Josi hat geschrieben:eine Religion ohne Absolutheitsanspruch sei grundsätzlich unglaubwürdig.
Eine solche Aussage - wenn sie so gemeint ist, wie sie klingt - ist tatsächlich auch für mich der gefährlichste Punkt in einer Religionsdebatte.
Als Schülerin und auch noch als Studentin habe ich ebenfalls nach dem "Absoluten" gesucht.
Es hat lange gedauert, bis ich das Faschistoide in solch einem Suchen erkannt habe.
Man kann es nur in sich ausmerzen, oder in Luft auflösen, wenn man knallehrlich zu sich selber ist.
Trotzdem wollte ich vorher "die" Wahrheit wissen, wollte wissen, "was die Welt im Innersten zusammenhält".
Wer so gepolt ist - und closs ist möglicherweise gleich mir so gepolt -, findet keine Befriedigung, kein Aufatmen, kein Glück, bevor er nicht weiß, was "Die Wahrheit" ist, und was der Kitt ist, der alles zusammenhält - im philosophischen Sinn.
Die meisten fragen nach so etwas nicht, ihnen genügen Antworten der Naturwissenschaft.
Mir haben sie nie genügt, aber ich habe Leute getroffen, die von meinem Schlag sind sozusagen, und daher weiß ich eben, dass viele unterwegs sind, um das, was closs "das Absolute" nennt, zu finden, um ihrem ewigen Unglücklichsein ein Ende zu setzen.
Einige lösen es so, dass sie sich erhängen, weil sie mit dieser Qual nicht mehr leben können, andere suchen Ersatz, eine Art Ersatzdroge.
Ich denke, es gibt für solche "Sucher"-Menschen auch einen Weg, das Faschistoide an diesem absoluten Streben in sich aufzulösen, indem sie sich selber verstehen lernen: was sie eigentlich in Wirklichkeit suchen.
Dass eine bestimmte Religion "die Wahrheit" sei, das habe ich schon als Schülerin abgelehnt.
Aber die Frage, ob es insgesamt eine Wahrheit gibt, die für alle gilt - das hat mich noch nach dem Studium verfolgt.
Heute weiß ich, dass "Wahrheit" erst mal nur ein leeres Wort ist - die Sprachwissenschaft hat mich darüber aufgeklärt.
"Absolut" ist auch ein leeres Wort, das einem vorgaukelt, es gäbe dazu einen sinnvollen Inhalt.
Das war für mich der Befreiungsschlag:
alle diese Worte, die mich so in die Verzweiflung getrieben haben, sind hohle Begriffe, künstliche Begriffe, die gar keine Existenzberechtigung haben.
Wonach aber habe ich
dann gesucht?
Man kann mir schließlich nicht einreden, dass die Frage "nach dem Letzten" nicht real war.