Versagt die Evolutionstheorie? II

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sven23
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#631 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 18:02

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Das ist ein Beispiel für einen echten Zirkelschluss. - Aber das hat nichts mit "hermeneutischen Vorannahmen", sei es der HKE oder der Kanonik zu tun.
Ähm, doch. Deshalb ist Kanonik unwissenschaftlich und für historische Forschung unbrauchbar.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Eben, aber wenn die Forschung sagt, dass Jesus eine Naherwartung hatte, dann macht man sich ins Höschen, aus rein ideologischen Gründen.
Du merkst nicht, wenn Du die Kategorien wechselst. - Wenn man feststellt, dass Jesus vom "nahen Gottesreich" kommt, kann man dies mit HKE-Mitteln als "historisch" erhärten ("beweisen" kann man eh nie) - aber das sagt doch überhaupt nichts darüber aus, was damit gemeint ist. - Um DAS zu wissen, muss man wieder geistig/geistlich fit sein - was die HKE aus Gründen ihrer Vorannahmen nicht sein darf.
Nee, man muss sich an die Texte halten, weil die das Maß der Dinge sind, wie Theißen richtig sagt. Was anderes haben wir nun mal nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eben doch, wie Theißen sagt. Das ist eben der Unterschied zwischen wissenschtlicher Betrachtung der Texte und Glaubensideologen.
Das sind alberne Sterotypen. --- Theißen sagt NICHT, dass die Intention der Schreiber Maßstab für das Bibelverständnis ist, sondern dass die Intention der Schreiber Maßstab für seinen methodischen Ansatz ist - das ist etwas ganz anderes.
Ähm, der methodische Ansatz dient dem Bibelverständnis. Das ist Sinn und Zweck der Übung. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich, die Schreiber waren fremdgesteuerte Zombies.
Man muss kein Zombie sein, um sich mit der Zeit zu entwickeln.
Nicht die Schreiber haben ihre Texte verändert, sondern spätere Redaktoren und Generationen.
Das wäre ungefähr so, als wenn man vor Gericht Zeugenaussagen im Stil der stillen Post zirkulieren läßt und das Endergebnis zur wahren Zeugenaussage erklärt. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nicht immer, aber immer öfter.
Im Sinne ihrer Hermeneutik ist das ganz sicher richtig. - Aber das beantwortet doch nicht die Frage, wozu diese Hermeneutik gut ist und wozu nicht. - Das sind INTERNE Fortschritte.
Eins ist doch klar. Glaubenshermeneutik ist für historische Forschung unbrauchbar.

closs hat geschrieben: In den Geisteswissenschaften kenne ich es so, dass jegliche Untersuchung, die bestimmten Kriterien gerecht wird, auch dann als "wissenschaftlich" gilt, wenn die Vorannahmen einer Fragestellung nicht falsifizierbar sind. - Janina würde hier erschrocken sagen: "Vorannahmen MÜSSEN falsifizierbar sein" - das ist kritisch-rational gedacht. - In den Geisteswissenschaften geht das (oft) nicht.
Du setzt Geisteswissenschaften mit Theologie gleich. Wie ich dir gezeigt habe, ist das viel umfassender zu betrachten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#632 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 19:33

Pluto hat geschrieben:Verstanden, aber wie geht man da geistig/geistlich vor?
Indem man bespw. aus benennbaren Gründen mit einer anderen Vorannahme rangeht, die bspw. lauten kann: "Es gibt Gott als Ursprung dessen, was wir Natur nennen". - Daraus ergibt sich bspw., dass Aussagen von Jesus so interpretiert werden können, als seien sie gott-orientiert.

Bsp.: "Ich bin die Wahrheit". Wenn das Du oder ich sagen, holt man den Arzt - wenn es stellvertretend für Gott gesagt wird, klingt das ganz anders.

Pluto hat geschrieben: Wissenschaftlichkeit ist objektiv feststellbar — da braucht es keine Philosophie.
Argumentationen und Begründungen sind es ebenfalls. - Die Frage ist: Ist es ebenfalls "Wissenschaft", wenn die Grundlagen einer Ausarbeitung nicht objektiv feststellbar sind ("Es gibt Gott")?

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Bei kritisch-rationaler Naturwissenschaft sind sich alle einig: Das ist Wissenschaft. - Warum? Weil es hier um Felder geht, die allesamt falsifizierbar sind - das ist ja gerade die Definition von "kritisch-rational".

Eben. Genau das macht die Theologie unwissenschaftlich.
Je nach wissenschaftsphilosophischer Position - bei Deiner kritisch-rationalen Position im Sinne von "Vorannahmen müssen falsifizierbar sein" (sagt auch Janina) ist Theologie, aber auch ein Großteil der Geisteswissenschaften, NICHT wissenschaftlich,

Pluto hat geschrieben:Es ist auch bei Geisteswissenschaften einfach. Die Frage ob Schiller zum Romantiker wurde ist eine Meinung, und keine wissenschaftliche Erkenntnis.
Nee - dazu gibt es objektive Kriterien. - Versteht er Schicksal als Tyche oder als Nemesis? - Benutzt er das Mittel der Ironie? - Wie ist das Verhältnis von Wahrheit und ERkenntnis? - etc.

"Meinung" kommt dann, wenn man alles überprüft hat, aber immer noch kein ganz klares Bild hat. - Dazu kommt: Literarische Texte sind selber nicht objektiv. - Was meint bspw. Goethe mit " Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan"? - Was meint er mit "hinan"? - Was ist "ewig-weiblich"? --- Das kann man ganz unterschiedlich lesen und hat mit der Hermeneutik der EIGENEN Denkformatierung einer Zeit zu tun - eine Feministin wird etwas ganz anderes saen als ein Anhänger der Archetypenlehre. - Trotzdem steckt geisteswissenschaftlich viel in diesem Satz.

sven23 hat geschrieben:man muss sich an die Texte halten, weil die das Maß der Dinge sind, wie Theißen richtig sagt.
Gut - damit rennt er überall offene Türen ein.

sven23 hat geschrieben:der methodische Ansatz dient dem Bibelverständnis.
Er dient dem historisch-kritischen Bibelverständnis, aber nur sehr bedingt dem Verständnis im Sinne von Apg. 8,30.

sven23 hat geschrieben:Nicht die Schreiber haben ihre Texte verändert, sondern spätere Redaktoren und Generationen.
Beides. - Paulus hatte innerhalb seiner Schriften Erkenntnis-Entwicklungen. - Und dann gab es Spätere, die ihre späteren Erkenntnisse verbaut haben.

sven23 hat geschrieben:Eins ist doch klar. Glaubenshermeneutik ist für historische Forschung unbrauchbar.
Bei RELIGIÖSER Glaubenshermeneutik ist das so - aber in Bezug auf die EIGENE (Glaubens-) Hermeneutik gilt das natürlich nicht, weil sie ja die Grundlage ist.

sven23 hat geschrieben:Du setzt Geisteswissenschaften mit Theologie gleich. Wie ich dir gezeigt habe, ist das viel umfassender zu betrachten.
Die Sujets sind unterschiedlich - die Struktur ist gleich. - Es gibt sowohl in der Theologie als auch in den Geisteswissenschaften extrem objektive Arbeiten: "Die Reisen von Paulus/oder Goethe anhand von Zeitzeugnissen und späteren Erzählungen" - bspw. Das hat sehr wenig mit "Geist" zu tun. - Aber auch: "Das Verhältnis von Paulus zu mystischer Denkweise - eine Gegenüberstellung von Meister Eckart und Paulus" - oder eben: "Wie stand der späte Schiller zur Romantik: Eine Untersuchung seiner letzten Texte".

Eines davon wäre nach Deiner Definition "Wissenschaft", das andere nicht. - Kann man machen - aber das hieße AUCH: "Wissenschaft" in Deinem Verständnis käme dann nicht an die geistige/geistliche Substanz von Texten ran, weil es es per Defintion nicht können darf. - Das ist übrigens ziemlich genau der Hintergrund des Streits zwischen HKE und Ratzinger.

Claymore
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#633 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » Sa 27. Okt 2018, 20:23

closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Genau das sagt er methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.

Quelle?
Da kann ich Dir nicht DEN Satz finden. - Popper unterscheidet zwischen "kritisch-rational" und "metaphysisch". - Metaphysisch ist das, was empirisch nicht falsifiziert werden kann. - Er sagt damit aber NICHT, dass es Nicht-Falsifizierbares nicht gäbe, sondern dass es nicht kritisch-rational (= SEINE Methodik) fassbar ist. - Zur Metaphysik zählt er das, was er "philosophische These" bezeichnet (Autobiografie, S. XXVII) und "psychoanalytische Erklärungen des Verhaltens von Menschen" (ibd S. XXVIII) - Texthinweise von G.R. Heller: "Kleine Einführung in die Philosophie von Karl R. Popper", 2013).
In dem Text steht davon aber nichts:
Gunthard Heller hat geschrieben:"Metaphysisch" nennt Popper alle Sätze, die empirisch nicht falsifiziert werden können. Zwei Beispiele: sein Abgrenzungskriterium, das er als "philosophische These" bezeichnet (S. XXVII); psychoanalytische Erklärungen des Verhaltens von Menschen (S. XXVIII; mehr darüber in Kap. 12 des vorliegenden Aufsatzes).
Das zitierte Buch ist übrigens “Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie”, nicht Popper's Autobiographie.

Wo ist denn da…
  • die Unterscheidung zwischen “metaphysisch” und “kritisch-rational”?
  • die Gleichsetzung von “empirisch falsifizierbar” und “kritisch-rational”?
Du kannst auch gerne etwas anderes von Popper zitieren um das zu belegen.
closs hat geschrieben:Davon abgesehen, dass man dazu keinen G.R.Heller braucht, bestätigt dies die Aussage, dass Popper auf seinem methodischen Weg Metaphysisches nicht als Entität ausschließt. -
Wenn man die folgende eigenartige Definition:
closs hat geschrieben:Metaphysisch ist das, was empirisch nicht falsifiziert werden kann.
mal akzeptiert, dann folgt daraus: Mathematik, Logik und theoretische Informatik sind “metaphysisch”. Und damit (nach deinen Behauptungen) nicht “kritisch-rational fassbar”. Das ist doch ein wenig eigenartig, oder?

Die “Existenz” eines Sortier-Algorithmus mit Laufzeit O(n log n) wird jedenfalls von Informatikern nicht bezweifelt. Ist ein Sortier-Algorithmus keine “Entität”? Oder wird hier “existiert” auf eine andere Weise verstanden?
closs hat geschrieben:Genau dies tun aber (viele) Naturalisten (also nicht Methodiker, sondern Weltanschauler), die mit Verweis auf Popper behaupten, dass jegliche Entität kritisch-rational nachweisbar sein müsse - nicht unbedingt sofort, aber prinzipiell.
Wer behauptet das denn? Ich habe noch nie jemanden sagen gehört “Jede Entität muss (wenigstens prinzipiell) kritisch-rational nachweisbar sein.” Diese Formulierung höre ich jetzt zum ersten mal von dir.

Also, die Behauptung
closs hat geschrieben:Genau das sagt er [Popper] methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.
bleibt wieder einmal unbelegt. Wie das meiste, was du hier in diesem Thread vorgebracht hast.

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#634 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 22:19

Claymore hat geschrieben:Das zitierte Buch ist übrigens “Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie”, nicht Popper's Autobiographie.
Richtig - deshalb habe ich geschrieben, dass Heller aus dieser Biografie zitiert:
Claymore hat geschrieben:Texthinweise von G.R. Heller: "Kleine Einführung in die Philosophie von Karl R. Popper", 2013

Claymore hat geschrieben:Wo ist denn da…

die Gleichsetzung von “empirisch falsifizierbar” und “kritisch-rational”?
Steht in diesem Zitat nicht drin. - Aber ist das nicht die Grundaussage des kritischen Rationalismus? - An was anderes denkst Du?

Claymore hat geschrieben: Mathematik, Logik und theoretische Informatik sind “metaphysisch”. Und damit (nach deinen Behauptungen) nicht “kritisch-rational fassbar”. Das ist doch ein wenig eigenartig, oder?
OK - da ist was dran. - Dann müsste ich korrigieren in: "In der Naturwissenschaft ist nur das kritisch-rational, was empirisch falsifizierbar ist" - einverstanden?

Wenn man kritischen Rationalismus nicht nur naturwissenschaftlich versteht, gilt das dann aber ebenfalls für Geisteswissenschaften. - Wenn es aber für Geisteswissenschaften gilt, gilt es auch für Argumentationen, die auf nicht-falsifizierbaren Vorannahmen basieren. - Genau das wird aber ständig bestritten. - Wo steht DU in dieser Frage?

Claymore hat geschrieben:Wer behauptet das denn? Ich habe noch nie jemanden sagen gehört “Jede Entität muss (wenigstens prinzipiell) kritisch-rational nachweisbar sein.” Diese Formulierung höre ich jetzt zum ersten mal von dir.
Das ist eine Standard-Aussage von Wissenschaftlern hier im Forum (nicht von allen): "Was nicht falsifizierbar ist, ist irrelevant".

Davon abgesehen stimmt dieser Satz sogar, wenn man ihn METHODISCH versteht ("Ich, Popper, untersuche nur Falsifizierbares") - aber es wird in aller Regel weltanschaulich transponoert ("Es gibt nicht, was nicht falsifizierbar wäre"). - Welcher Position stimmst Du zu?

Claymore hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Genau das sagt er [Popper] methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.

bleibt wieder einmal unbelegt. Wie das meiste, was du hier in diesem Thread vorgebracht hast.
Mann, hey - das ist kein wissenschaftliches Seminar, sondern der Versuch, verschiedene Denkweisen der Zeit gegenüberzustellen. - Erwartest Du von Mitforisten, dass sie in die Uni gehen, bevor sie hier antreten. --- Nichtsdestoweniger sind diese Aussagen substantiell nah dran.

Was ist denn für DICH der Unterschied zwischen kritisch-rationalem und (bspw.) geistig-exegetischem Denken? - Welche Rolle spielt bei Dir der Begriff der hermeneutischen Vorannahmen?

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#635 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » So 28. Okt 2018, 00:42

closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Das zitierte Buch ist übrigens “Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie”, nicht Popper's Autobiographie.
Richtig - deshalb habe ich geschrieben, dass Heller aus dieser Biografie zitiert:
Claymore hat geschrieben:Texthinweise von G.R. Heller: "Kleine Einführung in die Philosophie von Karl R. Popper", 2013
Heller zitiert hier nicht aus Poppers Autobiographie, wie du behauptest.

Stattdessen zitiert Heller aus Poppers Buch “Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie”.
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Wo ist denn da…

die Gleichsetzung von “empirisch falsifizierbar” und “kritisch-rational”?
Steht in diesem Zitat nicht drin. - Aber ist das nicht die Grundaussage des kritischen Rationalismus? - An was anderes denkst Du?
Wenn es die Grundaussage des kritischen Rationalismus ist, willst du es nicht mal schnell belegen?
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben: Mathematik, Logik und theoretische Informatik sind “metaphysisch”. Und damit (nach deinen Behauptungen) nicht “kritisch-rational fassbar”. Das ist doch ein wenig eigenartig, oder?
OK - da ist was dran. - Dann müsste ich korrigieren in: "In der Naturwissenschaft ist nur das kritisch-rational, was empirisch falsifizierbar ist" - einverstanden?
Es ging doch um das, was Popper meint, nicht was du meinst. Das war als Frage gedacht, ob Popper das wirklich so gesagt hat, also dass er Mathematik als “metaphysisch” klassifiziert.

Wenn es nur um deine Meinung geht, warum begeben wir uns auf dieses Nebengleis der Popperschen Philosophie?
closs hat geschrieben:Wenn man kritischen Rationalismus nicht nur naturwissenschaftlich versteht, gilt das dann aber ebenfalls für Geisteswissenschaften. - Wenn es aber für Geisteswissenschaften gilt, gilt es auch für Argumentationen, die auf nicht-falsifizierbaren Vorannahmen basieren. - Genau das wird aber ständig bestritten. - Wo steht DU in dieser Frage?
Jetzt geht es erst mal darum, herauszufinden, was die Grundaussage des Kritischen Rationalismus überhaupt ist.
Claymore hat geschrieben:Wer behauptet das denn? Ich habe noch nie jemanden sagen gehört “Jede Entität muss (wenigstens prinzipiell) kritisch-rational nachweisbar sein.” Diese Formulierung höre ich jetzt zum ersten mal von dir.
Das ist eine Standard-Aussage von Wissenschaftlern hier im Forum
Dann dürfte es dir doch leicht fallen, wenigstens einen einzigen vorgeblichen Wissenschaftler hier zu zitieren, der meinte “Jede Entität muss (wenigstens prinzipiell) kritisch-rational nachweisbar sein.”
closs hat geschrieben:Davon abgesehen stimmt dieser Satz sogar, wenn man ihn METHODISCH versteht ("Ich, Popper, untersuche nur Falsifizierbares") - aber es wird in aller Regel weltanschaulich transponoert ("Es gibt nicht, was nicht falsifizierbar wäre"). -
Offensichtlich hat Popper nicht nur empirisch falsifizierbares untersucht. Wie der von dir referierte Text bereits erwähnte: Er hielt seine eigene Philosophie für nicht empirisch falsifizierbar.
closs hat geschrieben:Welcher Position stimmst Du zu?
Ich bezweifle, dass Popper kritisch-rational als ein Synonym für empirisch falsifizierbar angesehen hat.
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Genau das sagt er [Popper] methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.

bleibt wieder einmal unbelegt. Wie das meiste, was du hier in diesem Thread vorgebracht hast.
Mann, hey - das ist kein wissenschaftliches Seminar, sondern der Versuch, verschiedene Denkweisen der Zeit gegenüberzustellen. - Erwartest Du von Mitforisten, dass sie in die Uni gehen, bevor sie hier antreten. --- Nichtsdestoweniger sind diese Aussagen substantiell nah dran.
Ich will nur, dass du deine Behauptungen belegst, irgendwie. Ich lege hier keine akademischen Standards an.

Beleg es meinetwegen mit einem Artikel aus der BILD-Zeitung! Selbst das wäre schon ein Fortschritt zu dem jetzigen Zustand, wo alles deiner Fantasie entspringt.
closs hat geschrieben:Was ist denn für DICH der Unterschied zwischen kritisch-rationalem und (bspw.) geistig-exegetischem Denken? - Welche Rolle spielt bei Dir der Begriff der hermeneutischen Vorannahmen?
Keine Ahnung. Das sind Formulierungen aus deiner Privatsprache.

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sven23
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#636 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » So 28. Okt 2018, 06:45

closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Genau das sagt er [Popper] methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.

bleibt wieder einmal unbelegt. Wie das meiste, was du hier in diesem Thread vorgebracht hast.
Mann, hey - das ist kein wissenschaftliches Seminar, sondern der Versuch, verschiedene Denkweisen der Zeit gegenüberzustellen. - Erwartest Du von Mitforisten, dass sie in die Uni gehen, bevor sie hier antreten.
Man kann aber erwarten, dass man die Aussagen belegen kann, wenn man vorgibt, im Sinne eines anderen zu sprechen. Das ist doch selbstverständlicher Standard in einer seriösen Diskussion.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#637 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 28. Okt 2018, 08:32

Claymore hat geschrieben:Heller zitiert hier nicht aus Poppers Autobiographie, wie du behauptest.
Yes - *penn*

Claymore hat geschrieben:Wenn es die Grundaussage des kritischen Rationalismus ist, willst du es nicht mal schnell belegen?
Nein - das ist das, was wir damals gelernt haben und was hier ständig zu hören ist. - Ich werde jetzt NICHT durch Poppers Werk gehen, bis ich an eine Stelle komme, an der das steht.

Nach dem, was an bayrischen Universitäten damals gelehrt wurde, zeichnet sich Popper dadurch aus, dass er Nicht-Falsifizierbares grundsätzlich nicht untersucht, weil es methodisch irrelevant ist - der Bezug dabei ist üblicherweise die Naturwissenschaft.

Was Dein Hinweis auf Mathematik angeht, bringst Du mich wirklich ins Grübeln: Ist Mathematik eine kritisch-rationale Disziplin? - Wenn Axiome falsifizierbar sind, dann eigentlich schon. - Aber wo gibt es in der Mathematik den Fall, dass man bei Ergebnissen immer wieder prüft, ob sie falsch sein könnten? - Oder gilt hier nicht "Bewiesen = bewiesen"?

Claymore hat geschrieben:Jetzt geht es erst mal darum, herauszufinden, was die Grundaussage des Kritischen Rationalismus überhaupt ist.
OK - wir stellen fest, dass es Dir um die Frage des Kritischen Rationalismus über Naturwissenschaften hinaus geht.

Claymore hat geschrieben:Dann dürfte es dir doch leicht fallen, wenigstens einen einzigen vorgeblichen Wissenschaftler hier zu zitieren, der meinte “Jede Entität muss (wenigstens prinzipiell) kritisch-rational nachweisbar sein.”
Dann nimm meinetwegen Pluto - er ist Chemiker.

Claymore hat geschrieben:Wie der von dir referierte Text bereits erwähnte: Er hielt seine eigene Philosophie für nicht empirisch falsifizierbar.
Popper ist ja auch ein schlauer Kerl. - Das Problem von Poppers Methodik ist nicht Popper, sondern die Popperianer. --- Nach Popper untersucht der KR in der im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen Erkenntnis­vermögen unabhängig ist - auch das ist nicht falsifizierbar.

Claymore hat geschrieben:Ich bezweifle, dass Popper kritisch-rational als ein Synonym für empirisch falsifizierbar angesehen hat.
Hast Du eine Alternative? - Ich behaupte nach wie vor, dass dies der Kern seiner Methodik ist.

Claymore hat geschrieben:Das sind Formulierungen aus deiner Privatsprache.
"Hermeneutische Vorannahme" ist PRivatsprache? - Wir sollten nicht den Fehler machen, inhaltliche Gespräche davon abhängig zu machen, ob deren Begrifflichkeiten googelbar sind. :|

Allerdings deutet sich in unseren bisherigen Gesprächen deutlich ab, dass sie insofern ungünstig laufen, als dass man Begriffe erst gar nicht verstehen will, bevor sie nicht verstanden werden müssen, weil sie irgendwo "so" stehen. - Das sind durchaus herausfordernde Voraussetzungen. :D

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#638 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 28. Okt 2018, 08:34

sven23 hat geschrieben:Man kann aber erwarten, dass man die Aussagen belegen kann, wenn man vorgibt, im Sinne eines anderen zu sprechen. Das ist doch selbstverständlicher Standard in einer seriösen Diskussion.
In einer wissenschaftlichen Diskussion wäre das so - im übrigen denke ich schon, dass ich Popper nicht falsch verstehe. Aber sicherlich ist da auch noch Luft nach oben.

Das Problem ist ein anderes: Das Klammern an Zitaten, weil man nur Meinungen vertreten kann, sie aber nicht hat. -Stichwort: "Was ist Aufklärung?"

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#639 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » So 28. Okt 2018, 09:11

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man kann aber erwarten, dass man die Aussagen belegen kann, wenn man vorgibt, im Sinne eines anderen zu sprechen. Das ist doch selbstverständlicher Standard in einer seriösen Diskussion.
In einer wissenschaftlichen Diskussion wäre das so
Das sollte in jeder Diskussion so sein.

closs hat geschrieben: Das Problem ist ein anderes: Das Klammern an Zitaten, weil man nur Meinungen vertreten kann, sie aber nicht hat. -Stichwort: "Was ist Aufklärung?"
Aufklärung ist nicht, die Zitate der Forumsteilnehmer sinnentstellend zu verstümmeln, oder Dinge Personen zu behaupten, ohne dies belegen zu können. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#640 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 28. Okt 2018, 10:26

sven23 hat geschrieben:Aufklärung ist nicht, die Zitate der Forumsteilnehmer sinnentstellend zu verstümmeln, oder Dinge Personen zu behaupten, ohne dies belegen zu können.
Dein Denkansatz ist falsch. - Im Mittelpunkt sollten INHALTE stehen: "Was sagt Sven, Closs, etc. INHALTLICH?". - Man sollte diesen Inhalten nicht zu entfliehen versuchen, indem man sie schein-verwissenschaftlicht und als erstes überprüft, ob etwas auch anders gemeint sein könnte, als es gesagt wurde. - Da findet man immer was - und lenkt damit von der Substanz ab.

sven23 hat geschrieben:Das sollte in jeder Diskussion so sein.
Es ist auch ein "Beleg", wenn Sven etwas sagt. - Woher kommt diese hirnverbrannte Ansicht, dass etwas erst dann wertig sei, wenn man es irgendwo in wik oder sonstwo findet? - Das ist oberflächlich.

Denn wer tiefer drin ist, weiß, dass man dann sofort irgendwo was anderes dazu finden kann. - Und dann spricht man darüber, was "Hermeneutik" oder "Ontik" oder "Geist" in welcher Zeit bei welcher Person gemeint hat - und ist weg vom eigentlichen Inhalt dessen, worum es eigentlich geht. - Mein Verdacht: Es ist so gewollt.

sven23 hat geschrieben:Aufklärung
Aufklärung ist die "Entschließung und <der> Mutes ..., sich <seines Verstandes> ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude!". - Genau das wird damit verhindert.

Gesperrt