Pluto hat geschrieben:Im Mittelalter und danach gab es den Laizismus noch nicht. Da ging es bei jeder Auseinandersetzung um Macht UND Religion.
Passt nicht - denn die Beteiligten waren doch nicht "Säkulare gegen Religiöse", sondern "Säkulare, die bei Bedarf (und nur dann!) die religiöse Karte gezogen haben".
Pluto hat geschrieben:Und dann gab es den berühmten 30-jährigen Krieg der in Folge der Restauration ausbrach, in dem sich die Protestanten und Katholiken die Köpfe einschlugen und zur Spaltung der Völker in katholische und evangelische Gebiete führte.
Richtig - insofern haben wir ein religiöses Hintergrundsrauschen - aber die Kämpfe selbst waren rein machtpolitisch (kaisertreu versus regional) motiviert. - Rom wurde nicht als religiöse, sondern als säkulare Macht wahrgenommen (zu Recht!).
Pluto hat geschrieben:Du irrst. Seit der Einführung des Monotheismus waren Kriege immer zumindest teilweise religiös (ideologisch) motiviert.

- Das klingt arg an den Haaren herbeigezogen an - nenne mir EINEN europäischen Krieg im 18. Jh., der religiös motiviert war - Du wirst keinen finden.
Pluto hat geschrieben:Wie bringt man jemand bei, an eine Religion oder Ideologie zu glauben? Die kurze Antwort ist Indoktrination.
Stimmt - aber so gesehen ist doch auch Demokratie eine Ideologie. - Da bleibt doch nichts übrig, was NICHT Ideologie ist.
Pluto hat geschrieben:1) Niemals zugeben, dass es ein Fiktion sein könnte — immer darauf bestehen, dass es sich um Realität handelt (Dasein / Sein Debatte).
Nicht einmal Ratzinger besteht ontisch darauf - er sagt, dass dies nur dann als wirklich anzusehen ist, NACHDEM man eine Glaubensentscheidung getroffen hat: "WENN meine Wahrnehmung nicht trügt, DANN ist Gott eine Entität".
Pluto hat geschrieben:2) Ab der Geburt, werden Kinder ständig daran erinnert, dass sie Christen, Juden oder Moslems sind.
Oder dass es KEINEn Gott gibt - siehe Kommunismus. - Jede Weltanschauung hat ihre Festlegungen.
Pluto hat geschrieben:Heutzutage herrscht der Glaube an die Gleichheit.
Wo? - In einer Zeit, in der weltweit 1% der Menschen 50% des Vermögens haben, gibt es doch keine Glauben an die Gleichheit!!!!
Pluto hat geschrieben:So werden also Kinder im Zeitgeist der Zeit indoktriniert.
So ist es - so ist es IMMER.
sven23 hat geschrieben:Du vergißt, dass aus deren Sicht du der Bescheuerte bist.
Richtig - immer der andere ist bescheuert. - Um so wichtiger, dass man sich in die Schuhe des jeweils anderen stellt - das ist heilsam.
sven23 hat geschrieben: genau das ist die historische Realität und heute leider immer noch.
Das ist Ausdruck extremer ideologischer Verirrung - man könnte Dir alle Kriege der letzten Jahrhunderte zitieren, und Du würdest immer noch darauf bestehen, dass Friedrich der Große das Sudetenland aus religiösen Gründen erobert hat. - Das ist sehr besorgniserregend.
sven23 hat geschrieben:Du wirst in der Geschichte keinen Krieg finden, der wegen des nichtglaubens an Götter gegen Gläubige geführt wurde. Es waren immer Gläubige gegen Andergläubige oder Ungläubige.
Es waren in den letzten Jahrhunderten immer säkulare Staatsbürger, die als solche Kriege geführt haben - dass sie privat auf welche Weise auch immer an irgend etwas geglaubt haben, war ganz sicher nicht relevant.
Pluto hat geschrieben:Was wäre denn besser geeignet? Jerusalem, Ankara, Baghdad, Cairo, Teheran, Islamabad, Mumbai, Beijing...
Nichts - unser System in Europa ist das beste mir bekannte säkulare System, weil man darin die Möglichkeit hat, geistige Grundlagen unsanktioniert zu leben. - Aber diese Grundlagen kommen eben nicht aus diesem säkularen System - das ist auch nicht seine Aufgabe.
Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Du versuchst das Kunststück, in einem Europa, in dem es seit vielen Jahrhunderten keinen einzigen nennenswerten glaubens-fundierten Krieg gegeben zu haben, Kriege glaubens-motiviert darzustellen. - Das hat mit der historischen Realität überhaupt nichts zu tun.
KEIN Historiker würde dir da zustimmen.
Wie das? - Da muss man doch nur mal die Kriege der letzten Jahrhunderte einer nach dem anderen durchgehen. - Wie kann man auf die Idee kommen, die Kriege des 18./19./20. Jh in Europa unter religiösem Aspekt zu begründen? - Meinst Du wirklich, Historiker würden dies tun?
Pluto hat geschrieben:Warum, glaubst du, gingen praktisch alle Impulse und Verbeserungen von Europa aus?
Weil Europa aufgrund seiner Kleinheit, seines Klimas und seiner kulturellen Geschichte extrem gut vernetzt ist und sich bei aller Unterschiedlichkeit seiner einzelnen Kulturen unter dem EINEN Dach des christlichen Abendlandes definiert - man hat also eine gemeinsame Identität. - Hinzu kommt die rechtzeitige Trennung von Kirche und Staat, die eigene Dynamiken frei gesetzt hat - ein Glücksfall.