closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:"Gott" ist - wenn überhaupt Produkt - ein Produkt jahrtausendelanger Prozesse von Abermillionen Menschen und nicht eins von Dir und mir.
Das Wort "Gott" und die Vorstellungen, die man damit verbindet, sind in der Tat ein Produkt des Menschen.
Jetzt versuchst Du mich wieder auf closs-Linie zu kriegen.
Dabei wolltest Du doch von mir wissen, wie ich das sehe.
Ich habe anderes ausgesagt.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Letzlich willst Du vielleicht wissen, ob es "Gott" schon gab, bevor der Mensch entstand?
JA - ob das, was man sich unter "Gott" vorstellt, NUR Vorstellung ist, oder auf etwas trifft, was "da" ist auch ohne menschliche Vorstellung.
Es hapert an dem Begriff „Vorstellung“.
Nehmen wir einmal an, dass die Beobachtung, dass die Natur heilt, von jemandem gemacht wurde, kurz nachdem der Mensch sich zu dem entwickelte, was wir heute „Mensch“ nennen.
Er wundert sich und nennt das „göttliche Kraft“.
Diese göttliche Kraft beobachtet er auch sonst.
So. Hat er sich da jetzt eine „Vorstellung“ gemacht oder nicht – nach Deinem Deutungsarsenal?
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Auf jeden Fall ist der Gedanke, dass es einen Gott gibt, erst mit dem Menschen entstanden. Stimmst Du dem zu?
Ja - sehr sogar. - Weil aus meiner Sicht der Mensch das einzige Wesen ist, das tranzsendent reflektieren kann. - DIese Fähigkeit ist geradezu DAS Unterscheidungs-Kriterium zwischen Mensch und Tier (die Gene sind es sicherlich NICHT - da sind wir Trockennasenaffen).
Ich wollte auf das Tier nicht hinaus, weil ich da keine Ahnung von habe.
Ich wollte eher darauf hinaus, dass nicht Gott selber dachte, dass es ihn gibt, sondern erst der Mensch dachte, dass es Gott gibt.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Der eine sagt: "Gott" habe sich sofort dem Menschen offenbart, sobald der Mensch entstanden ist.
JA.
Savonlinna hat geschrieben:Der andere sagt: Die Idee, dass "Gott" existiert, ist eine Idee, die aus dem Menschen stammt und also etwas über den Menschen erzählt.
Auch JA, aber eine ganz andere Ebene.
Sicher. Menschen denken auf verschiedenen Ebenen.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Nach ewigen Grübeleien kann ich in beiden Aussagen keinen Unterschied erkennen.
Kategorial sehe ich sehr wohl einen Unterschied.
Denn "Gott offenbart sich" heisst, dass "etwas/jemand" "ist", der ein geistiges Potential im Menschen anstößt. - Gott als "Idee aus dem Menschen" sagt nichts darüber aus, ob da "etwas/jemand" "ist", sondern lässt offen, ob die Idee ein Erkennen von "etwas/jemand" "ist", was da ist, oder eine Erfindung von "etwas/jemand" ist, das es erst durch die Erfindung gibt.
Du denkst nicht radikal genug.
"Ist" ist ein menschlicher Begriff, "offenbaren" ist ein menschlicher Begriff.
Insofern ist es völlig identisch, wenn jemand sagt: außerhalb des Menschen "ist" noch etwas, oder ob ich sage, im Menschen ist etwas, das anders ist als das, was ich jetzt weiß oder wahrnehme, aber dennoch schon spüre.
closs hat geschrieben:Wo ich Dir zustimme, ist, dass es aus reiner Wahrnehmungs-Sicht nicht objektiv unterscheidbar ist, ob das eine oder der andere der Fall ist. - Beide könnten also recht haben.
Wir reden hier nicht über richtig oder falsch.
Sondern ich versuche deutlich zu machen, dass auch ein offenbarender Gott jenseits der Sprache und des Denkens nicht offenbart und nicht Gott ist.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Der dritte sagt: Ich bezeichne es nicht als "Gott", weder außerhalb noch innerhalb.
Das ist Sprachregelung. - Substantiell bin ich der Ansicht, dass es viele De-facto-Christen gibt, die gar nicht wissen, dass sie es sind - Röm. 2,13.
In der Bibel steht nichts von Kategorien, nichts von subjektiv und objektiv, nichts von Dasein und Sein.
Insofern ist das ohnehin nicht christlich, was Du schreibst.
Darum sehe ich es eher umgekehrt: Es gibt Christen, die viel über den - potentiellen - Menschen wissen, es aber als "Gott" bezeichnen.
Aber egal. Hier zumindest sind wir uns einig.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Schließlich gibt es aber noch die, die sagen, Gott sei in jeglichem Sinn "ausgedacht", sei Illusion.
Was ist der Unterschied zwischen dieser Variante und der anderen Version:Der andere sagt: Die Idee, dass "Gott" existiert, ist eine Idee, die aus dem Menschen stammt? - Das habe ich noch nicht verstanden.
Hier liegt wahrscheinlich der springende Punkt.
Gut, dass Du nachfragst.
Ich hatte ja weiter oben dazu geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die Idee, dass "Gott" existiert, ist eine Idee, die aus dem Menschen stammt und also etwas über den Menschen erzählt.
Ich kann es auch noch strenger formulieren:
Das, was einen Menschen dazu bringen kann, von der Idee eines Gottes auszugehen, kann die Wurzel des Menschseins sein.
Ich sage allerdings "kann", weil ich das bei keinem Menschen wirklich beurteilen kann.
Die Wurzel des Menschseins ist für mich dies, dass er sich selber übersteigen kann und danach ein - eingeborenes? - Verlangen hat.
So habe ich das bei Nietzsche gelesen – „der Mensch ist etwas, das überstiegen (überwunden) werden muss“, und so hat es kürzlich Rembremerding hier geschrieben.
Er hat das aber als Wurzel des Christen bezeichnet.
Mir scheint es aber in jedem Menschen vorhanden zu sein.
Das ist keine Illusion. Das kann beobachtet werden, es kann beschrieben werden.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Insofern kann ich Deine oben gestellte und von mir blau angemalte Frage nur so beantworten: Es hängt völlig davon ab, was man mit "Gott" verbindet.
Analytisch ist das richtig. - Meine Frage war an Dich persönlich gerichtet - oder ist das zu früh?
Nein, es ist nicht zu früh. Aber wie soll ich antworten, wenn Du mir gar nicht sagst, welchen Gott ich beurteilen soll?
Du müsstest mir Deinen Gott "zeigen", damit ich persönlich dazu etwas sagen kann.