Stromberg hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 20:20
Claymore hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 19:37
Mir ist nach wie vor nicht klar, wie du “simulieren” verstehst.
Das was als "Simulation" eben definiert ist; deine Frage ist also insofern falsch, als dass ich mir ja nun keine eigenen Definitionen erdenke und Begriffen wie Humpty Dumpty (oder closs...

) eine ganz eigene Bedeutung beimesse...
Einen
gewissen Interpretationsspielraum lässt das Wort doch?
Claymore hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 19:37
Ein Quantencomputer kann Operationen durchführen, zu denen ein klassischer Computer nicht fähig ist.
Ohne mir jetzt mehrere Seiten des britischen Papers durchzusehen: Welche Operation ganz konkret kann ein klassischer Computer nicht simulieren?
Wenn man nach der Theorie geht, kann ein Quantencomputer eine Wahrscheinlichkeitsverteilung mit irrationalen Wahrscheinlichkeiten realisieren. Wenn wir ein Qubit cos(θ) |0〉 + sin(θ) |1〉 haben mit θ = 75°, dann messen wir mit Wahrscheinlichkeit p = (2+√3)/4 den Wert |1〉und mit Wahrscheinlichkeit 1 - p den Wert |0〉. Selbst mit einem Zufallsgenerator ausgestattet, der mit Wahrscheinlichkeit p = 0,5 den Wert 1 oder 0 liefert, kann ein klassischer Computer eine solche Wahrscheinlichkeitsverteilung nur annähern.
Außerdem kann bei wiederholten Messungen von Zuständen (|0〉|0〉 + |1〉|1)/√2 ein klassischer Computer die statistische Korrelation zwischen dem Auslesen des ersten Slots und des zweiten Slots nur “simulieren”, wenn wir genügend Zeit lassen, damit eine klassische Kommunikation möglich ist. Für beliebige Messzeiten t
1 < t
2 des ersten Slot und des zweiten kann ein klassischer Computer den Quantencomputer nicht simulieren.
Das ist die Theorie (beim ersten Beispiel haben wir das Problem, dass ein tatsächlicher QC nicht beliebige Präzision erreicht, er ist fehlerbehaftet). Wenn man sagt, dass einen nur die Praxis interessiert, dann gilt halt, dass es keinen KC geben kann, der, sagen wir, einen QC mit 300 Qubits simulieren kann. Zu sagen, dass ein KC einen QC simulieren kann, muss teilweise die Theorie und teilweise die Praxis ignorieren.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 19:37
Und bezogen auf das eigentliche Thema: Wenn man einmal um des Arguments willen annimmt, dass der Materialismus wahr ist, warum sollte man denken, ein klassischer oder ein Quantencomputer könnte Bewusstsein erzeugen, wenn er das Gehirn simuliert?
Weil eine Simulation, so sie das, was es zu simulieren gilt korrekt simuliert, zum gleichen Resultat führt?
Das Resultat einer korrekten Simulation ist Wissen/Information über einen Zustand eines realen System, den man nicht beobachten kann oder will (z. B. weil der interessante Zustand in der Zukunft liegt). Das Resultat einer Simulation ist aber nicht der tatsächliche Effekt, den ein reales System verursacht (“Simulation von Regen macht niemand nass”). Warum sollte man (auch unter der Annahme, der Materialismus sei wahr) nicht annehmen, dass das Bewusstsein ein Effekt des Gehirns ist?
Claymore hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 19:37
Auch die perfekteste Simulation von Regen macht niemanden nass.
Auch die perfekte Simulation von Luftbewegungen weht niemanden weg; doch kann sie so sie gut genug ist und relevante Parameter korrekt berücksichtigt werden einen Windkanal obsolet machen.
Ja, das stimmt. Ich sehe nur nicht, inwieweit das ein Gegenargument sein soll. Es ist ja nicht so, dass du nur behauptest, in der Zukunft könnte man das Verhalten eines Menschen simulieren, ergo vorhersagen. Das wäre zwar immer noch eine sehr starke Behauptung, aber deutlich moderater als dass die Simulation auch Bewusstsein
erzeugt. Claymore hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 19:37
Es steckt also die Annahme dahinter, irgendeine Form von Informationsverarbeitung wäre identisch mit subjektivem (phänomenalen) Bewusstsein.
Ganz genau.
Warum man das annehmen soll, ist bis jetzt noch völlig unklar.
I. Ü. finde ich es erstaunlich, dass du selbst natürliche Zahlen wie 3 oder 5 nur als eine Abstraktion ansiehst, während du keine Probleme damit hast, Informationsverarbeitung als konkret gegeben (real, nicht abstrakt) anzusehen.
Warum sollte, wenn 3 und 5 eine Abstraktion des menschlichen Intellektes sind, dies nicht auch auf die Bits in einem Computer zutreffen? Aber wenn der menschliche Intellekt nichts weiter als Informationsverarbeitung ist, dann ist er auch selbst eine Abstraktion. Damit beißt sich die Katze selbst in den Schwanz – wer ist da noch konkret, der abstrahieren kann?
Der menschliche Intellekt abstrahiert sich selbst in die Existenz. Da kann man dann auch an die Seele glauben – ich sehe den Fortschritt nicht.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 13. Aug 2019, 19:37
Aber welche?
Wüssten wir das jetzt und heute, gäbe es die Diskussion nicht.
Irgendeine Vermutung müssen doch die Vertreter der “computational theory of mind” haben? Die harte Arbeit, das ganze auch zu beweisen, bliebe dann eh noch.
Soll es eher ein Kontinuum sein, so dass schon eine einfache Logikschaltung “ein klein wenig” Bewusstsein hat, ein AMD Ryzen Threadripper 2990WX “etwas mehr” und das menschliche Gehirn “viel”? Oder ist es eher ein abrupter Übergang? Wenn ja, wo würde man diesen grob vermuten?