Alles Teufelszeug? III

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sven23
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#731 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » So 24. Jul 2016, 20:36

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:das hast du dir ja 2 Kapazitäten ausgesucht
Ja - zwei von vielen.
Die beiden haben sicher ihre Qualitäten, aber keine, die man in der Forschung brauchen kann. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:dafür gibt es die Fachleute in der Forschung und man kann die Ergebnisse nachlesen
Wenn man es redlich macht, liest man nicht nur irgendwelche Interpretations-SChulen - da muss man tiefer rein.
Also das Standardwerk von Theißen/Merz geht ziemlich tief.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Mit laienhafter, selektiver Exegese kommt man einfach nicht weiter.
Dein Ansatz IST Ausdruck selektiver Exegese.
Mein Ansatz spiegelt lediglich die Ergebnisse der Forschung wider und die wird nicht von theologischen Laien betrieben.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Deine Glaubensannahme, Jesus sei der Sohn Gottes gewesen, würde ja nichts daran ändern, dass er sich trotzdem geirrt hat.
Mit Wahrscheinlichkeit nahe 1 doch, weil man dann dasselbe anders interpretieren würde.
Auch Interpretation hat ihre Grenzen. Man kann aus einem blauen Gewand kein rotes interpretieren.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und warum fragst du dann genau dasselbe, was im vorstehenden Link beantwortet wurde?
Weil es keine ausreichende Antwort war, wenn man das Oberflächliche verlässt.
Zu allgemein. Was paßt dir nicht oder was hast du nicht verstanden?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Für den Glaubensdogmatiker reicht das nicht, weil sein Glaubenskonstrukt Risse bekommt.
Darüber macht sich die systematische Theologie keine Sorgen - es geht um Sinnfragen von Texten und Aussagen, die die HKM "bauartbedingt" nicht stellt.
Natürlich tut sie dies deskriptiv. Wenn die Schreiber die Sinnfrage thematisiert haben, wird die Forschung dies auch beschreiben. Was denn sonst?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Als Forscher in der historischen Jesusforchung sind sie untauglich.
Man kann auch dann ein guter Architekt sein, wenn man kein Maurer ist.
Deshalb ist die Arbeitsteilung ja auch sinnvoll. HKM findet in der Jesusforschung Anwendung, die kanonische Exegese ist auf die Glaubensdogmatik begrenzt. Gegensätzliche Methoden lassen sich nicht vereinen, das hat Ratzinger (ungewollt) deutlich gemacht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man setzt, dass Jesus Gott, demzufolge kann er sich nicht geirrt haben und hatte keine Naherwartung.
Die HKM setzt verdeckt, dass Jesus nicht Gott gewesen sein kann - die Ergebnisse sind ähnlich zirkelreferent. - Das ist übrigens IMMER so.
Du verwechselst Setzung mit Ergebnis. Das Ergebnis der historisch-kritischen Forschung ist - wenn man alles zusammen nimmt- ziemlich ernüchternd und stellte den mythologisch entrückten Wanderprediger wieder auf seine irdischen Füße. Es war mal anders geplant, aber wie das so in einer ergebnisoffenen Forschung ist, ergeben sich manchmal Überraschungen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wir sprechen hier ja von der historischen Jesusforschung. Und da ist nun mal die historisch-kritische Methode die Standardmethode
Kein Problem damit - alles, was innerhalb der disziplinierten Deutungs-Möglichkeiten der HKM möglich ist, kann da verarbeitet werden. - Insofern schreibt ja auch Berger, dass er die HKM in vielen Bereichen außerordentlich schätzt. - Streitpunkt sind die Überlappungen durch Disziplinlosigkeiten.
Die Beschreibung der Glaubenswelt des Wanderprediger ist keine Disziplinlosigkeit, sondern die Kernaufgabe der Forschung. Wenn Berger etwas auf sachlicher Ebene zu sagen hätte, würde ich ja nichts einwenden. Aber ein trotziges "Ich bin hier der Exeget" reicht nicht.


closs hat geschrieben: Nach Deiner (monopolistischen) Auffassung hätte Wissenschaft nichts in der Theologie zu suchen, weil sie dann nur assistierend wirken könnte. - Willst Du das?
In der historischen Jesusforschung ist sie die Königsdisziplin und alternativlos, also weit entfernt von einer Assistentenrolle. Glaubensdogmatik ist eine andere Baustelle.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber gerade das glaubte man, als die Bibel kanonisiert wurde und man meinte deshalb, es handele sich hier um besonders authentische Jesusworte.
Bei der Offenbarung bin ich persönlich auch kritisch - nur: Was kann hier die HKM beitragen, außer Entstehung und Sprache zu analysieren?
Sie kann zur Entlastung Jesu beitragen, weil in der Offenbarung ein ziemlich widerliches Gottesbild entworfen wird. Die kanonische Exegese muss auch die Offenbarung per eigener Definition für bare Münze, d. h. authentische Jesuswort nehmen. Den Schlamassel hat sie sich selbst zuzuschreiben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was sagt die kanonische Exegese dazu? Sie läßt Jesus im Regen stehen und stört sich nicht daran, dass hier ein ziemlich sadistisches Gottesbild entworfen wird.
Die HKM ist nicht in der Lage, so etwas inhaltlich zu beurteilen - da geht es um ganz andere Kaliber.
Du bringst immer wieder alles durcheinander. Inhaltlich will und kann die Forschung die Offenbarung gar nicht beurteilen. Sie kann aber das Gottesbild, das hier entworfen wird, sehr wohl beschreiben. Und das ist so ziemlich das Gegenteil von dem Image, das die Evangelien sich bemüht haben aufzubauen. Hier wird zum Schluss alles wieder eingerissen.
Die Aufnahme in den Kanon war auch damals berechtigterweise sehr umstritten. Es haben sich aber nicht gerade die klügsten Köpfe durchgesetzt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#732 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 24. Jul 2016, 20:44

:geek:
sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:das hast du dir ja 2 Kapazitäten ausgesucht
Ja - zwei von vielen.
Die beiden haben sicher ihre Qualitäten, aber keine, die man in der Forschung brauchen kann. :lol:
Ratzinger und Berger erinnern mich an die beiden alten Lästermäuler Statler und Waldorf in der Muppets-Show.

:lol: :lol: :lol:

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#733 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 24. Jul 2016, 21:43

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deine Glaubensannahme, Jesus sei der Sohn Gottes gewesen, würde ja nichts daran ändern, dass er sich trotzdem geirrt hat.
Mit Wahrscheinlichkeit nahe 1 doch, weil man dann dasselbe anders interpretieren würde.
Warum sollte man bei unveränderter Quellenlage auf einmal anders interpretieren? Das wäre echt der Hammer!

Nach der Quellenlage hat Jesus sich insofern geirrt, als der angekündigte nahe Anbruch der Gottesherrschaft für jedermann sichtbar ausblieb. Spinnen wir jetzt den Faden in Deinem Sinne weiter. Der Exeget könnte sich jetzt fragen, ob sich denn der "Sohn eines Gottes" in Voraussagen überhaupt irren könne und - bei Verneinung - wie das in Einklang mit dem zuvor erzielten negativen Ergebnis stehen kann.

Wie aber sollte ein Wissenschaftler eine solche Frage seriös bejahen oder verneinen können? Kann er doch gar nicht. Dazu fehlt ihm jegliche Erfahrung und jegliches Wissen. Kein Mensch weiß, ob es göttliche Wesen gibt und ob diese irren können. Andererseits steht aber nach den Quellen nach wie vor fest fest, dass Jesu Voraussagen tatsächlich nicht eingetroffen sind. Auf das Gottesreich warten Christen heute noch und beten: "Dein Reich komme".

Folglich hat er sich geirrt - ob als Mensch oder als Gottessohn - das ist egal.

PS Da Du ja so gerne setzt: Jetzt komme mir bloß nicht mit der "Setzung", ein Gottessohn könne sich auf gar keinen Fall irren, selbst dann nicht, wenn er sich irrt... :lol: :lol: :lol:
Zuletzt geändert von Münek am So 24. Jul 2016, 21:54, insgesamt 1-mal geändert.

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#734 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » So 24. Jul 2016, 21:44

Münek hat geschrieben:Kathpedia ist kein offizielles Organ der katholischen Kirche, sondern eine private Enzyklopädie zur Darstellung des katholischen Glaubens.
Wik ist auch privat. - Du kannst davon ausgehen, dass Kathpedia unterm Strich die Theologie der RKK korrekt wiedergibt.

Münek hat geschrieben:Deine Behauptung, in der "katholischen Theologie" bestünde allgemeiner Konsens, dass Jesus KEINE Naherwartung hatt, ist demnach schlicht falsch.
Auch in der RKK gibt es unterschiedliche Auffassungen - aber die große Linie geht schon contra Naherwartung. - Eben weil man dort nicht säkular interpretiert und davon ausgeht, dass es Gott gibt. - Das kann man kritisieren, aber wenigstens steht man dort zu seinen Setzungen.

Münek hat geschrieben:Die Botschaften der beiden "Verkünder der nahen Gottesherrrschaft" sind - wie meine Zitate belegen - identisch.
Sie werden auch innerhalb der RKK im Großen und Ganzen auch identisch interpretiert - aber eben nicht im Sinne "Deiner" Naherwartung.

sven23 hat geschrieben:Die beiden haben sicher ihre Qualitäten, aber keine, die man in der Forschung brauchen kann.
Stachel im Fleisch des säkularen Bibelverständnisses, nicht wahr?

sven23 hat geschrieben:Also das Standardwerk von Theißen/Merz geht ziemlich tief.
Auch dazu hat Berger was gesagt - durchaus positiv. Hat aber genauso den "anthropologischen" (er scheint damit in etwa das zu meinen, was ich "anthropozentristischen") kritisiert. - Will heißen: Sehr gut wissenschaftlich herausgearbeitet - aber ist das der Ansatz, der der Wirklichkeit (also auch der historischen Wirklichkeit) Jesu entspricht?

sven23 hat geschrieben:Mein Ansatz spiegelt lediglich die Ergebnisse der Forschung wider
Dessen, was Du monopolistisch als Foprschung bezeichnest. In diesem Kokon kann man leicht Einvernehmlichkeit erzielen.

sven23 hat geschrieben:Auch Interpretation hat ihre Grenzen.
Stimmt - deshalb sollte sich jede Disziplin ihrer Grenzen bewusst sein.

sven23 hat geschrieben:Was paßt dir nicht oder was hast du nicht verstanden?
Ich habe weiterführende Fragen gestellt, die nicht beantwortet wurden (bin jetzt zu faul, zurückzublättern).

sven23 hat geschrieben:Wenn die Schreiber die Sinnfrage thematisiert haben, wird die Forschung dies auch beschreiben. Was denn sonst?
DAS geht: "Was hat sich der Schreiber wohl dabei gedacht?"

sven23 hat geschrieben:Das Ergebnis der historisch-kritischen Forschung ist - wenn man alles zusammen nimmt- ziemlich ernüchternd und stellte den mythologisch entrückten Wanderprediger wieder auf seine irdischen Füße.
Das wäre nicht das Problem - denn irdisch zu stehen ist ja gerade seine Offenbarungs-Aufgabe. - Nichtsdestoweniger geht es um den geistigen Kontext seines Irdischen - wenn man Fragen so stellen kann.

sven23 hat geschrieben:Gegensätzliche Methoden lassen sich nicht vereinen, das hat Ratzinger (ungewollt) deutlich gemacht.
Wenn sein Versuch, die HKM fürs Geistige zu öffnen, gescheitert ist, hast Du recht. - Dann haben wir halt zukünftig die Theologie und auschließlich säkular-denkende Trabanten dazu.

sven23 hat geschrieben:Die Beschreibung der Glaubenswelt des Wanderprediger ist keine Disziplinlosigkeit, sondern die Kernaufgabe der Forschung.
Das kann sie doch gar nicht, wenn sie rein säkular denkt. - "Beschreiben" im oberflächlichen Sinne, ja - aber doch nicht beurteilen. - Im Grunde rückst Du die HKM in den Bereich der Religions-Wissenschaften - also komplett distanziert ohne jeglichen inneren Bezug, also ohne Bezug zu Bedeutungen.

sven23 hat geschrieben:In der historischen Jesusforschung ist sie die Königsdisziplin und alternativlos, also weit entfernt von einer Assistentenrolle.
Wenn sie vom Kern her aus methodischen Gründen nicht in die Texte eindringen kann, ist sie eine rein technische Disziplin - darin wird sie ja auch anerkannt. - Wie kannst Du von der HKM erwarten, dass sie das Denken Jesu ermessen kann, wenn sie gleichzeitig darauf besteht, nur säkular zu denken?

sven23 hat geschrieben:Die kanonische Exegese muss auch die Offenbarung per eigener Definition für bare Münze, d. h. authentische Jesuswort nehmen. Den Schlamassel hat sie sich selbst zuzuschreiben.
Falls es so ist: Dann hat sie halt ein Problem. - Aber das spricht doch die HKM nicht frei.

sven23 hat geschrieben:Sie kann aber das Gottesbild, das hier entworfen wird, sehr wohl beschreiben.
Ja - sie kann es auf Basis ihrer methodischen Möglichkeiten. - EIN ernst zu nehmender Ansatz - mehr nicht.

sven23 hat geschrieben:Die Aufnahme in den Kanon war auch damals berechtigterweise sehr umstritten.
Das wäre ein eigenes Thema, etwa: Welche Rolle spielt der Kanon in Bezug auf göttliche Offenbarung? - Es könnte gut herauskommen, dass es EIN Weg ist, der übrigens aus meiner Sicht vollkommen ausreichend ist - es hätte aber auch einen anderen Weg geben können, der ebenfalls ausreichend ist. - Denn letztlich entscheidet es sich über den geistigen Verstand des Menschen, was er darin erkennt. - Wenn es an diesem fehlt, nützt sogar der perfekte Kanon nichts.

Ich wette mit Dir, dass es genau dasselbe Kuddelmuddel gäbe, wenn morgen die Originalschriften mit handschriftlichen Erläuterungen von Jesus gefunden werden würden. - Auch dann würde man es so oder so interpretieren - es wäre nichts gewonnen.

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#735 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » So 24. Jul 2016, 21:52

Münek hat geschrieben:Warum sollte man bei unveränderter Quellenlage auf einmal anders interpretieren?
Das ist in der Geisteswissenschaft normal, weil man dort nur abhängig vom eigenen geistigen Ansatz interpretieren kann.

Du musst nur mal in unverdächtige Felder in den Geschichtswissenschaften gehen: Die "Emser Depesche" (Napoleon III/Bismarck) oder die Nachkriegsgeschichte Deutschlands oderoder werden je nach Perspektive/Gewichtung des Forschers zum Teil komplett unterschiedlich interpretiert - bei gleicher Quellenlage. - Das ist ganz normal und vor allem für Profis arschklar.

Münek hat geschrieben: Andererseits steht aber nach den Quellen nach wie vor fest fest, dass Jesu Voraussagen tatsächlich nicht eingetroffen sind.
WENN man seine Voraussagen so interpretiert, dass sie auf eine Naherwartung hinweisen. Und das ist alleine eine Sache des Forschers und der Epochen, aus denen die Forschung stammt.

In 100 Jahren wird es wahrscheinlich heißen (das wäre der Normalfall):
"Im 20./21. Jh. setzte sich für ein paar Jahrzehnten die Meinung durch, dass Jesus selbst eine Naherwartung hatte. - Unter heutiger vorherrschender Perspektive wissen wir jedoch heute, dass ...".

Das ist normal. - Geisteswissenschaft ist selbst einem hermeneutischen Prozess unterworfen - auch wenn die Quellen gleich bleiben.

Münek hat geschrieben:Folglich hat er sich geirrt
Klassischer Fall einer richtigen Schlussfolgerung aufgrund einer falschen Voraussetzung - also wirklichkeits-bezogen falsche, aber methodisch richtige Schlussfolgerung.

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#736 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 24. Jul 2016, 22:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Kathpedia ist kein offizielles Organ der katholischen Kirche, sondern eine private Enzyklopädie zur Darstellung des katholischen Glaubens.
Wik ist auch privat. - Du kannst davon ausgehen, dass Kathpedia unterm Strich die Theologie der RKK korrekt wiedergibt.
Nö - davon kann ich auf gar keinen Fall ausgehen. In Kathpedia schreiben jede Menge Laien. Der von Dir seinerzeit präsentierte Beitrag zur Naherwartung Jesu war z.B. amateurhaft und unausgegoren. Eine Auseinandersetzung mit der herrschenden Meinung fand nicht statt. Ich glaube nicht, dass sich die RKK mit dem Inhalt solcher dilettantischer Beiträge identifiziert.

Dass Du gezwungen bist, Deine Behauptung auf den Aufsatz eines Nichttheologen zu stützen, zeigt, dass Du argumentativ wirklich nicht viel auf der Pfanne hast.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Deine Behauptung, in der "katholischen Theologie" bestünde allgemeiner Konsens, dass Jesus KEINE Naherwartung hatte, ist demnach schlicht falsch.
Auch in der RKK gibt es unterschiedliche Auffassungen - aber die große Linie geht schon contra Naherwartung.
Eine große Linie in der RKK contra Naherwartung existiert überhaupt nicht - höchstens in Deinen Wunschträumen. Gäbe es diese große Linie, hättest Du diese schon längst präsentiert und belegt. Das kannst Du nicht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Botschaften der beiden "Verkünder der nahen Gottesherrrschaft" sind - wie meine Zitate belegen - identisch.
Sie werden auch innerhalb der RKK im Großen und Ganzen auch identisch interpretiert - aber eben nicht im Sinne "Deiner" Naherwartung.
Unsinn - Du hast behauptet, die Botschaften könnten trotz ihrer Identität inhaltlich divergieren. Auf meinen Einwand, dass Jesus dann seinen Lehrer Johannes nicht als den größten aller Propheten gerühmt hätte, bist Du bezeichnenderweise nicht eingegangen.

Solche Spielchen machst Du öfters = wichtige Passagen Deines Diskussionspartners nicht zu zitieren. Wurde Dir schon wiederholt von Usern vorgeworfen. Ganz schlechter Stil.

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#737 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Mo 25. Jul 2016, 00:59

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Warum sollte man bei unveränderter Quellenlage auf einmal anders interpretieren?
Das ist in der Geisteswissenschaft normal, weil man dort nur abhängig vom eigenen geistigen Ansatz interpretieren kann.
O Gott, o Gott - wenn Du schon schreibst "eigener geistiger Ansatz", klingelt es schrill in meinen Ohren. Der "eigene geistige Ansatz" hat bei der wissenschaftlichen Forschung (hier: Exegese biblischer Texte) selbstverständlich außen vor zu bleiben.

Was haben die auszulegenden Bibeltexte mit Deiner persönlichen Auffassung zu tun? NICHTS (persönliche Ansichten = Eisegese).

closs hat geschrieben:Du musst nur mal in unverdächtige Felder in den Geschichtswissenschaften gehen: Die "Emser Depesche" (Napoleon III/Bismarck) oder die Nachkriegsgeschichte Deutschlands oderoder werden je nach Perspektive/Gewichtung des Forschers zum Teil komplett unterschiedlich interpretiert - bei gleicher Quellenlage. - Das ist ganz normal und vor allem für Profis arschklar.
Selbstverständlich kann man Texte je nach Perspektive/Gewichtung unterschiedlich interpretieren - wenn man es methodisch sauber macht. Das ist arschklar. Aber was Jesu Irrtum betrifft, interpretieren die Historiker leider, leider, leider eben NICHT UNTERSCHIEDLICH, sondern sind hier eben nun mal einer Meinung.

Wirklich renommierte Theologen (Du weißt das und ich könnte jetzt mindestens zwanzig Namen aufführen, darunter sehr berühmte Theologen) haben in ihren Büchern gar nicht anders können, als aus Gründen intellektueller Redlichkeit Jesu Irrtum zu konstatieren.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Andererseits steht aber nach den Quellen nach wie vor fest fest, dass Jesu Voraussagen tatsächlich nicht eingetroffen sind.
WENN man seine Voraussagen so interpretiert, dass sie auf eine Naherwartung hinweisen. Und das ist alleine eine Sache des Forschers und der Epochen, aus denen die Forschung stammt.

Nee nee.[/b ]Das ist nicht Sache des Forschers, sondern immer noch ausschließlich Sache der zu untersuchenden Texte.

Der Konsens in dieser Frage besteht schon seit fast 200 Jahren, seit Beginn der historisch-kritischen Forschung (siehe David Friedrich Strauß). Nimm es einfach zur Kenntnis. Da wird sich auch nichts mehr ändern, weil sich an den Quellen (mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit) nichts mehr Gravierendes ändern wird. Jetzt sei einfach mal Realist.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Folglich hat er sich geirrt
Klassischer Fall einer richtigen Schlussfolgerung aufgrund einer falschen Voraussetzung - also wirklichkeits-bezogen falsche, aber methodisch richtige Schlussfolgerung.
Tja, Kurt, so kann man sich in die Tasche lügen. Es spricht nach den Quellen nichts dafür, dass Jesus sich nicht geirrt hat. Gott hat weder Weltreiche zermalmt noch herrscht er als allmächtiger Souverän über unseren Planeten. Die angekündigte Gottesherrschaft ist schlicht ausgeblieben. Ebenso das vom Täufer angekündigte göttliche Zornesgericht.

Da ist nichts!

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#738 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Mo 25. Jul 2016, 01:30

Münek hat geschrieben:Eine große Linie in der RKK contra Naherwartung existiert überhaupt nicht
Dann informiere Dich halt mal. - Denkst Du wirklich, dass der Katholizismus eine ganz andere Linie fährt als der Papst?

Münek hat geschrieben: Du hast behauptet, die Botschaften könnten trotz ihrer Identität inhaltlich divergieren.
Stimmt - in den Interpretationen divergieren sie normalerweise.

Münek hat geschrieben: Der "eigene geistige Ansatz" hat bei der wissenschaftlichen Forschung (hier: Exegese biblischer Texte) selbstverständlich außen vor zu bleiben.
Nein - auch die HKM hat ihren eigenen geistigen Ansatz.

Münek hat geschrieben:Selbstverständlich kann man Texte je nach Perspektive/Gewichtung unterschiedlich interpretieren - wenn man es methodisch sauber macht.
Noch mehr: Wenn man es inhaltlich versteht.

Münek hat geschrieben:Das ist nicht Sache des Forschers, sondern immer noch ausschließlich Sache der zu untersuchenden Texte.
Wer interpretiert denn die Texte? Sie selber?

Münek hat geschrieben:Gott hat weder Weltreiche zermalmt noch herrscht er als allmächtiger Souverän über unseren Planeten. Die angekündigte Gottesherrschaft ist schlicht ausgeblieben.
So, wie Du sie verstehst, war sie nie gemeint. - Wir drehen uns im Kreise.

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#739 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Mo 25. Jul 2016, 02:39

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das Ergebnis der historisch-kritischen Forschung ist - wenn man alles zusammen nimmt- ziemlich ernüchternd und stellte den mythologisch entrückten Wanderprediger wieder auf seine irdischen Füße.
Das wäre nicht das Problem - denn irdisch zu stehen ist ja gerade seine Offenbarungs-Aufgabe. - Nichtsdestoweniger geht es um den geistigen Kontext seines Irdischen - wenn man Fragen so stellen kann.
Den Wissenschaftlern geht es mitnichten um irgendeinen "geistigen Kontext" - was immer das sein mag. Die neutestamentlichen Exegeten befassen sich als Historiker primär mit der Rekonstruktion TATSÄCHLICH geschehener Ereignisse. Jesus ist eine historische Person. In der Wissenschaft ist für "übernatürliche Geistwesen" wie Gott, Gottessohn, Teufel, Engel, Dämonen etc. naturgemäß kein Raum.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Beschreibung der Glaubenswelt des Wanderprediger ist keine Disziplinlosigkeit, sondern die Kernaufgabe der Forschung.
Das kann sie doch gar nicht, wenn sie rein säkular denkt. - "Beschreiben" im oberflächlichen Sinne, ja - aber doch nicht beurteilen.
Doch - beschreiben kann sie diese Glaubenswelt schon äußerst genau. Da haben Gläubige auch keinen Vorsprung. Aus wissenschaftlicher Sicht BEURTEILEN kann sie eine Welt der Götter, Geister, Teufel, Engel und Dämonen auf ihre Realität hin allerdings nicht (das kann niemand). Da hält sie sich auch streng zurück.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:In der historischen Jesusforschung ist sie die Königsdisziplin und alternativlos, also weit entfernt von einer Assistentenrolle.
Wenn sie vom Kern her aus methodischen Gründen nicht in die Texte eindringen kann, ist sie eine rein technische Disziplin - darin wird sie ja auch anerkannt.
Die Exegese ist allein für die Auslegung biblischer Texte zuständig. Wenn sie nicht in die Texte "eindringen" könnte, könnte sie sie nicht auslegen = interpretieren. Dass die Textauslegung ihre Kernaufgabe ist, scheinst Du nicht zu verstehen. Lies das Buch von Theißen/Merz "Der historische Jesus". Deine Unkenntnis nervt langsam.

Kleiner Hinweis: Die Dogmatiker legen keine biblischen Texte aus, sondern die Glaubenslehre der katholischen Kirche.

closs hat geschrieben:Wie kannst Du von der HKM erwarten, dass sie das Denken Jesu ermessen kann, wenn sie gleichzeitig darauf besteht, nur säkular zu denken?
Oooch - Historiker können das. Das gehört zu ihrem Geschäft. Jesus hat gehandelt, Jesus hat gesprochen, Jesus hatte eine endzeitliche Botschaft, die er seinen Landsleuten verkündigte. Daraus kann man einigermaßen sicher schließen, was Jesus von Nazareth, den Wanderprediger aus Galiläa, "so umtrieb".

Nochmals dringende Bitte: Lies "Theißen/Merz" - da wird Dir vieles, sehr vieles verständlich erklärt.

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#740 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Mo 25. Jul 2016, 03:17

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine große Linie in der RKK contra Naherwartung existiert überhaupt nicht
Dann informiere Dich halt mal. - Denkst Du wirklich, dass der Katholizismus eine ganz andere Linie fährt als der Papst?
Ich soll mich informieren? :shock: Gehts noch? Belege Deine aus der Luft gegriffenen Behauptungen!

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Du hast behauptet, die Botschaften könnten trotz ihrer Identität inhaltlich divergieren.
Stimmt - in den Interpretationen divergieren sie normalerweise.
Es geht nicht um Interpretationen und schon gar nicht aus heutiger Sicht. Liest Du nicht, was ich schreibe? Warum zitierst Du meine Argumente nicht?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Der "eigene geistige Ansatz" hat bei der wissenschaftlichen Forschung (hier: Exegese biblischer Texte) selbstverständlich außen vor zu bleiben.
Nein - auch die HKM hat ihren eigenen geistigen Ansatz.
Sie hat ihren wissenschaftlich-historischen Ansatz. Das ist kein "geistiger Ansatz" in Deinem Sinne, wo es um Gottesglauben geht. Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass die Exegeten die Existenz himmlischer Wesen einschließlich Teufel :devil: zu berücksichtigen haben.

Diese Nichtberücksichtigung mythologischer Himmels-Wesen ist doch kein "geistiger Ansatz". :lol: Gehts noch? :lol:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Selbstverständlich kann man Texte je nach Perspektive/Gewichtung unterschiedlich interpretieren - wenn man es methodisch sauber macht.
Noch mehr: Wenn man es inhaltlich versteht.
Was willst Du machen, wenn Historiker nicht unterschiedlich interpretieren, weil sie zu einem einvernehmlichen Ergebnis gekommen sind?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist nicht Sache des Forschers, sondern immer noch ausschließlich Sache der zu untersuchenden Texte.
Wer interpretiert denn die Texte? Sie selber?
Forscher kommen und gehen. Die Texte ändern sich nicht. Wenn der Konsens über Jesu Irrtum schon seit annähernd 200 Jahren besteht, wird sich auch in den nächsten 200 Jahren daran nichts ändern.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gott hat weder Weltreiche zermalmt noch herrscht er als allmächtiger Souverän über unseren Planeten. Die angekündigte Gottesherrschaft ist schlicht ausgeblieben.
So, wie Du sie verstehst, war sie nie gemeint.
Das kannst Du als Laie nicht beurteilen. Mach Dich schlau. Es gibt Fachliteratur.

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