Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39Du meinst immer nur ontologisch und eben nicht ontisch.
Vielen Dank für den Link. - Ja, jetzt verstehe ich einen Teil unserer Missverständnisse. - MEIN bisheriges Verständnis von "ontologisch" bezieht sich auf das Wort "Ontologie" = philosophische Disziplin: "Die Ontologie (im 16. Jahrhundert als griechisch ontologia gebildet aus altgriechisch ὄν ón ‚seiend‘ und λόγος lógos ‚Lehre‘, also ‚Lehre vom Seienden‘)
ist eine Disziplin der (theoretischen) Philosophie, die sich mit der Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit befasst" (wik) - "Ontologisch" ist DEMNACH das, was eine Disziplin der Philosophie betrifft. - Ontisch ist demnach das, was das Objekt betrifft - in DIESEM Sinne ist "ontisch" BEIDES, was Heidegger einmal "ontisch" und dann "ontologisch" nennt, da bei ihm beides objekt-bezogen ist.
Wir haben also komplett unterschiedlich definiert. - Nimmt man DEINE Definition, ist in der Tat, was ich "ontisch" nenne "ontologisch" - und das, was Du "ontisch" nennst, wäre bei mir "Wahrnehmungs-Ebene" - oder nicht - ich hasse Übersetzungen. - Mit anderen Worten: Da kommt alles durcheinander.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39Das Problem ist deine Lernresistenz und dass du dich selbst nicht mehr hinterfragst, weil du den Fehler kategorisch bei den anderen vermutest. 831 Treffer für closs und "ontisch" von Anfang an in diesem Forum seit 2013 und du kommst von selbst nicht drauf, dass da was nicht stimmt, und wenn man dich drauf hinweist vergisst du es gleich wieder.
Siehst Du - jetzt springst Du wieder mal zu kurz. - Ich habe hier keinen "Fehler" gemacht, sondern aus einer anderen Tradition heraus definiert (meine obige Definition ist das, was wir in der Uni gelernt haben). - Du machst es Dir zu einfach.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39Ich kopiere es dir gerne noch mal hier her
Da geht es um etwas ganz Anderes - UND: Da hatte Thaddäus recht. - Denn sie hat mich zurecht darauf hingewiesen, dass ich gegen
meine eigene Definition verstoßen hatte:
"Als ontisch bezeichnet man Dasjenige, welches unabhängig vom Bewusstsein als existierend (seiend) angenommen wird.(Duden)
Als ontologisch bezeichnet man das, was die Ontologie betrifft. (Duden)
Es ist also eine ontische Tatsache, dass reale (historische) Ereignisse im Universum stattfinden.
Closs Definition betrifft aber die Ontologie (als philosophische Disziplin), sie ist also eine ontologische Definition".
Da hatte Thaddäus recht: "Ontisch" ist objekt-bezogen, "ontologisch" ist auf die Ontologie als philosophische Diszplin bezogen - genau meine Definition - aber eine ganz andere Definition, als Dein Link sagt.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39Def.: Ontische Authentizität bezeichnet historische Ereignisse, wie sie WIRKLICH waren, also, wie sie wirklich und historisch faktisch stattgefunden haben.
Richtig - das ist das, was ich als "der Fall seiend, egal ob wir es wissen oder nicht" bezeichne. - Das hat aberr NICHTS mit Wahrnehmung unsererseits zu tun - wir nehmen es wahr oder nicht.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
S2 (aus P1, P2 S1):
Da Beobachtungen/Schilderungen eines faktischen (historischen) Ereignisses sich der Faktizität bzw. Authentizität des Ereignisses stets nur annähern können, vermag keine (z.B. historisch-kritische) Analyse von faktischen (historischen) Ereignissen das, was WIRKLICH geschehen ist, eindeutig und zweifelsfrei zu bestimmen.
Korrekt - man kann authentisch dazu sein, aber nicht identisch.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
S3 (aus P1, P2, S1,S2):
Da nie eindeutig und zweifelsfrei bestimmt werden kann, was WIRKLICH geschehen ist, ist jede Analyse eines faktischen (historischen) Ereignisses gleich wahr bezüglich der Rekonstruktion dessen, was WIRKLICH geschehen ist.
Falsch - ganz falsch. - Es müsste heißen: Jede wissenschaftlich fehlerfreie Analyse auf Basis unterschiedlicher, nicht falsifizierbarer Vorannahmen (also der Regelfall in Geisteswissenschaften) ist in Bezug auf ihre METHODISCHEN Ergebnisse gleich wahr, kann aber ontisch (sensu closs) komplett falsch sein. - Ich habe nie etwas anderes gesagt.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
Während S2 korrekt ist, ist S3 inkorrekt geschlussfolgert.
So ist es - nur: S3 ist NICHT die Schlussfolgerung von Closs.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
Closs schlussfolgert mit S3, dass jedes Analyseergebnis im Sinne einer Feststellung dessen, was (historisch) WIRKLICH geschehen ist, gleichberechtigt ist, weil kein Analyseverfahren letztlich eindeutig und zweifelsfrei bestimmen kann, was (historisch) WIRKLICH geschehen ist, sondern es dies nur annäherungsweise vermag.
Nein - ich sage, dass es METHODISCH/WISSENSCHAFTLICH gleichberechtigt ist - nicht ontisch (sensu closs). - Das Problem: Was ontisch (sensu closs) ist, kann man nur glauben (wiewohl es viele Fälle gibt, bei denen wissenschaftliches Ergebnis und ontische Wirklichkeit identisch zu sein scheinen und auch wie selbstverständlich so geglaubt werden: "Adenauer starb 1967" - Aber wir reden hier ja grundsätzlich).
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
Dies verstößt aber offensichtlich gegen P1 und S1, wonach eindeutige, reale historische Ereignis-Fakten existieren (P1), denen man sich annähern kann (S1).
Richtig - siehe "Adenauer starb 1967".
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
Damit ist S3als falsch erwiesen
Nochmals: Richtig - UND: S3 stammt nicht von mir.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
Conclusio:
Da die historisch-kritische Methode durch wissenschaftliche Methodik erst herauszufinden und zu rekonstruieren versucht, was WIRKLICH geschehen ist, die kanonische Exegese aber bereits davon ausgeht, dass bestimmte historische Fakten so, wie sie es annimmt, WIRKLICH geschehen sind, ist die historisch-kritische Methode in jedem Falle vorzuziehen. Denn die kanonische Exegese kann gar nicht rekonstruieren, was WIRKLICH geschehen ist, da sie bereits vorwegnimmt, was WIRKLICH geschehen ist. Damit ist die kanonische Exegese überhaupt kein legitimes exegetisches Verfahren, mit der man herausfinden könnte, was WIRKLICH geschehen ist, da sie eine exegetisch-methodische petitio principii darstellt.
q.e.d.
An diesem Zitat ist einiges falsch oder mindestens schräg - von wem ist es?
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 00:39
In diesem Sinne benutzt auch Heidegger die beiden Begriffe "ontisch" und "ontologisch" und nicht wie du "austauschbar".
Was hat diese Zitat mit "ontisch" und "ontologisch" zu tun? - Davon abgesehen: Ich habe verstanden (und wusste nicht), dass Heidegger "ontisch"/"ontologisch" anders definiert, als wir das gelernt haben. - Wenn ich mich nicht total verlesen habe, hat es Thaddäus hier genauso gelernt wie ich. - Also komplexe Gemengelage.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 01:37
Habe ich schon zig mal gemacht. Zum Beispiel ein Tyrannosaurus Rex, der vor 70 Millionen Jahren ontisch ins Isartal gekackt hat - ganz unabhängig von menschlicher Wahrnehmung - und doch hat es ein Brontosaurus wahrgenommen und sich vernünftig begründigt schleunigst verdrückt. Aber das kommt bei dir nicht an weil: ...
Das kommt bestens bei mir an, weil es meiner Defintion von "ontischer Wirkllichkeit" entspricht.
Andreas hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 01:37
Deswegen kannst du meine oft wiederholte Frage nicht komplett beantworten, weil es diese andere ganz normale Wirklichkeit für dich gar nicht mehr gibt
Doch: Die "normale Wirklichkeit" IST für mich die "ontische (sensu Closs) Wirklichkeit". - Es gibt andere Foristen, die unter "normaler Wirklichkeit" NICHT verstehen, dass ein Brontosaurus dieses gemacht hat oder ob gerade eben ein Sack Reis in China umfällt, sondern was "seine persönliche Wirklichkeit" ist - also subjektive Wahrnehmungs-Wirklichkeit. - Das ist ein Unterschied - und deshalb meine Frage auch an Dich.
Ich frage jetzt mal ganz andersrum: Wie nennst Du das, was Du täglich ganz persönlich erlebst: Wirklichkeit? Oder anders?