"Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#51 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 13:17

Salome23 hat geschrieben:n ist von einer Idee, einem Gedanken, einer Überzeugung etc. besessen?
Ob man die Macht über einen als "satanisch" oder "triebhaft" bezeichnet - die Substanz ist diesselbe. - Verschiedene Zeiten haben verschiedene Chiffren.

Jetzt wäre die Frage: Kann "Vereinnahmung" stärker sein als Erkenntnis/Wille?

Pluto
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#52 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » Di 7. Jan 2014, 13:20

closs hat geschrieben:Jetzt wäre die Frage: Kann "Vereinnahmung" stärker sein als Erkenntnis/Wille?
Wille ist Ausdruck einer Vereinnahmung.

Woher kommt die Vereinnahmung? Wie entsteht sie?
Ist das eine Krankheit? Wenn ja, ist sie physisch oder psychisch?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#53 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 13:41

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Im Prinzip ist Erkenntnis eine Voraussetzung für eine Entscheidung.
Kann man sich für Erkenntnis entscheiden?
Wasn das für ne Frage?

Wikipedia
Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Erkenntnis.

In einer ersten Annäherung kann man Erkenntnis als den Prozess
und das Ergebnis eines durch Einsicht oder Erfahrung gewonnenen Wissens bezeichnen.

Der Begriff der Erkenntnis ist einer der Grundbegriffe der neuzeitlichen Philosophie.
Er lässt sich nicht auf andere bekanntere oder übergeordnete Begriffe zurückführen und ist ohne Selbstbezug (Zirkel) nicht definierbar.
Sein Verständnis muss deshalb aus einer erläuternden Begriffsanalyse (Explikation) und durch Bestimmung der gebräuchlichen Verwendung anhand von Beispielen gewonnen werden.

Der Begriff der Erkenntnis bezeichnet

das Ergebnis (das Erkannte) und
den Prozess des Erkennens (den Erkenntnisakt).
--------------
Also ich muss zuerst erkennen um dann die Entscheidung treffen zu können: ich will/ich will nicht...

Wikipedia

Für den Begriff freier Wille oder Willensfreiheit gibt es keine allgemein anerkannte Definition.
In der Philosophie wird der Begriff nicht einheitlich definiert;
umgangssprachlich versteht man etwas anderes unter dem freien Willen als im juristischen oder psychologischen Sprachgebrauch.
Im weiten Sinne ist mit Willensfreiheit mindestens die unterstellte menschliche Fähigkeit gemeint, zwischen verschiedenen Optionen einen Wahlentscheid zu treffen.
Man hat nur die Freiheit zu wählen-entweder in die Berge fahren oder ins Schwimmbad gehn (oder beides: zuerst gehn wir selbstverständlichem meinem Wunsch nach, danach erst denn deinem ;) )
Du kannst wählen zwischen dem was du willst-oder dem was Gott will (aber vielleicht ist ja Gott kompromissfreudig)
Fazit: es gibt nur Wahlmöglichkeit oder Entscheidungsfreiheit-und den Ausdruck freier Wille könnte man einfach verwerfen..
Was dann noch bleibt ist freiwillig(aus freien Stücken, aus sich heraus, unaufgefordert, von sich aus) und unfreiwillig(zwangsweise,gezwungen)

closs
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#54 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 13:49

Salome23 hat geschrieben:Wasn das für ne Frage?
Das werte ich als NEIN - sehe ich genauso.

Salome23 hat geschrieben:Also ich muss zuerst erkennen um dann die Entscheidung treffen zu können: ich will/ich will nicht...
Bingo - und jetzt die Gretchen-Frage:

Warum wird in der modernen säkularen Welt dann so viel Wert auf "freien Willen"/"freie Entscheidung" gelegt, ohne dass der die notwendige Voraussetzung dafür, nämlich Erkenntnis, erwähnt wird? - Dito in manchen christlichen Glaubensgemeinschaften. ---???---

Salome23 hat geschrieben:-und den Ausdruck freier Wille könnte man einfach verwerfen..
Zumindest, wenn man ihn "nackig" in den Raum stellt.

Salome23
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#55 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 14:06

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Jetzt wäre die Frage: Kann "Vereinnahmung" stärker sein als Erkenntnis/Wille?
Wille ist Ausdruck einer Vereinnahmung.

Woher kommt die Vereinnahmung? Wie entsteht sie?
Ist das eine Krankheit? Wenn ja, ist sie physisch oder psychisch?
Ist (die Macht der) Gewohnheit eine Krankheit? Was ist mit Sucht?
Eifer-sucht, Sehn-sucht, Internetsucht, Spielsucht, Lesesucht, Forumssucht.... ;)
Physische oder psychische Krankheit???
Und trotzdem ist man "eingenommen" -was genau hat einem da vereinnahmt?

closs
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#56 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 14:14

Salome23 hat geschrieben:Und trotzdem ist man "eingenommen" -was genau hat einem da vereinnahmt?
Offensichtlich etwas, was im Gegensatz zu dem steht, was man diffus als "freien Willen" bezeichnet - also damit gleichzeitig gegen bessere Erkenntnis geht. - Oder?

Salome23
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#57 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 14:21

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Und trotzdem ist man "eingenommen" -was genau hat einem da vereinnahmt?
Offensichtlich etwas, was im Gegensatz zu dem steht, was man diffus als "freien Willen" bezeichnet - also damit gleichzeitig gegen bessere Erkenntnis geht. - Oder?

...also damit gleichzeitig gegen bessere Erkenntnis geht
Ich versteh deine Aussage nicht, was du meinst mit : gleichzeitg gegen bessere Erkenntnis

Offensichtlich etwas..
Aber was ist dieses "etwas"
Gefühl, das durch das nachgeben entsteht?
Macht es einem glücklich, wenn man die Sucht befriedigt?
Dann geschieht es ja freiwillig, wenn man nachgibt und sich gut fühlt
Der Beter fühlt sich auch gut, nach dem er gebetet hat-er hat ein Bedürfnis (Drang) gestillt

closs
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#58 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 14:38

Salome23 hat geschrieben:Ich versteh deine Aussage nicht
Wenn Willens-Ausübung Folge von Erkenntnis ist, wäre Trieb NICHT Folge von Erkenntnis - würde sich also gegen "besseres Wissen" richten. - Meine Frage war, ob Du dem zustimmst.

Salome23 hat geschrieben:Dann geschieht es ja freiwillig
Natürlich ist es "freiwillig" im umgangssprachlichen Sinn - der Alkoholsüchtige sieht eine Flasche Schnaps und "will" sie. - Aber hier ist "Wille" keine Folge von Erkenntnis, also etwas ganz anderes als DER "Wille", den wir vorher beschrieben haben.

Würde folgende Definition ausreichen:
* "Guter" Wille ist Folge von Bedürfnis.
* "Böser" Wille ist Folge von Trieb.

"Bedürfnis" wäre demnach die Folge einer Erkenntnis: "Ich habe etwas erkannt und deshalb ist es mir wichtig - und will etwas daraus machen".
"Trieb" wäre demnach unabhängig von einer Erkenntnis: "Erkannt habe ich nichts, ab ES drängt sich in mir auf, das großen Platz einnimmt.". - Passt das?

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#59 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von kamille » Di 7. Jan 2014, 14:39

Salome23 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Jetzt wäre die Frage: Kann "Vereinnahmung" stärker sein als Erkenntnis/Wille?
Wille ist Ausdruck einer Vereinnahmung.

Woher kommt die Vereinnahmung? Wie entsteht sie?
Ist das eine Krankheit? Wenn ja, ist sie physisch oder psychisch?
Ist (die Macht der) Gewohnheit eine Krankheit? Was ist mit Sucht?
Eifer-sucht, Sehn-sucht, Internetsucht, Spielsucht, Lesesucht, Forumssucht.... ;)
Physische oder psychische Krankheit???
Und trotzdem ist man "eingenommen" -was genau hat einem da vereinnahmt?

Hallo zusammen.
Um diese Verbindungen untereinander zu verstehen habe ich mir folgendes Modell gebaut.
Die Seele, an zweiter Stelle der Dreiheit Mensch, steht in der Mitte zwischen Geist und Körper.

Beide Wesensteile sind angefüllt mit unterschiedlichem Wissen, Bedürfnissen, Wünschen und Begierden.

Es ist nun erst dran zu erkennen, welche Qualitäten dem Geiste und welche dem Körper zukommen.

Die Seele ist neutral, sie ist der leere Willensträger der entscheiden, oder erleiden soll, was gut und nicht gut für sie ist.

Neigt sie sich, was zuerst normal scheint dem Körper zu, dann wird sie auch über ihn zu allem möglichem aus seinem Bereich animiert.

Neigt sie sich dem Geiste zu, oder nimmt der Geist von sich auch Einfluß auf die Seele, dann heißt es für sie zu entscheiden.
Da die Seele eines jeden Menschen unterschiedliche Qualitäten oder Charaktere hat, so fällt es ihr leicht oder schwer dem Geist zu folgen.

Der Mensch braucht also vorher keine Alternative zwischen Himmel oder Hölle vernommen zu haben um zu entscheiden, ob er seinem Gewissen folgen will oder nicht.

Das Gewissen ist der große Kumpel, der starke Helfer im Menschen.

Wenn die Seele sich für die Impulse aus dem Geiste entscheidet, wird sie mit der Zeit vom Einfluß des Körpers frei, sieht im Essen und Trinken nur noch eine Pflichterfüllung um den Leib zu erhalten, aber ihr Wille ist fasziniert vom Geiste und frei und freudig lauscht sie auf seine Impulse.

Das ist für mich der Sinn des freien Willens, sein Sitz ist in der Seele, die ansich leer ist, und nur gefüllt wird entweder vom Körper oder dem Geist, und anfangs eben mehr vom Fleisch und der Geist kämpft um sie einen gerechten Kampf.

Gruß von kamille
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Salome23
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#60 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 14:49

@closs
Natrürlich ist es "freiwillig" im umgangssprachlichen Sinn - der Alkoholsüchtige sieht eine Flasche Schnaps und "will" sie. - Aber hier ist "Wille" keine Folge von Erkenntnis
Doch, weil er weiss ja (Wissen ist das Ergebnis seiner Erfahrung=Erkenntnis) dass er durch das trinken des Schnapses sein erwünschtes Level errreicht...darum will er den Schnaps

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