
Mit seinem Buch "Der Gotteswahn" (2006) sowie kritischen Beiträgen zu Religion und Kreationismus wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zum wohl bekanntesten und umstrittensten Evolutionsbiologen der Welt. Über Religion sagt er:„Ich greife nicht eine bestimmte Version von Gott oder Göttern an. Ich wende mich gegen Gott, alle Götter, alles Übernatürliche, ganz gleich, wo und wann es erfunden wurde oder noch erfunden wird.“
"Religion ist zweifellos eine spaltende Kraft, ein Etikett für Feindseligkeiten und Blutrache zwischen verschiedenen Gruppen[...]"
Die „Philosophie“ der Neuen Atheisten, die sich in einer Art imaginären Kreuzzug gegen die Religion befinden, der im Grunde nur ein Kampf gegen ihren eigenen Schatten ist, gegen all das, was sie in ihrer eigenen Weltanschauung verdrängen und verleugnen, kann man im Grunde folgendermaßen auf den Punkt bringen: „Gott ist an allem Schuld“. Das hat der Spiegel treffend erkannt:

Es stimmt zwar, dass Religion, Spiritualität und Heilige Schriften immer wieder im Laufe der Geschichte missbraucht wurden, aber der wahre Sinn von Religion war immer die geistig-spirituelle Evolution und Entwicklung der ganzen Menschheit voran zu treiben. Die großen spirituellen Lehrer und Propheten, Weisen und Heiligen waren stets Lichtgestalten, welche die ganze Welt inspirierten. Ich kann sehr gut verstehen, dass manche Menschen aufgrund des Missbrauchs von Religion zu dem Eindruck gelangen, dass Religion oder der Glaube an Gott irgendwie gefährlich oder schuldig zu sprechen ist. Denn, so könnte argumentiert werden, wenn es keine Religion mehr gibt, dann kann sie auch nicht mehr missbraucht werden. Doch das ist kein sonderlich haltbares Argument, denn ebenso könnte argumentiert werden, dass die freie Wissenschaft verboten werden müsse, da sie zur Erfindung der Atombombe führte. Seit es Religion und Wissenschaft gibt, haben sie sehr viel Gutes gebracht, aber sie wurden beide missbraucht.
Quelle: Physikalische Blätter, 1968/Heft 10Man könnte fragen, inwiefern kann denn Wissenschaft ein ethisches Problem sein? Wir wissen doch alle, daß Wissenschaft wertfrei ist, daß sie wertneutral ist, wie man auch sagt. Zwei mal zwei ist vier, und das hat nichts mit Ethik zu tun. Der gute Mensch und der böse Mensch müssen es in gleichem Maße zugeben, wenn sie es nur verstehen. Wenn ich nun daneben in einer sehr einfachen Formel alles zusammenfassen will, was im Grunde zum Problem der Ethik der Wissenschaft gesagt werden kann, so kann ich an eine Formel erinnern, die so alt ist wie die abendländische Wissenschaft selbst. Eine der frühesten Wissenschaften, die es in Europa gegeben hat, war die griechische Medizin. Hypokrates etwa ist der große Name, und man führt auf Hypokrates und seine Schule den Eid der Mediziner zurück, in dem sie schwören müssen, die Macht, die ihr Wissen ihnen in die Hand gibt, nur zu benützen, um Leben zu retten und zu fördern, und nicht, um Leben zu vernichten und zu verletzen. Hierin ist im Grunde das ganze Problem schon gefasst.
~ Professor Dr. Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker
Zwei weitere passende Zitate von Oppenheimer und Einstein.
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexik ... schaftlersEin besonders gravierendes Beispiel für die Auswirkungen physikalischer Forschung ist die Kernphysik: Die 1938 entdeckte Kernspaltung kann einerseits genutzt werden, um Energie zu erzeugen oder Schiffe anzutreiben. Andererseits ermöglichte es die Nutzung der Kernenergie, Waffen zu produzieren, mit denen sich die Menschheit selbst vernichten kann. Der „Vater der amerikanischen Atombombe“, JULIUS ROBERT OPPENHEIMER, meinte dazu nach dem Abwurf der ersten Atombomben 1945:
„In einem elementaren Sinne haben die Physiker die Sünde kennengelernt, und das ist ein Wissen, das sie niemals mehr verlieren können“.
Und ALBERT EINSTEIN (Bild 1), der mit der 1905 (also weit vor der Entdeckung der Kernspaltung) von ihm entdeckten Masse-Energie-Äquivalenz wichtige physikalische Grundlagen fand, der ein überzeugter Pazifist war und der trotzdem durch Briefe an den amerikanischen Präsidenten ROOSEVELT einen wichtigen Anstoß zum Bau von Kernwaffen gab, erklärte später:
„Ich war mir der fundamentalen Gefahr wohl bewußt, welche das Gelingen dieses Unternehmens (Bau von Kernwaffen - der Verfasser) für die Menschheit bedeutete. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß die Deutschen an demselben Problem mit Aussicht auf Erfolg arbeiten dürften, hat mich zu diesem Schritt gezwungen. Es blieb mir nichts anderes übrig, obwohl ich stets ein überzeugter Pazifist gewesen bin.“
Allein dieses Beispiel zeigt, wie kompliziert und widersprüchlich die Frage der Verantwortung eines Wissenschaftlers ist. Die wissenschaftliche Methode hat aus sich selbst heraus keinen ethischen Maßstab, aber die Religion kann ihn geben. Welchen Beweis gibt es dafür, dass eine Welt ohne Religion wirklich eine bessere Welt ist? Da in der gesamten Menschheitsgeschichte Religion eine wichtige Rolle spielte, gibt es keinen Vergleichsmaßstab, um soetwas mit Gewissheit zu sagen. Das ist lediglich das Glaubenskonstrukt der Neuen Atheisten. Gerade in unsrer Zeit, in der aufgrund des wissenschaftlichen Fortschritts immer ausgefeiltere Waffensysteme entwickelt werden, braucht es für das Gleichgewicht der Mächte Religion, welche die Manifestation des ethischen Gewissens der Menschheit repräsentiert.
arte.tv: Wissenschaft und Krieg: Wo bleibt die Ethik?Heiligt der Zweck die Mittel? Für John von Neumann (1903-1957) gab es diesbezüglich keine Zweifel. Hinter der Fassade des Gutmenschen verbarg der aus Ungarn stammende geniale Mathematiker ein zynisches und pessimistisches Menschenbild. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs berechnete er die optimale Flugbahn, damit die Atombombe über Nagasaki möglichst großen Schaden anrichtete. Dass dabei in der japanischen Stadt über 70 000 Zivilisten starben, rief bei ihm keinerlei Reue hervor. Als Robert Oppenheimer, der Vater der Atombombe, ihm nach dem Krieg zu bedenken gab, dass „die Physiker eine Sünde begangen haben, indem sie diese Massenvernichtungswaffe schufen“, antwortete er: „Manchmal beichtet man eine Sünde, um sich des Verdiensts zu brüsten.“ Von Neumann wurde jedenfalls von keinen ethischen oder Gewissensfragen gequält. Er setzte den einmal eingeschlagenen Weg fort und arbeitete an der Entwicklung der Wasserstoffbombe mit, in der Oppenheimer eine „Waffe des Völkermords“ sah.
Darin erkenne ich die Notwendigkeit der Einheit von Wissenschaft und Religion. Einerseits muss die Religion mit Wissenschaft und Vernunft im Einklang gebracht werden, andererseits muss aber auch die Wissenschaft mit dem durch die Religionen vermittelten Weltethos, den höheren spirituellen und moralischen Werten in Einklang gebracht werden, sodass sie dem Wohl der Menschen dient. Denn ...
... Bildung ohne Werte, so nützlich sie ist, scheint den Menschen mehr zu einem schlauen Teufel zu machen.
~ C.S. Lewis
Religion ohne Wissenschaft führt zu Aberglaube und Wissenschaft ohne Religion und Spiritualität führt in den Materialismus und Nihilismus. Beides lehne ich ab. Viele Atheisten behaupten, dass eine Welt ohne Religion erstrebenswert ist, weil sie von dem Dogma ausgehen, dass diese grundsätzlich schädlich ist, weshalb sie den Sinn, Wert und Ansehen von Religion und Spiritualität in der öffentlichen Meinung so weit verringern wollen, wie es möglich ist, doch wäre ein Welt ohne Hoffnung, Glaube, Vertrauen in Gott und irgendeine Form von göttlicher/spiritueller Führung, Inspiration, religiösen Gefühlen und einer sinngebenden Erzählung (Mythos), welche das menschliche Leben mit dem kosmischen Ganzen verbindet und uns die Dimension des Heiligen und Göttlichen erschließt, wirklich erstrebenswert? Ich denke, dass der Film "The Book of Eli" sehr gut zeigt, wie düster und grausam eine solche Welt aussehen könnte, in der nur noch im sozialdarwinistischen Sinne das „Recht des Stärkeren“ gilt.
Ich denke, dass Glaube, Hoffnung und Liebe die beste Grundlage für ein glückliches und sinnerfülltes Leben sind. Menschen sind nicht nur materielle Wesen, sie sind darüber hinaus auch spirituelle Wesen. Sie haben materielle und spirituelle Bedürfnisse. Religion kann zwar missbraucht werden, aber die Vorteile überwiegen: denn sie gibt unsrer Welt ein menschliches Antlitz, erleuchtet die Seelen und öffnet die Herzen für die Erfahrung von Transzendenz. Sie lässt uns die Welt als göttliche Schöpfung erkennen und motiviert Menschen dazu als „Hüter Seiner Schöpfung“ fürsorglich und achtsam mit ihr umzugehen.