Parusieverzögerung II

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Münek
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#581 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Münek » Di 26. Mai 2015, 22:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Umso bemerkenswerter ist es, dass sich in der Frage der Naherwartung Jesu und seines diesbezüglichen Irrtums die überwältigende Mehrheit (wenn nicht sogar alle) der neutestamentlich forschenden Theologen einig sind.
Das mag dann sein, wenn man vorher aussiebt, was forschende und nicht-forschende Theologen sind. - Wir stehen halt vor folgendem Problem: Auf der einen Seite sprichst Du von einer überwältigenden Mehrheit, andererseits gehört k(aum)ein Theologie dazu, den man fragt. - Vielleicht frage ich ja immer die falschen ... :oops:

So scheint es in der Tat auszusehen.... ;)

Der Herr Pfarrer wird Dir sicher eine andere Anwort auf Deine Frage liefern als der an der Fa-
kultät forschende Theologieprofessor.

Der eine predigt glaubend seinen gläubigen Schäfchen auf den Kirchenbänken, der andere lehrt
als Wissenschaftler seine Studenten auf der Basis historischer Bibelkritik im Hörsaal. Beide sind
Theologen; agieren aber auf völlig unterschiedlichen Plätzen. Sie haben unterschiedliche Aufga-
ben, Motive und Ziele.

Ist doch ganz einfach. :)

Hemul
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#582 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Di 26. Mai 2015, 22:49

Gibt es eigentlich auch ein Gesülze Smilie? :Smiley popcorn:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Gesuelze
Synonyme zu Gesülze
Gelaber, Gerede, Geschwätz, Gewäsch, Schnickschnack, Sermon
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#583 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Di 26. Mai 2015, 22:54

Münek hat geschrieben:Ist doch ganz einfach.
Zu einfach. - Das sind keine schwärmerischen Blödel, sondern wissenschaftlich ausgebildete Leute - zum Teil mit Promotion. - Aber sie sehen es halt nicht ausschließlich aus historisch-kritischer Sicht, sondern auch aus Sicht anderer Disziplinen innerhalb der Theologie.

Ich verweise nochmal auf den Wissenschaftler Ratzinger, der ziemlich wörtlich sagt, dass derjenige, der Jesus eine Naherwartung unterstellt, die BIbel nicht umfassend genug (oder sagt er"genau genug"?) gelesen hat.

WÄRE es so, dass die Historisch-Kritischen historische Quellen zur Verfügung hätten (meinetwegen Geschichtsschreiber im Auftrag von Herodes) und die anderen Theologen die Bibel, könnte man ja sagen: "OK - die einen sehen es aus römischer Sicht, die anderen aus biblischer Sicht". - Aber so ist es nicht - es gibt (so gut wie) nur die Bibel-Texte. - Und die Bibel kann man nicht lesen wie einen Geschichts-Schreiber.

Jetzt kann man versuchsweise simulieren, die Bibel so zu lesen, als SEI sie eine Geschichtsschreibung - und dann kann auch etwas anderes rauskommen als bei den anderen Theologie-Sparten. - Ganz bestimmt interessant und alles ok.

NICHT ok ist, wenn der Eindruck erweckt wird, es sei wissenschaftlich so gut wie sicher, dass Jesus tatsächlich eine Naherwartung hatte - und somit anderslautende Ergebnisse nicht-wissenschaftlich seien. - Und so kommt's halt manchmal rüber - und dann ist die Grenze bis zur Ideologie nicht mehr weit weg.

Hemul
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#584 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Di 26. Mai 2015, 23:00

closs hat geschrieben: NICHT ok ist, wenn der Eindruck erweckt wird, es sei wissenschaftlich so gut wie sicher, dass Jesus tatsächlich eine Naherwartung hatte - und somit anderslautende Ergebnisse nicht-wissenschaftlich seien. - Und so kommt's halt manchmal rüber - und dann ist die Grenze bis zur Ideologie nicht mehr weit weg.
Aber obiges hast Du doch Müneki&Co doch schon seit gefühlten 36 Monaten ununterbrochen aufgezeigt? :roll:
https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=es+ ... +nirgendwo
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Hemul
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#585 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Di 26. Mai 2015, 23:10

Anmerkung : post editiert weil...
[color=#FF0000][url=http://www.4religion.de/viewtopic.php?p=136860#p136860]Pluto[/url][/color] hat geschrieben:Es ist nicht erwünscht, Beiträge mehrmals einzustellen.
Gruss-Salome
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Anton B.
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#586 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Anton B. » Di 26. Mai 2015, 23:45

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Wissenschaftliche Arbeit kann aber auch zu einem Verständnis innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft führen, welches dann einen zwar nicht vollständigen, aber großen Konsens begründet.
Unter "Konsens" würde ich auch verstehen, wenn man sagt: "Bei vorrangiger Betonung von x gibt es folgende Schlussfolgerung, bewertet man aber y höher, gibt es eine ganz andere Schlussfolgerung". - Wärest Du damit einverstanden?
Der Konsens könnte dann in der Aussage bestehen, sowohl das eine als auch das andere könnte als aussichtsreicher Kandidat für eine zukünftig etablierte Theorie gelten. Da alles von x oder y abhängt, wird man sich in diesem Fall sicherlich kritisch x und y widmen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#587 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Münek » Mi 27. Mai 2015, 00:04

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ist doch ganz einfach.
Zu einfach. - Das sind keine schwärmerischen Blödel, sondern wissenschaftlich ausgebildete Leute - zum Teil mit Promotion. - Aber sie sehen es halt nicht ausschließlich aus historisch-kritischer Sicht, sondern auch aus Sicht anderer Disziplinen innerhalb der Theologie.

Niemand wird einem Pfarrer verbieten, die Ergebnisse der historisch-kritischen Bibelexegese
ganz oder teilweise abzulehnen und an deren Stelle seine Überzeugungen zu setzen
...

Jedem das Seine. Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt. :)

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#588 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Münek » Mi 27. Mai 2015, 00:35

Hemul hat geschrieben: PS: Wer nicht einmal weiß wie viele Stunden Jesus am Stamm hing-der sollte sich davor hüten im Zusammenhang mit ihm das Wort "IRRTUM" in den Mund zu nehmen-gelle? ;)

Folgt man dem Markusevangelium, starb Jesus ca. 6 Stunden nach seiner Kreuzigung
(gegen 9.00 Uhr bis etwa 15.00 Uhr).

Nach dem Johannesevangelium stand Jesus um 12.00 Uhr noch vor Pilatus (Joh. 19,14).

Zufrieden? ;)

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#589 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Mi 27. Mai 2015, 01:14

Anton B. hat geschrieben:Der Konsens könnte dann in der Aussage bestehen, sowohl das eine als auch das andere könnte als aussichtsreicher Kandidat für eine zukünftig etablierte Theorie gelten.
Genau so meine ich es.

Anton B. hat geschrieben:Da alles von x oder y abhängt, wird man sich in diesem Fall sicherlich kritisch x und y widmen.
Natürlich - und da gibt es allerdings ein Problem - hier im gegebenen Fall folgendes:

x: Versteht man die Aussagen der Text-Schreiber als authentisch in Bezug auf Jesus? - Wenn ja, dann ergibt sich daraus Theorie x.

y: Versteht man die Aussagen der Text-Schreiber unter Berücksichtigung des "Und sie verstanden ihn nicht"? - Wenn ja, dann ergibt sich daraus Theorie y.

Im Grunde ist es also eine Rezeptions-Frage: Haben die Jünger und dann die Schreiber Jesus von vorneherein richtig oder falsch rezipiert? - x hält sich an den "Normalfall" ("So blöd können die ja nicht gewesen sein - natürlich haben sie ihn richtig verstanden"). - y hält sich an ein spezielles Textmotiv, das seit dem AT immer wieder vorkommt ("Eure Gedanken sind nicht meine Gedanken"). - Obwohl es Wissenschaft ist: Es ist reine Glaubens-Frage. - UND: Beides ist text-kritisch vertretbar, weil beides textlich mehrfach belegt ist.
Zuletzt geändert von closs am Mi 27. Mai 2015, 01:47, insgesamt 1-mal geändert.

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#590 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Mi 27. Mai 2015, 01:16

Münek hat geschrieben:Niemand wird einem Pfarrer verbieten, die Ergebnisse der historisch-kritischen Bibelexegese ganz oder teilweise abzulehnen und an deren Stelle seine Überzeugungen zu setzen...
Das ist nicht die Frage. - Die Frage ist, welche text-kritische Interpretation für den Einzelnen überzeugender klingt. - Das hat in der Tat mit Überzeugungen zu tun - bei BEIDEN Seiten.

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