Pluto hat geschrieben:Erst recht wenn sie den Anspruch der Wissenschaftlichkeit erheben will.
Das ist eine rein wissenschafts-theoretische Frage, die unterschiedlich beantwortet wird. - Zudem: Die Kanonik WILL nicht als "wissenschaftlich" gelten, sondern ist es je nach wissenschafts-theoretischem Modell oder sie ist es nicht. - Das kümmert die Kanonik nicht - ihr geht es um die Substanz der Sache.
Pluto hat geschrieben:Es gibt Regeln in der wissenschaftlichen Methodik, die gelten für alle, die den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben.
Du kommst aus der Naturwissenschaft - dort hat man das "Gegenlager" des bestätigenden Experiments. - So etwas gibt es in der Geistes-Wissenschaft prinzipiell nicht.
Wenn man "Deine" Wissenschafts-Definitions anwendet, kann man in der Geistes-Wissenschaft allenfalls periphär agieren - man kommt nicht an den Kern, um den es geht. - Du hast also zwei Möglichkeiten:
1) "Ich will, dass die Theologie wissenschaftlich in 'meinem' Sinn ist: Dann ist Theologie in fast allen Bereichen nicht wissenschaftlich, UND WIssenschaft kann innerhalb der Theologie nichts liefern außer periphäre Informationen". - Kann man machen.
2) "Ich will, dass Wissenschaft eine erhebliche oder gar dominierende Rolle in der Theologie spielt: Dann musst Du Deinen wissenschafts-theoretischen Ansatz ändern". - Geht auch.
Was DEFINITIV nicht geht, ist eine Mischung aus beidem:
"Wir verstehen Wissenschaft im streng kritisch-rationalem Sinn der Naturwissenschaft UND wollen damit eine erhebliche oder gar dominierende Rolle in der Theologie spielen". - Es funktioniert nicht.
Es funktioniert nicht, weil der Gegenstand der Bibel meta-naturalistischer Art ist. - Nun kann man dies verwerfen und (weltanschaulich!) postulieren, der Gegenstand der Bibel sei NICHT meta-naturalistischer Art. - Kann man machen. - Aber reden wir von einer volkskundlichen/kulturhistorischen Untersuchung alter Schriften aus Sicht der Spät-Aufklärung (also ebenfalls weltanschaulich unterlegt - geht ja nicht anders), aber wir reden dann nicht von Theologie.
Ich wäre schon zufrieden, wenn Agnostiker und Kubitzaner ganz einfach diszipliniert an das, was sie methodisch tun, und das, was sie damit erreichen können und was nicht, herantreten würden, und daraus redliche Schlüsse ziehen würden. - Das könnte sein:
* "Wir halten an unserer Methodik fest - dann machen wir halt volkskundliche/kulturhistorische Forschung aus Sicht unserer Zeit".
* "Wir wollen eine erhebliche Rolle INNERHALB der Theologie spielen - also nutzen wir die Möglichkeiten der Wissenschafts-Theorie und werden damit zu Theologen".
Aber nicht beides gleichzeitig - es geht redlicherweise einfach nicht.