Alles Teufelszeug? X

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Janina
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#711 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Janina » Di 4. Sep 2018, 09:23

Münek hat geschrieben:Die Autoren des Lehrbuches räumen ehrlicherweise und ausdrücklich ein, mit der These "der Gott der Bibel als Schöpfer" die Grenze zum Unwissenschaftlichen spekulativ überschritten zu haben (Kasten "Grenzüberschreitung").
Die Unehrlichkeit besteht dann darin, es als Lehrbuch zu bezeichnen, obwohl sie wissen und einräumen, dass es methodisch SO mangelhaft recherchiert ist, dass sogar sie selbst es als unwissenschaftlich bezeichnen müssen.

closs
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#712 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Di 4. Sep 2018, 09:32

Münek hat geschrieben:Der Irrtum steckt bereits in den konkreten Beschreibungen des biblischen Schöpfungsberichts, die zu den kosmologischen Wirklichkeiten in unaufhebbaren Widerspruch stehen (Zentralstellung der unbewglichen Erde, Wassermassen oberhalb des Himmelsgewölbes etc.).
Jetzt machst Du exakt den Fehler, den der Papst rückblickend bei seinen Kollegen als "Irrtum" bezeichnet. - Du nimmst die Schöpfungsberichte naturalistisch und nicht geistig. - Du stehst exakt da, wo die Theologen zur Zeit Galileis standen.

Pluto
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#713 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Pluto » Di 4. Sep 2018, 10:16

closs hat geschrieben:Du nimmst die Schöpfungsberichte naturalistisch und nicht geistig. - Du stehst exakt da, wo die Theologen zur Zeit Galileis standen.
Selbst geistig macht der Schöpfungsbericht keinen Sinn.
Nimm bloß die Geschichte von A&E und der Schlange.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Münek
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#714 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Münek » Di 4. Sep 2018, 16:03

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Irrtum steckt bereits in den konkreten Beschreibungen des biblischen Schöpfungsberichts, die zu den kosmologischen Wirklichkeiten in unaufhebbaren Widerspruch stehen (Zentralstellung der unbewglichen Erde, Wassermassen oberhalb des Himmelsgewölbes etc.).
Jetzt machst Du exakt den Fehler, den der Papst rückblickend bei seinen Kollegen als "Irrtum" bezeichnet. - Du nimmst die Schöpfungsberichte naturalistisch und nicht geistig.
Die biblischen Autoren haben ihre Beschreibungen kosmischer Phänomen auf keinen Fall GEISTIG gemeint, sondern naturalistisch.
Beispiel Pred. 1:5:


"Die Sonne geht auf und die Sonne geht unter; und sie eilt an ihren Ort, wo sie wieder aufgehen soll."

Hat Kohelet den Lauf der Sonne nur geistig oder doch ganz realistisch beschrieben? Überlege mal. :)

closs hat geschrieben:Du stehst exakt da, wo die Theologen zur Zeit Galileis standen.
Der Katechismus der Katholischen Kirche, ein Handbuch der Unterweisung in den Grundlagen des christlichen Glaubens, belehrt beispielsweise ihre Gläubigen, dass das Stammelternpaar Adam und Eva zu Beginn der Menschheitsgeschichte den bösen Einflüs-
terungen eines abgefallenen Engels erlag und dadurch Sünde und Tod in die Welt brachte.


Auch Jesus, der Sohn Gottes, und Paulus gingen selbstverständlich von der Historizität der Paradiesgeschichte aus. Kann man im NT
nachlesen. Wie Du siehst, bringt es nichts, alles zu vergeistigen, was nicht bis drei auf den Baum kommt.

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#715 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Di 4. Sep 2018, 17:00

Pluto hat geschrieben:Selbst geistig macht der Schöpfungsbericht keinen Sinn. Nimm bloß die Geschichte von A&E und der Schlange.
"Geistig" heißt nicht gestaltlos - oder anders gesagt: Geistiges äußerst sich doch gerade mit Chiffren/Gleichnissen/Offenbarungen der natürlichen Welt. - Das heißt: Die Schlangengeschichte ist keine biologische Geschichte, sondern ein Gleichnis für eine geistige Botschaft.

Münek hat geschrieben:Hat Kohelet den Lauf der Sonne nur geistig oder doch ganz realistisch beschrieben? Überlege mal.
Selbe Antwort: Vorgänge der Natur werden im Sinne einer geistigen Aussage zitiert. - Natürlich meint Kohelet damit DIE Sonne, die wir ebenfalls kennen. - Aber er will keinen physikalischen Vortrag halten, sondern (möglicherweise) sagen, dass die Sonne für den Menschen auf- und untergeht und dies alles gefügt ist - also eine geistige Aussage (um sich hier zu vertiefen, müsste man den ganzen Abschnitt lesen - hier ist nur wichtig: GEISTIGE Aussage mithilfe von Naturerscheinungen).

Münek hat geschrieben:Der Katechismus der Katholischen Kirche, ein Handbuch der Unterweisung in den Grundlagen des christlichen Glaubens, belehrt beispielsweise ihre Gläubigen, dass das Stammelternpaar Adam und Eva zu Beginn der Menschheitsgeschichte den bösen Einflüsterungen eines abgefallenen Engels erlag und dadurch Sünde und Tod in die Welt brachte.
Das ist aus obigem Grund nach wie vor richtig - es ist keine naturwissenschaftlich-anthropologische Aussage, sondern eine geistige Aussage.

Ich weiß, dass Du darüber stolperst - aber es ist der selbe Stein, über den die Theologen damals bei Galilei gestolpert sind (nur halt von der anderen Seite her). - Sie haben damals genau wie Du versucht, solche Genesis-Aussagen wörtlich zu verstehen und dementsprechend durchzudrücken - gegen die Naturwissenschaft. - DAS war die Irrtum, den der Papst benennt. - Und Du unterliegst demselben Irrtum, den der Papst benennt, nur von der anderen Seite her: Du versuchst die den geistigen Inhalt der Bibel naturalistisch zu messen.

Münek hat geschrieben:Auch Jesus, der Sohn Gottes, und Paulus gingen selbstverständlich von der Historizität der Paradiesgeschichte aus.
Natürlich taten sie das - sie verstanden "Geschichte" als Offenbarungsgröße für das Geistige. - Es war damals die Zeit, in dem es noch keine naturwissenschaftliche "Konkurrenz" zur gleichnishaften Deutung von Geschichte und Natur gab - das kam erst in der Zeit Galileis. - Mit anderen Worten: Es bestand noch kein Bedarf, diese Art der Offenbarung in Frage zu stellen.

Heute ist es anders - heute trennt man "Naturwissenschaft" und "Theologie" komplett, weil man - zumindestens in Rom - verstanden hat, dass die geistigen Inhalte der Bibel nicht abhängig sind von physischen Sichtweisen (siehe Dein Papst-Zitat). - Man tut dies deshalb, weil sich die Naturwissenschaft als eigenes Feld unabhängig von geistigen Fragen entwickelt hat - damals bestand dazu kein Bedarf.

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#716 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Roland » Di 4. Sep 2018, 19:36

Anton B. hat geschrieben: Dein "glasklares Gegenargument" leidet unter Deiner Annahme, die Bibel sei (1) das Wort Gottes und Annahme (2), Deine Interpretation gäbe die Botschaft Gottes inhaltlich richtig wieder. Es sind nämlich Annahmen, die nicht intersubjektiv "vernünftig begründet" vermittelbar sind. Sie stehen außerhalb von Wissenschaft. Ich persönlich vertrete auch Annahme 1, kann sie aber auch nicht intersubjektiv vernünftig begründen. Ich "glaube" stattdessen. Aber Glaube reicht Dir ja nicht, Du musst ja "wissen".
Ich kann meine Annahmen genausowenig beweisen wie man beweisen kann, dass wir das Ergebnis von absichtslosem Zufall sind. Das sind weltanschauliche Grundannahmen.

Und beide Seiten versuchen auf der Grundlage ihrer jeweiligen weltanschauliche Grundannahmen die Daten zu interpretieren. Ob es intersubjektiv "vernünftig begründet" werden kann, die Grundannahme zu vertreten, man müsse grünem Urschlamm nur genügend Zeit geben, und er werde irgendwann sowas wie Beethovens Neunte komponieren können, da scheiden sich die Geister. Wie das bei Weltanschauungen eben so ist. Dass "Maschinen" Designer haben, leuchtet dagegen jedem sehr schnell ein, denke ich. Es sei denn er bekommt beim Gedanken an eine Instanz oberhalb seines Egos alsbald die Krätze.

Aber auf das Gegenargument zu Hume bist du wieder nicht eingegangen. Denn ich habe ja die Bibel nicht interpretiert sondern zitiert (Annahme 2). Wiederholt stellt die Genesis im Klartext fest, dass es anfangs eine abgeschlossene, vollendete Schöpfung gegeben hat. Interpretieren müsste man, wenn man das Gegenteil des Klartextes annehmen wollte.
Humes Argument, es sei willkürlich ein späteres, ständiges, übernatürliches, schöpferisches Eingreifen Gottes auszuschließen, trifft nicht auf den Klartext der Bibel zu. Es ist möglich auf Grundlage der Annahme einer anfänglichen Schöpfung, die Natur heute wissenschaftlich zu erforschen. Humes Argument greift ins Leere.

Anton B. hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Es greift ins Leere, weil Du behauptet, es sei so?
Nein, warum es ins Leere greift habe ich nun dreimal begründet.
Deine "Begründung" ist die bloße Behauptung, es könne nach einem übernatürlichen Wirken rein natürlich weiter gehen. Der Hume dagegen begründet, jedes übernatürliche Wirken stehe außerhalb dessen, was vernünftig begründet werden kann.
Der Schöpfungsansatz steht auf der Grundlage der Bibel und deshalb ist es keine willkürliche Behauptung.
Aber natürlich eine weltanschauliche – ebenso wie der Naturalismus eine weltanschauliche Behauptung ist.

Nochmal sozusagen das Schlusswort des evolutionskritischen Lehrbuches:
"Zwangsläufig setzen wir weltanschauliche Grundentscheidungen voraus, wenn wir nach dem Ursprung der Welt, des Lebens, unserer Spezies und uns selbst fragen. Niemand kann über diese Fragen nachsinnen, ohne zu glauben – und jeder wird wählen müssen, was er glauben will. Wenn dieses Buch dazu beigetragen hat, die Unumgänglichkeit dieser Wahl (neu) bewusst zu machen, hat es seinen Zweck erfüllt."

Anton B. hat geschrieben: Es gibt einen ganz weitgehenden Konsens, dass Wahrheit als Adäquatheit des Wissens zu einer gegebenen "wirklichen Realität" nicht vernünftig begründet ist. Die Frage, warum Wissenschaft vieles sehr viel besser als andere Erkenntnisprojekte "beschreibt", leitet zu dem Gedanken über, es könne genau wegen einer zunehmenden Annäherung des Wissens an eine "wirkliche Realität" so sein. Dieser Gedanke ist aber nicht gerechtfertigt. Die Problematik reißt Carrier in seinem Kapitelchen "Wissenschaft und Wirklichkeitserkenntnis" an.
In dem Absatz geht es um die Frage, ob der Wissenschaft eine Annäherung an die Wirklichkeit tatsächlich immer gelingt oder nicht. Carrier behauptet darin nicht, dass es gar nicht der Anspruch der Wissenschaft sei, sich der Wirklichkeit anzunähern, sondern dass z.B. die Zunahme der Leistungsfähigkeit der Wissenschaft, nicht notwendigerweise eine Annäherung an die Wirklichkeit begründet.

Und er bringt dafür Beispiele. Etwa dass Wärme im 17. Jhdt. mit innerer Bewegung der Körper erklärt wurde, im späten 18. Jhdt. als gewichtslose Substanz oder Wärmestoff, im 19. Jhdt. dem menschlichen Erkenntnisvermögen entzogen und im 20. Jhdt. wieder als innere Bewegung oder molekulare Bewegung. Man schreitet also nicht gradlinig voran sondern "früher verworfene Naturvorstellungen kommen durch den wissenschaftlichen Fortschritt unter Umständen wieder zu Ehren".

Nunja, früher war z.B. auch klar, dass wir Geschöpfe einer Intelligenz sind und Johannes Kepler sah sich als jemanden, der die Gedanken Gottes nachdenkt, dann nahm man absichtslosen Zufall als "Schöpfer" des Menschen an, inzwischen schlägt das Pendel wieder zurück.

Anton B. hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Ich bin nicht bereit, mich auf eine ganz bestimmte Wissenschaftsauffassung einzulassen. Und wir haben gesehen, auch als wir Martin Carrier gelesen haben, dass es da ganz verschiedene gibt.
Carrier stellt den Forschungsstand dar und zeigt verschiedene Diskussions- und Ideenstränge auf. Meines Erachtens gibt er den Forschungsstand korrekt wieder. Wo siehst Du eine Ermunterung für Dich und Deine Auffassung von Wissenschaft?
Er sagt klar, dass es keine in Stein gemeißelte Kriterien für Wissenschaftlichkeit gibt sondern dass "individuell variable Einstellungen und Präferenzen" einen wichtigen Platz bei der Beurteilung von Hypothesen und Theorien einnehmen (S.170). Er zeigt auch die Probleme von sog. Listenmodellen auf, die von einer Theorie z.B. Einfachheit, Kohärenz, Prüfbarkeit usw. fordern. Solche Kriterien weisen manchmal in gegensätzliche Richtungen, sie sind ausdeutbar, werden von subjektiven Akzenten gefüllt. Individuell variable Einstellungen und Präferenzen nehmen einen wichtigen Platz bei der Beurteilung von Hypothesen und Theorien ein.

Und obwohl er Feyerabend nicht zitiert, so ist ganz am Ende seines Buches sein Einfluss erkennbar:
"Die Freiheit zur Verfolgung neuer Denkmöglichkeiten und der Spielraum für Kritik von andersartigen, vielleicht ebenfalls neuartigen Standpunkten aus bilden eine wesentliche Voraussetzung der Kreativität der Wissenschaft. Wer Forschung durch inhaltliche Vorgaben bei der Theoriebildung einzäunt, läuft Gefahr, ihre Innovationskraft verkümmern zu lassen." (S. 183)
Nirgends stellt er die Wissenschaft als ein unfreies, ausgrenzendes, ideologiebehaftetes System
dar, mit einengenden, verdummenden Regeln.

Anton B. hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Wir könnten uns hier also wissenschaftlich mit der Schöpfung dieser "Grundtypen" durch eine natürliche Macht und deren weitere "Evolution" beschäftigen.
Wer der Schöpfer sein soll wird klar gesagt: 7. Auflage, S. 19, Kasten "Grenzüberschreitung" der Gott der Bibel. Wer denn sonst, wer oder was soll denn bitte eine "natürliche Macht" sein, die Grundtypen erschuf?
Weiß ich auch nicht.
Und du meinst, das sei dann wissenschaftlich. "Weiß ich auch nicht" ist erlaubt, aber das Wort "Gott" in den Mund zu nehmen, wird mit dem Bann bestraft. Ich setze lieber auf Carriers "Freiheit zur Verfolgung neuer Denkmöglichkeiten" und nicht auf Einzäunung durch "inhaltliche Vorgaben bei der Theoriebildung", wie etwa dass Intelligenz grundsätzlich verboten ist und nur Kraft und Stoff und Zufall erlaubt sind.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

SilverBullet
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#717 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von SilverBullet » Di 4. Sep 2018, 21:07

closs hat geschrieben:Die Feststellung, dass man die Sonne im Osten und im Westen untergehend beobachtet und dies bewusst zur Kenntnis nimmt sowie Sternbilder geozentrisch einordnet wie auch auf hoher See vom Ausgangspunkt "Schiff" nach dem Sonnenstand guckt, ist Ausdruck davon, „Aktion aus dem Unsichtbaren“ („Offenbarung“) als Rechtfertigung durchdrücken zu wollen und zwar mit bestialischer Machtausübung.
Die Fehlleistung ist das wortwörtliche „Fest-Stellen“ ohne Beachtung der eigenen Ahnungslosigkeit.
Schau in die Geschichte:
das Fest-Stellen erfolgte auf Basis des antiken Textes. Weil es da drin steht, konnte keine Abweichung zugelassen werden.
Wenn die „Gläubigen“ dürften, dann müsste alles, was in diesem Text steht, fest-gestellt sein – Das Streben nach Abweichung würde verfolgt werden (es war ja bereits so).

Der Text soll „Offenbarung“ sein - ein Theater, dem auch du anhängst.
Der Text ist die zentrale Illusionsgrundlage für "eine Verbindung" ins Nirgendwo.

Das „Fest-Stellen“, wegen des als „Offenbarung“ eingestuften Textes, war die Grundlage zum Verbrennen von Menschen.
Wiilst du diesen Leuten irgendeine Art von „Verstand“ zugestehen, indem du das Nicht-Anpassen des Verstehens als „Alternative“ präsentierst?

Was ist die Motivation, diesem dümmlichen Gelaber rund um die „Weltentstehung“ einen Wert abzugewinnen?
Ganz einfach:
=> es ist oberpeinlich, wenn ausgerechnet „die Offenbarung des Schöpfers zur Schöpfung“ kindisch falsch ist.
=> es ist entlarvend, es ist demütigend, es ist lächerlich, es ist beschämend – dickstes Aua!

Die Konsequenz müsste eigentlich sein, dass man diesen Text hinter sich lässt und nur als Relikt aus der Vergangenheit ansieht.

=> die einzige Möglichkeit diese Konsequenz nicht zu ziehen, ist Macht und genau dies ist in der Vergangenheit praktiziert worden.

closs
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#718 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Di 4. Sep 2018, 21:17

SilverBullet hat geschrieben:Was ist die Motivation, diesem dümmlichen Gelaber rund um die „Weltentstehung“ einen Wert abzugewinnen?
Ganz einfach:
=> es ist oberpeinlich, wenn ausgerechnet „die Offenbarung des Schöpfers zur Schöpfung“ kindisch falsch ist.
=> es ist entlarvend, es ist demütigend, es ist lächerlich, es ist beschämend – dickstes Aua!
Das kannst Du meinen, wenn Du "Weltentstehung" physikalisch verstehst. - Hier ist aber etwas ganz Anderes gemeint: Das geistige Verhältnis zwischen Gott, Natur und Mensch wird mit "naturalistisch" anmutenden Chiffren beschrieben.

Dass man nebenbei gemeint hat, dass die Natur WIRKLICH so ist, spielt dabei keine Rolle - das kann man ändern, sobald man neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse hat. - Der Gag an der Bibel ist, dass sie gerade NICHT an den physischen Bildern zu messen ist.

Anton B.
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#719 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Anton B. » Di 4. Sep 2018, 21:57

Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Dein "glasklares Gegenargument" leidet unter Deiner Annahme, die Bibel sei (1) das Wort Gottes und Annahme (2), Deine Interpretation gäbe die Botschaft Gottes inhaltlich richtig wieder. Es sind nämlich Annahmen, die nicht intersubjektiv "vernünftig begründet" vermittelbar sind. Sie stehen außerhalb von Wissenschaft. Ich persönlich vertrete auch Annahme 1, kann sie aber auch nicht intersubjektiv vernünftig begründen. Ich "glaube" stattdessen. Aber Glaube reicht Dir ja nicht, Du musst ja "wissen".
Ich kann meine Annahmen genausowenig beweisen wie man beweisen kann, dass wir das Ergebnis von absichtslosem Zufall sind. Das sind weltanschauliche Grundannahmen.
Es beweist ja in den Naturwissenschaften niemand etwas ...

Roland hat geschrieben:Und beide Seiten versuchen auf der Grundlage ihrer jeweiligen weltanschauliche Grundannahmen die Daten zu interpretieren.[/quote
Die Daten werden nicht interpretiert, es werden Modelle entwickelt und deren Beobachtungsvorhersagen werden mit den tatsächlichen Beobachtungen verglichen.

Ob es intersubjektiv "vernünftig begründet" werden kann, die Grundannahme zu vertreten, man müsse grünem Urschlamm nur genügend Zeit geben, und er werde irgendwann sowas wie Beethovens Neunte komponieren können, da scheiden sich die Geister. Wie das bei Weltanschauungen eben so ist.
Vielleicht solltest Du Dich zuvor mal mit der "vernünftigen Begründung" beschäftigen. bevor Du Grundannahmen "annimmst".

Roland hat geschrieben:Dass "Maschinen" Designer haben, leuchtet dagegen jedem sehr schnell ein, denke ich.
Dass menschengemachte Maschinen einen Designer haben, leuchtet uns allen ein.

Roland hat geschrieben:Humes Argument, es sei willkürlich ein späteres, ständiges, übernatürliches, schöpferisches Eingreifen Gottes auszuschließen, trifft nicht auf den Klartext der Bibel zu. Es ist möglich auf Grundlage der Annahme einer anfänglichen Schöpfung, die Natur heute wissenschaftlich zu erforschen. Humes Argument greift ins Leere.
Verstanden: Humes Argument greift ins Leere, weil es in Konflikt mit den Aussagen der Bibel steht. Das ist eine Behauptung. Hatte ich Dir auch schon gesagt. Deine Meinung ohne vernünftige Begründung ist und bleibt Deine subjektive Meinung.

Hume dagegen argumentiert vernünftig. Wissenschaftlich. Du argumentierst unwissenschaftlich. Klar, aus dieser Sicht greift die Vernünftigkeit des Hume in's Leere.

Roland hat geschrieben:Der Schöpfungsansatz steht auf der Grundlage der Bibel und deshalb ist es keine willkürliche Behauptung.
Im Kontext vernünftiger Begründungen ist Deine Setzung eine willkürliche Annahme. Dein Problem ist die kategorielle Trennung von Wissen und Glauben. Du kannst nicht Glauben, Du musst wissen. Deshalb ist es so zentral für Dich, dass die Wissenschaft Dir "nachfolgt".

Roland hat geschrieben:Nochmal sozusagen das Schlusswort des evolutionskritischen Lehrbuches:
"Zwangsläufig setzen wir weltanschauliche Grundentscheidungen voraus, wenn wir nach dem Ursprung der Welt, des Lebens, unserer Spezies und uns selbst fragen. Niemand kann über diese Fragen nachsinnen, ohne zu glauben – und jeder wird wählen müssen, was er glauben will. Wenn dieses Buch dazu beigetragen hat, die Unumgänglichkeit dieser Wahl (neu) bewusst zu machen, hat es seinen Zweck erfüllt."
Da hat es sowohl recht als auch nicht recht. Recht hat es darin, das jeder glauben kann und an die Schöpfung der Welt durch Gott glauben wir Christen auch. Allerdings können in einer anderen Kategorie, der Wissenschaft, auch mit dem Anspruch der vernünftigen Begründung Modelle generiert werden, die äquivalent mit den Beobachtungen sind. Das schließt sich dann nicht aus, wenn die Kategorien getrennt bleiben.

Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Die Problematik reißt Carrier in seinem Kapitelchen "Wissenschaft und Wirklichkeitserkenntnis" an.
In dem Absatz geht es um die Frage, ob der Wissenschaft eine Annäherung an die Wirklichkeit tatsächlich immer gelingt oder nicht. Carrier behauptet darin nicht, dass es gar nicht der Anspruch der Wissenschaft sei, sich der Wirklichkeit anzunähern, sondern dass z.B. die Zunahme der Leistungsfähigkeit der Wissenschaft, nicht notwendigerweise eine Annäherung an die Wirklichkeit begründet.
Völlig korrekt.

Roland hat geschrieben:Nunja, früher war z.B. auch klar, dass wir Geschöpfe einer Intelligenz sind und Johannes Kepler sah sich als jemanden, der die Gedanken Gottes nachdenkt, dann nahm man absichtslosen Zufall als "Schöpfer" des Menschen an, inzwischen schlägt das Pendel wieder zurück.
Absichtsloser Zufall einfach so war nie die Theorie zur Erklärung der Vielfalt des Lebens.

Roland hat geschrieben:Und obwohl er Feyerabend nicht zitiert, so ist ganz am Ende seines Buches sein Einfluss erkennbar:
"Die Freiheit zur Verfolgung neuer Denkmöglichkeiten und der Spielraum für Kritik von andersartigen, vielleicht ebenfalls neuartigen Standpunkten aus bilden eine wesentliche Voraussetzung der Kreativität der Wissenschaft. Wer Forschung durch inhaltliche Vorgaben bei der Theoriebildung einzäunt, läuft Gefahr, ihre Innovationskraft verkümmern zu lassen." (S. 183)
Genau. Er beschäftigt sich mit Vorgaben, die in Form von "sozialen Werten" an Wissenschaft adressiert werden. Darauf beziehen sich seine Anmerkungen.

Und Du bist ja auch so einer, der -- in Deinem Fall-- die Berücksichtigung seiner eigenen Werte einfordert. "Du" bist das Ziel seiner Worte. Hier, wenige Sätze vor der zitierten Stelle, schreibt er:

Deshalb wird weithin die Ansicht geteilt, dass die Verantwortung der Wissenschaft nicht durch Verfahren geregelt werden darf, die einen Verlust der Sachautorität der Wissenschaft zur Folge haben. -- Carrier 2006, Wissenschaftstheorie, 1. Aufl., S. 176.

Und kurz nach Deinem Zitat:

Wenn nicht-epistemische Werte das System des Wissens auch inhaltlich prägen (wie in der Hirnforschung des 19. Jahrhunderts oder im Lyssenkoismus, vgl. Kap. 6.2), dann hebt sich Wissenschaft als epistemisches Unternehmen selbst auf. -- Carrier 2006, Wissenschaftstheorie, 1. Aufl., S. 177.

Dass Wissenschaft in Verfolgung der eigenen Freiheit und Kreativität unwissenschaftlich werden soll, dazu finde ich im Carrier allerdings keine Hinweise.

Roland hat geschrieben: "Weiß ich auch nicht" ist erlaubt, aber das Wort "Gott" in den Mund zu nehmen, wird mit dem Bann bestraft. Ich setze lieber auf Carriers "Freiheit zur Verfolgung neuer Denkmöglichkeiten" und nicht auf Einzäunung durch "inhaltliche Vorgaben bei der Theoriebildung", wie etwa dass Intelligenz grundsätzlich verboten ist und nur Kraft und Stoff und Zufall erlaubt sind.
Hast recht. Intelligenz ist ja nicht verboten, (römische Öllampen), und Du hast bei uns in der Wissenschaft die Freiheit, alle im Prinzip wirklich fasifizierbaren Modelle, mit welchen "Mechanismen" auch immer, zu modellieren.

Apropos modellieren: Kommt da noch was?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

SilverBullet
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#720 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von SilverBullet » Di 4. Sep 2018, 22:28

closs hat geschrieben:Der Gag an der Bibel ist, dass sie gerade NICHT an den physischen Bildern zu messen ist.
Es gibt keinen „Gag an der Bibel“.

Das 2m grosse Kaninchen ist laut überzeugtem Anhänger immer genau dann nicht im Zimmer, schaut nicht hin, oder hat einfach keine Lust, wenn es etwas machen soll, wodurch der Anhänger akzeptieren müsste, dass es unvernünftig ist, von einem 2m grossen Kaninchen auszugehen.

Das ist sozusagen „dein Gag an der Bibel“. Egal wie Grotten falsch das Gesäusel auch sein mag, es muss für dich ein „Sinn dahinter“ vorhanden sein. Durch dein Lieblingswort „Geistig“ verlässt das 2m grosse Kaninchen für dich einfach den Raum, wenn es „unangenehm konkret“ wird.

Es gilt:
Eine fundamental falsche Aussage ist schlicht niemals eine Offenbarung – das Wort „Offenbarung“ hat dort überhaupt nichts zu suchen.

Man kann nicht fliegen indem man am Boden steht.

Diese einfache Konsequenz möchtest du wegträumen können - Motto: „ich mach die Augen zu, dann sieht mich niemand und ich bin dort, wo alles gut ist“.

Das mag eine Strategie sein, die für dich irgendeinen Wert hat, aber da du sie ja kommunikativ vertreten möchtest, scheint sie dir nicht genug zu sein – du möchtest Bestätigung aus der Reaktion von anderen Menschen ziehen.
Das ist aber einfach nur der nächste Schritt in deiner Traumwelt und eigentlich müsste dir dein eigenes Verhalten als i-Tüpfelchen in der Kette der Falschheiten auffallen, aber du machst halt dann einfach die Augen noch mehr zu.

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