Dogmen

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#91 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mi 3. Aug 2016, 14:18

sven23 hat geschrieben:Aber natürlich immer so, dass es keiner sieht und nachweisen kann.
Sehen schon, aber nicht intersubjektiv nachweisen, weil es nicht jeder sieht.

sven23 hat geschrieben:Eine recht bequeme "Beweisführung".
Beweisen kann man nur auf Basis von Setzungen - diese Setzungen können unterschiedlich sein.

sven23 hat geschrieben:der er ist einfach das Naheliegendste, weil er sich auf das gründet, was beobachtbar, was "der Fall" ist.
Keiner behauptet, dass das, was man naturalistisch nachweisbar ist, NICHT der Fall ist (vergessen wir hier die descartsche Setzung, warum dies so ist). - Aber das heisst doch nicht, dass der Umkehrschluss stimmt.

Wie auch immer:
Man kann sich auf kritisch-rationalistisch Nachweisbares beschränken - methodisch macht das Sinn. - Aber dann sollte man sich weder mit Philosophie noch mit Theologie noch mit Kunst/Kultur beschäftigen.

SilverBullet
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#92 Re: Dogmen

Beitrag von SilverBullet » Mi 3. Aug 2016, 14:22

closs hat geschrieben:Immer wieder derselbe selbst-immunisierende Zirkelschluss:
"Wir definieren, dass alles, was ist, naturalistisch-empirisch nachweisbar sein muss. Solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, gilt dies" alias
"Erst wenn jemand nachweist, dass ein Nicht-Naturalistisch-Empirisch-Nachweisbares" naturalistisch-empirisch nachweisbar ist, nehmen wir Abstand von unserem Dogma"
Ich denke, du verwendest ungeeignete Formulierungen und verschleierst (dir selbst) damit den eigentlichen Sinn.

Es geht nicht um „naturalistisch-empirisch nachweisbar“, sondern es geht um die Feststellung von Korrektheit.

Wenn ich eine Methode verwende, bei der ich der Einzige bin, der vom „Feststellen einer Korrektheit“ überzeugt ist, dann ist sowohl das „Festgestellte“ als auch die Methode ungeeignet, um (über Werbung) anderen Leuten schmackhaft gemacht zu werden.

So wie ich deine Aussagen verstehe, möchtest du jedoch beides:
Ein rein persönliches „Feststellen“ (natürlich mit maximaler Suggestionsunterstützung) und ein, im Vergleich zu besseren Methoden, gleichberechtigtes öffentliches Werben für diese „Erkenntnis/Methode“.

closs hat geschrieben:Nochmal: Das ist Dogmatismus vom Feinsten und aufgrund seines universalen Anspruchs (…) ein Riese gegenüber den RKK-Dogmen, die dagegen geradezu harmlos sind.
Nein, dass man Korrektheit nur als solche bezeichnen sollte, wenn sie bestätigt ist, ist kein Dogmatismus, sondern der Sinn des Wortes „Korrektheit“.

In deinen Aussagen versuchst du lediglich diesen Begriff zu umgehen, damit die Bedeutung „nicht so offensichtlich vorliegt“.

„nicht intersubjektiv nachweisbar“ bedeutet: keine „öffentliche“ Korrektheit.

Woher leitest du dann den Anspruch ab, dass diese Behauptungen öffentlich verbreitet werden sollen?

(nicht vergessen: es gibt viel bessere Ergebnisse, die ohne Probleme öffentlich verbreitet werden können)

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sven23
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#93 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mi 3. Aug 2016, 14:32

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber natürlich immer so, dass es keiner sieht und nachweisen kann.
Sehen schon, aber nicht intersubjektiv nachweisen, weil es nicht jeder sieht.
Ich sagte ja, eine recht bequeme Beweisführung.


closs hat geschrieben: Wie auch immer:
Man kann sich auf kritisch-rationalistisch Nachweisbares beschränken - methodisch macht das Sinn. - Aber dann sollte man sich weder mit Philosophie noch mit Theologie noch mit Kunst/Kultur beschäftigen.
Warum das denn nicht? :roll:
Es gibt doch nachweislich herausragende Künstler und Kulturschaffende, die dem Atheismus zugeneigt sind. Was ist das denn für eine Einstellung?
Also Schopenhauer, Feuerbach, Nietzsche, Marx, Russel und Co. hätte der Inquisitor closs Berufsverbot erteilt?
Du siehst also, es ist ein kleiner Schritt vom Inquisitor des Wortes zum Inquisitor der Tat. Be careful.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#94 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mi 3. Aug 2016, 14:53

SilverBullet hat geschrieben: es geht um die Feststellung von Korrektheit.
"Korrektheit" bezieht sich immer nur auf gesetzte Rahmenbedingungen - dies ist KEINE Kritik.

SilverBullet hat geschrieben:Nein, dass man Korrektheit nur als solche bezeichnen sollte, wenn sie bestätigt ist, ist kein Dogmatismus
Inner-systematische Korrektheit ist selbstverständlich nicht Ausdruck von Dogmatik. - Dogmatik ist, wenn man inner-systematische Regeln universal für alles setzt, was der Fall ist/sein darf.

SilverBullet hat geschrieben:„nicht intersubjektiv nachweisbar“ bedeutet: keine „öffentliche“ Korrektheit.
Kann man so stehen lassen - und was sagt dies qualitativ aus, außer dass es inner-systematisch zutreffend ist?

SilverBullet hat geschrieben:Woher leitest du dann den Anspruch ab, dass diese Behauptungen öffentlich verbreitet werden sollen?
Verstehe die Frage nicht. - Meine Aussage ist, dass inner-systematische Regeln nicht beanspruchen dürfen, für alles, was der Fall ist, gültig zu sein.

sven23 hat geschrieben:Ich sagte ja, eine recht bequeme Beweisführung.
Überhaupt keine Beweisführung, sondern Darlegung einer logischen Schlüssigkeit auf Basis einer bestimmten Perspektive.

sven23 hat geschrieben:Es gibt doch nachweislich herausragende Künstler und Kulturschaffende, die dem Atheismus zugeneigt sind.
Natürlich. - Weisst Du warum? - Weil sie trotz ihrer weltanschaulichen Positionierung geistige Wesen sind. - Du kriegst die geistige Anlage des Menschen nicht dadurch weg, dass Du sie weltanschaulich verleugnest.

sven23 hat geschrieben:Also Schopenhauer, Feuerbach, Nietzsche, Marx, Russel und Co. hätte der Inquisitor closs Berufsverbot erteilt?
Closs nicht - aber in Zeiten der weltlichen Vormacht der Kirche hätte das von anderen gut sein können. - Closs hätte es deshalb nicht getan, weil Heilsgeschichte nur über Trial and Error funktioniert - man muss durch Irrtümer durch, um sie zu überwinden. Durch Verbote überwindet man nicht - im übrigen: Wer Umwege macht, lernt die Gegend kennen. :lol:

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sven23
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#95 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mi 3. Aug 2016, 15:08

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich sagte ja, eine recht bequeme Beweisführung.
Überhaupt keine Beweisführung, sondern Darlegung einer logischen Schlüssigkeit auf Basis einer bestimmten Perspektive.
Wie auch immer, bequem ist es allemal.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt doch nachweislich herausragende Künstler und Kulturschaffende, die dem Atheismus zugeneigt sind.
Natürlich. - Weisst Du warum? - Weil sie trotz ihrer weltanschaulichen Positionierung geistige Wesen sind. - Du kriegst die geistige Anlage des Menschen nicht dadurch weg, dass Du sie weltanschaulich verleugnest.
Also sind Atheisten auch "geistige" Menschen, denen lediglich der Hang zum Aberglauben abgeht.
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#96 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mi 3. Aug 2016, 16:35

sven23 hat geschrieben:Also sind Atheisten auch "geistige" Menschen, denen lediglich der Hang zum Aberglauben abgeht.
Leider nicht. - Ihr Aberglaube ist der Materialismus - aber geistige Menschen sind sie - sonst könnten sie ihren Geist nicht in Frage stellen.

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#97 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mi 3. Aug 2016, 17:38

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt doch nachweislich herausragende Künstler und Kulturschaffende, die dem Atheismus zugeneigt sind.
Natürlich. - Weisst Du warum? - Weil sie trotz ihrer weltanschaulichen Positionierung geistige Wesen sind. -
Dann ist doch deine Forderung, sie sollten sich nicht mit Kunst/Kultur und Philosophie beschäftigen, blanker Unsinn.

Um mit Fontane zu sprechen:

"Die ganze Welt steckt in dem Vorurteil, dass der Glauben etwas Hohes und der Unglauben etwas Niederes sei. Mit diesem furchtbaren Unsinn muss gebrochen werden."
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#98 Re: Dogmen

Beitrag von SilverBullet » Mi 3. Aug 2016, 19:02

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: es geht um die Feststellung von Korrektheit.
"Korrektheit" bezieht sich immer nur auf gesetzte Rahmenbedingungen - dies ist KEINE Kritik.
In erster Linie geht es darum, ob ich nur den Wunsch habe, dass etwas korrekt ist, oder ob es tatsächlich korrekt ist.

Wenn dies in einer der „gesetzten Rahmenbedingungen“ irgendwie umgangen oder verschleiert werden soll, handelt es sich um ein reines Theaterstück.

closs hat geschrieben:Dogmatik ist, wenn man inner-systematische Regeln universal für alles setzt, was der Fall ist/sein darf.
„inner-systematische Regeln“ spielen keine Rolle, wenn es um eine Unterscheidung zwischen wunschhafter und tatsächlicher Korrektheit geht.

Es ist keine Dogmatik, wenn ein Mensch die Meinung vertritt, dass er schon gerne wissen möchte, ob ein Zusammenhang auch ohne seine Wunschhaltung gilt.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: „nicht intersubjektiv nachweisbar“ bedeutet: keine „öffentliche“ Korrektheit.
Kann man so stehen lassen - und was sagt dies qualitativ aus, außer dass es inner-systematisch zutreffend ist?
Es sagt qualitativ aus, dass es nicht möglich ist, eine Korrektheit ohne Wunschanteil zu bestimmen.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Woher leitest du dann den Anspruch ab, dass diese Behauptungen öffentlich verbreitet werden sollen?
Verstehe die Frage nicht. - Meine Aussage ist, dass inner-systematische Regeln nicht beanspruchen dürfen, für alles, was der Fall ist, gültig zu sein.
Du versuchst dir den Wunschcharakter „schön“ zu reden.
Die Suggestion, dass überall „der gleiche Wunschanteil“ vorhanden sei („inner-systematische Regeln“), ist eine simple Verschleierungstaktik.

Musst du nicht zugeben, dass in den religiös/philosophischen Ansätzen, der Wunsch zur zentralen Strategie gehört und somit die „Feststellung von Korrektheit“, massiv leiden muss?

Ein „Dogma“ ist aus meiner Sicht letztlich nichts anderes, als die Festlegung, dass der Wunschcharakter in der Korrektheitsbehauptung nicht mehr kritisiert werden darf.

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#99 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mi 3. Aug 2016, 20:38

sven23 hat geschrieben:Dann ist doch deine Forderung, sie sollten sich nicht mit Kunst/Kultur und Philosophie beschäftigen, blanker Unsinn.
Es wäre konsequent - natürlich wünsche ich es mir nicht. - Denn lieber über eine Selbstlüge zu Geistigem geführt werden als gar nicht.

SilverBullet hat geschrieben:„inner-systematische Regeln“ spielen keine Rolle, wenn es um eine Unterscheidung zwischen wunschhafter und tatsächlicher Korrektheit geht.
Korrektheit IST Folge inner-systematischer Regeln.

SilverBullet hat geschrieben:Es sagt qualitativ aus, dass es nicht möglich ist, eine Korrektheit ohne Wunschanteil zu bestimmen.
So ist es - genau das habe ich eben geschrieben, nur dass ich es nicht "Wunschanteil", sondern "systematische Regeln" nenne.

SilverBullet hat geschrieben:Ein „Dogma“ ist aus meiner Sicht letztlich nichts anderes, als die Festlegung, dass der Wunschcharakter in der Korrektheitsbehauptung nicht mehr kritisiert werden darf.
Das darf es. - Das eigentlich Entscheidende: Ohne Bekenntnis zu einem Dogma gehört man bspw. einer bestimmten Bibel-Exegese-Art nicht mehr zu. - Der eine nennt sein Dogma "Glaubensentscheid nach Kriterien x", der andere nennt sein Dogma "Übernahme methodischer Setzungen".

JackSparrow
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#100 Re: Dogmen

Beitrag von JackSparrow » Mi 3. Aug 2016, 22:43

Kingdom hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben: Ich will von ihm hören. Morgen nachmittag gegen 3 hab ich Zeit. Trinkt er seinen Kaffee schwarz oder mit Milch und Zucker?
Inwiefern würde Dir das weiter helfen?
Du kannst mir jetzt nicht mehr vorwerfen, ich würde nichts von Jesus hören wollen. Und Jesus kann mir nicht vorwerfen, ich hätte ihm keine Chance gegeben.


closs hat geschrieben:Aber zunächst muss klar sein, dass dies nicht möglich wäre, wenn es nicht etwas gäbe, das Gegenstand unterschiedlicher Wahrnehmung werden kann.
Es gibt nur Wahrnehmung. Wahrnehmung ist die einzige Form von Realität. Was nicht wahrgenommen wird, ist nicht real.

Ansonsten wärest Du auf der Schiene von Descartes, dass die Natur selbst nicht existieren könnte, was nur dann auszuschließen ist, wenn man einen wohlwollenden Gott setzt.
Die Natur ist das, was wir wahrnehmen. Und da allein der Vorgang der Wahrnehmung definiert, was existent und real ist (siehe oben), werden Dinge wie ein Einhorn, ein Elf oder ein zwar vorgestellter und angenommer, aber bisher nicht tatsächlich nachgewiesener Röntgenstrahl erst dann real und existent, wenn sie gemessen und beobachtet werden.

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