Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?


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Scrypt0n
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#932 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Scrypt0n » Fr 7. Aug 2015, 20:32

Andreas hat geschrieben:Nur für ScryptOn
Wenn du mir etwas mitteilen willst, was NICHTS mit dem Thema zu tun hat, kannst du das gerne per PN machen.
Da ich mir das Video nicht länger als 2 Sekunden angesehen habe, kann ich auch nicht sagen um was es dabei geht; außer, dass es nichts mit dem Thema zu tun hat.

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Es gibt kein falsifizierbares Modell in der Frage der Parusie-Erwartung...
Pluto hat geschrieben: Aber natürlich gibt es solche wissenschaftliche falsi/verifizierbare textkritische Modelle.
Es gibt sie also ...
Was gibt es hier also?
Falsi- und verifizierbare textkritische Modelle!

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Falsifizierbare Modelle sind in der Geisteswissenschaft Mangelware.
Pluto hat geschrieben:Genauer gesagt, es gibt keine.
Es gibt sie doch nicht ...
Was gibt es hier also nicht?
Falsi- und verifizierbare geisteswissenschaftliche Modelle!

Andreas hat geschrieben:Fürs menschliche Auge ging das zu schnell. Die präzise Technik dieses Salto mortale erkennt man erst in der Zeitlupe.
Aber nur, wenn man deine bewusst irreführende Taktik nicht durchschaut.
Dein Versuch ging daneben, denn Pluto widerspricht sich hier nicht sondern bezieht sich auf zwei unterschiedliche Modelle.

Darfst es noch einmal probieren... :)

Pluto
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#933 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Pluto » Fr 7. Aug 2015, 20:42

Andreas hat geschrieben:Unterdessen ist das Strohmannargument "Historisch-Kritische-Methodik"="Wissenschaftliche Methodik" längst auf dem Scheiterhaufen der Vernunft zu Asche geworden.
Das wäre mir neu.
Begründung?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#934 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Andreas » Fr 7. Aug 2015, 21:39

Pluto hat geschrieben:Das wäre mir neu.
Als wenn es in Parusie I, Parusie II, Parusie III und Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages von Savonlinna, closs, Halman u.a. noch keine Argumente gegeben hätte.

Ich wiederhole Ignoriertes gerne.
In den Links dieses Beitrages hätte man sich näher informieren können, wie Bibelexegese an wissenschaftlichen Universitäten heutzutage betrieben wird.
Zum Beispiel.
Die Wissenschaft und ihre Methode
Erweiterung des Methodenkanons durch neuere Ansätze
Zitat daraus:
Mit dem rein historischen Ansatz gibt sich die Forschung schon lange nicht mehr zufrieden ...
Mit Bitte um Kenntnisname.

Anton B.
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#935 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Anton B. » Fr 7. Aug 2015, 21:51

Andreas hat geschrieben:Mit Bitte um Kenntnisname.
Wurde zur Kenntnis genommen! So Dein letzter Link:

Die neutestamentliche Exegese versteht sich nicht als rein historische, sondern auch als theologische Disziplin. Zum einen muss sie ihre Ergebnisse auch für andere exegetische Teildisziplinen nutzbar machen, zum anderen ist sie sich bewusst, dass die historischen Antworten nicht alle Fragen, die die Texte aufwerfen, beantworten können.

Und hier wird halt um die Frage debattiert: Hatte Jesus als historische Person eine Parusierwartung?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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Münek
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#936 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Fr 7. Aug 2015, 21:51

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Man hat aber keine Möglichkeit, die eine oder andere Version objektiv zu widerlegen.
So ist es in den Geisteswissenschaften - was die Frage aufwirft, was eigentlich "Wissenschaft" ist:

* Nur das, was eindeutig falsifizierbar ist.
oder:
* Systematisches Sammeln von Daten und deren Interpretation.

Wobei sofort die Frage auftaucht, welche Daten sammeln "Gläubige"?

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#937 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Fr 7. Aug 2015, 21:54

Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Also so langsam richte ich meinen atheistischen Blick nach "oben" und erflehe: Herr, wirf Hirn herab... :roll:
Amen! :lol:

Spoiler
Zeigen
Klapp doch.

Nee, bei manchen Leuten klappt das nicht. Da kann sich der Allmächtige abmühen, wie er will...
Da stößt sogar einer wie ER an seine Grenzen...

Amen!

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#938 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Andreas » Fr 7. Aug 2015, 21:57

Anton B. hat geschrieben:Und hier wird halt um die Frage debattiert: Hatte Jesus als historische Person eine Parusierwartung?
Also bei mir steht hier oben als Threadthema "Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?"

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Halman
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#939 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Halman » Fr 7. Aug 2015, 22:22

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber wenn eines der Modelle falsifizierbar ist, und das andere nicht, welchem soll man dann vertrauen?
Es gibt kein falsifizierbares Modell in der Frage der Parusie-Erwartung...
Aber natürlich gibt es solche wissenschaftliche falsi/verifizierbare textkritische Modelle.

Man kann z. Bsp. das Modell erstellen, dass es bei Jesus eine Naherwartung gab und diese Vorhersage des Modells mit den Inhalten der Bibel vergleichen. Und siehe da... das Modell wird immer wieder in der hlg. Schrift bestätigt.
Z. Bsp.
Matthäus 10,7
Dieser Auftrag, die "Nähe des Königreiches" zu verkünden, wird in allen drei Synoptikern bezeugt und war höchstwahrscheinlich von Anfang an zentraler Teil der Verkündung (darin stimme ich Münek) zu.
Dies lässt sich meiner Meinung nach auf dreierlei Weise interpretieren:
1. Jesus und seine Jünger verkündeten das baldige Kommen des Königreiches im Sinner einer Erlösung Israels vor dem römischen Joch. (Diese Interpretation steht meines Erachtens in Spannung zur jesuanischen Entzeitrede, gem. der die Römer Jerusalem und den Tempel zerstören würden.)

2. Jesus spielte mit dem Ausdruck Basiléia auf seine Königswürde an und somit repräsentierte er als künftiger König die Nähe des Reiches. Diese Interpretation hat den Vorteil, dass sie sich natlos in den Gesamtkontext einfügt. Diesbezüglich verweise ich auf das Buch Prüft Alles, Das Gute Haltet Fest! 1 Thes 5,21.

3. Jesus und seine Jünger luden die Juden dazu ein, in das nahe Reich ... seiner Liebe (s. bitte Kol 1:13) aufgenommen zu werden, in dem die ersten 120 Judenchristen zu Pfingsten 33 bei der Ausgießung des Heiligen Geistes aufgenommen wurden.

Der Mainstream scheint die erste Interpretation als einzig plausible zu betrachen. Ich favorisiere die Deutungen 2. und 3., welche sich keineswegs ausschließen, sondern ergänzen, denn das NT kennt zum einen das gegenwärtige Reich Gottes, als dessen Teilhaber sich die Urchristen bereits verstanden und ferner das erhoffte eschatologische Königreich, dessen Kommen zeitlich unbestimmbar blieb und somit stehts und plötzlich erwartet wurde.

Pluto hat geschrieben:Lukas 24,21
Diese Bibelstelle dokumentiert, dass unter Jesu Jüngern (dazu zählten nicht nur die Zwölf) die Hoffung auf Erlösung Israels offenbar verbreitet war, so auch bei den Emmausjüngern.
Untermauern lässt sich diese Hoffung mit Apg. 1:6, gem. dem die Jünger den auferstandenen Jesus fragten:
Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her?
Diese Frage lässt erkennen, dass die Jünger wirklich nicht wussten, ob sich ihre Hoffnung zu ihrer Zeit erfüllen sollte, oder zu einer späteren Zeit. Die Naherwartung wurde also nicht als gesichert vorausgesetzt, sondern als Möglichkeit begriffen.
Jesu Antwort in Apg 1:7-8 lies dies offen:
Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeitpunkte³ zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat; 8 sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!
Jesu Schlussworte deuten auf eine längere Zeitspanne hin, denn sie sollten das Evangelium über Judäa und Samaria hinaus bis "an das Ende der Erde" predigen. (Spannung zu Mat. 10:23)

³od. Stunden (vgl. Dan 2,21).

Pluto hat geschrieben:1. Korinther 7,29
Hierbei sollte man den Kontext beachten, sowie den Gesamtkontext des Ersten Korintherbriefes.

Im Kontext gab Paulus Ratschläge für Ledige und Verheiratete.
In den Versen 29-31 machte Paulus meiner Meinung nach von Hyperbeln gebraucht (vgl. bitte die Hyperbel in Luk 14:26), um an die Urchristen in Korinth zu appellieren sich ganzherzig für ihren Glauben zu engagieren. Dass dies Paulus am Herzen lag, kann man seinen Worten aus 1. Kor. 7:32-35 entnehmen. Sein Fazit lautete:
1. Kor. 7:38:
38 Also, wer verheiratet, handelt recht, wer aber nicht verheiratet, handelt besser.
Offenkundig wollte er nicht, dass die korinther Urchristen ihre Ehepartner missachteten, er sorgte sich aber wohl, dass sie so sehr von den alltäglichen Dingen des Lebens eingennommen werden könnten, dass sie darüber ihren christlichen Dienst vernachlässigen könnten (vgl. bitte Mat. 6:33).

Im Gesamtkontext verkündete Paulus den Korinthern ganz klar die Hoffung auf eine Auferstehung im Himmel, also rechnete er sowohl mit seinem Tod als auch den seiner Empfänger (1. Kor. 6:14). Dies unterstrich Paulus im 15. Kapitel seines Briefes.
Ergänzend verweise ich auf Pauli Briefe an die damals junge Urchristengemeinde in Thessaloniki.

Mein Fazit daraus ist, dass die Naherwartung damals keineswegs als gesichert galt und die Urchristen stattdessen im Bewusstsein einer Stehtserwartung lebten.

Pluto hat geschrieben:Sicher gibt es spätere Aussagen im NT die der Naherwartung Jesus' widersprechen, aber das war lange nach der Kreuzigung, als man merkte, dass es vielleicht doch etwas länger dauern würde.
Dies hängt von der Datierung der biblischen Aussagen im NT ab und diese erfolgt meines Wissens normalerweise nicht auf Grundlage empirischer Daten, sondern auf Grundlage von Hypothesen und Theorien. Die Redaktionsgeschichte ist eine theoretische Rekonstruktion, die ich kritisch sehe. Berger kritisiert dies in seinem Buch "Die Bibelfälscher" völlig zurecht.

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Falsifizierbare Modelle sind in der Geisteswissenschaft Mangelware.
Genauer gesagt, es gibt keine.
So ist es.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
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#940 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Hemul » Fr 7. Aug 2015, 22:35

Halman hat geschrieben:Diese Bibelstelle dokumentiert, dass unter Jesu Jüngern (dazu zählten nicht nur die Zwölf) die Hoffung auf Erlösung Israels offenbar verbreitet war, so auch bei den Emmausjüngern.
Untermauern lässt sich diese Hoffung mit Apg. 1:6, gem. dem die Jünger den auferstandenen Jesus fragten:
Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her?
Diese Frage lässt erkennen, dass die Jünger wirklich nicht wussten, ob sich ihre Hoffnung zu ihrer Zeit erfüllen sollte, oder zu einer späteren Zeit. Die Naherwartung wurde also nicht als gesichert vorausgesetzt, sondern als Möglichkeit begriffen.
Jesu Antwort in Apg 1:7-8 lies dies offen:
Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeitpunkte³ zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat; 8 sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!
Jesu Schlussworte deuten auf eine längere Zeitspanne hin, denn sie sollten das Evangelium über Judäa und Samaria hinaus bis "an das Ende der Erde" predigen. (Spannung zu Mat. 10:23)
Kommt mir alles irgendwie bekannt vor? :Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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