Novalis hat geschrieben:
Die Religion der Zukunft wird sich mehr und mehr in Richtung einer transrationalen und transpersonalen Spiritualität entwickeln. Einfach deshalb weil alle prärationalen Formen von Religion im Zeitalter der Wissenschaft aussterben werden.
Viele glauben, dass man sich zwischen prärationaler Religion und rationaler Wissenschaft entscheiden müsste, aber die Menschen werden sich, so glaube ich, über beides hinaus entwickeln.
Nun war die Frage: wie zeigt sich eine "Evolution des Geistes"?
Wenn man weiterhin rein biologisch denkt und Selektion als eine Ausformung der Evolution betrachtet, dann kann man sagen: Dort, wo der Egoismus keine Kinder mehr will, sie als Last und "Produkt" definiert, wird dieser negative Geist eine Selektion durchführen. Jene werden dann ängstlich geistige Menschen betrachten, die Fruchtbarkeit aus ihrer spirituellen Prägung heraus als Geschenk definieren und allein schon aus diesem positiven Geist heraus die Feinde des Lebens verdrängen werden, weil diese "aussterben".
Und ist die "geistige Mutation" nicht schon längst mit dem Kreuzestod und der Auferstehung des Herrn, wahrer Mensch und wahrer Gott, geschehen?
Hier ist kein physikalisch-biologischer Vorgang zu erwarten.
In der inneren Konsequenz der biblischen Gesamtansicht erkennt man ein Ineinsfallen von Anthropologie und Kosmologie in der definitiven Christologie. Kosmos und Mensch gehen in Jesus Christus auf ihren Zielpunkt der Einheit zu.
Der Kosmos ist nicht nur ein äußerer Rahmen der menschlichen Geschichte, kein statisches Gebilde, kein Behälter, in dem allerlei Lebewesen vorkommen. Im positiven ist Kosmos Bewegung. Es gibt nicht nur in ihm eine Geschichte, sondern er selbst
ist Geschichte (
Im Anfang ...).
Der Punkt Omega der Geschichte in Christus wird nicht jenes Stabile sein, jene Wirklichkeit, welche wir nur in der ihrer selbst nicht bewussten Materie sehen, sondern dass der eigentliche tragende Grund der Sinn ist. Der Sinn hält das Sein zusammen, gibt ihm Wirklichkeit, ist Wirklichkeit. Das Sein empfängt von einem oben her seinen Bestand.
Dies ist die Komplexion, ein Aufbrechen des materiellen Seins durch den Geist und von diesem her die Zusammenfassung in die neue Form der Einheit. Dass dies so ist, kann verschwommen in der materiellen Welt erkannt werden, wenn diese umgeschafft wird durch Technik. Geist verändert den Kosmos schon hier im Kleinen der Welt.
Kosmos, Natur und Geist bilden von jeher eine einzige Geschichte. Dabei wird im voranschreiten der Geist immer mehr alles umgreifen, so dass Anthropologie und Kosmologie ineinander münden. Diese Vereinigung kann, weil sie geistig ist, nur auf eine personale Mitte hin geschehen. Geist ist nämlich kein unbestimmtes Etwas, sondern in seiner Eigentlichkeit existiert er als Individualität, als Person.
Der Triumph des Geistes bedeutet Triumph der Wahrheit, Freiheit, Liebe. Dann ist dieser Triumph aber auch mit der Verantwortung verknüpft. Die "geistige Mutation" ist somit kein physikalischer Prozess, sondern Entscheidung. Wenn der Herr wiederkommt, dann ist deshalb dort nicht nur Heil, sondern eben auch Gericht.
Wagen wir einen spekulativen Rück- und Ausblick: Wenn die im kollektiven Gedächtnis der Menschheit gespeicherte Sintflut ein Untergang der Welt durch Wasser war, so griff hier die "geistige Evolution" praktisch ein, dass jemand glaubte und ein Schiff baute. Der Glaube an ein höheres Wesen ließ die Menschheit (durch die Taufe, weil dafür Wasser das Symbol ist) überleben.
Wenn diese Welt durch Feuer untergeht, dann werden jene Menschen überleben, die der Liebe gewachsen sind, welche die Einheit von Anthropologie und Kosmologie erfordert. Das Symbol der Liebe ist das Feuer. Das künftige Jerusalem, das schon im Heute beginnt, das Reich Gottes, ist das nicht Selbstgemachte, Selbstmachbare. Es ist geschenkte erfüllte Liebe, ein Ineinstreten von Mensch und Gott, ein Sichberühren beider. Jesus hat die Todesgrenze überschritten und geistig das Biologische mutiert. Dieser Mutation dürfen wir im Glauben und der Freiheit der Liebe zustimmen. Die geistige Wirklichkeit des Menschen ist ein Sinn, der unser Sein zusammenhält, und weil dies von über uns gegeben ist, leben wir schon im Heute in der Ewigkeit.
... ist ja das Philosophie-Unterforum, da muss man auch mal schwere Kost auftragen können.
Servus
