Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

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closs
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#61 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 18:03

piscator hat geschrieben:Es gibt keine Mehrwertsteuer, sondern nur eine Umsatzsteuer.
Ja - das war das erste, was man uns eingetrichtert hat. - Aber das nützt nichts: In Bezug auf Endverbraucher spricht man halt immer noch von "Mehrwertsteuer".

piscator hat geschrieben: Im Jahr 2012 betrug das Aufkommen an Ertragsteuern rund 232.000 Millionen Euro, das Aufkommen an der Umsatzsteuer lag bei 194.000 Millionen Euro.
Wenn man im SChnitt der erniedrigten Sätze und dem normalen Satz mal über dem Daumen 15% annehmen würde:

Dann würden die deutschen Endverbraucher nur 1,3 Milliarden Euro Konsum im Inland haben? - Das glaube ich nicht. - Oder sprichst Du nur vom betrieblichen Umfeld? - Ich nicht: Ich rede von den "Mehrwertsteuer" genannten Aufschlägen auf Produkte und Dienstleistungen in Deutschland, die vom versteuerten Geld des Endverbrauchers zurück an den Fiskus gehen.

piscator
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#62 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 18:52

Dann würden die deutschen Endverbraucher nur 1,3 Milliarden Euro Konsum im Inland haben? - Das glaube ich nicht. - Oder sprichst Du nur vom betrieblichen Umfeld? - Ich nicht: Ich rede von den "Mehrwertsteuer" genannten Aufschlägen auf Produkte und Dienstleistungen in Deutschland, die vom versteuerten Geld des Endverbrauchers zurück an den Fiskus gehen.
Wieso sollen das nur 1,3 Milliarden sein? Ich sprach von 194.000 Millionen Euro Umsatzsteuer, es ist eine einfache Dreisatzrechnung, das auf die Bemessungsgrundlage hochzurechnen.

Im Übrigen nennt man das immer Umsatzsteuer, der Begriff Mehrwertsteuer ist antiquiert. Tatsache ist, dass die Umsatzsteuer, zusammen mit der Lohnsteuer, die steuerliche Hauptfinanzierungsquelle unseres Gemeinwesens ist. Die anderen Steuerarten spielen vom Betrag eher eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ist die Ergebung der Umsatz- und der Lohnsteuer vergleichsweise aufwendig, da hierzu Strukturen in der Verwaltung und bei den Steuerzahlern notwendig sind. Die Umsatz- und die Lohnsteuer hat der Arbeitgeber bzw. der Leistende zu berechnen und an den Staat abzuführen. Kostenlos, versteht sich. Und wenn ein Fehler gemacht wird, haftet man auch noch dafür.
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sven23
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#63 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von sven23 » Fr 29. Jan 2016, 19:32

closs hat geschrieben: Allerdings würde ich mit dem "länger und härter" vorsichtig sein: Ich kenne viele Menschen, bei denen Mutter und Vater jeweils 2 Jobs haben (angestellt plus 450,--Euro-Basis) PLUS Familie. - Die kommen beide auch nicht unter jeweils 3000 Stunden pro Jahr hin - und haben zusammen (incl. Kindergeld) maximal 3000 Euro netto p.m.). - Trotzdem fallen sie aus dem Götzen-Raster "Leistungs-Gesellschaft" raus.
.
Na ja, mit 3000 € netto im Monat zählt man noch nicht zum Prekariat. Es gibt ja auch die zunehmende Anzahl der "Working Poor", die trotz Vollzeitjobs noch auf Aufstockung angewiesen sind. Daß die sich natürlich verarscht fühlen gegenüber jemandem, der überhaupt nicht arbeitet, ist nachvollziebar.
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#64 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von sven23 » Fr 29. Jan 2016, 19:41

piscator hat geschrieben: Insgesamt gab es 2004 rund 35 Millionen Steuerpflichtige - bei etwa 82 Millionen Einwohnern. Eine Erklärung: Ehepaare werden häufig als nur ein Steuerpflichtiger gezählt. Insgesamt brachte die Lohn- und Einkommensteuer 180,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Auf die Mehrwertsteuer entfielen 2004 rund 137 Milliarden Euro.

ULRIKE HERRMANN

Man sollte vielleicht noch mal auf den Unterschied zwischen Lohn- und Einkommensteuer hinweisen.

Steuerspirale_2013.jpg
Quelle: Wikipedia

Obwohl auch schon Durchschnittseinkommen zur Einkommenssteuer veranlagt werden, wenn sie ein paar Zinseinnahmen oder Mieteinnahmen haben, fällt der Einkommenssteuerblock deutlich geringer aus als der Lohnsteuerblock.
Man spricht nicht umsonst vom Lohnsteuerstaat.
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#65 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 20:11

Mal ganz im Vertrauen:
Lohnsteuer und Einkommensteur sind dasselbe. Die verschiedenen Begriffe rühren von der Art der Erhebung her.
Auch wenn man nur Arbeitehmer ist, füĺlt man eine Einkommensteuererklärung aus und erhält einen Einkommensteuerbescheid.
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#66 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 06:56

piscator hat geschrieben:Mal ganz im Vertrauen:
Lohnsteuer und Einkommensteur sind dasselbe. Die verschiedenen Begriffe rühren von der Art der Erhebung her.
Auch wenn man nur Arbeitehmer ist, füĺlt man eine Einkommensteuererklärung aus und erhält einen Einkommensteuerbescheid.
Vor allem ist beides im Ergebnis gleich: man muß Kohle für den Staat abdrücken. :lol:
Lohnsteuer wird als Untergruppe der Einkommenssteuer bezeichnet, erfaßt also nur Einkünfte aus nicht selbständiger Arbeit und ist der größte Block innerhalb der Einkommenssteuer.
http://www.wallstreet-online.de/ratgebe ... mmensteuer
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#67 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 08:35

ThomasM hat geschrieben: Nein, denn dein Begriff der Parasiten ist vollkommen verfehlt.
Es gibt sicher parasitäres Verhalten, sowohl am unteren Ende als auch am oberen Ende der Skala.
Aber es ist sicher kein Massenphänomen in Deutschland.

Übrigens können Reiche einen schwachen Staat viel leichter kompensieren durch ihre finanzielle Möglichkeiten als Arme.

http://www.taz.de/!5054252/

Zitat daraus:

"Während sich das private Nettovermögen allein zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht hat, ist das Nettovermögen des Staats laut 4. ARB in den letzten beiden Jahrzehnten um mehr als 800 Milliarden Euro gesunken. Entsprechend sind die Auswirkungen. Es wird verkündet, man müsse ’den Gürtel enger schnallen‘.

Nur die Reichen können sich einen armen Staat leisten, sie umsorgen sich selbst, ihre Kinder besuchen Privatschulen und ausländische Universitäten, sie sind auf gute staatliche Schulen und Krankenhäuser, auf öffentliche Schwimmbäder, Bibliotheken und sonstige kommunale Einrichtungen nicht angewiesen. Aus ihrer Wahrnehmung fällt die Lebensrealität eines abhängig Beschäftigten vollkommen heraus.“ (Heute muss ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang in Vollzeit arbeiten, und das zu einem Stundenlohn von über 10 Euro, damit er im Alter eine Rente knapp über dem Hartz-IV-Niveau erreicht. 4,7 Millionen Arbeitnehmer verdienen aber derzeit weniger. Anm. G.G.) "
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#68 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von Pluto » Sa 30. Jan 2016, 17:38

sven23 hat geschrieben:Übrigens können Reiche einen schwachen Staat viel leichter kompensieren durch ihre finanzielle Möglichkeiten als Arme.
Du meinst, sie kommen ohne Infrastruktur aus? :shock:

sven23 hat geschrieben:http://www.taz.de/!5054252/

Zitat daraus:

"Während sich das private Nettovermögen allein zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht hat, ist das Nettovermögen des Staats laut 4. ARB in den letzten beiden Jahrzehnten um mehr als 800 Milliarden Euro gesunken. Entsprechend sind die Auswirkungen. Es wird verkündet, man müsse ’den Gürtel enger schnallen‘.
Daran erkennt man, wie sehr sich bei uns der Staat um die Armen kümmert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#69 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 18:10

Pluto hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Übrigens können Reiche einen schwachen Staat viel leichter kompensieren durch ihre finanzielle Möglichkeiten als Arme.
Du meinst, sie kommen ohne Infrastruktur aus? :shock:
Das kommt drauf an.
Wenn öffentliche Schulen verfallen wie in USA, juckt sie das wenig, weil ihre Plagen sowieso auf privaten Internaten sind.


Pluto hat geschrieben: "Während sich das private Nettovermögen allein zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht hat, ist das Nettovermögen des Staats laut 4. ARB in den letzten beiden Jahrzehnten um mehr als 800 Milliarden Euro gesunken. Entsprechend sind die Auswirkungen. Es wird verkündet, man müsse ’den Gürtel enger schnallen‘.
Daran erkennt man, wie sehr sich bei uns der Staat um die Armen kümmert.[/quote]
Daran erkennt man aber auch, daß die großen Konzerne und die Topverdiener immer weniger zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen. (Stichwort: Lohnsteuerstaat)
Wohlgemerkt: die Politik hat es so ermöglicht. Die illegale Steuerflucht ist hierbei noch gar nicht erfaßt.
Ob sich die Staaten so sehr um die Armen kümmern, weiß ich nicht. Selbst im reichen Deutschland nehmen die Suppenküchen und Tafeln immer mehr zu.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#70 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von R.F. » Sa 30. Jan 2016, 19:45

Leute, ich bin so froh, dass es euch gibt. Aber ihr seid nicht allein, ihr befindet euch unter einer Menge Gleichgesinnter.

Obwohl von hochrangigen Politikern auf gefährliche Ungerechtigkeiten der Steuerbelastung aufmerksam gemacht, lasst ihr euch nicht beunruhigen. Recht so, esst heute Abend eure 90 Cent-Pizza und trinkt eine Flasche preisgünstigen Valpolicella dazu...

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