Versagt die Evolutionstheorie? II

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closs
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#611 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Fr 26. Okt 2018, 16:51

sven23 hat geschrieben:Wie kann man die Methode super finden und die dahinter stehende Philosophie davon abkoppeln?
Weil es zwei komplett unterschiedliche Dinge sind.

"Methodisch" heißt:"Wir untersuchen nur Objekte, die falsifizierbar sind - alles andere interessiert uns nicht".
Das ist so ähnlich wie: "Ich bin Vegetarier und untersuche nur Pflanzen - Fleisch interessiert mich nicht". - So hat es Popper ursprünglich gemeint ("Ich bin Methodiker").

Philosophisch heißt (ich kürze ab): "Weil ich Vegetarier bin, gibt es kein Fleisch". - Unterschied, gell?

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sven23
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#612 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Fr 26. Okt 2018, 18:42

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie kann man die Methode super finden und die dahinter stehende Philosophie davon abkoppeln?
Weil es zwei komplett unterschiedliche Dinge sind.

"Methodisch" heißt:"Wir untersuchen nur Objekte, die falsifizierbar sind - alles andere interessiert uns nicht".
Das ist so ähnlich wie: "Ich bin Vegetarier und untersuche nur Pflanzen - Fleisch interessiert mich nicht". - So hat es Popper ursprünglich gemeint ("Ich bin Methodiker").
Beides ist untersuchbar. Das Beispiel paßt mal wieder nicht.

Und Popper hat ja Recht. Wie willst du etwas untersuchen, was er gar nicht gibt?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#613 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Fr 26. Okt 2018, 18:57

sven23 hat geschrieben:Und Popper hat ja Recht. Wie willst du etwas untersuchen, was er gar nicht gibt?
Genau das sagt er methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.

Wenn jetzt jemand meint, dass alles, was es gibt, falsifizierbar ist, ist das Weltanschauung und nicht Methode.

sven23 hat geschrieben:Das Beispiel paßt mal wieder nicht.
Es ist ausreichend zum VErständnis dessen, worum es hier geht - wenn man verstehen will.

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sven23
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#614 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Fr 26. Okt 2018, 19:22

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und Popper hat ja Recht. Wie willst du etwas untersuchen, was er gar nicht gibt?
Genau das sagt er methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.
Wenn jetzt jemand meint, dass alles, was es gibt, falsifizierbar ist, ist das Weltanschauung und nicht Methode.
Das ist ja gar nicht Poppers Kern, sondern prinzipiell nicht falsifierbares kann kein Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein. :roll:
Oder kennt closs eine Methode, die nicht falsifizierbares untersuchen kann? :lol:
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#615 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Fr 26. Okt 2018, 20:07

sven23 hat geschrieben:Das ist ja gar nicht Poppers Kern, sondern prinzipiell nicht falsifierbares kann kein Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein.
Bis auf "wissenschaftlich" ist der Satz genau das, was ich gesagt habe - "wissenschaftlich" müsste durch "kritisch-rational" ersetzt werden.

sven23 hat geschrieben:Oder kennt closs eine Methode, die nicht falsifizierbares untersuchen kann? :lol:
Und wieder lachst Du über Deine Ahnungslosigkeit. - Natürlich gibt es wissenschaftliche Methoden, hermeneutische Modelle zu untersuchen - nur sind das halt dann nicht naturwissenschaftliche, sondern geisteswissenschaftliche Methoden. - Wenn Du welche wissen willst, musst Du nur mal bei "Exegese" gucken - da steht eine ganze Latte an Möglichkeiten, wie man untersucht.

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#616 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » Fr 26. Okt 2018, 22:10

closs hat geschrieben:Genau das sagt er methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.
Quelle?

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#617 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Fr 26. Okt 2018, 22:43

Claymore hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Genau das sagt er methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.

Quelle?
Da kann ich Dir nicht DEN Satz finden. - Popper unterscheidet zwischen "kritisch-rational" und "metaphysisch". - Metaphysisch ist das, was empirisch nicht falsifiziert werden kann. - Er sagt damit aber NICHT, dass es Nicht-Falsifizierbares nicht gäbe, sondern dass es nicht kritisch-rational (= SEINE Methodik) fassbar ist. - Zur Metaphysik zählt er das, was er "philosophische These" bezeichnet (Autobiografie, S. XXVII) und "psychoanalytische Erklärungen des Verhaltens von Menschen" (ibd S. XXVIII) - Texthinweise von G.R. Heller: "Kleine Einführung in die Philosophie von Karl R. Popper", 2013).

Davon abgesehen, dass man dazu keinen G.R.Heller braucht, bestätigt dies die Aussage, dass Popper auf seinem methodischen Weg Metaphysisches nicht als Entität ausschließt. - Genau dies tun aber (viele) Naturalisten (also nicht Methodiker, sondern Weltanschauler), die mit Verweis auf Popper behaupten, dass jegliche Entität kritisch-rational nachweisbar sein müsse - nicht unbedingt sofort, aber prinzipiell.

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#618 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 07:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist ja gar nicht Poppers Kern, sondern prinzipiell nicht falsifierbares kann kein Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein.
Bis auf "wissenschaftlich" ist der Satz genau das, was ich gesagt habe - "wissenschaftlich" müsste durch "kritisch-rational" ersetzt werden.
Kritisch-rational und wissenschaftlich sind ja schon fast Synonyme. Während religiöse Glaubenssysteme nicht hinterfragbare Wahrheiten verkünden, ist sich die Wissenschaft der Vorläufigkeit ihres Wissens bewußt. Die Forderung des KR, Wissen immer kritisch zu hinterfragen, ist doch längst zum Standard guter Wissenschaft geworden.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Oder kennt closs eine Methode, die nicht falsifizierbares untersuchen kann? :lol:
Und wieder lachst Du über Deine Ahnungslosigkeit. - Natürlich gibt es wissenschaftliche Methoden, hermeneutische Modelle zu untersuchen - nur sind das halt dann nicht naturwissenschaftliche, sondern geisteswissenschaftliche Methoden. - Wenn Du welche wissen willst, musst Du nur mal bei "Exegese" gucken - da steht eine ganze Latte an Möglichkeiten, wie man untersucht.
Für die historisch-kritische Exegese trifft dies ja auch uneingeschränkt zu. Sobald aber vorangestellte "Glaubenswahrheiten" ins Spiel kommen, ist mit diesen Exegeformen in der historischen Forschung nichts mehr anzufangen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#619 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 08:05

Claymore hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Genau das sagt er methodisch NICHT. - Er sagt, er wolle nur untersuchen, was falsifizierbar ist.
Quelle?
Da hat der closs mal wieder was mißverstanden.
Wenn closs eine wissenschaftliche Theorie aufstellt, dann rät Popper dazu, nicht nur nach positiven Bestätigungen zu suchen, sondern auch die Bedingungen für eine Falsifikation zu formulieren. (so wie es Einstein gemacht hat).
Wenn closs es nicht tut, tun es andere für ihn. Eine gute Theorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie prinzipiell falsifizierbar ist.
Grundsätzlich nicht Falsifizierbares entpuppt sich meist als grober Unfug.
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#620 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 09:16

sven23 hat geschrieben:Kritisch-rational und wissenschaftlich sind ja schon fast Synonyme.
Man kann Wissenschaft so definieren, dass sie deckungsgleich mit "kritisch-rational" ist - aber dann fallen Geisteswissenschaften im Wesentlichen raus.

sven23 hat geschrieben:Die Forderung des KR, Wissen immer kritisch zu hinterfragen, ist doch längst zum Standard guter Wissenschaft geworden.
Das ist auch in der Theologie so. - Das Problem ist ein anderes: Man kann "kritisch" auf einer substanzlosen Ebene nachfragen und sich dabei "kritisch-rational" finden, obwohl man nichts verstanden hat.

sven23 hat geschrieben:Für die historisch-kritische Exegese trifft dies ja auch uneingeschränkt zu. Sobald aber vorangestellte "Glaubenswahrheiten" ins Spiel kommen, ist mit diesen Exegeformen in der historischen Forschung nichts mehr anzufangen.
Richtig. - Umgekehrt: Wenn historisch-kritische Exegese in Spiel kommt, ist damit - außer als Handlanger - nichts in geistiger/geistlicher Exegese anzufangen. - Man kann das alles auch freundlicher ausdrücken: Es handelt sich um ganz verschiedene Ebenen.

sven23 hat geschrieben:Wenn closs eine wissenschaftliche Theorie aufstellt, dann rät Popper dazu, nicht nur nach positiven Bestätigungen zu suchen, sondern auch die Bedingungen für eine Falsifikation zu formulieren. (so wie es Einstein gemacht hat).
:roll: - Du versuchst wieder mal, kalten Kaffee zu thematisieren, weil Dir heißer Kaffee zu heiß ist.

Du brauchst aber diesen kalten Kaffee, weil Du ideologisch umschwenken willst in:
sven23 hat geschrieben:Grundsätzlich nicht Falsifizierbares entpuppt sich meist als grober Unfug
- Dieser Satz ist bei geistigen/geistlichen Fragestellungen unsinnig, aber weltanschaulich möglich. - Wobei wir genau beim Thema "Unterschied zwischen Methodik und Philosophie alias Weltanschauung" wären.

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