closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:An keiner einzigen Stelle wird der Naherwartung durch Jesus widersprochen.
Natürlich nicht - er hat sie doch selber in die Welt gesetzt: "Ihr dürft erwarten, dass ...".
Eben, und deshalb können die Schreiber sie nicht ignorieren
closs hat geschrieben:
Das Problem ist, dass er es inwendig meint und es äußerlich verstanden wird - Jesu Aussagen sind gespickt mit dem Motiv des Inwendigen, das ja gerade den Paradigmen-Wechsel von AT zu NT ausmacht. Das äußere AT soll sich im inwendigen NT vollenden.
Das inwendige Gottesreich ist nicht für alle Stellen anwendbar, das hat die NT Forschung klar herausgearbeitet.
"Kehrt, um, tut Buße, bevor es zu spät ist" ist ein klarer Hinweis auf etwas Ereignishaftes, das plötzlich und unerwartet über die Menschen hereinbrechen kann. Deshalb seid wachsam und bereit. Das macht im Zusammenhang mit dem inneren Gottesreich überhaupt keinen Sinn, und ich vermute mal, das weißt du auch.
closs hat geschrieben:
Sie haben nicht Jesus korrigiert, sondern das/ihr falsche/s Jesus-Verständnis korrigiert.
40 Jahre nach Jesu Tod hatten sie sicher schon erkannt, daß sie schief lagen. Warum bestätigen sie da noch die Nahewartung durch Jesus? Dafür liefert dein Modell keine Erklärung.
closs hat geschrieben:
Das ändert nichts daran, dass die historisch-kritische Methode einen solchen Gedanken miteinbeziehen muss, weil er die Matrix (die "Gebärmutter") Jesu Aussagen sein kann. - Lässt man diesen Ansatz zu (was textkritisch gut belegbar ist), folgt man auch dem Ansatz der "Inwendigkeit".
Das tut sie doch, sie differenziert aber zwischen inwendigem und äußeren Gottesreich. Du willst aber alles über einen Kamm scheren, das geht hier nicht.
closs hat geschrieben:
Bei Einfließen obiger Argumentation hatte der biblische Jesus KEINE Naherwartung. - Es ist eine reine Interpretationsfrage ("Glaube"), ob man es so oder so sieht. -
HÄ, wieso fällst du jetzt wieder hinter deine eigene Erkenntnis zurück? Du hast doch eingestanden, daß der biblische Jesus eine Naherwartung hatte und der "echte" Jesus nicht. Bist du verwirrt?
closs hat geschrieben:
Aber dann muss das NT auch biblisch, also geistig, lesen. - Es kann nicht sein, dass man die Inwendigkeit abstreitet, weil es zwar x-mal deutlich gemacht wird, Jesus aber nicht wörtlich gesagt hat: "Hallo, Herr Kubitza: Das Gottes-Reich ist inwendig nahe".
Differenzierung ist angesagt, siehe oben.
"Schweitzer erkannte nur die Forschung von Johannes Weiß (Die Predigt Jesu vom Reiche Gottes, 1892) als gültigen Beitrag zur historischen Erklärung der Verkündigung Jesu an. Weiß hatte nachgewiesen, dass Jesus das Reich Gottes als nahes, aber zukünftiges Weltende im Sinne des von Gott herbeigeführten Endgerichts verstand und nicht als innerseelische Gottesgegenwart, wie es die liberalen Theologen sich dachten.
Schweitzers Werk gilt als weitgehende Widerlegung der liberalen Leben-Jesu-Forschung. Das optimistische Vertrauen in die Rekonstruierbarkeit einer „Persönlichkeit“ Jesu und seiner biografischen Entwicklung hatte sich als unhaltbare Projektion sachfremder Interessen und Prämissen in die NT-Quellen erwiesen."
Quelle: Wikipedia
Anzumerken ist noch, daß sich natürlich die Methoden der HKM seit Schweitzer verfeinert haben und das Bild über die Naherwartung deutlich schärfer geworden ist.
Dem müssen selbst konservative Theologen wie Kaspar Rechnung tragen, auch wenn sie dies mit Euphemismen wie "Verheißungsüberschuss" kaschieren wollen.