Danke für das Zitat.Savonlinna hat geschrieben:Belege bitte diese Aussage!
So ähnlich steht dies ja auch im Vorwort Ratzingers zu seinem Jesus-Buch:closs hat geschrieben:"Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen die Evangelisten so genannte freischwebende Logien des Herrn zu tradieren hatten, die zwar unzweifelhaft aus seinem eigenen Munde stammten, deren ursprünglicher Zusammenhang jedoch verlorengegangen war. Da gibt nun der Evangelist dem Logion an irgendeiner Stelle einen neuen Zusammenhang, der das Wort in eine neue Beleuchtung rückt und in ihm daher auch einen neuen Sinn sichtbar werden läßt."
die Evangelisten, als Rezipienten, geben tradierten Worten einen neuen Sinn.
Die Evangelisten selber wussten nicht, ob etwas aus Jesu eigenem Mund stammte oder von Volkes Stimme erfunden war: das weiß man erst, seit die HKM am Wirken ist.
Die Evangelisten haben das, was ihnen wichtig war, aufgegriffen und in eine erdichtete Situation gestellt, die den Sinn - nicht die Historizität - transportieren sollte.
Ratzinger scheint gemäß Deinem Zitat zu betonen, dass es die Evangelisten selber waren, die das ursprüngliche Wort verändert haben, ihm einen neuen Sinn gegeben haben.
Er sagt hier noch deutlicher als in seinem Vorwort: das Ursrprüngliche sei unwiderbringlich verloren, aber die Evangelisten - die Jesus nie gekannt haben -, haben dem Unwiderbringlichen einen neuen Sinn verliehen.
Also: der "Geist" - ich nenne das mal fachlich korrekt "Heiliger Geist" -, der die Evangelisten befähigt hat, "das Wort" neu zu beleuchten, befähigt auch die Kirche, und hat sie befähigt, das Wort weiterhin in neue Zusammenhänge zu stellen.closs hat geschrieben:""Was nun hier noch innerhalb des biblischen Wort es, innerhalb der Schrift selbst geschieht, läßt sich verlängert denken in die Kirche hinein. Die Kirche kann eine neue Beleuchtung eines Textes in neuen Zusammenhängen vollziehen, ohne damit dem Wort Gottes untreu zu werden, denn ähnlich wie der Evangelist (wenn auch anders) gehört sie selbst mit in den Vorgang der Wortmitteilung, der Offenbarungsvergegenwärtigung hinein. Das Wort Gottes ist gegeben in der überliefernden Tat der Kirche"
(aus: Hansjürgen Verweyen "Joseph Ratzinger und die Exegese. Die Antrittsvorlesung in Münster im Kontext des Gesamtwerks")
Hier muss man sorgfältig trennen:closs hat geschrieben:Dieses Verständnis der Bibel-Texte ist historisch-kritisch (im hier mehrheitlich vertretenen Sinne) nicht akzeptabel, da es Spiritualität voraussetzt, die ja aus Gründen dessen, was man selbst als "Ergebnisoffenheit" bezeichnet, zu verwerfen ist.
Auch für Ratzinger ist es nicht akzeptabel, die Rezeption, sobald sie "das Wort" betrifft, als wissenschaftlich zu bezeichnen.
Weiterhin:
Es seien die Evangelisten und im Folgenden die Kirche - letztere in jahrhundertelangem Ringen -, die "dem Wort" neue Dimensionen abgewinnen oder abgewonnen haben.
Ratzinger sagt nirgends - und darum ging es mir, und er kann es auch nicht gemeint haben, darum fragte ich nach dem Zitat -, dass die HKM sich zum Geistigen hin öffnen solle. Hier noch mal, worauf ich mich bezog ->
closs hat geschrieben:Wenn eine Methodik nur dann Objektivität garantiert, wenn man davon ausgeht, dass die Leitung taub ist, ist die Methodik nicht hinreichend. - Das ist exakt der Grund, warum Ratzi will, dass sich die HKM zum Geistigen hin öffnet.sven23 hat geschrieben:wenn eine Methode gut ist und eine weitgehende Objektivität garantiert, dann sollten die Glaubensprämissen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Möglicherweise meinst Du ein Zitat, dass ich selber hier im Forum ein- oder zweimal paraphrasiert habe; ich zitiere jetzt wörtlich:closs hat geschrieben:- Ratzinger dagegen sagt an anderer Stelle (die ich nicht finde), dass die HKM deshalb so wichtig sei, weil sie sich dem Spirituell-Geistigen öffnen können
Der Kontext dieses Zitates macht aber deutllich, dass diese innere Offenheit sich auf das Gleiche bezieht, das auch in der literaturwissenschaftlichen Rezeptionsforschung aus der historisch-kritischen Forschung heraus die Rezeptionsforschung als Verlängerung sieht und auch fordert.Ratzinger hat geschrieben:Zugleich mit der Grenze [der historisch-kritischen Methode] wurde - wie ich hoffe - sichtbar, dass die Methode aus ihrem eigenen Wesen heraus über sich hinauswächst und eine innere Offenheit auf ergänzende Methoden in sich trägt.
Ratzinger, Jesus-Buch, S. 16
Es hat nichts mit "geistig" oder "spirituell" zu tun, sondern ist eine methodische Erfordernis: die Entwicklung eines Textes beginnt erst, wenn er fixiiert ist.
Ratzinger beschränkt die Wirkung des Heiligen Geistes auf die Evangelien und die im gemeinsamen kirchlichen Ratschluss herausgearbeiteten Ergebnisse. Und die Annahme, dass da der Heilige Geist am Werke war, nennt Ratzinger einen "Glaubensentscheid"; der Wissenschaft obliegt es keineswegs - auch der Kanonforschung nicht, füge ich hinzu -, sich dem Geiste im Sinne des Heiligen Geistes zu öffnen.
Einen Schritt weiter geht die heutige katholische Professorenschaft, wenn sie nicht nur die Kirche als positiv weiterentwickelnde Deutung "des Wortes" zuässt. Dazu habe ich schon was im Kanon-Thread geschrieben, werde das auch noch ein wenig weiterführen.
Da beschränkt sich dann die Kanonforschung nicht nur auf unkritisches Akzeptieren dessen, was gelaufren ist.