Alles Teufelszeug? IV

closs
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#981 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Mi 9. Nov 2016, 17:40

sven23 hat geschrieben: nach 2000 Jahren Lufthoheit wurde doch erst mal den Glaubensdogmatikern der Teppich unter den Füßen weggezogen.
Die HKM macht etwas ganz anderes - wenn beide, HKM und Systematische Theologie, bei ihren Leisten bleiben, gibt es keinen Spielraum für Streit.

sven23 hat geschrieben: Deshalb kann und will sie gar keine historische Jesusforschung betreiben. Ihr fehlt einfach die Lizenz dazu.
Stimmt - das überlässt sie den HKM-lern.

sven23 hat geschrieben:Die Forschung arbeitet keineswegs mit Zirkelschlüssen, die Kanonik schon.
Das scheint wirklich nicht reinzukriegen sein. - Du meinst also tatsächlich, dass es KEINE Präjudizierung ist, wenn man die Bibel ausschließlich so interpretiert, als sei Jesus nichts als ein Wanderprediger - es ist nicht zu fassen.

sven23 hat geschrieben:Nein, das sind die Fakten. Siehe oben.
Ein Folgeirrtum aufgrund der Grundlagen der HKM - und so multipliziert sich das.

sven23 hat geschrieben:Unter Aufklärung verstehe ich, endlich mal die theologischen Forschungsergebnisse einem breiten Publikum vorzustellen.
Ist es aufgeklärt, wenn man im Gesamt-Kontext unaufgeklärte Ergebnisse vorstellt?

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Münek
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#982 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Mi 9. Nov 2016, 21:47

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: nach 2000 Jahren Lufthoheit wurde doch erst mal den Glaubensdogmatikern der Teppich unter den Füßen weggezogen.
Die HKM macht etwas ganz anderes - wenn beide, HKM und Systematische Theologie, bei ihren Leisten bleiben, gibt es keinen Spielraum für Streit.
Es gibt weder ein Problem noch gibt es Streit. Solltest Du es anders sehen, dann hast Du ein Problem. :)

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#983 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Mi 9. Nov 2016, 22:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung arbeitet keineswegs mit Zirkelschlüssen, die Kanonik schon.
Das scheint wirklich nicht reinzukriegen sein. - Du meinst also tatsächlich, dass es KEINE Präjudizierung ist, wenn man die Bibel ausschließlich so interpretiert, als sei Jesus nichts als ein Wanderprediger - es ist nicht zu fassen.
Aus historisch-wissenschaftlicher Perspektive geht es nun mal nicht anders. Ob Jesus ein präexistentes himmlisches Wesen war, weiß kein Mensch. Spekulationen darüber sind müßig und haben mit wissenschaftlicher Arbeit nicht das Geringste zu tun. Sollen sich Dogmatiker an dieser himmlischen Vorstellung erfreuen. Es sei ihnen von Herzen gegönnt.

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#984 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Mi 9. Nov 2016, 22:04

Münek hat geschrieben:Es gibt weder ein Problem noch gibt es Streit.
Das stimmt nur dann, wenn man die beiden Karawanen schon so weit auseinander sieht, dass man sich nicht mit Stress behängt.

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#985 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Mi 9. Nov 2016, 22:06

Münek hat geschrieben:Aus historisch-wissenschaftlicher Perspektive geht es nun mal nicht anders.
Absolut korrekt.

Münek hat geschrieben:Ob Jesus ein präexistentes himmlisches Wesen war, weiß kein Mensch. Spekulationen darüber sind müßig und haben mit wissenschaftlicher Arbeit nicht das Geringste zu tun.
WENN man das so sieht, muss man aber AUCH einräumen, dass die eigentliche geistige Auslegung der Bibel ("Was hat Jesus damit gemeint?") außerhalb der HKM stattfindet. - Entweder, oder - man kann nicht duschen und nicht naßwerden.

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sven23
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#986 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Do 10. Nov 2016, 06:18

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: nach 2000 Jahren Lufthoheit wurde doch erst mal den Glaubensdogmatikern der Teppich unter den Füßen weggezogen.
Die HKM macht etwas ganz anderes - wenn beide, HKM und Systematische Theologie, bei ihren Leisten bleiben, gibt es keinen Spielraum für Streit.
Wenn die Glaubensdogmatiker und Kanoniker so tun, als gäbe es die Forschungsergebnisse nicht, dann ist das nun mal unredlich. Redlich wäre es, sie in ein neues Konzept einzuarbeiten.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Deshalb kann und will sie gar keine historische Jesusforschung betreiben. Ihr fehlt einfach die Lizenz dazu.
Stimmt - das überlässt sie den HKM-lern..
Deshalb kann sie auch keine Aussagen zur Historizität machen. Sie kann allenfalls sagen: wir glauben das nicht, weil wir es nicht glauben wollen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung arbeitet keineswegs mit Zirkelschlüssen, die Kanonik schon.
Das scheint wirklich nicht reinzukriegen sein. - Du meinst also tatsächlich, dass es KEINE Präjudizierung ist, wenn man die Bibel ausschließlich so interpretiert, als sei Jesus nichts als ein Wanderprediger - es ist nicht zu fassen.
Nun überleg doch mal selber. Würdest du die gleiche Forderung stellen bei Baal oder dem aztekischen Gott Quatztekel, der tausende von Menschenopfern forderte, um ihn selbst zu besänftigen? Merkste, wie unsinnig deine Forderung ist?
Dagegen ist, Die Bibel hat recht, weil sie von Gott ist, sehr wohl eine Präjudizierung, da gebe ich dir recht.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unter Aufklärung verstehe ich, endlich mal die theologischen Forschungsergebnisse einem breiten Publikum vorzustellen.
Ist es aufgeklärt, wenn man im Gesamt-Kontext unaufgeklärte Ergebnisse vorstellt?
Was können die Ergebnisse dafür? Sie sind nun mal, wie sie sind. Es geht darum, sie einem breiten Publikum vorzustellen. Das ist Aufklärung im besten Sinne. Was jeder damit macht, bleibt ihm selbst überlassen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#987 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Do 10. Nov 2016, 09:36

sven23 hat geschrieben:Wenn die Glaubensdogmatiker und Kanoniker so tun, als gäbe es die Forschungsergebnisse nicht, dann ist das nun mal unredlich.
Sie erkennen doch die reinen Sachergebnisse an.

sven23 hat geschrieben:Deshalb kann sie auch keine Aussagen zur Historizität machen.
Indirekt insofern, dass auch Geistiges, das der Fall ist/war, automatisch historisch ist. - Aber ansonsten ist es in der Tat nicht der SChwerpunkt der Kanonik: Sie will erforschen, was Jesus damals wirklich gemeint hat und interpretiert ist - sie will nicht erforschen, wann die Quelle x entstanden ist oder ob Herodes wirklich existiert hat - das überlässt sie der HKM.

sven23 hat geschrieben:Nun überleg doch mal selber. Würdest du die gleiche Forderung stellen bei Baal oder dem aztekischen Gott Quatztekel, der tausende von Menschenopfern forderte, um ihn selbst zu besänftigen? Merkste, wie unsinnig deine Forderung ist?
Nein - merke ich in unserem Fall NICHT. Denn wenn "Jesus" nur Sinn macht, wenn er göttlich ist, und es geistig genug Gründe gibt, dass es so sein kann, ist es eine Option für historische Realität.

Nun erwartet keiner, dass die HKM diese Option miteinbezieht - aber dann darf sie nicht den Eindruck erwecken, sie sei DIE Interpretations-Instanz der Bibel-Interpretation. - Eigentlich ist die ganze Sache doch gar nicht dramatisch, wenn man nüchtern rangeht: Der eine interpretiert, als gäbe es Gott NICHT (= Kultur-Wissenschaft oä) - der andere interpretiert, als gäbe es Gott.

Das sind zwei saubere Setzungen - und man kann bei der Arbeit ab und zu über den Zaun gucken und fragen: "Hey - was bringt Ihr bei Eurer Setzung zum Thema x raus?".

sven23 hat geschrieben:Die Bibel hat recht, weil sie von Gott ist, sehr wohl eine Präjudizierung, da gebe ich dir recht.
Davon abgesehen, dass die Präjudizierung lautet "Es gibt Gott", hast Du Recht. - Die Theologie hat eine andere Setzung als die HKM - aber die Theologie scheint sich dessen im Gegensatz zur HKM bewusst zu sein.

Das ist eigentlich das Einzige, was mich wirklich nervt: Diese ideologische Ignoranz der eigenen Setzung. Man hält sich wissenschaftlich schein-sauber, indem man einfach Fakten weg-ignoriert - und das wird dann auch noch als redlich verkauft - im Gegensatz zu denen, die ihre Setzung NICHT wegignorieren. - Kannst Du nachvollziehen, dass da manche Augenbraue kritisch hochgeht?

sven23 hat geschrieben:Was können die Ergebnisse dafür? Sie sind nun mal, wie sie sind.
Wenn man sie aber unaufgeklärt interpretiert und weiterreicht, hat das aus meiner Sicht nichts mit Aufklärung zu tun.

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Münek
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#988 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Do 10. Nov 2016, 11:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ob Jesus ein präexistentes himmlisches Wesen war, weiß kein Mensch. Spekulationen darüber sind müßig und haben mit wissenschaftlicher Arbeit nicht das Geringste zu tun.
WENN man das so sieht, muss man aber AUCH einräumen, dass die eigentliche geistige Auslegung der Bibel ("Was hat Jesus damit gemeint?") außerhalb der HKM stattfindet. - Entweder, oder - man kann nicht duschen und nicht naßwerden.
Blödsinn. Die neutestamentliche Forschung wird sich hüten, die biblischen Texte "unwissenschaftlich-geistig" auszulegen. Die Feststellung, dass Gott seine angekündigte Herrschaft nicht angetreten und Jesus sich deshalb geirrt hat, hat alles andere als
mit spiritueller Textauslegung zu tun.


Um das "Kommen des Gottesreiches" wird nach wie vor gebetet.

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#989 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Pluto » Do 10. Nov 2016, 13:39

closs hat geschrieben:Die Theologie hat eine andere Setzung als die HKM - aber die Theologie scheint sich dessen im Gegensatz zur HKM bewusst zu sein.
Wann akzeptierst du, dass die Theologie setzen muss, aber die HKM nicht?

closs hat geschrieben:Das ist eigentlich das Einzige, was mich wirklich nervt: Diese ideologische Ignoranz der eigenen Setzung.
Bloß weil in der Theologie alles gesetzt werden muss um einen Sinn zu ergeben, solltest du nicht der HKM unterstellen sie würde überhaupt etwas setzen.

Nochmals: Ergebnisoffenheit ist wenn man NICHT setzt.

closs hat geschrieben:Man hält sich wissenschaftlich schein-sauber, indem man einfach Fakten weg-ignoriert
Welche Fakten werden denn "weg-ignoriert"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#990 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Do 10. Nov 2016, 15:57

Münek hat geschrieben:Die Feststellung, dass Gott seine angekündigte Herrschaft nicht angetreten und Jesus sich deshalb geirrt hat, hat alles andere als
mit spiritueller Textauslegung zu tun.
Das ist ja der bedauerliche Fehlgriff, dass man handwerkliche und geistige Fragestellungen nicht unterscheidet.

Pluto hat geschrieben:Wann akzeptierst du, dass die Theologie setzen muss, aber die HKM nicht?
Solange das Gegenteil logisch nachweisbar ist, nicht.

Pluto hat geschrieben:Nochmals: Ergebnisoffenheit ist wenn man NICHT setzt.
Das ist blauäugig und gleichbedeutend mit der Aussage, dass die HKM NICHT ergebnisoffen ist. - Wir müssen zwischen universaler und inner-methodischer Ergebnisoffenheit unterscheiden.

Pluto hat geschrieben:Welche Fakten werden denn "weg-ignoriert"?
Das logische Faktum, dass die HKM aus methodischen Gründen historisch Mögliches (und von Christen Geglaubtes) kategorisch und a priori ausschließt.

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