Das Reich ist nahe

Rund um Bibel und Glaube
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sven23
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#691 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von sven23 » Fr 18. Aug 2017, 20:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Religionen entstanden mit dem Bewußtsein des Menschen, das ihn einerseits dazu befähigte, sich Fragen über die Welt und seine Existenz zu stellen, andererseits aber das Wissen um die Zusammenhänge noch fehlte. In diesem Spannungsfeld erfanden sich die frühen Menschen Götter, Geister und Dämonen, die ihnen als Erkärung für die Welt und ihr Funktionieren dienen sollten.
Absolut richtig - der Mensch versucht, mit dem ihm Zur-Verfügung-Stehenden Erklärungsbilder zu schaffen. - Da dieses Zur-Verfügung-Stehende meistens unterschiedlich ist, sind diese Erklärungsbilder ebenfalls unterschiedlich.

Entscheidend ist, dass die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit auf das selbe hinauswollen - nämlich die Frage klären, woher der Mensch kommt, was er (geistig) ist, und wohin er geht.

Und weil diese Frage so etwas wie eine anthropologische Konstante darstellte, aber nicht beantwortbar war mangels wissenschaftlicher Kenntnisse, blieben als Erklärungsmodell nur Götter, Geister und Dämonen. Und diese ge- oder erfundenen "Erklärungsmodelle" wurden dann per Sozialisation an die nächsten Generationen weitergegeben.
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2Lena
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#692 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von 2Lena » Fr 18. Aug 2017, 20:21

Sven23 hat geschrieben:Und weil diese Frage so etwas wie eine anthropologische Konstante darstellte, aber nicht beantwortbar war mangels wissenschaftlicher Kenntnisse, blieben als Erklärungsmodell nur Götter, Geister und Dämonen.
Was dir genauso verborgen bleibt wie die Wirkungsweise in der Homöopathie. :)

closs
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#693 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von closs » Fr 18. Aug 2017, 21:27

Catholic hat geschrieben:Und in diesem Zusammenhang finde ich es interessant zum Beispiel mal zu vergleichen,was die antiken Griechen so in ihrer Mythologie zur Erschaffung der Welt schrieben und was in der Bibel im Buch Genesis steht.
Irgendwo kommt es meines Erachtens immer aufs Selbe hinaus:
Es erscheint eine Figur aus einem Unbekannten kommt und es im Bekannten/Sichtbaren eine Dialektik aus "gut" und "böse" gibt.

sven23 hat geschrieben:Und weil diese Frage so etwas wie eine anthropologische Konstante darstellte, aber nicht beantwortbar war mangels wissenschaftlicher Kenntnisse, blieben als Erklärungsmodell nur Götter, Geister und Dämonen.
"Anthropologisch" ist richtig, weil die Vorstellung ja vom Menschen kommt (das ist IMMER so) - "mangels wissenschaftlicher Kenntnisse" dagegen ist falsch, weil die Grundfragen dieser Mythen nur sekundär materialistischer Natur sind - oder anders: Diese Grundfragen sind heute dieselben trotz alln wissenschaftlichen Wissens.

sven23 hat geschrieben: Und diese ge- oder erfundenen "Erklärungsmodelle" wurden dann per Sozialisation an die nächsten Generationen weitergegeben.
Klar - das ist ja auch deren Sinn.

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Münek
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#694 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von Münek » Sa 19. Aug 2017, 01:43

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Religionen entstanden mit dem Bewußtsein des Menschen, das ihn einerseits dazu befähigte, sich Fragen über die Welt und seine Existenz zu stellen, andererseits aber das Wissen um die Zusammenhänge noch fehlte. In diesem Spannungsfeld erfanden sich die frühen Menschen Götter, Geister und Dämonen, die ihnen als Erkärung für die Welt und ihr Funktionieren dienen sollten.
Absolut richtig - der Mensch versucht, mit dem ihm Zur-Verfügung-Stehenden Erklärungsbilder zu schaffen. - Da dieses Zur-Verfügung-Stehende meistens unterschiedlich ist, sind diese Erklärungsbilder ebenfalls unterschiedlich.
Das "Zur-Verfügung-Stehende" (was immer das sein mag) ist gewiss NICHT unterschiedlich, sondern weltweit überall gleich. Sven hat exakt erklärt, was die Menschen dazu veranlasste, an die Existenz von übernatürlichen Wesen der unterschiedlichsten Art zu glauben. Das war in grauer Vorzeit gar nicht anders möglich, sondern sozusagen "zwangsläufig naturbedingt."

Eines kannst Du mir glauben: Würde es die heutigen Religionen mit ihrem antiken Götterglauben NICHT geben, würde heutzutage KEIN Götterglaube mehr neu entstehen.

closs hat geschrieben:Entscheidend ist, dass die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit auf das selbe hinauswollen - nämlich die Frage klären, woher der Mensch kommt, was er (geistig) ist, und wohin er geht.
WAS soll an dieser Frage ENTSCHEIDEND sein - und vor allem FÜR WAS entscheidend? An der Frage nach dem "woher" und "wohin "als solcher entscheidet sich doch NICHTS.

Für den Homo sapiens, der sich seiner Endlichkeit (Geburt, Leben, Tod) bewusst war, war diese Frage selbstverständlich mehr als naheliegend. Naheliegend war dann auch der hoffnungsvolle Gedanke an ein evtl. Weiterleben nach dem Tod - in welcher Form auch
immer (siehe Grabbeigaben).


Klar fragt der Menschen nach einem Leben nach dem Tod. Das ist seiner Neugier, seiner Intelligenz und seinem Wunsch,weiterzuleben geschuldet.
Paulus sprach von einem "Geistleib." Natürlich weiß bis heute kein Mensch, was ein "Geistleib" sein soll. Der Apostel wusste es natürlich auch nicht. Es war wohl eine Mischung zwischen (unsichtbarem) Geist und (nicht ganz unsichtbarem) Körper - also eine gespensterhafte Existenz auf der neuen Erde in der Gegenwart Gottes. ;)

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#695 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von closs » Sa 19. Aug 2017, 02:09

Münek hat geschrieben:Das "Zur-Verfügung-Stehende" (was immer das sein mag) ist gewiss NICHT unterschiedlich, sondern weltweit überall gleich.
Natürlich ist es unterschiedlich - ein Chinese in taoistischer Tradition ist anders formatiert als ein Christ oder Naturalist und hat dementsprechend anderes geistig zur Verfügung als ein Christ oder Naturalist.

Münek hat geschrieben:Eines kannst Du mir glauben: Würde es die heutigen Religionen mit ihrem antiken Götterglauben NICHT geben, würde heutzutage KEIN Götterglaube mehr neu entstehen.
Aber andere Glaubenssysteme entstehen dann - Naturalismus ist nur Eines dieser möglichen Systeme.

Münek hat geschrieben: An der Frage nach dem "woher" und "wohin "als solcher entscheidet sich doch NICHTS.
Doch - damit entscheidet sich, dass alle Menschen trotz unterschiedlichster kultureller Formatierungen irgendwann an den selben Fragen hängenbleiben.

Münek hat geschrieben:Für den Homo sapiens, der sich seiner Endlichkeit (Geburt, Leben, Tod) bewusst war, war diese Frage selbstverständlich mehr als naheliegend.
So ist es: Sobald der Mensch transzendente Bewusstseins-Fähigkeit hat, kommt sowas raus.

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Münek
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#696 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von Münek » Sa 19. Aug 2017, 03:34

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das "Zur-Verfügung-Stehende" (was immer das sein mag) ist gewiss NICHT unterschiedlich, sondern weltweit überall gleich.
Natürlich ist es unterschiedlich - ein Chinese in taoistischer Tradition ist anders formatiert als ein Christ oder Naturalist und hat dementsprechend anderes geistig zur Verfügung als ein Christ oder Naturalist.
Nö - die Fragen der Menschen nach dem "woher" und "wohin" waren und sind weltweit überall gleich. Da geht es nicht um "Formatierungen".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eines kannst Du mir glauben: Würde es die heutigen Religionen mit ihrem antiken Götterglauben NICHT geben, würde heutzutage KEIN Götterglaube mehr neu entstehen.
Aber andere Glaubenssysteme entstehen dann.
Glaubenssysteme, die das Jenseits thematisieren, scheinen Dir sehr wichtig zu sein... ;)

Nein - der Glaube an einen persönlichen Gott, der sowohl das Universum geschaffen als auch einen eingeborenen Sohn hat, den er auf die Erde sandte, um durch dessen Sühnetod die Menschheit von der Erbsünde - die tatsächlich nie begangen wurde - zu erlösen, um sich mit den Menschen wieder zu versöhnen - auf diesen GLAUBENSBLÖDSINN würde heutzutage kein Mensch mehr hereinfallen.


Stelle Dir nur mal vor, das Christentum existierte nicht - und man würde heute die neutestamentlichen Schriften im Sand der Wüste finden. Was würde dann passieren? Nichts. Diese Schriften würden irgendwann mal nach akribischer Untersuchung im Museum verschwinden - und das wars dann. Mit Göttern lockst Du im aufgeklärten Europa heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen vor.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: An der Frage nach dem "woher" und "wohin "als solcher entscheidet sich doch NICHTS.
Doch - damit entscheidet sich, dass alle Menschen trotz unterschiedlichster kultureller Formatierungen irgendwann an den selben Fragen hängenbleiben.
Nö - durch die persönliche Glaubensentscheidung eines Menschen ENTSCHEIDET sich für andere Menschen gar NICHTS.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Für den Homo sapiens, der sich seiner Endlichkeit (Geburt, Leben, Tod) bewusst war, war diese Frage selbstverständlich mehr als naheliegend.
So ist es: Sobald der Mensch transzendente Bewusstseins-Fähigkeit hat, kommt sowas raus.
Ja ja - nur hatte der Jenseitsglaube der Altvorderen NICHTS mit dem Glauben an den "lieben Gott" der Bibel zu tun. Für ein Weiterleben nach dem Tod sind NICHT unbedingt GÖTTER erforderlich. Und schon gar nicht sterbende Gottessöhne. Bultmann hatte mit seiner Kritik
am mythologischen Weltbild der Bibel völlig recht.

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#697 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von 2Lena » Sa 19. Aug 2017, 05:56

Münek hat geschrieben:Mit Göttern lockst Du im aufgeklärten Europa heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen vor.
Aber mit (für Menschen mit bloßem Auge) unsichtbaren Bakterien und Viren.
Da springen fast alle zum Impfen zu den "Göttern in Weiß"

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sven23
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#698 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von sven23 » Sa 19. Aug 2017, 06:14

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und weil diese Frage so etwas wie eine anthropologische Konstante darstellte, aber nicht beantwortbar war mangels wissenschaftlicher Kenntnisse, blieben als Erklärungsmodell nur Götter, Geister und Dämonen.
"Anthropologisch" ist richtig, weil die Vorstellung ja vom Menschen kommt (das ist IMMER so) - "mangels wissenschaftlicher Kenntnisse" dagegen ist falsch, weil die Grundfragen dieser Mythen nur sekundär materialistischer Natur sind - oder anders: Diese Grundfragen sind heute dieselben trotz alln wissenschaftlichen Wissens.
Hier dreht man sich im Kreis. Die "Grundlagen" sind ja nur deshalb mythologischer Natur, weil es keine alternativen Erklärungsmodelle gab.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Und diese ge- oder erfundenen "Erklärungsmodelle" wurden dann per Sozialisation an die nächsten Generationen weitergegeben.
Klar - das ist ja auch deren Sinn.
Und trotzdem sind Religionen und Kulte wieder verschwunden, wurden Götter entsorgt und durch andere ersetzt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#699 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von closs » Sa 19. Aug 2017, 10:29

Münek hat geschrieben:Nö - die Fragen der Menschen nach dem "woher" und "wohin" waren und sind weltweit überall gleich. Da geht es nicht um "Formatierungen".
Ähm - das ist exakt MEINE Aussage. - Die Formatierungen spielen eine Rolle in der Art der Verarbeitung des überall Gleichen.

Münek hat geschrieben:Glaubenssysteme, die das Jenseits thematisieren, scheinen Dir sehr wichtig zu sein...
Das würde ich anders ausdrücken: Glaubenssysteme, die nur das Diesseits thematisieren, sind bei konsequenten Nachdenken unzureichend.

Münek hat geschrieben:auf diesen GLAUBENSBLÖDSINN würde heutzutage kein Mensch mehr hereinfallen.
Auch hier ist die entscheidende Frage: WOFÜR steht das? - Meinst Du, ICH könnte etwas mit Begriffen wie "Lamm Gottes" anfangen? Man muss solche Chiffren ins Grundlegende übersetzen.

Münek hat geschrieben:Stelle Dir nur mal vor, das Christentum existierte nicht - und man würde heute die neutestamentlichen Schriften im Sand der Wüste finden. Was würde dann passieren? Nichts.
Einige schlauen Menschen würden darin einen geistigen Schatz erkennen - das nicht darauf hin formatierte Volk würde in einer anderen Glaubenswelt leben, die den eigentlichen Inhalten des Christentums substantiell ähnlich wäre - oder die total anthropozentrisch-materialistisch wäre.

Münek hat geschrieben: durch die persönliche Glaubensentscheidung eines Menschen ENTSCHEIDET sich für andere Menschen gar NICHTS.
Richtig. :lol: - Aber das war auch nicht meine Aussage.

Münek hat geschrieben: nur hatte der Jenseitsglaube der Altvorderen NICHTS mit dem Glauben an den "lieben Gott" der Bibel zu tun.
Richtig - jede Kultur chiffriert anders.

sven23 hat geschrieben: Die "Grundlagen" sind ja nur deshalb mythologischer Natur, weil es keine alternativen Erklärungsmodelle gab.
Auch der Materialismus-Glaube unserer Zeit wird in 500 Jahren als "Mythos" bezeichnet werden - meinst Du nicht?

sven23 hat geschrieben:Und trotzdem sind Religionen und Kulte wieder verschwunden, wurden Götter entsorgt und durch andere ersetzt.
Ja - weil sich Formatierungen und Chiffren verändert haben.

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sven23
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#700 Re: Das Reich ist nahe

Beitrag von sven23 » Sa 19. Aug 2017, 11:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die "Grundlagen" sind ja nur deshalb mythologischer Natur, weil es keine alternativen Erklärungsmodelle gab.
Auch der Materialismus-Glaube unserer Zeit wird in 500 Jahren als "Mythos" bezeichnet werden - meinst Du nicht?
Wer weiß das schon? Es gibt immer die Möglichkeit einer Rückentwicklung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und trotzdem sind Religionen und Kulte wieder verschwunden, wurden Götter entsorgt und durch andere ersetzt.
Ja - weil sich Formatierungen und Chiffren verändert haben.
Oder weil neue Götter bessere Belohnungen versprachen oder weil bestehende Kulte in Borg-Manier platt gemacht wurden: sie werden assimiliert, Widerstand ist zwecklos. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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