Die Anatomie des Willens

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#91 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Sa 12. Okt 2013, 01:39

Pluto hat geschrieben: woraufhin die Meinung praktisch aller namhafter Philosophen weltweit auf ein das monistisches Modell umschwenkte.
Ist Licht dualistische, weil es Welle und Korpuskel ist? - Ist der Mensch dualistisch, weil seine Existenz sich geistig und materiell darstellt?

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kamille
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#92 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von kamille » Sa 12. Okt 2013, 09:03

Pluto hat geschrieben:
lovetrail hat geschrieben:
kamille hat geschrieben:Die Lenkung des Willens geschieht nicht so, das man sich sagt, ich will jetzt dies oder das tun/haben, sondern die Liebe zu irgendeinem Ding, oder Handeln, oder Habenwollen setzt den Willen in Gange.
Ja, dem kann ich mich nur anschließen. :-)
Hi lovetrail,

Ich verstehe das nicht so ganz.
Wenn ich z. Bsp. Lust auf Erdbeereis verspüre, muss ich dann sagen, "ich liebe Erdbeereis"?
Da ist doch "Darf ich bitte ein Erdeereis haben" wesentlich deutlicher, oder?


Moin Pluto.
Ja, das ist auch Liebe, wenn auch nur in Krümelform.
Selbst wenn Menschen etwas tun, das sie bestimmt nicht in Krümelform lieben, so tun sie es doch auch Liebe zu sich selbst.
Beispiel: Man kann die Leute garnicht so gut leiden von denen man eingeladen ist, aber geht trotzdem hin, weil es sonst bestimmte Nachteile haben könnte, oder die Leute schlecht über einen reden. Das ist Eigenliebe pur, weil man Gerede nicht ertragen kann, es schmertz die Eigenliebe.

Oder, das betrifft mehr die Jugend, man paßt auf, dass man immer etwas nach der Mode gekleidet und geschminkt ist, man will dazu gehören, nicht ausgegrenzt werden. Das ist auch Eigenliebe pur.

All das und noch millionenfach mehr tut der Mensch, um geliebt oder nicht verachtet zu werden, weil er sich selber über die Maßen liebt.

Also die Liebe zu materiellen Dingen kann groß oder klein sein, oder miniklein. Die Größe oder Intensität der Liebe spielt keine Rolle, nur die Tatsache, dass die Liebe, ob gut oder böse gesinnt den Willen stimuliert, der sonst täge in den Seilen hängt.

Gruß kamille
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Pluto
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#93 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Sa 12. Okt 2013, 12:56

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: woraufhin die Meinung praktisch aller namhafter Philosophen weltweit auf ein das monistisches Modell umschwenkte.
Ist Licht dualistische, weil es Welle und Korpuskel ist? -
Aber ja doch. Guck mal hier: Welle-Teilchen Dualismus

Ist der Mensch dualistisch, weil seine Existenz sich geistig und materiell darstellt?
Nein, denn diese Betrachtung ist falsch. Der Mensch ist und bleibt materiell. Er kann nicht anders.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#94 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Sa 12. Okt 2013, 13:06

kamille hat geschrieben:Ja, das ist auch Liebe, wenn auch nur in Krümelform.
Den Willen auf Liebe zu schieben, finde ich, ist etwas zu einfach, kamille. Denn Erfahrungen spielen eine ebenso große Rolle. Und wenn das was wir wünschen nicht grad nicht verfügbar ist, können wir es nicht wählen... ;)

Selbst wenn Menschen etwas tun, das sie bestimmt nicht in Krümelform lieben, so tun sie es doch auch Liebe zu sich selbst.
Beispiel: Man kann die Leute garnicht so gut leiden von denen man eingeladen ist, aber geht trotzdem hin, weil es sonst bestimmte Nachteile haben könnte, oder die Leute schlecht über einen reden. Das ist Eigenliebe pur, weil man Gerede nicht ertragen kann, es schmertz die Eigenliebe.
Öhm... nein. Ich würde das als eine Entscheidung aus reinem Egoismus sehen. Und hier vermengst du zwei ganz unterschiedliche Begriffe aus der Philosophie: Der Wille und die Ursache von Gut und Böse.
Das sollte man strikt voneinander trennen. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#95 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Sa 12. Okt 2013, 13:09

Pluto hat geschrieben:denn diese Betrachtung ist falsch. Der Mensch ist und bleibt materiell. Er kann nicht anders.
Das ist das Axiom, auf dem sich alles andere aufbaut. - Das andere Axiom ist: Der Mensch ist vom Wesen her eine geistige Existenz, die im Dasein materialisiert.

Pluto hat geschrieben:Aber ja doch. Guck mal hier: Welle-Teilchen Dualismus
Das ist schon bekannt - vielleicht habe ich falsch gefragt. - Anders gefragt: Geht zwischen Welle und Teilchen Energie verloren, weil es einmal Welle und ein anderes Mal Teilchen ist? - Als Nicht-Physiker der Versuch einer Antwort von mir: Natürlich nicht, weil Welle und Teilchen ja gleichzeitig bestehende Erscheinungsbilder sind - nicht wahr? - Könnte es beim Menschen nicht auch so sein?

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#96 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von sven23 » Sa 12. Okt 2013, 13:15

closs hat geschrieben: Könnte es beim Menschen nicht auch so sein?

Nein, weil der Versuch, Spiritualität naturalistisch zu untermauern, scheitern muß.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#97 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Sa 12. Okt 2013, 13:33

sven23 hat geschrieben:Nein, weil der Versuch, Spiritualität naturalistisch zu untermauern, scheitern muß.
Vielleicht reicht es ja schon, dass das Materielle geistig sein kann (ist es ja auch). - Wir haben irgendwo immer dasselbe Problem: Du versuchst aus Sicht des Brötchens nachzuweisen, dass es keinen Bäcker gibt.

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#98 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Rembremerding » Sa 12. Okt 2013, 14:55

Zu beachten ist, dass Glaube und Wille unzertrennlich zusammenwirken.

Erkenntnis (Gnosis) bedeutet, durch eigene menschliche Anstrengung Wissen zu erlangen. Dabei bleibt man immer im Unvermögen des Menschsein verhaftet. Die Gnosis benötigt keinen Glauben, da sie nur dem menschlichen Verstand folgt.

Durch den Glauben jedoch ordnet der Mensch seinen Willen und auch den Verstand Gott unter. Er gibt dem sich beispielsweise in der Hl. Schrift offenbarenden Gott mit seinem ganzen Wesen seine Zustimmung, was Glaubensgehorsam bedeutet. Nur der Wille kann gehorsam sein, niemals die Erkenntnis!
Rö 1,5;HSK
durch den (Jesus Christus) wir Gnade empfingen und Apostelamt zur Weckung von Glaubensgehorsam unter allen Völkern für seinen Namen,
Rö 16, 26
das (die Botschaft des Herrn) aber jetzt geoffenbart und mit Hilfe prophetischer Schriften nach Auftrag des ewigen Gottes allen Völkern bekannt gemacht wurde zur Weckung des Glaubensgehorsams,
Der Wille zu Glauben, der Glaubensgehorsam muss zuerst vorhanden sein, um Erkenntnis zu erlangen.
Thomas von Aquin drückt es so aus:
Glauben ist ein Akt des Verstandes, der auf Geheiß des von Gott durch die Gnade bewegten Willens der göttlichen Wahrheit bei-stimmt
Es ist also richtig: ohne Erkenntnis mit unserem Verstand können wir nicht glauben. Aber diese Erkenntnis muss zuerst durch gottbegnadeten Willen zur Wahrheit hingeführt werden. Oder anders herum: Der Verstand, Sitz der Erkenntnis, muss durch den von Gott geschenkten Willen durch Gehorsam zum Glauben an die Wahrheit befähigt werden.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

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#99 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Sa 12. Okt 2013, 15:05

closs hat geschrieben:Das andere Axiom ist: Der Mensch ist vom Wesen her eine geistige Existenz, die im Dasein materialisiert.
Zeige mir geistige Existenz, und du gewinnst. ;)

Könnte es beim Menschen nicht auch so sein?
Radio Eriwan:
Das könnte der Fall sein, wenn der Mensch eine Welle wäre.

Lieber closs,
Man sollte niemals eine Analogie überstrapazieren, sonst zieht man falsche Schlüsse.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#100 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Sa 12. Okt 2013, 15:19

Rembremerding hat geschrieben:Zu beachten ist, dass Glaube und Wille unzertrennlich zusammenwirken.
:shock:
Ist das nicht eine etwas ...äh... spekulative Annahme?

Erkenntnis (Gnosis) bedeutet, durch eigene menschliche Anstrengung Wissen zu erlangen. Dabei bleibt man immer im Unvermögen des Menschsein verhaftet. Die Gnosis benötigt keinen Glauben, da sie nur dem menschlichen Verstand folgt.
Erkenntnis (Wissen) entsteht durch intersubjektive Beobachtung und Interpretation. Ohne Beobachtung gibt es aber nur ge-offenbarte Erkenntnis die nicht überprüfbar ist.

Nur der Wille kann gehorsam sein, niemals die Erkenntnis!
Ja da kann ist zustimmen, denn wenn der Wille gehorsam ist, ist er nicht frei. Egal wie man es betrachtet, ob mit oder ohne Glaube: Es gibt keinen wirklich Freien Willen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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