Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Sola
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#311 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 17:16

sven23 hat geschrieben: Und außerdem könnnen auch Gläubige in eine Sinnkrise geraten oder depressiv werden. Davor ist niemand gefeit.
Sogar noch viel eher - zumindest wenn sie sich ständig damit auseinandersetzen, (so wie ich es bei einem lebendigen Glauben voraussetze). Nur so kommt man weiter, indem man sich seinen Grenzen - auch der Erkenntnis - stellt.

Schon richtig, was du sagst, aber dann hätte Gott so eine Art Lückenbüßer- oder Seelentrösterfunktion für schlechte Zeiten.
"Lückenbüsser" ist vom Standpunkt eines Atheisten aus gar nicht so schlecht definiert. Es ist quasi die nicht bis ins letzte (menschlicherseits) erkennbare "Spitze" des Denk- und Wertesystems, quasi die "Unbekannte" in der Hypothese, das "X" in der Gleichung. Es ist der Dreh- und Angelpunkt, auf den alles bezogen ist, von dem aus alles seinen Ursprung hat und seinen Sinn erhält, das, was dem "Tohuwabohu" seine "Struktur" gibt und aufrecht erhält, der letzte Urgrund des Seins.
Weil wir den nicht erfassen können, nur teilweise schemenhaft "erahnen", muss er notwendigerweise durch "X" als Lückenbüsser gekennzeichnet werden. Dh bei allen positiven Aussagen über Gott, bei aller Nähe und bei allem Entgegenkommen seinerseits, bleibt doch immer das grundsätzlich "Unfassbare" bewusst zu halten und mit zu reflektieren.
Liebe Grüsse
Sola

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sven23
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#312 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Mi 24. Jul 2013, 12:19

Wenn Leid Ausdruck von Gottferne ist, dann waren die 6 Millionen ermordeten Juden auf einmal kollektiv Gott fern. Aber warum, was konnten die Kinder dafür? Warum hat Gott sich so einfach entfernt?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#313 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Sola » Mi 24. Jul 2013, 12:40

sven23 hat geschrieben:Wenn Leid Ausdruck von Gottferne ist, dann waren die 6 Millionen ermordeten Juden auf einmal kollektiv Gott fern. Aber warum, was konnten die Kinder dafür? Warum hat Gott sich so einfach entfernt?

Deren Mörder waren bestimmt nicht Gott nahe.
Wie in einem anderen Thread auch diskutiert wird, ist die Natur nun mal grausam, im Tierreich für jeden offensichtlich - und der Mensch ist in seinen "niederen Instinkten" auch ein Tier.
Man kann es dem Schöpfer zum Vorwurf machen, dass er die Welt nicht so geschaffen hat, wie wir es uns als "optimal" ausmalen. Aber man kann ihm nicht für die eigenen Verbrechen die Schuld in die Schuhe schieben und sagen: "Du hast nicht verhindert, dass ich morde, also bist du schuld."

Warum Gott den Menschen mit einem "freien" Willen geschaffen hat, kann ich dir nicht sagen - er wird schon seine Gründe dafür gehabt haben; ich vermute mal, das hat etwas damit zu tun, dass er vom Menschen "erkannt" werden will - aber das sind nur Spekulationen. Irgendwann einmal werden wir es genau wissen. (oder, wenn du nicht an Gott glaubst, eben "dumm" sterben - aber dann ist es ja eh egal und kommt auch nicht mehr drauf an ;) )
Liebe Grüsse
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#314 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mi 24. Jul 2013, 13:42

sven23 hat geschrieben:Wenn Leid Ausdruck von Gottferne ist, dann waren die 6 Millionen ermordeten Juden auf einmal kollektiv Gott fern.
Denkfehler. - Das Fakt der Gottferne hat nichts damit zu tun, wen sie unmittelbar trifft. Es handelt sich um eine "globale" Gottferne, so wie es eine globale Klimaerwärmung gibt - die Millionen Menschen in Bangladesh, die jedes Jahr überschwemmt werden, sind nicht die Ursache der Überschwemmungen.

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#315 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pluto » Mi 24. Jul 2013, 17:04

closs hat geschrieben: die Millionen Menschen in Bangladesh, die jedes Jahr überschwemmt werden, sind nicht die Ursache der Überschwemmungen.
Es gibt aber eine ganze Menge Leute die genau so denken, wie z. Bsp. Pat Robertson — hier über die Ursache für das Erdbeben auf Haiti.

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#316 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mi 24. Jul 2013, 17:27

Pluto hat geschrieben:Es gibt aber eine ganze Menge Leute die genau so denken
Tja - das ist das Satanische im Christentum.

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#317 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Do 25. Jul 2013, 06:59

closs hat geschrieben: Denkfehler. - Das Fakt der Gottferne hat nichts damit zu tun, wen sie unmittelbar trifft. Es handelt sich um eine "globale" Gottferne,....

Globale Gottferne? Also ein programmierter Systemfehler.

closs hat geschrieben:

closs hat geschrieben: so wie es eine globale Klimaerwärmung gibt - die Millionen Menschen in Bangladesh, die jedes Jahr überschwemmt werden, sind nicht die Ursache der Überschwemmungen.

Davon abgesehen, daß viele die Klimaerwärmung leugnen, können auf solch eine Idee auch nur Evangelikale kommen. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#318 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Do 25. Jul 2013, 07:30

sven23 hat geschrieben:Globale Gottferne? Also ein programmierter Systemfehler.
Zumindest programmiert. - Gottferne ist nötig, um Gott bewusst erkennen zu können - der 50jährige Sohn, der immer noch in seinem Kinderzimmer wohnt, kennt deshalb seine Mutter nicht besser als der Sohn, der vergleichsfähige Erkenntnis "draußen" sammelt und dann zurückkehrt. - Das "draußen" ist der "Systemfehler".

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#319 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Do 25. Jul 2013, 12:08

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Globale Gottferne? Also ein programmierter Systemfehler.
Zumindest programmiert. - Gottferne ist nötig, um Gott bewusst erkennen zu können - der 50jährige Sohn, der immer noch in seinem Kinderzimmer wohnt, kennt deshalb seine Mutter nicht besser als der Sohn, der vergleichsfähige Erkenntnis "draußen" sammelt und dann zurückkehrt. - Das "draußen" ist der "Systemfehler".

Eieiei, du hast aber immer Vergleiche.
Draußen ist aber notwendig zur Ablösung vom Elternhaus.
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#320 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Do 25. Jul 2013, 12:53

sven23 hat geschrieben:Eieiei, du hast aber immer Vergleiche.
Die meistens hinken, aber mit gutem Willen in ihrem Kern verständlich sind. - Es ist in der Tat so, dass Eigen-Erkenntnis und somit Welt-Erkenntnis und somit Gott-Erkenntnis nicht im Idyll möglich ist, weil man das nur über den Dualismus bekommen kann (drinnen - draußen).

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