Von einer Jungfrau geboren?

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Janina
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#581 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Janina » Mo 25. Jan 2016, 10:43

closs hat geschrieben:Was wäre unter onotologischen Gesichtspunkten "Gott"?
Gibt es denn eine kulturenübergreifend einheitliche Definition davon?

closs
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#582 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mo 25. Jan 2016, 10:50

Janina hat geschrieben:Gibt es denn eine kulturenübergreifend einheitliche Definition davon?
Von Gott? - Ich meine insofern JA, dass keine (mir bekannte) Kultur "Gott" lediglich als Wahrnehmungs-Projektion versteht, sondern als eigenständige Existenz ("Sein"). - Zeus hockt also tatsächlich auf seinem Olymp, ob man es glaubt oder nicht. - Die monotheistischen Religionen sehen dies diesbezüglich genauso, nur dass ihr Olymp halt nicht Teil von Terra ist (Jahwe "wohnt" laut AT in "den Himmeln des Himmels des Himmels" - aber er "wohnt" dort und nicht nur in unseren Köpfen).

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sven23
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#583 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Jan 2016, 11:22

Janina hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie kommt ein Mensch zu solchem Unsinn? Was uns Augustinus hier offenbart, sind nicht göttliche Weisheiten, sondern die Abgründe seiner eigenen neurotischen Psyche, seines eigenen potenzierten Schuldkomplexes.
Naja, das ist doch nichts neues, oder? :roll:
Nö, neu ist das nicht. Aber vielleicht doch für den ein oder anderen aufschlußreich, wo die verkorkste Sexualmoral der RKK herkommt. Das hat ja auch seine historischen Gründe.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#584 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mo 25. Jan 2016, 11:35

sven23 hat geschrieben: die verkorkste Sexualmoral der RKK
Worin besteht die heutigen "verkorkste Sexmoral der RKK"? - Bitte konkrete Beispiele, dass die RKK etwas Verkorkstes in Bezug auf Sex in ihrer Lehre hat.

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Savonlinna
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#585 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Jan 2016, 11:46

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Gibt es denn eine kulturenübergreifend einheitliche Definition davon?
Von Gott? - Ich meine insofern JA, dass keine (mir bekannte) Kultur "Gott" lediglich als Wahrnehmungs-Projektion versteht, sondern als eigenständige Existenz ("Sein"). - Zeus hockt also tatsächlich auf seinem Olymp, ob man es glaubt oder nicht. - Die monotheistischen Religionen sehen dies diesbezüglich genauso, nur dass ihr Olymp halt nicht Teil von Terra ist (Jahwe "wohnt" laut AT in "den Himmeln des Himmels des Himmels" - aber er "wohnt" dort und nicht nur in unseren Köpfen).
Alles, was man von den antiken Griechen weiß; sie hatten nicht ein so verkorkstes Denken wie Du. An Zeus "glaubten" sie nicht, sondern nahmen ihn wahr.

Insofern hatte Zeus tatsächlich "Sein", in Deiner Sprache. Das Sein und die Wahrnehmung waren da noch nicht getrennt wie bei Dir. Du, als Spätprodukt des Denkens des 20. und 21.Jahrhunderts, verstehst das Mythische nicht mehr. Bei Dir fällt das auseinander: Sein und Dasein.
Das kannst Du aber nicht auf frühere Zeiten projizieren.
Es gibt allerdings auch heute noch Menschen, bei denen Sein und Dasein nicht auseinaderfällt.

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Janina
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#586 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Janina » Mo 25. Jan 2016, 11:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: die verkorkste Sexualmoral der RKK
Worin besteht die heutigen "verkorkste Sexmoral der RKK"? - Bitte konkrete Beispiele, dass die RKK etwas Verkorkstes in Bezug auf Sex in ihrer Lehre hat.
Ich wusste gar nicht, dass da überhaupt was Unverkorkstes dabei ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sexualethik#Christliche_Sexualethik hat geschrieben:In der römisch-katholischen Kirche entwickelten sich zusätzliche Regeln, die nicht direkt in der Bibel aufgeführt sind, z. B. der Zölibat von Priestern und das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung.

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sven23
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#587 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Jan 2016, 12:53

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: die verkorkste Sexualmoral der RKK
Worin besteht die heutigen "verkorkste Sexmoral der RKK"? - Bitte konkrete Beispiele, dass die RKK etwas Verkorkstes in Bezug auf Sex in ihrer Lehre hat.
Das ist ein wo weites Feld, daß man dazu mal einen separaten Thread aufmachen muß.
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SilverBullet
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#588 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von SilverBullet » Mo 25. Jan 2016, 13:02

closs hat geschrieben:Wie soll das gehen? - Ich versuch's mal kurz:
Studium
* der antiken Dramen von Aischylos bis Euripides
* von etwas Sokrates, Platon, Aristoteles
* von etwas frühchristlichen Philosophen (Boethius, Augustinus)
* der europäischen Dramen Englands und Deutschlands bis 1805 (Tod Schillers)
* von etwas Hegel und später Heidegger
Erst danach habe ich erstmals die Bibel richtig gelesen. - Was willst Du daraus an Hieb- und Stichfestigkeit heraus lesen?
Ganz einfach:
Deine Behauptung, dass du ohne Suggestion auf die Bibel gestossen sein willst, ist damit hinfällig.
Augustinus war ein christlicher Kirchenvater
Boethius war ein Philosoph, der theologische Traktate verfasst hat und sich auf Augustinus berief
Das Christentum war Hegels Ausgangspunkt und „die Umwandlung“ seine Absicht.

Darüber hinaus warst du auch davor entweder schon religiös geprägt oder wusstest von der religiösen Aussage.

Deine Behauptung, dass du „wie die Jungfrau zum Kinde“ gekommen bist, enthält keinerlei Überzeugungskraft.

Hier deine Bestätigung:
Zitat-SilverBullet: „Allein die Lebensdaten belegen, dass Hegel mit dem Christentum in einer Verbindung stand
Zitat-closs: „Das stimmt schon - er wollte durch Aufklärung das Christentum erklären - was ihm auch ganz gut gelungen ist.

Somit wurde dir das Christentum erklärt, bevor du dich mit der Bibel beschäftigt hast -> Suggestion.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: Immer wenn du Beispiele bringst, ist klar, dass du keinen Inhalt liefern kannst.
Hä? - Beispiele sind der Versuch, bestehende Inhalte so zu vermitteln, dass sie verstanden werden - mit wechselndem Erfolg
Wir reden über „In Gott“ und nicht über „In Mutter“.

Das Konzept „Objekt in anderem Objekt“ ist für unser Verständnis kein Problem, aber das Resultat als „Aufhebung zu EINS“, ohne Unterscheidbarkeit zu betrachten, kannst du offenbar nicht erklären.

Es handelt sich bei der behaupteten Aufhebung eher um ein reines Wortspiel, als um eine Funktionalität.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Woran erkennt man, dass bei dieser Wahrnehmung Subjekt und Objekt „eins“ sein sollen, obwohl von A nach B wahrgenommen wird und keiner sagen kann Was-Gott-Sein-Soll?
Wenn man vollständig erkennt, sind Subjekt und Objekt identisch - sonst erkennt man nicht vollständig. - Die "Visia Beatifica" ist der Versuch, dies in ihrem Bild zu verdeutlichen.
Es soll eine „Gottesschau der Seelen nach dem Tode“ sein, d.h. die „Seele“ ist offenbar nicht „Gott“ und schaut „in seine Richtung“.
Von „Subjekt identisch Objekt“ ist hier nicht die Rede.

Das Wort „Vollendung“ bringt da rein gar nichts und stellt nur eine unnötige Ablenkung dar.

closs hat geschrieben:
SilverBulet hat geschrieben:Kannst du „In Gott“ irgendwie halbwegs plausibel erklären
Habe ich gerade versucht - versuche es mal mit Verschmelzung von Subjekt (Mensch) und Objekt (Gott) in EINES. - Wie es GENAU ist, wissen wir doch nicht - es ist eine dialektische Projektion, die theologisch auf anderem Weg genauso gesehen wird.
Es bleibt das Problem, dass nur EINES da sein soll, aber es eine Aktion von einem Teil aus geben soll, der als „Seele“, auf das „Andere“ schauen können soll.

D.h. wir haben im nicht-dialektischen Raum plötzlich ein „bisherig EINES“, einen Seelenanteil und eine Schau-Aktion.
Das ist ein bisschen viel Unterscheidbarkeit für eine behauptete Nicht-Dialektik.
Das bedeutet letztlich, dass es kein nicht-dialektischer Raum ist.

Entweder ist also das Ziel des nicht-dialektischen Raumes falsch oder es gibt im nicht-dialektischen Raum keine Seelen-Schau.

Wenn man „Gott“ als die „Aufhebung der Dialektik“ verstehen möchte, dann muss man dies auch beim weiteren Entwurf beachten.
Ein Erschwindeln einer Mischung aus nicht-dialektischem Raum mit den Funktionen des dialektischen Raumes, ist nicht möglich.

Wenn man „Gott“(?) derart vom menschlichen Verständnis wegabstrahiert, dann muss man auch die Konsequenzen tragen.

Die Formulierung „Wie es GENAU ist, wissen wir nicht“ ist nicht akzeptabel, weil der gesamte Entwurf, einschliesslich der Schwachstellen, auf dem Anspruch basiert, dass das Denken eine umfassende Gültigkeit besitzen soll.

Wird also keine Denklösung gefunden, dann muss der Entwurf verworfen werden.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: „In Gott“ ist doch ein Wahrnehmungsvorgang ohne „materielle Welt“ (siehe oben), warum reicht das nicht aus, um etwas zu erkennen
Weil man nur sich nur im dialektischen Raum entwickeln kann - das Subjekt (Mensch) muss sich von Gott trennen, um ihn überhaupt erst als von ihm getrennte Entität wahrnehmen zu können. - Seit heute weiss ich, dass es Hegel genauso sieht.
Woher kommt dann dieser „noch nicht entwickelte Geist“?
Aus der Nicht-Dialektik kommt er nicht, denn dort kann sich nichts entwickeln.

Woher kommt dann die materielle Welt?
Aus der Nicht-Dialektik kommt sie nicht, denn dort kann sich nichts entwickeln.

Worin soll die behauptete Entwicklungsnotwendigkeit bestehen, dass sie nur in der materiellen Welt vollzogen werden kann?
Du behauptest ja zusätzlich, dass es nach der materiellen Welt eine „Bewahrheitung“ geben soll – ist dann dabei das Erkennen plötzlich ohne Entwicklung möglich?

Was soll das heissen „das Subjekt muss sich von Gott trennen“?
Es gibt im nicht-dialektischen Raum keine unterschiedlichen Teile, die eigenständig eine Trennaktivität durchführen können.

Wenn aber dennoch eine Trennaktivität möglich sein soll, warum ist dann sonst keine Aktivität, wie das Erkennen möglich?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wozu die materielle Welt, wenn am Ende doch „In Gott“ die eigentliche „Vollendung“, durch „Gott“ erfolgt?
Möglicherweise, weil die materielle Welt die Trennung zwischen Ist und Soll durch Leid spürbar macht. - Und Leid führt zu Veränderung - manchmal sogar NUR Leid.
Dann soll die materielle Welt also ein „Entwicklung durch Leid“-Entwurf sein – also „Liebe“?

Wenn jemand einen Unfall mit schweren Folgen hat oder schwer krank wird, dann ist dies also Absicht, damit er sich verändert?

Wie soll er sich durch die Schmerzen verändern?
Soll er sich bekreuzigen, Lieder singen oder fünfmal am Tag verbeugen?

Merkst du, dass das Vorhandensein der materiellen Welt, nicht in den von dir behaupteten Zusammenhang passt?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:die „Vollendung“ soll durch „Bewahrheitung“ erfolgen, in der ein „Zurechtrichten“ des Menschen (vermutlich durch „Gott“) erfolgen soll.
Dafür spricht vieles (im Sinne der Dialektik und in deren Mündung in ihre eigene Aufhebung).
Was soll dafür sprechen, an der „Aufhebung der Dialektik“ musst du dich ständig vorbei schleichen, damit dein Konstrukt nicht in sich zusammen fällt.

Wenn du behauptest, dass es vor dem Leben eine „Trennaktion“ und nach dem Tod eine „Ausrichtaktion“ geben soll, dann wird dadurch die gesamte materielle Welt unnötig.

Die Zeit, die wir mit Schlafen, Futter- und Partnersuche, sowie Lebensstielbewahrung verbringen, ist komplett sinnlos in Bezug auf deine Ideen.

Dass sich ein Planet „Erde“ um eine Sonne dreht, würde keinerlei Funktion darstellen.
(Der behauptete „Schöpfer“ hat sozusagen komplett an der Effektivität und der Zielgerichtetheit vorbei „erschaffen“)

Das Dumme ist nur, die materielle Welt ist das Einzige, was eine Existenzwahrscheinlich von 100prozent verdient.

closs
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#589 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mo 25. Jan 2016, 14:26

Savonlinna hat geschrieben:An Zeus "glaubten" sie nicht, sondern nahmen ihn wahr. Insofern hatte Zeus tatsächlich "Sein", in Deiner Sprache.
Aber sie glaubten, dass er WIRKLICH "da oben" saß - sie betrachteten ihre Sprache NICHT nur als Chiffre für eine geistige Bedeutung.

Savonlinna hat geschrieben: Das Sein und die Wahrnehmung waren da noch nicht getrennt wie bei Dir.
Aber doch nur, weil sie (um es im Vokabula von Heidegger zu sagen) eine ohnehin bestehende "Realität" sprachlich "thematisiert war. - Sie verstanden doch ihre Sprache NICHT als Schöpfungsgröße einer "Realität" ("Ob es Zeus gibt oder nicht ist wurscht - wir schaffen ihn jetzt einfach per Sprache - hollereidiliö") - oder siehst Du das anders?

Savonlinna hat geschrieben:Spätprodukt des Denkens des 20. und 21.Jahrhunderts
Das gibt es spätestens seit Plato - oder nicht? - Oder die "Realien" des Mittelalters: Meinst Du, die Realien-Anhänger haben geglaubt, sie würden per Sprache die Realien erschaffen?

Savonlinna hat geschrieben: Bei Dir fällt das auseinander: Sein und Dasein.
Es fällt nicht auseinander, sondern soll zusammenkommen: Das Dasein muss das Sein thematisieren, um es erkennen zu können. - Thematisiert man das Sein NICHT, "ist" es trotzdem - nur eben durch uns unthematisiert. - Was ist dagegen einzuwenden?

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#590 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mo 25. Jan 2016, 14:28

Janina hat geschrieben:Ich wusste gar nicht, dass da überhaupt was Unverkorkstes dabei ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sexualeth ... exualethik hat geschrieben:
In der römisch-katholischen Kirche entwickelten sich zusätzliche Regeln, die nicht direkt in der Bibel aufgeführt sind, z. B. der Zölibat von Priestern und das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung.
Das sind geistig gut begründbare Regeln, denen man doch nicht folgen muss - das gilt nur für "Club-Mitglieder". - Und diese Regeln sagen überhaupt noch nichts aus über den Umgang mit Sex, wenn er stattfindet - möglicherweise ist da mehr los als in einer durchschnittlichen liberalen Sex-Beziehung.

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