Arbeit, Jobs etc. Viele sind nicht krankenversichert. Dank der Missionierung wird gedroht, wer zum Schamenen geht, kommt in die Hölle. Also habe sie dann gar keine medizinische Versorgung.
Ich hatte Beispiele schon benannt. Leider kommt als Antwort nur lapidar, dass ein Christ missionieren müsse und dass nichtr gedroht wird. Das sehe ich durchaus anders (und zwar beides).
Dann lese ich hier im Forum Sprüche wie "ohne Jesus kannst du nicht erlöst werden" (einem Buddhisten gegenüber). Mit welchem Recht? Woher nimmt man sich das Recht heraus, den eigenen Glauben als den einzig wahren anzusehen. Es gibt immer Restzweifel. Und wer als Missionar tätig ist, der nimmt seinen Glauben auch sehr (zu?) ernst.
Das Grundproblem ist, dass Missionare, auch wenn sie friedlich handeln, in Sozialstrukturen eingreifen, diese verändern, ohne zu wissen, was das bewirken wird. Ethnologen können viele Lieder davon singen, wie auf diese Weise alte Traditionen und Kulturen zerlegt wurden. Die Folge war oft schädlich. War"gut gemeint, aber...".
Mir wird ganz anders, wenn Franziskus die Mission wieder neu beleben will (sie läuft ja sowieso im Stillen ab - z.B. über die Missionsbendiktiner).
Es ist nicht so, dass wir eine Angstbotschaft verkündigen, sondern Hoffnung, weil der Mensch ohne Hoffnung nicht leben kann. So wie der Körper materielle Nahrung benötigt, so benötigen Seele und Geist des Menschen das Brot und den Wein der Hoffnung.
Und wer die Botschaft nicht annehmen will (warum auch immer), der ist verdammt. Da schwingt natürlich keinerlei Drohung mit, natürlich nicht.

Hoffnug habe ich auch, ich lebe gerne und ich lebe gut. Ich lebe hoffnungsvoll, da ich ein Optimist bin. Ich brauche keine Drohung, dass ich verdammt werde, wenn ich nicht eine ganz bestimmte Freudenbotschaft glaube. Manche Menschen sind unsicher, suchen Halt, stellen die Sinnfrage und finden keine geeignete Antwort. Diese Menschen sind von der Mischung aus "tolle Nachrichten" und "du bist verdammt in alle Ewigkeit, wenn du die Nachricht nicht sofort und dauerhaft glaubst" einzufangen. Natürlich "ganz ohne Drohung".
Die Wahrheit ist, dass ein wahrhaftiger Nachfolger Jesu gar nicht anders kann, als das Evangelium zu verkündigen, weil er aus der Kraft der Auferstehung lebt, die sich naturgemäß mitteilen und verschenken möchte.
Was diese Religion dann extrem lästig macht für Menschen, die nicht bekehrt werden wollen.
So wie alles Lebendige niemals selbstsüchtig abgeschlossen ist in sich selbst, sondern sich dem Licht und der Wärme der Sonne öffnet. So wie der Wind die Samen der Blumen umher trägt, ohne zu wissen, wo sie auf fruchtbaren Boden fallen, so werden wir aufgefordert die Worte des Evangeliums durch Zeit und Raum zu tragen, ohne auch nur das geringste Wissen darüber zu besitzen, ob unser Tun erfolgreich oder vergeblich ist, ohne zu wissen, was in Zukunft daraus werden wird, aber in dem Vertrauen, dass der Heiligen Geiste sie mit Macht in die Herzen und Seelen der Menschen pflanzt, die dafür empfänglich sind, um in ihnen sein Werk zu tun. Letztlich sind es nicht Menschen, die andere Menschen zum Glauben bekehren, sondern es ist jene geheimnisvolle Kraft, die wir Christen meinen, wenn wir vom Heiligen Geist sprechen. Von dem die Heilige Schrift sagt, dass „er weht, wo auch immer er will“.
Blumenreiche Glaubensfloskeln - ich schreibe lieber nichts dazu, wie grausam die Natur ist, dass jeder Emryo (Same der Pflanze), der auf dem falschen Ort landet, jämmerlich sterben muss und sehr viel Leben geopfert wird, damit per Zufall ein Same auswachsen kann zu einem neuen Baum...
Aber was Argumente pro / kontra Missionarseifer geht, sind es nur leere Floskeln. Letzten Endes heißt das, ein wahrer Christ muss andere Menschen belästigen. Ist das wirklich so? Was ist so schwer dran, durch gutes Beispiel andere neugierig zu machen und nicht durch Schwenken mit der Bibel und Ausschwärmen wie die Heuschrecken, um jedem dieses Buch in die Hand zu drücken (auch bildlich gesprochen)?
Ja, Menschen drohen manchmal, aber der Heilige Geist wirkt auf andere Art, durch die Energie der Gnade, die das Innere des Menschen berührt und verwandelt.
Ich sage, er wirkt gar nicht, da es ihn nicht gibt.
Das Gedichte der „Archaïscher Torso Apollos“, verfasst von Rainer Maria Rilke, gipfelt in diesem Satz: „DU MUSST DEIN LEBEN ÄNDERN!“ - das ist nicht nur etwas, was die Religion sagt, wenn es wahre Religion ist, das ist auch etwas, was uns die Kunst sagt, wenn wir mit einem wahren Kunstwerk konfrontiert werden. Doch nicht durch Drohung, sondern durch die Begegnung mit dem Schönen und Wahren, die das Gewissen des Menschen entflammt, reinigt, verwandelt, wozu auch der Gerechtigkeitssinn gehört.
Den Missionar will ich sehen, der nur so arbeitet.