Demian hat geschrieben:Natürlich gibt es Gewalt - und natürlich gibt es Egozentrismus - aber aus Egozentrismus entsteht keine solch bestaunenswerte und großartige Evolution. ( Ein Beispiel: Krebs entsteht im menschlichen Körper, wenn die essentiellen Zellen nicht mehr interagieren, also man könnte sagen: "egozentrisch" werden ... ansonsten sind die Zellen "transzendent" aufeinander bezogen - und auch Heilungsprozesse geschehen so )
So weit sind wir sicher nicht voneinander entfernt.
Wobei ich glaube, dass man genau genommen Selbstbezogenheit und Gemeinschaftssinn nicht gegeneinander ausspielen sollte. Sie erfordern sich gegenseitig, bedingen einander und im richtigen Verhältnis zueinander können Berge versetzt werden. Wenn man so will eine "harmonische Balance", so sehr man darüber im Konkreten auch streiten kann worin diese denn im Einzelfall nun genau besteht.
Der Einzelne braucht die Gemeinschaft, ein isoliertes Individuum verkümmert im Regelfall zumindest psychisch.
Die Gemeinschaft braucht aber auch den Einzelnen. Auch im Gemeinschaftssinn kann man in ein schädliches Extrem verfallen, wenn dies auf Kosten des oder der einzelnen geht. Wenn dem Einzelnen kein eigener Wert und Berechtigung zugestanden wird außer der Funktion für die ganze Gemeinschaft, dann haben wir theoretische Grundlegungen wie bei z.B. faschistische und diktatorische Systeme.
Das ist auch der Grund, warum religiöse Denksysteme auf der politischen Ebene (machtbezogenen Ebene) einen gewissen diktatorischen Kern haben, so rührend und sentimental sie psychologisch auch auftreten können. Wenn ich alles auf einen Gott bezogen definiere, der einzelne für sich selbst nichts mehr sein kann, außer für Gott, dann ist die gesellschaftspolitische Umsetzung dieses Denkens (in Symbiose von Staat und Kirche wie im Mittelalter) schlicht das, was wir in der Kirchengeschichte an Gruseligkeiten AUCH finden können.