ThomasM hat geschrieben:1.) Die Aussagen der Bibel sind in ihrer praktischen Konsequenz NICHT eindeutig auf unser heutiges Leben übertragbar.
Die Aussagen der Bibel müssen erst einmal richtig verstanden werden

. Daran hapert es oft... schwierige Kapitel und Inhalte werden von denen, die einen Vorteil davon haben, auf eine bestimmte Lesart eingefroren, ob's stimmt oder nicht--- dabei sind einige der relevanten Verse noch nicht einmal richtig übersetzt.
2.) Christen zu allen Zeitaltern waren von dem Denken ihrer Zeit geprägt. Auch Paulus, auch die Urchristen, auch David, Salomo, auch unsere Eltern, auch wir.
Statt diese Tatsache als schlecht und schädlich zu verdammen, sollten wir sie akzeptieren und lernen damit umzugehen.
Man muß die Lehren dieser Autoren untersuchen, um das dahinter stehende Prinzip heraus zu finden. Prinzipien sind zeitlos. Deswegen ist auch das AT nicht "out", sondern Pflichtlektüre für Christen.
Auch ich will ein Beispiel nennen: Geschlechtsverkehr vor der Ehe.
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Mit wie vielen Partnern?
Abgesehen davon, dass es in der Bibel nirgendwo ein explizites Verbot dafür gibt (Ehebruch wird explizit genannt, das nicht, weil es damals einfach kein Thema war), beruhte das Verbot auf dem Problem, dass es viele gesellschaftliche und private Probleme gab, wenn aus so einem Akt ein Kind entsteht. Daher war es früher besser, in diese Richtung ein Verbot zu erlassen. Aber im Zeitalter der Aufklärung und Verhütung muss das Verbot überdacht werden. Was daran ist noch sinnvoll, was daran muss fallen gelassen werden.
Wenn ein Mann eine Frau wollte, die noch nicht verlobt war, dann musste er sie heiraten.
Eine Legalisierung vorehelichen Geschlechtsverkehrs in einer auf Konsum und Genuß ausgerichteten Wegwerfgesellschaft begünstigt den Mißbrauch anderer Personen zur Befriedigung der eigenen Begierde. Der Begehrende kann alles versprechen, was ihm einfällt, um sein Ziel zu erreichen. Hat er seinen Spaß gehabt, lässt das Interesse am Objekt seiner Begierde merklich nach. Das war früher schon so, aber die Gesellschaft verurteilte ein solches Verhalten-- heute wird der Täter entschuldigt und das Opfer kann zusehen, wie es wieder heil wird.
Ich stehe inzwischen auf dem Standpunkt - eine Ehe ohne Trauschein ist eine Ehe.

Das sehe ich auch so. Standesamt gab es in der Bibel nicht- aber Vereinbarungen. Das gesprochene Wort (Gelübde) galt noch etwas.
Heute haben wir aber das Problem der wachsenden Unfähigkeit einer zunehmenden Anzahl von Menschen, sich dauerhaft zu binden und Beziehung zu leben. Wer offiziell verheiratet ist, der kann nicht so einfach aus einer Partnerschaft aussteigen. Also muß oder wird er sich zunächst darum bemühen, mit seinem Partner klar zu kommen.
Die "Tradition", standesamtlich und/ oder kirchlich zu heiraten, sehe ich jetzt nicht unbedingt als "schlecht" an. Wer eh mit seinem Partner zusammen bleiben möchte, der kann das ja auch öffentlich besiegeln und den Familienstand entsprechend ändern- wo ist das Problem, was kränkt ihn daran?
In Deutschland sowohl faktisch wie rechtlich.
So weit ich weiß, gibt es da vom Bürokratischen her immer noch Unterschiede.
Diese Beispiele zeigen, dass es darum geht, in jeder Generation die Ethik der Bibel, den SINN (und nicht die toten Buchstaben) der göttlichen Gesetze auf die jeweilige Zeit neu zu interpretieren. Genau das versäumt die katholische Kirche und deshalb steht sie auch zu Recht in heftiger Kritik.
Leider lesen die meisten Kritiker nicht in der umfangreichen Literatur der katholischen Kirche.
Sonst würden sie erkennen, dass die theologischen Lehren und die Regelungen des Kirchenrechts nicht willkürlich festgelegt, sondern mit viel Überlegung konstruiert wurden. Ich muß nicht in allen Punkten derselben Meinung sein mit den Katholiken, um das anzuerkennen.
LG