sven23 hat geschrieben:Willst du ernsthaft behaupten, das Theodizeeproblem sei mit Hiob gelöst worden?
"Gelöst" ist zu viel - denn es erklärt nicht, warum dem einen mehr Leid und dem anderen weniger Leid entsteht. - Und es löst insofern nicht, dass gerade der Inhalt des Buches ist, dass es der Mensch nicht lösen kann - deshalb bedarf es ja des Erlösers (siehe 19,25).
Insofern steht dort eigentlich geradezu programmatisch, dass es keine Lösung aus menschlicher Sicht geben KANN. - Hinwiederum ist dies eine theoretische Lösung im Sinne von "Wir wissen jetzt, warum es von uns nicht gelöst werden kann".
sven23 hat geschrieben:"Die Bibel wird seitens der Kirche als vom Heiligen Geist inspiriert und darum in Glaubensfragen und auch allen wesentlichen historischen Aussagen als irrtumslos vorausgesetzt".
Das ist aber kein Zirkelschluss, sondern eine Setzung: "Ich setze/vertraue darauf/glaube, dass die Bibel in ihren Grundaussagen (!!) recht hat".
sven23 hat geschrieben:"Historisch-kritische Exegese Diese Art von Exegese setzt nicht die Irrtumslosigkeit der Bibel voraus, sondern erklärt die Auslegung z. B. anhand der Textkritik."
Auch richtig: Auch das ist kein Zirkelschluss, sondern eine Setzung: "Ich setze/vertraue darauf/glaube, dass die Bibel mit den Mitteln der HKM authentisch interpretiert werden kann".
sven23 hat geschrieben:Fakt ist, dass die historisch-kritische Methode weitaus intensiver von der evangelischen Theologie vorangetrieben wurde
Stimmt - das ist einerseits gut, andererseits schlecht. - Also unterm Strich kein Qualitätsvorteil für die Authentizität der evangelische Theologie.
sven23 hat geschrieben:enn Theißen sagt,„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“dann findet das im Rahmen einer wissenschftlich fundierten Arbeit statt.
Aber nicht als universal faktische Aussage, sondern als methodische Aussage: "Wenn im Korridor meiner Methodik die wahre Lösung liegt, dann hatte Jesus eine Naherwartung". - In anderen Worten: Es gibt genug textliche Hinweise, dass Jesus nie an eine eigene Naherwartung dachte, weil er wusste, dass diese zeitlich-nah nicht erfüllt werden sollte.
Letztlich läuft es immer wieder aufs Selbe hinaus: Ist Jesus nur ein Wanderprediger, entspricht dies dem HKM-Korridor - wenn Jesus mehr ist, entspricht dies NICHT dem HKM-Korridor.
sven23 hat geschrieben:Was soll daran schlecht sein, bzw. welche Alternative soll es dazu geben?
Nichts ist daran schlecht. - Alternative sind die hermeneutisch arbeitenden Wissenschaften.
sven23 hat geschrieben: Gott steht für ein nicht überprüfbares Heilsversprechen, das aber nach christlicher Lesart nicht eingelöst werden kann, wenn Jesus nur ein gewöhnlicher Wanderprediger war.
Besser: "Das nicht eingelöst WURDE, wenn Jesus ..." - Ja - das ist prinzipiell schon richtig - wir sind nicht Herren unseres Schicksals - und schon sind wir wieder bei Hiob.
Du nimmst hier die Position der "Drei Freunde Hiobs" ein, die meinen, etwas könne nur sein, wenn man es anthropozentrisch überprüfen oder wenigstens theoretisch nachweisen könne. - Und genau das ist der Irrtum, der gleichzeitig das Thema von "Hiob" ist.
sven23 hat geschrieben:Nicht ich sage das, sondern der Text sagt das aus.
Ich sehe nun, dass es tatsächlich kein Missverständnis war, sondern dass Du es wirklich meinst.
sven23 hat geschrieben:Es ist auf jeden Fall gut zu wissen, dass die Forschung nicht so schnoddrig über die Texte drüber geht.
Und da hätte ich gerne einen "Forscher" von Dir genannt, der dasselbe meint wie Du. - Du weißt schon: "Sargnagel".
sven23 hat geschrieben:"Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wurde zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?
Und ist es etwa so, wie wir verlästert werden und einige behaupten, dass wir sagen: Lasst uns Böses tun, damit Gutes daraus komme? Deren Verdammnis geschieht zu Recht."
Römer 3,7-8
Nun: "Hoffnung für alle"
7 Aber fragen wir noch einmal: Wie kann Gott mich als Sünder ansehen und verurteilen, wenn doch erst durch meine Falschheit seine Wahrheit in ihrer ganzen Größe aufstrahlt?
8 Wäre es dann nicht viel besser, nach dem Motto zu leben: "Lasst uns das Böse tun, denn es kommt ja letztlich das Gute dabei heraus!"? Das legen mir einige in den Mund und verleumden mich damit. Sie alle bekommen von Gott ihre gerechte Strafe.
Nun: "Volxbibel"
7 Manche Leute sagen immer wieder: „Eigentlich tu ich Gott ja sogar einen Gefallen, wenn ich die Dinge mache, die er nicht gut findet. Denn damit gebe ich ihm ja die Chance, noch viel besser dazustehen. Und dann ist es doch total ungerecht, dass er mich dafür verurteilt.“
8 Hey, wer so denkt, könnte genauso gut sagen: „Ich kann ja so viel Mist bauen, wie ich will, es wird ja am Ende doch was Gutes dabei rumkommen!“ Wer so einen Schwachsinn redet, wird zu Recht von Gott eins auf die Mütze kriegen. Das wird auch denen passieren, die mir so eine Aussage zuschieben wollen.
Noch Fragen? - Kleiner Tipp (den ich auch selber befolge): Wenn eine wissenschaftliche Übersetzung überfordernd ist, sollte man erst mal in "Volksbibeln" reingucken, die redaktionell oft sehr gut aufgestellt sind. - Dann weiß man schon mal (wenn man es eh nicht selber merkt), wo die Reise hingeht und kann auf dieser Basis in Details gehen.
Und jetzt nochmal: Sind Dir wissenschaftliche Äußerungen bekannt, die mit Deiner Interpretation übereinstimmen? - Du weißt schon: "Sargnagel".
sven23 hat geschrieben:Und dieser kluge Rat an die Wissenschaft kommt ausgerechnet von einem eingefleischten Esoteriker.
"Esoteriker" sind (im HEUTIGEN Wortsinn!!) Feinde spiritueller Theologie - insofern passt das nicht. - Richtig ist: Manchmal sieht man außen klarer als von innen.
sven23 hat geschrieben:Auf Bildzeitungsniveau läßt sich nun mal keine seriöse Wissenschaft begründen.
Korrekt - dann sollten aber wissenschaftliche Ergebnisse auch nicht in den Medien verbreitet werden. - Meinst Du es so?
sven23 hat geschrieben:Da ist kritisches Hinterfragen gefordert.
Erstens führt das, was "kritisches Hinterfragen" genannt wird, genauso oft in die Irre. - Zweitens haben 95% der Menschen keine Zeit dafür, Nachrichten zu überprüfen - man glaubt oder man glaubt nicht. - Früher hat man eher geglaubt, heute geht das Vertrauen verloren.
Wenn mir mein Zahnarzt sagt, der Zahn muss raus, UND ich habe wenig Zeit, weil ich beruflich und familiär voll eingespannt bin, bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu glauben. - Und wenn ich trotzdem zweifle, kann der nächste Zahnarzt, der meint, der Zahn könne drin bleiben, unrecht haben - ich müsste selber Zahnarzt werden, um mir eine qualifizierte Meinung bilden zu können.
Nein - es geht nur mit einem echten Ethos der Medien-Vertreter. Aber das gibt es halt nicht mehr flächendeckend. - Meine persönliche Konsequenz: Ich lese fast nur noch DIE ZEIT, weil sie ziemlich immun gegen Moden ist und deren Redakteure auf anspruchsvolle Weise verschiedene Haltungen repräsentieren. - Auch da gibt es sicherlich Fehleinschätzungen, aber das Ganze stimmt. - Andererseits: DIE ZEIT ist ziemlich intellektuell und nicht für jeden bekömmlich - nichts für die Baustellen-Pause.
Aber die Leute, die Dächer decken, Häuser bauen, LKW fahren, am Band arbeiten, etc. sind vom Wesen her genauso anspruchsvoll und an Wahrheit interessiert wie "gescheite" Leute - wer soll die bedienen? Wo sollen sie Zeit haben, "kritisch zu hinterfragen"? - Solche Leute hinterfragen nicht kritisch, sondern sagen "Das verstehe ich jetzt aber nicht" und gehen weiter - und irgendwann wählen sie AfD, wenn es zu bunt wird.
sven23 hat geschrieben:Das sind keine Lügen, sondern alternative Fakten.
Genau - aber eben auf Basis von "wissenschaftlichen" Aussagen wie: "4 Euro = 40 Euro"/"0,5% = 38%". - Hier geht eine Saat derer auf, die mit dem Vorwand "kritischen Hinterfragens" routiniert Unwahrheiten in die Welt setzen.
sven23 hat geschrieben:Paulus läßt grüßen.
Nein - Sven lässt grüßen. - Wer Röm. 3,7 derart verquer versteht wie Du UND dies auch noch Paulus in die Schuhe schiebt, passt ins Bild des Postfaktischen.
sven23 hat geschrieben:Vermutlich ist Trump Anhänger des sog. Wohlstandsevangeliums, das auch mit Hiob begründet wird.
Ach Du lieber Gott. - Es ist selbstverständlich genau umgekehrt - aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.
sven23 hat geschrieben:ich halte die wissenschaftliche Ebene sauber getrennt von der glaubensdogmatischen Ebene.
Dann weißt Du, dass die Setzungen der wissenschaftlichen Ebene ("Glaubensdogmatik") selbst nicht Teil der wissenschaftlichen Ebene ist - richtig?
sven23 hat geschrieben:Also was soll dir eine weitere Expertise bringen?
Stichwort: "Sargnagel".
sven23 hat geschrieben:Kubitza geht in seinem Buch "Der Jesuswahn" auf den Umgang mit Lüge und Wahrheit ein.
Da haben wir ja den Sargnagel. - Hiermit hat sich Kubitza endgültig als aufgeklärter Kompetenzträger rausgekegelt. - Es ist wirklich eine nassforsche Unverschämtheit, solche Leute wie Kubitza als Testimonials der "einzigen redlichen Exegese"

zu präsentieren - und vor allem: Es ist gefährlich. Denn damit wird der Begriff "Wissenschaft" irgendwann auf das Niveau "Bildzeitung" runtergedrückt. - Kubitza gehört zu den Leuten, die in ihrem weltanschaulichen Wahn geradezu nach Figuren wie Trump & Co rufen und sich dann echauffieren, wenn sie da sind.