Frigida oder der Marsch der Blöden?

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#381 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Pluto » Fr 10. Apr 2015, 22:29

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was waren denn die Hintergründe?
Das Gefühl, von der gesellschaftlich-medialen Oberschicht genauso verarscht zu werden wie zu DDR-Zeiten. - Und dieser Frust entlädt sich im schlimmsten Fall über rechtsradikales und ausländerfeindliches Gehabe.
Das Problem ist ein anderes.
Die Ostdeutschen, allen voran die Sachsen sind von den Parteien enttäuscht; sie hatten nach der Wende mehr erwartet. Deshalb meinen sie, mit Demos wie die Pegida mehr erreichen zu können. Es wird sich zeigen, was von Pegida zu halten ist (Strohfeuer oder doch politische Bewegung), wenn im Herbst die Pegida eine eigene Partei auf die Beine stellen wird.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#382 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Fr 10. Apr 2015, 22:49

Pluto hat geschrieben:Die Ostdeutschen, allen voran die Sachsen sind von den Parteien enttäuscht; sie hatten nach der Wende mehr erwartet.
Ja - natürlich. - Das passt ins große Muster.

Pluto hat geschrieben: Es wird sich zeigen, was von Pegida zu halten ist (Strohfeuer oder doch politische Bewegung), wenn im Herbst die Pegida eine eigene Partei auf die Beine stellen wird.
Möglicherweise wird es ein Strohfeuer sein = Abtauchen von Bevölkerungsgruppen ins demokratische Niemandsland.
closs hat geschrieben:"Seit ich weiss, wie Demokratie in der Praxis abläuft, sage ich nichts mehr".

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sven23
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#383 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Sa 11. Apr 2015, 07:43

closs hat geschrieben:Das sind diese Oberschicht-Bonmots, die von den Betroffenen ignoriert werden. - Von Nachdenklichkeit eines Christian Ehring zeugt das nicht.
Wo fängt bei dir die Oberschicht an? Inhaltlich hat er völlig recht. Pegida bereitet den Boden für eine dumpfe Ausländerfeindlichkeit.
Wenn man von der Politik enttäuscht ist, weil man möglicherweise zu den Verlierern einer gesellschaftlichen Entwicklung gehört, dann sollte man das der Politik auch sagen und die Konflikte nicht auf irgendwelchen Nebenkriegsschauplätzen austragen.
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#384 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Sa 11. Apr 2015, 08:30

sven23 hat geschrieben:Wo fängt bei dir die Oberschicht an?
Bei MIR fängt sie woanders an.

sven23 hat geschrieben: Pegida bereitet den Boden für eine dumpfe Ausländerfeindlichkeit.
Ja - das stimmt. - Und als nächstes sollte man halt tiefer gehen.

sven23 hat geschrieben:Wenn man von der Politik enttäuscht ist, weil man möglicherweise zu den Verlierern einer gesellschaftlichen Entwicklung gehört
Das ist zu kurz gesprungen - zwar steht ein Verlierer eher zornig auf, aber es ist nicht der Grund (die Ex-DDRler sind Mangel gewohnt, ohne sich zu beschweren).

Es geht um das, was sich unbeholfen im Wort "Lügenpresse" ausdrückt - eine "Honecker"-Elite in ganz anderer Gestalt. Das ist natürlich ziemlich undifferenziert - aber das Schlagwort-Mäßige ist nun mal das Übliche, wenn man platzt.

sven23 hat geschrieben: dann sollte man das der Politik auch sagen
Genau darüber ist die Entwicklung schon hinaus. - Rückgängig könnte man davon etwas machen, wenn die politische Pegida-Bewegung glückt - sei es autonom oder in einer "AfD-Pegida".

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sven23
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#385 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Sa 11. Apr 2015, 09:03

closs hat geschrieben: Es geht um das, was sich unbeholfen im Wort "Lügenpresse" ausdrückt - eine "Honecker"-Elite in ganz anderer Gestalt. Das ist natürlich ziemlich undifferenziert - aber das Schlagwort-Mäßige ist nun mal das Übliche, wenn man platzt.
Lügenpresse ist zunächst mal ein vom Nationialsozialismus geprägter Begriff und wird von der Pegida auch also solcher bewußt eingesetzt.

closs hat geschrieben: Genau darüber ist die Entwicklung schon hinaus. - Rückgängig könnte man davon etwas machen, wenn die politische Pegida-Bewegung glückt - sei es autonom oder in einer "AfD-Pegida".
Du wirst verstehen, warum ich vor einer "geglückten" Pegida Bewegung etwas Bauchschmerzen habe. Ausgerechnet Bachmann beruft sich auf christlich-jüdische Wurzeln, Humanismus und Aufklärung. Kann man noch offensichtlicher den Bock zum Gärtner machen?
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#386 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Sa 11. Apr 2015, 10:18

sven23 hat geschrieben:Lügenpresse ist zunächst mal ein vom Nationialsozialismus geprägter Begriff
"Kindergeld" auch. - Du gehst am Kern der Sache vorbei.

sven23 hat geschrieben:Ausgerechnet Bachmann beruft sich auf christlich-jüdische Wurzeln, Humanismus und Aufklärung.
Bachmann ist nicht Pegida. - Du solltest die 90 oder 95% "Mitläufer" ins Auge fassen, die nicht dezidiert braun sind, sondern sich aufgrund von Schlagworten angesprochen gefühlt haben. - Es geht nicht darum, Bachmann zu missionieren, sondern diese 90/95%.

Natürlich kann man per Heute-show sich ein selbstgefälliges Bild machen - Munition hat man ja. - Aber es ist nicht problem-lösend. Das Problem ist, dass der mediale Demokratie-Auftritt als honecker-mäßig verstanden wird. - Das kann doch nicht nur an denen liegen, die bei Pegida mitmarschieren (bzw. sich jetzt wieder zurückziehen und ausklinken).

Wenn sich immer mehr Menschen aus der Demokratie ausklinken, muss sich auch die Demokratie hinterfragen.

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#387 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Sa 11. Apr 2015, 10:26

closs hat geschrieben:Du gehst am Kern der Sache vorbei.
Nö, der Begriff wurde von den Nazis denunziatorisch gebraucht und diesem Beispiel folgt die Pegida.

closs hat geschrieben: Bachmann ist nicht Pegida. -
Du könntest auch sagen: Hitler ist nicht Nationalsozialismus. Das sind immer so relativierende und verharmlosende Einwürfe.
Man kann auch sagen: Gerade weil Bachmann an der Spitze war, hatte die Pegida diesen Zulauf.


closs hat geschrieben: Wenn sich immer mehr Menschen aus der Demokratie ausklinken, muss sich auch die Demokratie hinterfragen.
Das liegt aber daran, daß es zu wenig demokratische Mitbestimmung gibt. Dafür muß man halt kämpfen. Auch in einer Demokratie kommt man nicht immer anstrengungslos zu seinem Recht. Das ist nun mal so.
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#388 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 08:36

"Holland Heino und die Rechten" überschreibt die Heute Show den Auftritt von Geert Wilders bei der Pegida.



Allein das Statement eines Sachsen am Schluß ist comedyverdächtig: Ohrenschmaus oder Ohrengraus? :lol:
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#389 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von piscator » Sa 18. Apr 2015, 12:33

closs hat geschrieben:Wenn sich immer mehr Menschen aus der Demokratie ausklinken, muss sich auch die Demokratie hinterfragen.
Ich persönlich glaube nicht, dass sich mehr Menschen aus der Demokratie ausklinken. Das Problem ist, dass die Menschen, die unsere Demokratie ablehnen oder missbrauchen, lautstärker auftreten als früher. Gerade das Gesindel im Dunstkreis um Pegida und ähnliche Bewegungen zeigt deutlich, dass es von unserer Demokratie und unseren Werten nichts hält. Wenn es allerdings ums Geld geht, ist unsere Demokratie schon recht: Kindergeld, Erziehungsgeld, Wohngeld oder alle anderen Arten von Sozialhilfen werden gerne angenommen.

Da sehe ich auch den Ansatzpunkt, diese Menschen zu treffen. Wer Begriffe wie Lügenpresse verwendet, zum andersdenkende Medien zu schmähen oder Hassmails und Drohbriefe an Politiker sendet, hat m.E. den Anspruch auf Transferleistungen des Staates verwirkt. Mich kotzt es an, das Pack, das unseren Staat und dessen Vertreter und Bürger in übelster Weise bedroht, auch noch zu alimentieren.

Und so habe ich für Pegida und ähnliche Bewegungen inzwischen keinerlei Verständnis mehr. Natürlich steht es jedermann frei, zu kritisieren oder auch diesen Staat abzulehnen. Das sollt aber im Rahmen friedlicher Mittel geschehen.
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#390 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 12:55

piscator hat geschrieben:Mich kotzt es an, das Pack, das unseren Staat und dessen Vertreter und Bürger in übelster Weise bedroht, auch noch zu alimentieren.
.
Das ist ja das Paradoxe, daß gerade diese Leute, die sich von einem System, das sie ablehnen, alimentieren lassen und gleichzeitig dies als Schwäche des Staates anprangern.
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